Straßenfußball

Straßenfußball

Der Straßenfußball (engl. streetsoccer) ist eine Alternative zum Fußballspiel, kann aber auch als eine eigene Sportart angesehen werden. Er wird meist auf öffentlichen „Straßenplätzen“ (Betonuntergrund) gespielt, woraus sich der Name ableitet. Straßenfußball ist vor allem in ärmeren Ländern (Afrika, Südamerika) sehr beliebt, da für seine Ausübung nur primitive Mittel erforderlich sind. So ist der Ball meist aus Lederresten gefertigt – die Tore werden oftmals durch Markierungen am Boden gebildet. Oft reicht schon ein Zaun oder eine Mauer als Spielfeldbegrenzung. Damit kann Straßenfußball in fast allen Regionen der Erde gespielt werden und zählt wohl zu den beliebtesten Sportarten der Welt, obwohl es gar keine anerkannte Sportart ist. Viele Fußballer verdanken ihre Karriere nicht zuletzt dem Spielen auf der Straße, weil sie oft in ärmlichen Verhältnissen (z. B. in Brasilien, Nigeria oder Argentinien) aufgewachsen sind.

Inhaltsverzeichnis

Regeln

Jedes Team hat 4 Spieler/innen und bis zu 4 Auswechselspieler/in. Der/die Auswechselspieler/in darf beliebig oft ein- und ausgewechselt werden. Es gilt der fliegende Wechsel. Das Spielfeld ist 15 Meter lang und 10 Meter breit. Die Tore haben etwa die Größe eines Eishockeytores. Die Spieldauer beträgt zwischen 10 und 15 Minuten. Beim Einwurf wird der Ball eingerollt. Im Normalfall gibt es fast keine Regeln, da kein Schiedsrichter vorhanden ist. Die beiden Teams müssen sich also verständigen und selbst entscheiden, wann Foul gespielt wurde und wann nicht. Gerade dies macht u. a. den Reiz des Straßenfußball aus, da nur die spielerischen Fähigkeiten gefragt sind und ein Spiel entscheiden können. Zusätzlich gibt es verschiedene Spielvarianten, die das Spiel interessanter machen sollen und so Abwechslung bieten können.

Spielvarianten

Panna K.O.

Beim sogenannten „Panna K.O.“ treten zwei Spieler im direkten Duell gegeneinander an. Ziel des Spiels ist es, dem Gegner einen „Panna“ zuzufügen, d. h., den Spieler bei offener Beinstellung den Ball durch die Beine zu spielen, im Fußballjargon auch „tunneln“ oder „Beini“ genannt. Doch der Panna ist nur abgeschlossen, wenn man als „tunnelnder“ Spieler den Ball auch nach dem Panna wieder bekommt. Ist diese Bedingung auch noch eingetreten, hat der „getunnelte“ Spieler automatisch verloren. Kann dieser jedoch den Ball für sich gewinnen, wird weitergespielt. Zeitlich gesehen gibt es kein Limit, außer bei offiziellen Turnieren.

Fußballtennis

Ein bei Jugendlichen ebenfalls sehr beliebtes Spiel ist das Fußballtennis, was auf einer Mischung zwischen dem bekannten Tennis und Fußball beruht. Zwei Parteien (die Spieleranzahl ist von einer pro Seite bis auf unbegrenzt ausdehnbar) spielen über ein Badminton- oder Tennisnetz. Ziel dabei ist es, den Ball ohne Berühren des Bodens so lange zwischen den beiden Seiten hin- und herzuspielen, bis dieser auf irgendeiner der beiden Spielhälften aufklatscht. Die Partei, bei der das Spielgerät nicht den Boden berührt, erhält einen Punkt. Es gibt zudem zahlreiche Variationen: Oft wird auch mit Tennisbällen gespielt, da diese noch schwerer zu kontrollieren sind. Fast jede erdenkliche Art eines Balls wird benutzt. Jedoch haben alle Spiele gemeinsam, dass genau wie beim Fußball alle Körperteile (außer der Hand) zur Hilfe genommen werden dürfen.

King of the Ring

Beim weniger verbreiteten „King of the Ring“ spielt eine undefinierte Menge von Spielern in einem abgegrenzten Bereich gegeneinander. Jeder dieser Spieler führt einen Ball am Fuß. Ziel des Spiels ist es, als Letzter von allen Teilnehmern seinen eigenen Ball am Fuß zu führen. Die anderen kann man dabei rauswerfen, indem man ihr Spielgerät in den Bereich außerhalb der Markierungen schießt. Zum Spiel werden mindestens drei Leute benötigt, nach oben ist auch hier keine Grenze. Jedoch sollte die Anzahl der Spieler wohl bedacht werden, da ja auch ein dementsprechend großes Areal zum Spielen benötigt wird.

