Sudrøyene

Sudrøyene

Die Hebriden (englisch: Hebrides [ˈhebrɪdiːz], altnordisch Sudrøyene) sind eine Inselgruppe bis zu 50 Kilometer vor der Nordwestküste Schottlands.

Karte der Hebriden mit farblicher Kennzeichnung der Inneren und Äußeren Hebriden

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Archipel teilt sich morphologisch wie politisch in die Äußeren Hebriden (auch bekannt als Western Isles) und die Inneren Hebriden, getrennt durch den Little Minch und den North Minch sowie die Barrapassage. Sie erstrecken sich über mehr als 200 km Länge von etwa 59°N 6°W bis 56°N 8°W und bilden für die Küste des schottischen Hauptlandes einen Wall vor dem Atlantik. Von den rund 500 Inseln mit insgesamt 7.285 km² sind nur die größeren rund 70 bis 80 Inseln, nach anderen Angaben nur etwa 50, besiedelt. Viele dieser Inseln haben nur geringe Einwohnerzahlen.

Geologie

Die Inseln bauen sich aus verschiedenen, aber hauptsächlich alten (ab dem Präkambrium), kristallinen Gesteinstypen, wie Granit, darunter der ortsspezifische Lewis-Granit, Gneis oder Schiefern auf. Im inneren Inselbereich herrschen neben Gneisen und Graniten tertiäre Vulkanite (Basalt) vor.

Die eiszeitliche Überformung hinterließ, trotz der geringen Höhe über dem Meeresspiegel, einen vielfältigen alpinen Formenschatz, dem auch die mehr als 100 Seen zuzurechnen sind. Höchster Punkt der Gruppe ist der Sgurr Alasdair (993 m ü. NN) in den Black Cuillins auf der Insel Skye, zweithöchster Gipfel ist der Ben More (966 m ü. NN) auf der Isle of Mull.

Klima

Die Hebriden liegen unter dem Einfluss fast ständiger feuchter, kühler Westwinde. Dennoch herrscht ein mildes Klima ohne besondere Temperaturschwankungen, da die Ausläufer des Golfstromes bis hierhin reichen. Die Temperatur schwankt zwischen 4 oder 5 °C im Januar und 12 bis 16 °C im Sommer, bei häufigem Regen, insgesamt über 1.000 mm bis 1.200 mm im Jahr. Harter Frost ist seltener und weniger intensiv als zum Beispiel in London. Auch Schneefall kommt üblicherweise nur an rund 30 Tagen im Jahr vor. Das prägnanteste Wetterelement ist der andauernde Wind. Durchschnittliche tägliche Windgeschwindigkeiten von über 20 km/h und Tageshöchstwerten von 50 bis 85 km/h zu jeder Jahreszeit sind die Regel. Für seltene Kälteeinbrüche sorgen östliche, trockene Frühlingswinde, wenn sich stabile Hochdruckgebiete über Skandinavien ausbilden, sowie arktische Luftmassen.

Boden und Vegetation

Tritt nicht das nackte Gestein zu Tage, trägt die eher kahle Landschaft eine überwiegend dünne Bedeckung von Torf und endlosen Mooren oder ist von grünen, saftigen Wiesen und Heide bedeckt. Auch an den Küstenstrichen wechseln sich weiße Sandstrände mit felsigen Partien ab. Größere Waldflächen existieren nur auf vereinzelten Inseln, da die Bodenmächtigkeit äußerst gering ist. Die eiszeitliche Gletscherbedeckung sorgte für einen vollständigen Verlust der Humusschicht, und die Neubildung von Boden findet nur sehr langsam und unter erschwerten Bedingungen statt. Dazu sind die beiden hauptsächlich vorkommenden Bodenarten entweder sehr sauer oder stark alkalisch und somit düngemittelbedürftig und verlangen nach Aufkalkung. Deshalb sind nur rund 100.000 Hektar als Ackerland in der Nutzung.

Verwaltungsgliederung

Während die Äußeren Hebriden als Western Isles einen eigenen Verwaltungsbezirk bilden, sind die Inneren Hebriden zweigeteilt und gehören zwei schottischen Councils der Hauptinsel an. Der nördliche Teil mit Skye, den Small Isles sowie einigen kleineren Inseln nahe Skye wie Oronsay, Raasay und Scalpay liegen im Bereich des Highland Council. Die südliche Gruppe umfasst Mull, Islay, Jura, die Slate-Inseln und die Treshnish-Inseln neben einigen weiteren Inseln um Mull. Sie gehören zum Argyll and Bute Council.

