Stuttgarter Ballett

Stuttgarter Ballett
Staatstheater Stuttgart, Opernhaus im Schlossgarten

Das Stuttgarter Ballett zählt seit Beginn der 1960er Jahre zu den weltweit führenden Ballettensembles. Dieses Renommee begründete der Ballettdirektor John Cranko mit bekannten Choreografien und seinem Ensemble. Nach Crankos Tod im Jahr 1973 übernahm Marcia Haydée die Leitung. Seit 1996 ist Reid Anderson Intendant der Stuttgarter Compagnie.

Geschichtlicher Überblick

Die Ballett-Tradition in Stuttgart geht bis zum Jahr 1609 am Württembergischen Hof zurück. Choreografen und Direktoren wie Jean Georges Noverre (1759–1766), Filippo Taglioni (1824–1828), August Brühl (1891) und Oskar Schlemmer (1916–1922) schufen für die Compagnie in Stuttgart Werke und bauten eine kleine Truppe auf.

1958

Nicholas Beriozoff wurde 1958 zum Ballettdirektor ernannt. Er schuf eine solide Basis mit Produktionen aus dem klassischen Repertoire.

1961

Walter Erich Schäfer, der Generalintendant der Württembergischen Staatstheater, ernannte John Cranko zum Ballettdirektor des Balletts der Württembergischen Staatstheater. Mit John Cranko begann in Stuttgart die Blütezeit des Balletts. Am Anfang schuf Cranko kleine Choreografien und sammelte eine Gruppe von Tänzern um sich, unter denen auch Egon Madsen, Richard Cragun, Birgit Keil, Susanne Hanke und vor allem die junge brasilianische Tänzerin Marcia Haydée waren.

Dezember 1962

Mit der Uraufführung von Crankos Romeo und Julia gelang der Durchbruch zum Weltruhm für Cranko, Haydée und die gesamte Truppe. Von Kritikern und vom Publikum gefeiert, läutete diese Produktion die große Ära des Stuttgarter Balletts ein. Es folgten kleine choreografische Arbeiten wie unter anderem Jeu de Cartes, Opus 1 und Initialen R.B.M.E sowie die Handlungsballette Der Widerspenstigen Zähmung, Onegin und Carmen. Er lud auch George Balanchine, Kenneth MacMillan und Peter Wright ein, Ballette für seine Compagnie zu choreografieren und aufzuführen. Mit zunehmendem Ruhm begann das Stuttgarter Ballett Tourneen in der ganzen Welt durchzuführen.

1969

Während des ersten Gastspiels der Compagnie in New York begannen Kritiker, vom „Stuttgarter Ballettwunder“ zu sprechen. Weitere Tourneen, wie zum Beispiel nach Israel, Frankreich und in die Sowjetunion, sicherten den Weltruhm der Truppe und ihres Choreografen und Direktors. Außerdem ermutigte Cranko seine Tänzer, selbst zu choreografieren und setzte sich für die Stuttgarter Noverre-Gesellschaft ein, die auch heute noch junge Choreografen unterstützt. Die Liste der Choreografen, die ihre ersten Ballette in Stuttgart schufen, und fast alle Mitglieder der Compagnie waren, beinhaltet unter anderem Jiří Kylián, John Neumeier, William Forsythe, Uwe Scholz, Renato Zanella und Christian Spuck. Ein weiterer Schritt zur Förderung des Ballett-Nachwuchses durch Cranko war 1971 die Gründung der John Cranko-Schule.

1973

Zwölf Jahre nach seiner Ankunft in Stuttgart starb John Cranko am 26. Juni 1973 unerwartet auf dem Rückflug einer USA-Tournee. Nach Einnahme einer Schlaftablette erlitt Cranko während des Flugs einen allergischen Schock und verstarb. Die Compagnie versammelte sich und beschloss, das Lebenswerk ihres Mentors zu erhalten und weiterzuführen.

1976

Nach einem zweijährigen Interregnum mit dem amerikanischen Choreografen Glen Tetley als Ballettdirektor übernahm Marcia Haydée die künstlerische Leitung des Stuttgarter Balletts. Unter Haydée wuchs das Repertoire des Stuttgarter Balletts erheblich. Choreografen wie Maurice Béjart und Hans van Manen sowie John Neumeier, Jiří Kylián, William Forsythe und Uwe Scholz schufen neue Werke für die Truppe. Darüber hinaus zog Marcia Haydée eine neue Generation von Tänzern auf und hob das technische Niveau der Truppe. Nach 35 Jahren verabschiedete sich Marcia Haydée 1996 von ihrer Truppe und ihrem Publikum.

September 1996

Reid Anderson, der 1969 von John Cranko engagiert wurde und 17 Jahre lang als Solist des Stuttgarter Balletts tanzte, übernahm die künstlerische Leitung der Compagnie. Von 1986 bis 1996 verfolgte Anderson eine Karriere als Ballettdirektor in Kanada. Als Anderson nach Stuttgart zurückkehrte, verjüngte er die Compagnie mit 21 jungen Tänzern, die dem Stuttgarter Ballett neue Energie verliehen. Andersons erste zwei Spielzeiten waren sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum ein Erfolg. Acht Uraufführungen und neun Erstaufführungen haben das Repertoire der Compagnie bereichert.

2006

Reid Anderson erhielt den Deutschen Tanzpreis 2006. Mit der Auszeichnung, die am 11. Februar 2006 verliehen wurde, werde auch die Bedeutung der Stuttgarter Compagnie gewürdigt, teilte der Verein zur Förderung der Tanzkunst in Deutschland mit. Den Tanzpreis „Zukunft“ 2006 erhielten der Stuttgarter Hauschoreograph Christian Spuck sowie die ersten Solisten Alicia Amatriain und Jason Reilly.

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