"Königsschießen" oder "Wandschießen"

Ein vor allem in der Schule beliebtes Spiel ist das „Königsschießen“. Eine beliebige Anzahl von Spielern versammelt sich vor einer Mauer und stellt eine Nummerierung auf, in dessen Reihenfolge gespielt wird. Spieler 1 beginnt, in dem er den Ball gegen einen beliebigen Punkt auf der Mauer (oder eine andere, senkrechte und harte Fläche) schießt. Der von der Wand abprallende Ball muss von Spieler 2 mit einer Ballberührung wieder gegen die Mauer geschossen werden. Hat er das geschafft, muss Spieler 3 wieder gegen die Mauer treffen etc. Wer die Spielfläche nicht trifft (oder nicht mit einem Ballkontakt) ist ausgeschieden. Es wird solange gespielt, bis nur noch ein Spieler übrig ist, der dann gewonnen hat.

„Keep up“ oder „Hochhalten“

Beim „Keep up“ (in Deutschland besser als „Hochhalten“ bekannt) stehen die teilnehmenden Personen meist in einem Kreis herum. Ein Ball wird bei der Spieleröffnung von einem beliebigen Spieler ohne Benutzung der Hände in die Luft gespielt. Dabei kann er einen der Mitspieler anspielen, aber auch sich selbst den Ball vorlegen. Nun müssen alle Spieler, die mit dem Ball in Berührung kommen, in der Luft halten, ohne dass er den Boden berührt. Es sind alle Körperteile außer den Händen erlaubt. Um das Spiel noch schwerer zu machen, wird oft auch nur mit einem Ballkontakt gespielt (oft auch als One-Touch bekannt). Das heißt, dass der Spieler, der gerade den Ball hat, diesen sofort an einen der anderen Spielen muss. Bei einer zweiten Berührung wäre er ausgeschieden. Ebenso sind Personen ausgeschieden, nach deren Berührung der Ball auf den Boden fällt.

Hoch hinein

Hoch hinein oder Luftkönig ist ein ebenfalls sehr populäres Spiel in Deutschland. Zunächst wird zwischen den Teilnehmern einer ausgelost, der als erster ins Tor muss. Dabei kann man verschieden Losmethoden benutzen, z. B. das bekannte Stein-Schere-Papier. In einigen Fällen entscheidet sich jedoch einer der Spieler, freiwillig ins Tor zu gehen. Dies könnte oft auch damit verbunden sein, dass der erste Torwart immer einen Punkt mehr als die übrigen Spieler hat. Dann beginnt das eigentliche Spiel: Die Akteure versammeln sich vor dem Torwart. Nun beginnen diese, ähnlich wie beim Hochhalten, den Ball in der Luft zu halten. Auch hier gibt es verschieden Versionen, bei denen z. T. auch der Kontakt des Spielgerätes mit dem Boden erlaubt ist. Ziel des Spiels ist es, den Ball im Tor unterzubringen. Einzige Bedingung dabei: Jedes Tor muss nach einem direkten Schuss aus der Luft (Volley) erzielt werden. Hierbei ist ebenso zu beachten, dass sich der schießende Spieler den Ball nicht selbst vorlegen darf, also ist er auf die Mitarbeit der Konkurrenten angewiesen. Trifft der Spieler unter den genannten Bedingungen ins Tor, verliert der aktuelle Torwart einen Punkt. Sollte der Spieler den Ball am Tor vorbeischießen oder den Ball nach einer Berührung mit dem Boden direkt ins Tor schießen, wird er gegen den aktuelle Torwart ausgetauscht und muss nun selbst Tore verhindern. Es gibt einige Bedingungen, die den Spieler, der eigentlich ins Tor müsste retten. Diese werden von den Spielern vor dem Spiel festgelegt und müssen nicht zwangsweise gelten. Letztlich bleibt es dem Spielenden selbst überlassen, mit welchen Regeln er spielt:

  • Er schießt den Ball mit der Hacke neben das Tor.
  • Er schießt den Ball per Fallrück- oder Seitfallzieher neben das Tor.
  • Er köpft den Ball neben das Tor.
  • Er trifft beim Schussversuch Latte oder Pfosten, von wo aus der Ball ins Aus geht.