Geschichte

Die Vorgeschichte und Geschichte der Hebriden ist die meiste Zeit über eng mit der auf der Hauptinsel Schottlands verbunden (siehe Geschichte Schottlands). Lediglich zur Zeit des Königreichs Dalriada und des Earltums auf Orkney gehörten die Inseln eine Zeit lang zu Irland (bis 572) bzw. Norwegen (bis 1266). Im 10. und 11. Jahrhundert bildete sich dort eine gälisch-nordische Mischkultur, die Gall–Ghaedil. Im 13. Jahrhundert endete die skandinavische Oberherrschaft. Später bildeten die Hebriden den zentralen Teil des vom Clan MacDonald kontrollierten Lordship of the Isles. Dies war ein gälisches Unterkönigtum, das zu seinen Hochzeiten fast die ganze Westküste Schottlands und Teile Nordirlands umfasste. Die kleine Hebrideninsel Iona war der Hauptsitz, der Heilige Columban der Schutzpatron. Man knüpfte wieder an Dalriada an.[1]

Iona war ab 563 das schottische Zentrum der von Irland ausgehenden Christianisierung. Auf Skye, der Hauptinsel der Inneren Hebriden, zeigt das Museum of the Isles die Geschichte der Hebriden von der Ankunft der Kelten bis zur Gegenwart. Das Museum liegt im Park der Burg Armadale, dem Stammsitz des Clans der MacDonalds.

Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft

Lokale Rohstoffvorkommen für den regionalen und überregionalen Handel stellen der Torf, Sand, Stein, zum Teil als Split und einige Mineralien dar. Auch Kelp wird vermarktet. Nur wenige landwirtschaftliche Produkte sind für die Wirtschaft von größerer Bedeutung. Wichtig sind die Whiskyherstellung und die Viehzucht (Rinder, Schafe) mit den daraus gewebten Wollstoffen, darunter der bekannte Harris Tweed. Weiterhin gibt es einen nennenswerten Fischfang, und der Tourismus erfuhr in den letzten Jahrzehnten einen starken Aufschwung.

Verkehr

Zwischen den Hauptinseln und mit dem Festland gibt es regelmäßige Fähr- und Fluglinien, die allerdings recht teuer und wetteranfällig sind. Nachdem 1946 Autofähren eingeführt worden waren, wurde in das Straßennetz der einzelnen Inseln verstärkt investiert. Auf den Hauptverkehrsadern verkehren Linienbusse, im Nebenverkehr werden kleine Postbusse eingesetzt. Einige dicht benachbarte Inseln wurden mit Brücken und/oder Dämmen verbunden. Auch die Insel Skye verfügt mit der Skye Bridge seit 1996 über eine direkte Straßenanbindung zum schottischen Festland.

Bevölkerung

Auf einigen Inseln der Hebriden, vor allem auf Skye und auf Lewis, wird von einem Teil der insgesamt knapp 60.000 Einwohner noch Schottisch-Gälisch gesprochen. Nachdem die Zahl der Gälisch Sprechenden lange Zeit zurückging, ist sie seit einigen Jahren annähernd konstant; auf den Äußeren Hebriden sprechen vielerorts mehr als 70 Prozent der Bevölkerung Gälisch.

Ihre Eigenarten und Lebensgewohnheiten stellt Lillian Beckwith in ihrem Roman Die See zum Frühstück anschaulich dar.

Sehenswürdigkeiten

Old Man of Storr
  • Barpa Langais (Cairn)
  • Callanish I bis XVI (Steinkreise auf Lewis)
  • Clach An Truishal (Menhir auf Lewis)
  • Dun Carloway (Broch auf Lewis)
  • Finlaggan (Menhir auf Islay)
  • Pobull Fhinn (Steinkreis auf North Uist)
  • Old Man of Storr (50 Meter hohe Felsnadel auf Skye)

Sonstiges

Als „Neue Hebriden“ wurde ein zunächst französisch verwaltetes, später souveränes Atoll im Südpazifik bezeichnet, das heute den Namen Vanuatu trägt.

Literatur

  • Michael Newton: A Handbook of the Scottish Gaelic World. Dublin 2000
  • Pat Rogers (Hrsg.): Journey to the Hebrides. Yale University Press, New Haven 1993, ISBN 0-300-05210-3
    enthält:
  • Maria-Claudia Tomany: Destination Viking und Orkneyinga saga. Probleme der Geschichtsschreibung und regionalen Identität in Orkney. München 2007, ISBN 978-3-8316-0417-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tomany S. 41. f.

57.833333333333-77Koordinaten: 57° 50′ N, 7° 0′ W


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