Suai

Suai
Subdistrikt Suai
Suai (Osttimor)
Red pog.svg
Traditionelle Hütte in Suai Loro
Hauptstadt Suai
Fläche 302,60 km²[1]
Einwohnerzahl 25.164 (2010)[1]
Sucos Einwohner (2010)[2]
Beco 3.578
Camenaça 3.493
Debos 11.444
Labarai 2.911
Suai Loro 3.738
Übersichtskarte

Verwaltungsgliederung von Cova Lima

Lage des Distrikts Cova Lima

Suai ist die Hauptstadt des osttimoresischen Distrikts Cova Lima und des Subdistrikts Suai.

Inhaltsverzeichnis

Der Ort

Orte und Flüsse in Suai

Suai hat 8.243 Einwohner (2010).[3] Er besteht aus einer Ansammlung mehrerer Siedlungen, die im Suco Debos eine geschlossene Siedlung bilden. Zu ihnen gehören Ahinarai (Ahi Na Rai), Bonuc und Orun. Das Zentrum liegt etwas landeinwärts von der Timorsee, auf einer Meereshöhe von 13 m,[4] etwa 80 km in Luftlinie südwestlich der Landeshauptstadt Dili im Suco Debos, der auch als „urban“ klassifiziert ist. Auf der verhältnismäßig gut ausgebauten Straße, die in Suai endet, sind es über Aileu und Ainaro nach Dili 138 km. Das Siedlungszentrum Suai verfügt über zwei Vorschulen, zwei Grundschulen (darunter die Escola Primaria Catolica Ave Maria Suai),[5] zwei vorbereitenden Schulen für die Sekundärstufe, eine Sekundarschule, einen ausgebauten Hubschrauberlandeplatz, ein Krankenhaus, ein kommunales Gesundheitszentrum und eine Polizeistation.[6] Neben der alten Kirche, in der das Kirchenmassaker von Suai stattfand, steht der Rohbau eines beeindruckenden, neuen Kirchenbaus, der bereits in der Besatzungszeit begonnen wurde. Die Kirche soll 2011 fertig gestellt werden. Der Flughafen von Suai liegt im Suco Labarai.[7]

In Suai wurde 1950 Basílio do Nascimento geboren, der seit 1996 der erste Bischof des Bistums Baucau ist.

Der Subdistrikt

Der Subdistrikt bildet das Zentrum Cova Limas an der Küste der Timorsee. Östlich liegt der Subdistrikt Zumalai, westlich die Subdistrikte Tilomar, Fohorem und Maucatar. Im Norden grenzt Suai an den Distrikt Bobonaro mit seinen Subdistrikten Lolotoe und Bobonaro.

Suai teilt sich in fünf Sucos: Beco (Beco I), Debos (Debus), Labarai (Labarat), Camenaça (Kamenasa, Cabanaza, Camenaca, Camenaça, Camenasse, Camenassa) und Suai Loro.

In Holbelis gibt es eine große Höhle, in der Fledermäuse und Affen leben. Früher wurde hier die alte animistische Religion praktiziert. Von der Verehrung von Göttern und Geistern zeugen Gravuren in den Felsen am Eingang der Höhle.[8]

Der Subdistrikt hat etwa 25.164 Einwohner (2010,[1] 2004: 21.539[9]). Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher des Tetum Terik, eines Dialekts der Amtssprache Tetum. Der Altersdurchschnitt beträgt 18,7 Jahre (2010,[1] 2004: 18,1 Jahre[10]).

