Stoewer

Stoewer
Emblem
Stoewer von 1910
Stoewer Sedina Cabriolet 1937–1940
Kühlerfigur Stoewer Sedina 1937–1940

Stoewer war ein von 1858 bis 1945 in Stettin ansässiges Unternehmen. Es wurde vorwiegend als Auto- und Fahrradhersteller bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Das Unternehmen wurde 1858 von Bernhard Stoewer in Stettin als Feinmechanische Reparaturwerkstatt gegründet. Im gleichen Jahr wurde auch mit der Produktion von Nähmaschinen begonnen.

Ab 1893 wurde die Produktion von Fahrrädern und ab 1903 auch die Herstellung von Schreibmaschinen aufgenommen.

Im Jahre 1896 wurde das Stettiner Eisenwerk Bernhard Stoewer sen. ausgegründet, das die Stammfirma mit Teilen für die Fahrradproduktion belieferte und zusätzlich mit der Produktion von Gussöfen begann. Gleichzeitig wurde das Stammwerk unter dem Namen Nähmaschinen- und Fahrräder Fabrik Bernhard Stoewer in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Im Jahre 1899 wurde das Eisenwerk von den Söhnen (Bernhard Stoewer jun. und Emil Stoewer) übernommen, und in Gebrüder Stoewer, Fabrik für Motorfahrzeuge umbenannt. Im gleichen Jahr wurde als erstes Modell der Große Stoewer Motorwagen vorgestellt. Stoewer gehört damit zu den Pionieren des Autobaus in Deutschland.

Ab 1916 wurde auch das Eisenwerk unter dem Namen Stoewer-Werke in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In den Folgejahren machte sich das Unternehmen einen Namen als Kleinserienhersteller hochwertiger und sportlicher Luxuswagen, die auf Augenhöhe mit Horch und Mercedes konkurrierten. Stoewer versuchte nie auf dem Massenmarkt zu konkurrieren. Dies und die solide Finanzbasis ermöglichten es in der Folge auch, das große Sterben der Autohersteller in der Weltwirtschaftskrise zu überleben.

Im Jahr 1930 begann Stoewer den Frontantriebswagen Stoewer V 5 mit 1,2 Liter, 25 PS mit Vierzylinder V-Motor seinen ersten kleinen Wagen zu entwickeln. Schon im selben Jahr wurde er gebaut und getestet. Im Januar 1931 begann die Serienfertigung mit 2100 Fahrzeugen bis 1932. Es folgte der Stoewer R 140 mit 1,4 l Reihenmotor und 30 PS von dem 2310 Fahrzeuge gebaut wurden. Danach folgten die immer größer werdenden Mittelklassewagen Stoewer R 150 und Stoewer R 180 und der Stoewer Greif V8 mit 2,5 Liter, 57 PS V-Motor mit Frontantrieb.

Von 1917 bis 1926 wurden bei Stoewer Traktoren gebaut.

Von 1935 bis 1945 wurde Stoewer in die zentral gelenkte Rüstungsproduktion eingebunden. Der Leichte Einheits-Pkw (LEPKW) war dabei mit 11.000 Exemplaren auch das meist gebaute Automobil von Stoewer. Der LEPKW wurde in Lizenz auch im BMW-Werk Eisenach als BMW 325 und von Hanomag als Hanomag 20 B, in Hannover gebaut. Im Jahre 1941 baute Stoewer Fahrgestelle des Panzerkampfwagen I zum Flakpanzer I um. Als nicht militärische Pkw wurden in dieser Zeit der Stoewer Greif Junior nach Tatra Lizenz und die Stoewer Sedina und Stoewer Arkona Modelle gebaut. Diese Wagen hatten wieder Heckantrieb.

Gegen Ende des Krieges wurde bei Stoewer in Stettin auch das NSU-Kettenkrad in Lizenz gebaut.

Nach Kriegsende fiel Stettin an Polen und die Firmengeschichte endete. Die Werksanlagen wurden demontiert und in die UdSSR verbracht. Im Polytechnischen Museum in Moskau befindet sich das einzig erhaltene Exemplar des Großen Motorwagens.

