Stéphane Dion

Stéphane Dion
Stéphane Dion

Stéphane Dion, PC (* 28. September 1955 in Québec) ist ein kanadischer Politiker, Soziologe und Autor. Nach einer akademischen Karriere ging Dion in die Politik. Seit 1996 ist er Abgeordneter im Unterhaus und vertritt den Wahlkreis Saint-Laurent—Cartierville in der Stadt Montreal. Unter den liberalen Premierministern Jean Chrétien und Paul Martin war er Minister für Beziehungen zu den Provinzregierungen und Umweltminister. Vom 2006 bis 2008 war er Vorsitzender der Liberalen Partei und Oppositionsführer; es gelang ihm jedoch nicht, die konservative Minderheitsregierung abzulösen.

Inhaltsverzeichnis

Studium und akademische Karriere

Er ist das zweitälteste von fünf Kindern des Politikwissenschaftlers Léon Dion und der in Frankreich geborenen Immobilienmaklerin Denyse Dion (geborene Kormann). Stéphane Dion wuchs in der Stadt Québec auf. An der Universität Laval studierte er Politikwissenschaft, an der von seinem Vater mitbegründeten Fakultät.[1] 1977 bzw. 1979 erhielt er Abschlüsse als BA und MA. Seine Dissertation war eine Analyse der Wahlkampfstrategien der Parti Québécois (als Student hatte er die separatistische Bewegung unterstützt).

Anschließend lebte Dion zusammen mit seiner zukünftigen Ehefrau Jeanine Krieber vier Jahre lang in Paris. Dort studierte er Soziologie an der Académie des sciences morales et politiques und am Institut d'études politiques de Paris. Nach einer kurzen Tätigkeit als Assistent an der Universität Moncton wurde er 1984 als Assistenzprofessor an die Universität Montreal berufen. Er lehrte dort bis Januar 1996, wo er sich auf die organisatorische Analyse und Theorie der Staatsverwaltung spezialisierte. 1990/91 hatte er eine Gastprofessur bei der Brookings Institution.[2]

Im April 1986 heiratete er Janine Krieber; im selben Jahr reiste das Paar nach Peru, wo sie ihre einzige Tochter Jeanne adoptierten.[3] Zwischen 1987 und 1995 veröffentlichte Dion mehrere Bücher und Artikel über politische Themen, öffentliche Verwaltung und Management.[4] Dion war 1994/95 Gastprofessor im Laboratoire d'économie publique de Paris und von 1990 bis 1993 Redakteur des Canadian Journal of Political Science.

Abgeordneter und Minister

Premierminister Jean Chrétien war im Hinblick auf anstehende Nachwahlen auf der Suche nach profilierten Kandidaten für sein Kabinett. Am 25. Januar 1996 ernannte er Dion zum Minister für die Beziehungen zwischen Bundes- und Provinzregierungen. Genau einen Monat später wurde Dion im Wahlkreis Saint-Laurent–Cartierville problemlos gewählt. Bei den Unterhauswahlen 1997, 2000, 2004 und 2006 gelang ihm jeweils die Wiederwahl.

Dion blieb bis zu Chrétiens Rücktritt am 12. Dezember 2003 im Amt. Als Paul Martin die Regierung übernahm, entließ er Dion, da Chrétiens Kabinett wegen eines Korruptionsskandals in Misskredit geraten war und er sich von den früheren Ministern distanzieren wollte. Die Liberale Partei musste bei den Unterhauswahlen 2004 besonders in Québec Verluste hinnehmen und konnte nur noch eine Minderheitsregierung bilden. Damit diese Provinz trotz allem in der Regierung vertreten blieb, wurde Dion am 20. Juli 2004 zum Umweltminister ernannt.

Parteivorsitzender und Oppositionsführer

Nachdem die Liberalen die Wahlen 2006 verloren hatten und die Regierungsverantwortung an die Konservativen überging, musste Dion am 12. Februar 2006 als Minister zurücktreten. Paul Martin gab den Parteivorsitz ab und Dion präsentierte sich als Kandidat für dessen Nachfolge. Am Parteitag am 6. Dezember 2006 erreichte er im ersten und zweiten Wahlgang jeweils nur das drittbeste Ergebnis. Er konnte jedoch Bob Rae und Michael Ignatieff hinter sich lassen und wurde schließlich eher überraschend im vierten Wahlgang gewählt.

Bei den vorgezogenen Neuwahlen im Oktober 2008 gelang es den Liberalen nicht, die Konservative Partei von Premierminister Stephen Harper als stärkste Partei abzulösen. Die Pattsituation blieb bestehen; die Liberalen verloren wiederum Sitze, während es den Konservativen ein weiteres Mal nicht gelang, eine Mehrheit zu erringen. Dion kündigte daraufhin an, er werde als Parteivorsitzender zurücktreten, sobald die Delegiertenversammlung einen Nachfolger bestimmt habe; als Termin war der Mai 2009 vorgesehen.

Harper setzte seine Minderheitsregierung fort, sah sich aber schon nach wenigen Wochen angesichts der Finanzkrise massiver Kritik an seinem wirtschaftspolitischen Kurs ausgesetzt. Die Oppositionsparteien kündigten für den 8. Dezember 2008 ein Misstrauensvotum gegen Harper an. Bei erfolgreichem Ausgang hätten die Liberalen und die Neuen Demokraten mit Duldung des Bloc Québécois eine Koalitionsregierung gebildet, mit Dion als Interims-Premierminister. Harper beantragte daraufhin bei Generalgouverneurin Michaëlle Jean die Aussetzung der Parlamentsarbeit bis Ende Januar 2009, vier Tage vor dem geplanten Misstrauensvotum nahm sie Harpers Antrag an. [5] Am 10. Dezember 2008 trat Dion weitaus früher als geplant zurück, die Parlamentsfraktion bestimmte Michael Ignatieff als interimistischen Vorsitzenden.

Weblinks

 Commons: Stephane Dion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Antoine Robitaille: „Dion contre Dion“; in Le Devoir, 9. Dezember 2006
  2. Prime Minister announces new Ministry, Privy Council Office, 25. Januar 1996
  3. Jeff Heinrich: „Stéphane Dion, unmasked“, The Gazette, 18. Dezember 2006
  4. Liste der Publikationen von Stéphane Dion, Parlamentsbibliothek (2006)
  5. Harper wehrt sich gegen Sturz - Kanadas Premier schickt Parlament in Zwangsurlaub, Süddeutsche Zeitung, 5. Dezember 2008.

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