Bahnstrecke Zinnowitz–Peenemünde

Bahnstrecke Zinnowitz–Peenemünde
Zinnowitz–Peenemünde
Bahnstrecke Peenemuende.png
Kursbuchstrecke (DB): 194
Streckennummer: 6774
Streckenlänge: 12,8 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Legende
   
13,3 Raketenversuchsanstalt Peenemünde
   
12,8 Peenemünde (ehem. Bf)
   
10,3 Peenemünde Nord
   
8,4 Karlshagen Bahnhofshalle
   
7,3 Karlshagen Siedlung
Haltepunkt, Haltestelle
6,6 Karlshagen
   
4,6 Trassenmoor Lager
Haltepunkt, Haltestelle
3,0 Trassenmoor
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
von Wolgast
Bahnhof, Station
0,0 Zinnowitz
Strecke – geradeaus
nach Heringsdorf

Die Bahnstrecke Zinnowitz–Peenemünde ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn im Nordwesten der Insel Usedom. Bekanntheit erlangte sie vor allem als Werkbahn Peenemünde, um die Heeresversuchsanstalt Peenemünde an das deutsche Eisenbahnnetz anzuschließen. Der Betrieb wird heute von der Usedomer Bäderbahn durchgeführt, die auch die Infrastruktur betreibt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Elektrischer Triebwagen der ehemaligen Werkbahn in Peenemünde
Endbahnhof Peenemünde Dorf (heute Peenemünde) um 1993

Die Strecke entstand Mitte der 1930er Jahre zusammen mit der Heeresversuchsanstalt, als die Wehrmacht einen geeigneten Standort für ihre Raketentests suchte. Da der so genannte „Peenemünder Zipfel“ kaum besiedelt und zu drei Seiten von Wasser umgeben war, wurde das Gelände für geeignet befunden und der Bau veranlasst. Als Werksanschluss sollte die neu zu errichtende Bahn vor allem dem Transport von Gütern sowie von Militärangehörigen dienen. Nach rund einjähriger Bauzeit konnte diese am 28. Juli 1937 in Betrieb gehen, die Fahrt war für Zivilisten jedoch untersagt, führte die Bahn doch in militärisches Sperrgelände.

Die Strecke beginnt am Bahnhof von Zinnowitz, wo Anschluss an die Strecke Heringsdorf–Wolgast besteht. Die Strecke fädelt anschließend nach Norden aus und führt parallel zur Usedomer Nordküste über Karlshagen bis zum Südrand der ehemaligen Heeresversuchsanstalt. Kurz vor dieser schwenkt die Bahn nach Südwesten und führt zum Endbahnhof Peenemünde am gleichnamigen Peenestrom.

1941 erfolgte die Elektrifizierung der Bahn mit 1200 Volt Gleichspannung und Oberleitung. Der elektrische Betrieb beschränkte sich allerdings wie der Personenverkehr lediglich auf die Stammstrecke und wurde nicht durchgebunden. Zum Einsatz kamen 15 Triebzüge, die der Baureihe ET 167 der Berliner S-Bahn ähnelten. Dementsprechend mussten die einzelnen Halte daraufhin mit Hochbahnsteigen ausgerüstet werden.

Zug der UBB im Bf Zinnowitz nach Peenemünde

Nachdem bereits noch vor Kriegsende die ersten Wagen nach Thüringen versetzt wurden sowie einige einem Bombenangriff zum Opfer fielen, verfügte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) am 21. April 1946 die Einstellung des gesamten elektrischen Betriebs in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Die Anlagen wurden daraufhin demontiert und wie die verbliebenen Wagen als Reparationsleistungen in die Sowjetunion gebracht. Der Verkehr erfolgte daraufhin mit Dampfzügen, die ab 1955 auch für den öffentlichen Verkehr freigegeben wurden. Da diese einen niedrigeren Einstieg hatten, als die elektrischen Wagen, wurden die Bahnsteige zurückgebaut. An einigen Stellen, wie etwa am Haltepunkt Karlshagen Siedlung, sind sie bis heute noch vorhanden.

Ab Mitte der 1960er begann die schrittweise Umstellung von Dampfzügen, meist von Lokomotiven der Baureihe 86 gezogen, auf Dieselbetrieb.

Die kommenden Jahre zeichneten sich allerdings durch den zunehmenden Verfall der Strecke aus, so dass die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h beschränkt werden musste. Daraufhin erfolgte bis 1980 eine erste Sanierung der Strecke, die vor allem außerhalb der Saisonzeiten durchgeführt wurde.

Bahnhof und Ort Peenemünde lagen weiterhin im Sperrgebiet der Armee, so dass nur ausgewählte Reisende die Strecke bis dort benutzen konnten. Die Züge standen allerdings im normalen Kursbuch der Deutschen Reichsbahn.

Nach der Wende drohte ein Ende des Betriebs, da die Reichsbahndirektion Schwerin 1992 die Stilllegung des gesamten Inselnetzes beim Landtag beantragte. Als Folge dessen wurde am 1. August 1993 das Projekt Usedom gegründet, aus dem 1994 die heutige Usedomer Bäderbahn hervorging. Diese übernahm ab dem 1. Juni 1995 den Personenverkehr auf der Insel und begann in der Folgezeit mit der Sanierung der Strecke. Nach rund zwei Jahren wurde diese abgeschlossen, wodurch die Züge wieder mit 80 km/h auf der Strecke entlang fahren können.

In den ersten Betriebsjahren fuhr die UBB mit anderswo freigewordenen Schienenbussen der DR (im Volksmund „Ferkeltaxen“ genannt). Diese wurden ab 2000 durch Triebwagen der Baureihe 646 ersetzt. Vier Jahre später kehrte außerdem einer der elektrischen Triebwagen der Werkbahn zurück und dient heute als Ausstellungsstück des historisch-technischen Informationszentrum in Peenemünde. Der Wagen wurde zuvor als 426 002 bei der Bundesbahn geführt.

Siehe auch

Literatur

  • Ludger Kenning: Die Usedomer Bäderbahn. Kenning. 2. Auflage, Nordhorn 2010. ISBN 978-3-933613-51-6
  • Günther Klebes: Die Inselbahnen Deutschlands in alten Ansichten. Zaltbommel 1987, ISBN 90-288-2003-5.
  • Bernd Kuhlmann: Eisenbahnen auf Usedom. Alba. 3. Auflage, Düsseldorf 2005. ISBN 3-87094-241-X
  • Bernd Kuhlmann: Peenemünde – das Raketenzentrum und seine Werkbahn. GVE. 2. Auflage, Berlin 2003. ISBN 3-89218-081-4

Weblinks


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