PKW-Modelle

Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung Vmax
10 PS 1901–1902 2 Reihe 1527 cm³ 18 PS (13,2 kW) 50 km/h
8/14 PS 1902–1905 2 Reihe 1527 cm³ 14 PS (10,3 kW) 50 km/h
20 PS 1904–1905 4 Reihe 7946 cm³ 45 PS (33 kW) 85 km/h
P4 (11/22 PS) 1905–1910 4 Reihe 3054 cm³ 22 PS (16,2 kW) 70 km/h
P2 (9/12 PS) 1906–1907 2 Reihe 2281 cm³ 16 PS (11,8 kW) 55 km/h
P4-1 (24/36 PS) 1906–1910 4 Reihe 5880 cm³ 40 PS (29 kW) 80 km/h
P6 (34/60 PS) 1906–1911 6 Reihe 8820 cm³ 60 PS (44 kW) 95 km/h
G4 (6/12 PS) 1907–1911 4 Reihe 1500 cm³ 12 PS (8,8 kW) 60 km/h
PK4 (11/20 PS) 1909–1912 4 Reihe 2544 cm³ 20 PS (14,7 kW) 70 km/h
C1 (6/18 PS) 1909–1915 4 Reihe 1546 cm³ 18 PS (13,2 kW) 70 km/h
B1 (6/16 PS) 1910–1912 4 Reihe 1556 cm³ 16 PS (11,8 kW) 65 km/h
B6 (9/22 PS) 1912–1914 4 Reihe 4900 cm³ 45 PS (33 kW) 95 km/h
C2 (10/28 PS) 1913–1914 4 Reihe 2412 cm³ 28 PS (20,6 kW) 75 km/h
C5 (6/18 PS) 1915–1919 4 Reihe 1546 cm³ 15 PS (11 kW) 70 km/h
D2 (6/18 PS) 1919–1920 4 Reihe 1593 cm³ 18 PS (13,2 kW) 70 km/h
D6 (19/55 PS) 1919–1921 6 Reihe 4960 cm³ 55 PS (40 kW) 100 km/h
D7 (42/120 PS) 1919–1921 6 Reihe 11.160 cm³ 120 PS (88 kW) 160 km/h
D3 (8/24 PS) 1920–1923 4 Reihe 2120 cm³ 24 PS (17,6 kW) 70 km/h
D5 (12/36 PS) 1920–1923 6 Reihe 3107 cm³ 36 PS (26,5 kW) 80 km/h
D9 (8/32 PS) 1923–1924 4 Reihe 2290 cm³ 32 PS (23,5 kW) 90 km/h
D12 (12/45 PS) 1923–1924 6 Reihe 3107 cm³ 45 PS (33 kW) 100 km/h
D10 (10/50 PS) 1924–1925 4 Reihe 2580 cm³ 50 PS (37 kW) 120 km/h
D9V (9/32 PS) 1925–1927 4 Reihe 2290 cm³ 32 PS (23,5 kW) 90 km/h
D12V (13/55 PS) 1925–1928 6 Reihe 3386 cm³ 55 PS (40 kW) 100 km/h
F6 (6/30 PS) 1927–1928 4 Reihe 1570 cm³ 30 PS (22 kW) 70 km/h
8 Typ S 8 (8/45 PS) 1928 8 Reihe 1999 cm³ 45 PS (33 kW) 85 km/h
8 Typ G 14 (14/70 PS) 1928 8 Reihe 3633 cm³ 70 PS (51 kW) 100 km/h
8 Typ S 10 (10/50 PS) 1928–1930 8 Reihe 2464 cm³ 50 PS (37 kW) 90 km/h
Gigant G 15 K (15/80 PS) 1928–1933 8 Reihe 3974 cm³ 80 PS (59 kW) 110 km/h
Gigant G 15 (15/80 PS) 1928–1933 8 Reihe 3974 cm³ 80 PS (59 kW) 100 km/h
Repräsentant P 20 (20/100 PS) 1930–1933 8 Reihe 4906 cm³ 100 PS (74 kW) 120 km/h
Marschall M 12 (12/60 PS) 1930–1934 8 Reihe 2963 cm³ 60 PS (44 kW) 90 km/h
V 5 1931–1932 4 V 1168 cm³ 25 PS (18,4 kW) 80 km/h
V 5 Sport 1931–1932 4 V 1168 cm³ 30 PS (22 kW) 100 km/h
R 140 1932–1933 4 Reihe 1355 cm³ 30 PS (22 kW) 85–105 km/h
R 140 1933–1934 4 Reihe 1466 cm³ 30 PS (22 kW) 85–105 km/h
R 150 1934–1935 4 Reihe 1466 cm³ 35 PS (25,7 kW) 90–110 km/h
Greif V8 1934–1937 8 V 2489 cm³ 55 PS (40 kW) 110 km/h
R 180 1935 4 Reihe 1769 cm³ 45 PS (33 kW) 105 km/h
Greif V8 Sport 1935–1937 8 V 2489 cm³ 57 PS (42 kW) 120 km/h
Greif Junior 1936–1939 4 Boxer 1484 cm³ 34 PS (25 kW) 100 km/h
Sedina 1937–1940 4 Reihe 2406 cm³ 55 PS (40 kW) 110 km/h
Arkona 1937–1940 6 Reihe 3610 cm³ 80 PS (59 kW) 120–140 km/h