52 % der Haushalte in Suai bauen Maniok an, 52 % Mais, 47 % Gemüse, 47 % Kokosnüsse, 23 % Reis und 10 % Kaffee.[2]

Geschichte

Suai auf der Karte Pigafettas von 1521
Frau am Webstuhl in Suai

Suai und Camenaça waren früher traditionelle Reiche Timors, die von einem Liurai regiert wurden. Mündlichen Überlieferungen nach waren beide dem Liurai von Fohorem untergeordnet und tributpflichtig. 1522 berichtet ein Mitglied der Magellanexpedition, Antonio Pigafetta, von vier Hauptkönigen auf Timor, die Brüder waren: Oibich, Lichisana, Suai und Cabanaza. Suai bildete wahrscheinlich mit Camenaça (Cabanaza) ein Doppelreich, das Wehale (von Pigafetta hier Oibich genannt) tributpflichtig war. Suai erscheint auch auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte. Camenaça taucht hier nicht auf.[11][12]

Während des Krieges von Manufahi verbündete sich 1895 der Liurai von Suai mit Dom Duarte, dem Liurai von Manufahi gegen die portugiesischen Kolonialherren. 1900 kapitulierte Manufahi. Suai war schon vorher besiegt worden.[13]

Im Oktober 1911 kam es zur Rebellion von Manufahi. Der portugiesische Militärposten in Suai wurde am 8. Dezember 1911 aus Angst vor den Aufständischen geräumt. Am 29. Dezember suchten 1.200 Timoresen aus Angst vor portugiesischen Repressalien Schutz in der damals niederländischen Enklave Maucatar. Unter ihnen der Liurai von Camenaça und sein Gefolge. Die Rebellion dehnte sich schnell in der gesamten Region aus und konnte erst im April 1912 endgültig niedergeschlagen werden.[13]

Der kleine Hafen Becos an der Timorsee spielte während der Schlacht um Timor im Zweiten Weltkrieg eine wichtige Rolle für den Nachschub der Alliierten und als Evakuierungspunkt.

Erst in den letzten Jahren der portugiesischen Kolonialzeit wurde die Distriktverwaltung nach Suai in Debos verlegt. Suai bot mit seiner Ebene Flugzeugen die Möglichkeit zu landen, zudem hatte es Zugang zum Meer und war damit für Schiffe erreichbar.

Um den Angriffen der indonesischen Armee 1976 zu entgehen, flohen die Einwohner von Suai entweder nach Maucatar oder versteckten sich ein paar Tage in ihren Anpflanzungen, bevor sie sich den Invasoren ergaben.[14] Die Serious Crimes Unit der UNTAET berichtete, dass in Suai während der indonesischen Besatzungszeit sogenannte Rape Houses existierten.

Im Vorfeld des Referendums zur Zukunft Osttimors wurde am 20. August 1999 in Suai eine Veranstaltung der Unabhängigkeitsbefürworter von pro-indonesischen Milizen angegriffen. Nachdem sich die Wähler im Referendum für die Unabhängigkeit entschieden hatten, kam es landesweit zu Gewaltausbrüchen der Milizen. Einer der schlimmsten Vorfälle war das Kirchenmassaker von Suai (siehe unten).

Die Vereinten Nationen entsandten aufgrund des Terrors der Milizen am 20. September 1999 eine militärische Eingreiftruppe unter Führung Australiens, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollte. Am 10. August starb in Suai ein nepalesischer UN-Soldat im Kampf mit einer Miliz nahe der Grenze zu Westtimor. Am Morgen des 3. Januars 2008 wurden bei Bandenkämpfen im Dorf Ukun Nain sieben Häuser angezündet. Verletzt wurde niemand.[15] Von der Nationalpolizei wurden acht Verdächtige verhaftet, darunter drei Polizisten.[16]

Das Kirchenmassaker von Suai

Gedenksteine an das Massaker
Die Kirche, Schauplatz des Massakers

Am 6. September 1999 verübte die pro-indonesische Miliz Laksaur in der Kirche Nossa Senhora do Rosario ein Massaker an Zivilisten. Zwei Tage nach Bekanntgabe des Ergebnisses des Unabhängigkeitsreferendums, bei der sich die deutliche Mehrheit der Osttimoresen für die Loslösung von der Besatzungsmacht Indonesien aussprachen attackierte die Miliz die Kirche, in der sich mehrere hundert Flüchtlinge versammelt hatten. So der Bericht der International Commission of Inquiry on East Timor der Vereinten Nationen. Dabei soll die Miliz von regulären indonesischen Soldaten unterstützt worden sein.

