Strich-Chapell

Strich-Chapell

Walter Strich-Chapell (* 28. Juli 1877 in Stuttgart; † 17. Juli 1960 in Sersheim) war ein deutscher Kunstmaler.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Walter Strich-Chapell wurde am 28. Juli 1877 in Stuttgart geboren, wuchs in Stuttgart auf und besuchte dort die Schule. Sein Vater, Ferdinand Strich-Chapell, war Redakteur und unter dem Pseudonym August Kratzberger Illustrator beim Schwäbischen Merkur, später beim Württembergischen Generalanzeiger. Die Familie stammt aus Aachen (französisch Aix la Chapelle). Dort legte sich sein Großvater den Doppelnamen Strich-Chapell zu. Walter Strich-Chapell besuchte das Karls-Gymnasium in Stuttgart, musste jedoch die Schule aufgeben, als sein Vater 1891 41-jährig starb.

Anschließend begann Strich-Chapell in Stuttgart auf Wunsch seines Vormunds eine Lehre als Dekorationsmaler und trat dann nach der Gesellenprüfung eine Stelle als Theatermaler am Königlichen Residenztheater in Stuttgart an. 1895 besuchte er neben seiner beruflichen Tätigkeit die Kunstgewerbeschule in Stuttgart und belegte einen Kurs für die Ausbildung zum Zeichenlehrer.

In seiner Freizeit malte und zeichnete er. Dabei lernte er in Besigheim, Landkreis Ludwigsburg, "an einem schönen Sommertag" den in Karlsruhe lehrenden Maler Gustav Schönleber kennen. Schönleber erkannte Strich-Chapells Begabung und verhalf ihm zu einem Stipendium. So konnte Strich-Chapell 1897 ein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe aufnehmen. Er begann in der Zeichenklasse von Robert Pötzelberger und wurde im Jahre 1900 Meisterschüler von Gustav Schönleber, mit dem ihn bald ein freundschaftliches Verhältnis verband. Mit Schönleber kam er 1901 auf einer Studienreise auch nach Sersheim, Landkreis Ludwigsburg. Der Stromberg, das Mettertal und Sersheims Kirchturm wurden zu Lieblingsmotiven des Malers.

In dieser Zeit befasste er sich auch mit der Lithografie. 1904 nahm Strich an einem Lithografie-Wettbewerb des Teubner-Verlages in Leipzig teil und gewann einen Preis von einigen Tausend Mark. Mit diesem Preisgeld kaufte er in Sersheim einen "steinigen Acker" und plante und baute die "Villa im Park".

1904 heiratete er die Sängerin Maria Leipheimer.

Seit 1901 kam er mit seinem Lehrer Schönleber häufig zum Malen nach Sersheim. Bei solchen Gelegenheiten entstanden viele Bilder von Sersheim und seiner Umgebung.

Außerdem malte er mit Schönleber in Holland und Belgien. 1923 unternahm er mit Alexander Kanoldt eine mehrmonatige Reise nach Olevano in Italien. Wieder in Sersheim, malte er zahlreiche Bilder mit Motiven von der Schwäbischen Alb. Dabei war er sehr mit der Gegend um Meßstetten, heute Zollernalbkreis, verbunden. Er verbrachte viele Jahre lang einige Wochen in Meßstetten. Dort erhielt er auch den Auftrag, Bilder für die 1913 von Architekt Professor Martin Elsäßer im Jugendstil errichtete Kirche zu schaffen. Sie fielen 1960 einer Umgestaltung der Kirche zum Opfer, als man damals die Stilrichtung Strich-Chapells nicht mehr schätzte.

Über seine Beziehung zur Schwäbischen Alb und zu Meßstetten äußerte er sich 1954 so: "Mich zog es immer wieder hinauf auf die Alb, vor allem auf die rauhe Alb, in die Gegend von Meßstetten, Ebingen. Hier war ich immer wieder zu finden, denn ich suchte von Anfang an die ursprüngliche Natur in ihren Stimmungen im Wechsel der Jahres- und Tageszeiten darzustellen, die Natur, unberührt vom Menschen und von den Veränderungen, die durch seiner Hände Werk ihr aufgedrückt wurden."

Seine Frau Maria Leipheimer starb 1936.

1937 heiratete er eine Nichte seiner Frau, Hildegard Lödel, die schon seit den zwanziger Jahren den Haushalt des Künstlerpaares geleitet hatte.

Noch im Alter, als er wegen eines Hüftleidens schon im Rollstuhl saß, arbeitete er unermüdlich. Da er nicht mehr gehen konnte, malte er viele Stillleben und Landschaften aus dem Gedächtnis.

1952, an seinem 75 Geburtstag, wurde ihm "in Würdigung seiner Verdienste um das Kunstschaffen und die Kunstpflege der Heimat" der Titel "Professor" verliehen. An seinem 80. Geburtstag wurde er zum Ehrenbürger der Gemeinde Sersheim ernannt.

Walter Strich-Chapell starb am 17. Juli 1960 in Sersheim und wurde im dortigen Familiengrab beigesetzt.

Werk

Bei jeder eingesessenen Familie in Sersheim hängt ein "Strich-Bild". Bilder Strich-Chapells hängen auch im Landratsamt des Zollernalbkreises in Balingen und in der Städtischen Galerie Albstadt. Bei Sammlern begehrt sind Strich-Chapells Bilder von schwäbischen Landschaften.

Literatur

(1) Kunsthaus Schaller (Hrsg.): Walter Strich-Chapell, Stuttgart 1985

(2) Kultur- und Sportamt der Stadt Bietigheim-Bissingen (Hrsg.): Walter Strich-Chapell, Bietigheim-Bissingen 2003 ISBN 3-927877-56-5

Ausstellungen

Siehe Literatur (1) bis 1985

  • 1985 Kreishaus Ludwigsburg: Walter Strich-Chapell 1877 - 1960
  • 2003/2004 Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen: Walter Strich-Chapell Retrospektive

Beim Rathaus von Sersheim, im Steinhaus von 1479, befindet sich ein Gedächtnisraum, der von Frau Anneliese Hildebrand 1985 eingerichtet wurde und von ihr ehrenamtlich betreut wird.


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