Straße des Lebens

Straße des Lebens
Lokomotive für Eisenbahntransporte über den zugefrorenen See

Die Straße des Lebens (russisch Доро́га жи́зни) war eine Eisstraße über den Ladogasee, über den im Zweiten Weltkrieg das von der Wehrmacht eingeschlossene Leningrad in den Wintern 1941/42 und 1942/43 durch die Rote Armee versorgt wurde. Sie ermöglichte neben der Versorgung auch die Evakuierung von mehr als einer Million Menschen, von Kunstwerken und Industrieanlagen. Die Eisstraße trug die Bezeichnung Militärische Autostraße Nummer 101.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Münze zur Erinnerung an die „Straße des Lebens“ aus dem Jahr 2000
US-Propagandafilm über die Straße des Lebens, 1943. (Englisch)

Die Straße wurde erstmals am 10. November 1941 mit Pferdeschlitten befahren. Kurz darauf wurden Lastkraftwagen eingesetzt. Im ersten Winter konnte die Straße 152 Tage bis zum 24. April 1942 für Transporte genutzt werden, 514.000 Leningrader und 35.000 verwundete Soldaten verließen die Stadt über den zugefrorenen See.

Wegen ihrer Lage auf dem offenen See wurde sie durch Flugabwehrkanonen und Jagdflugzeuge verteidigt. Da die Nutzung durch Artilleriebeschuss und Luftangriffe lebensgefährlich war, wurde sie auch Straße des Todes genannt.

Im Jahr 1942 wurde eine 29 km lange Ölpipeline durch den See gelegt.[1] Im folgenden Winter konnte die Straße erst am 20. Dezember mit Schlitten genutzt werden, ab Heiligabend 1942 dann auch von schweren Fahrzeugen. Im Dezember wurde außerdem mit dem Bau einer Eisenbahnstrecke auf dem Eis begonnen, um die Transportkapazität des Korridors zu erhöhen. Auch im Winter 1942 verließen wieder viele Menschen die belagerte Stadt über die Straße, sodass insgesamt etwa 1,3 Mio. Menschen evakuiert werden konnten.

Ab 12. Januar 1943 versuchte die Rote Armee mit der Operation Iskra die Belagerung Leningrads erneut zu sprengen, nachdem ein anderer Versuch im September 1942 gescheitert war (→ Sinjawinsker Operation). Im Ergebnis dieses Angriffs gelang es bis zum 18. Januar 1943 am Südufer des Ladoga-Sees einen wenige Kilometer schmalen Zugang zur Stadt zu öffnen. Durch diesen legte man eine behelfsmäßige Eisenbahntrasse. Da diese jedoch noch immer im Wirkungsbereich der deutschen Artillerie lag und es zudem keine befestigten Straßen in dem Gebiet gab, musste auch weiterhin auf die Straße über den See zurückgegriffen werden, auch wenn diese ihre ursprüngliche Bedeutung nun verloren hatte. Erst mit der Leningrad-Nowgoroder Operation (14. Januar – 1. März 1944) gelang der Roten Armee die endgültige Freikämpfung aller Verkehrswege nach Leningrad.

Gedenken

Kilometerstein zur Erinnerung an die Straße des Lebens

Heute erinnern zahlreiche Gedenksteine entlang des Ladogasees an die Straße des Lebens. Der Beginn der Eisstraße wird durch die monumentale Skulptur „Aufgebrochener Ring“ markiert. Am Ende der Straße, direkt am Seeufer der ehemaligen Landestelle befindet sich ein Museum.

Literatur

  • Jörg Ganzenmüller: Doroga schisni: Leningrads Lebensader im Zweiten Weltkrieg. In: Sankt Petersburg: Schauplätze einer Stadtgeschichte (Hrsg. Karl Schlögel, Frithjof Benjamin Schenk, Markus Ackeret). Campus-Verlag, Frankfurt 2007, ISBN 3-593-38321-7, S. 175–189.

Einzelnachweise

  1. Дорога жизни (Russisch)

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