Auch für den Torwart gibt es eine Bedingung, unter der er sofort das Tor verlassen darf und wieder als Aktiver versuchen kann, Tore zu erzielen:

  • Er köpft den Ball nach dem Kontakt eines anderen Spieler so, dass er entweder ein- oder zweimal auf den Boden klatscht. Die Anzahl der Kontakte mit dem Boden hängt von den vorher ausgemachten Regeln ab.

Zusätzliche Regeln (Mustische Regeln):

Es gibt einige Regeln, die die Spieler vereinbaren können, um das Spiel möglichst fair zu halten. Darunter zum Beispiel:

  • Jeder Spieler muss versuchen einen anderen Spieler davor zu retten ins Tor zu müssen. Versucht ein Spieler es nicht, so muss dieser ins Tor.
  • Schießt der Torwart einen Spieler absichtlich an, sodass der Ball ins Aus fliegt, so muss der Spieler nicht ins Tor.
  • Der Spieler der am nächsten zum Ball steht ist dazu verpflichtet den Ball zu holen.

Das Spiel ist beendet, sobald alle Spieler (bis auf einen) all ihre Punkte verloren haben. Der Letzte, der noch einen oder mehr Punkte besitzt, ist der Gewinner.

Elfmeter-Rittern

Ähnlich wie das Hochhalten funktioniert das Elfmeter-Rittern, nur geht es hier nicht um Volley-Schüsse, sondern um Elfmeter. Die Teilnehmeranzahl beim Elfmeter-Rittern ist unbegrenzt. Zu Beginn des Spiels geht zumeist ein Freiwilliger ins Tor, der entweder einen Punkt mehr hat oder in der ersten Runde keine Punkte verlieren kann. Verschießt ein Schütze bzw. wird der Ball vom Torhüter gehalten, muss der Schütze in der nächsten Runde ins Tor, der Torhüter reiht sich wieder in die Schlange der Schützen ein. Der aktuelle Torhüter kann, je nach Regeln, bei jedem Elfmeter einen Punkt verlieren oder nur einen Punkt pro Aufenthalt im Tor bis er wieder hält. Hat der Torhüter seinen letzten Punkt verloren, bleibt er solange im Tor, bis der erste Schütze nicht trifft. Sieger ist derjenige, der als letztes noch Punkte auf seinem Konto hat.

Wettbewerbe

Die erste Straßenfußball-Weltmeisterschaft (offiziell streetfootballworld festival 06) wurde als offizieller Bestandteil des Kunst- und Kulturprogramms der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Berlin ausgetragen. Veranstalter war streetfootballworld, ein weltweites Netzwerk für den Straßenfußball. Sieger wurde das Projekt Mathare Youth Sports Association aus einem Slum in Nairobi, Kenia.

Eine Weltmeisterschaft für Obdachlose gibt es seit 2003 unter dem Namen Homeless World Cup. Damals fand das Turnier im österreichischen Graz statt. Seitdem wechselt der Austragungsort der alljährlich stattfindenden Veranstaltung.

Die Deutschen Meisterschaften im Straßenfußball gibt es seit dem Jahr 2006. Vor allem sozial Benachteiligte aus den unteren Gesellschaftsschichten sollen durch das Turnier in den Fokus der Öffentlichkeit gelangen. Immer wieder haben sich bekannte Persönlichkeiten hinter die Veranstaltung gestellt. So war der ehemalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder Schirmherr der Austragung 2007, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder repräsentierte das Event in seiner Heimatstadt Hannover im September 2008 und der amtierende Bundesliga-Torschützenkönig Grafite überreichte den Siegerpokal 2009. Sogar Bundestrainer Joachim Löw trat 2010 als Repräsentant der sozialen Veranstaltung auf. [1]

Informationen zu den Deutschen Meisterschaften und zur Teilnahme der deutschen Nationalmannschaft am Homeless World Cup gibt es bei Anstoß! Bundesvereinigung für Soziale Integration durch Sport e. V.[5]

Produkte

Inzwischen gibt es zum Sport Straßenfußball mehrere Computer- und Konsolenspiele auf dem Markt, unter Anderem die Serie FIFA Street von der Spieleentwicklerfirma EA Sports.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fußball ist mehr! Sonderbeilage zur 5. Deutschen Fußballmeisterschaft der Wohnungslosen, Hinz&Kunzt 209/Juli 2010
  2. Deutsche Meisterschaften 2008 in Hannover
  3. Deutsche Meisterschaften in Gifhorn 2009
  4. Deutsche Meisterschaft auf dem Schlossplatz ein großer Erfolg
  5. Deutsche Beteiligung am Homeless World Cup

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