Die Angreifer stürmten in die Kirche und griffen die Anwesenden mit Macheten, Messern und Schusswaffen an. In den Privatraum von Pater Hilario feuerten sie mit automatischen Waffen und warfen eine Handgranate. Der Pater und zwei weitere Priester gehörten zu den ersten Opfern.[17] Nur 26 Opfer, die auf der anderen Seite der Grenze im indonesischen Westtimor begraben wurden, konnten identifiziert werden. Laut Augenzeugen liegt die Opferzahl deutlich höher. Man geht von bis zu 200 Toten aus.[18]

Fünf indonesische Beamte versuchte man für dieses Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen: Oberstleutnant Liliek Kusardiyanto, Hauptmann Ahmad Syamsudin, Leutnant Sugito, Polizeioberst Gatot Subiaktoro und Distriktchef Herman Sedyono. Die Vereinten Nationen beschuldigte 16 Personen, darunter diese fünf in einer Anklageschrift der Anklagebehörde Serious Crimes Unit in Dili, insgesamt 27 Verbrechen gegen die Menschlichkeit inklusive Mord, Massenmord, Vertreibung, Folter und Deportation.

Einer der Sub-Commander (Danki) der Laksaur-Miliz Maternus Bere wurde im August 2009 verhaftet, als er aus Westtimor, wo er nun lebte, in Suai zu Besuch war. Er hatte in der Kirche eine Zeremonie für seinen verstorbenen Vater besucht. Einheimische erkannten ihn und lynchten ihn beinahe. Bere kam in das Becora-Gefängnis in Dili. Allerdings war Bere zu dieser Zeit bereits indonesischer Staatsbürger und Sekretär eines indonesischen Subdistrikts, weswegen das Nachbarland Protest gegen die Verhaftung erhob. Nur drei Wochen später wurde Bere wieder freigelassen und fand Zuflucht in der Botschaft Indonesiens in Dili. Ende Oktober wurde er nach Indonesien abgeschoben. Justizministerin Lúcia Lobato bestätigte, dass die Entlassung aus politischen Gründen erfolgte.[19] Vereinte Nationen, die Katholische Kirche, die Opposition und ein Großteil der Bevölkerung verurteilten die Freilassung.

Städtepartnerschaften

Einzelnachweise

  1. a b c d Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English)
  2. a b Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch)
  3. Direcção Nacional de Estatística: Preliminary Result of Census 2010 English
  4. Fallingrain.com: Directory of Cities, Towns, and Regions in East Timor
  5. Liste der Wahllokale zu den Parlamentswahlen in Osttimor 2007 (PDF-Datei; 118 kB)
  6. UNMIT: Timor-Leste District Atlas version02, August 2008
  7. Satellitenbilder
  8. Cova Lima District Development Plan 2002/2003 (englisch; PDF-Datei; 2,24 MB)]
  9. Direcção Nacional de Estatística Census 2004
  10. Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004
  11. TIMOR LORO SAE, Um pouco de história
  12. East Timor - PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR
  13. a b History of Timor – Technische Universität Lissabon
  14. „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  15. Daily Telegraph, 3. Januar 2008, Houses torched in East Timor unrest
  16. Suara Timor Lorosae, 8. Januar 2008, Suai case, 3 PNTL members detained
  17. The Age, 5. November 2009, How an alleged war criminal in East Timor escaped justice
  18. Masters of Terror: Suai church massacre
  19. MSN news, 8. September 2009, ETimor militia leader's release a 'political decision': minister
  20. Webseite des Außenministeriums Osttimors

Weblinks


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