Literatur

  • Gerhard Maerz: Die Geschichte der Stoewer-Automobile. Kohlhammer Edition, Stuttgart u. a. 1983, ISBN 3-17-007931-X.
  • Paul Keienburg: Pionier aus Pommern: Stoewer V5. Deutschlands erster Serien-Fronttriebler. In: Oldtimer Markt 14, 2006, 8, ISSN 0943-7320, S. 156–163.
  • Halwart Schrader: Deutsche Autos. Band 1: 1885–1920. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02211-7.
  • Werner Oswald: Deutsche Autos. Band 2: 1920–1945. 2. Neuauflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02170-6.
  • Pawel Migdalski, Udział samochodów z fabryki Stoewera w zawodach sportowych. Przyczynek do historii sportu samochodowego na Pomorzu w latach 1919–1939. [Die Autos aus der Stoewer-Fabrik in den Sportwettkämpfen. Ein Beitrag zur Geschichte des Autosports in Pommern in den Jahren 1919–1939]. In: Przegląd Zachodniopomorski 17, 2002, 2, ISSN 0552-4245, S. 39–60.

nur noch im Stoewer Museum erhältlich:

  • Hans Mai: Stoewer Automobile. 1896–1945. Vom Einzylinder zum Achtzylinder. Preuß, Darmstadt 1999, ISBN 3-928746-07-3.
  • Hans Falkenberg: Stoewer Automobile aus Pommern. Lebensgeschichte, Erfolge und Probleme eines ostdeutschen Industrieunternehmens. Bebildert mit alten Ansichtskarten und Photographien. Selbstverlag, Kiel 1986, (Stettiner Schriften 1, ZDB-ID 2169386-9), (nur noch im Stoewer Museum Wald-Michelbach und im Haus Stettin in Lübeck erhältlich).

Weblinks

 Commons: Stoewer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stoewer — Création 1858 Dates clés 1858 Création 1896 Scission en deux entités …   Wikipédia en Français

  • Stoewer — was a German automobile manufacturer before World War II whose headquarters were in Stettin (Szczecin).The first company was founded by the Stoewer brothers, Emil (lived 1873 1942) and Bernhard (1875 1937) in 1896 for manufacturing sewing… …   Wikipedia

  • Stoewer 8 — Der Stoewer 8 Typ S 8 ist ein Pkw der oberen Mittelklasse, den die Automobilfirma Stoewer 1928 herausbrachte. Bernhard Stoewer wollte seinen Kunden etwas ganz Besonderes bieten, da er dachte, nur so könnte seine kleine Firma sich gegen die… …   Deutsch Wikipedia

  • Stoewer V 5 — Der Stoewer V 5 ist ein Kleinwagen, den die Automobilfirma Stoewer 1931 herausbrachte. Die Weltwirtschaftskrise veranlasste die Firma, kleinere und erschwinglichere Fahrzeuge herauszubringen. Die neuen Wagen besaßen Frontantrieb und Schwingachsen …   Deutsch Wikipedia

  • Stoewer Arkona — Cabriolet (1939) …   Deutsch Wikipedia

  • Stoewer Sedina — Cabriolet (1937–1940) Der Stoewer Sedina ist ein Pkw der oberen Mittelklasse, den die Automobilfirma Stoewer 1937 parallel zum größeren Typen Arkona herausbrachte. Die Fahrzeuge hatten im Gegensatz zu ihren Vorgängern wieder Hinterradantrieb und… …   Deutsch Wikipedia

  • Stoewer Gigant — Der Stoewer 8 Typ S 8 ist ein Pkw der oberen Mittelklasse, den die Automobilfirma Stoewer 1928 herausbrachte. Bernhard Stoewer wollte seinen Kunden etwas ganz Besonderes bieten, da er dachte, nur so könnte seine kleine Firma sich gegen die… …   Deutsch Wikipedia

  • Stoewer Marschall — Der Stoewer 8 Typ S 8 ist ein Pkw der oberen Mittelklasse, den die Automobilfirma Stoewer 1928 herausbrachte. Bernhard Stoewer wollte seinen Kunden etwas ganz Besonderes bieten, da er dachte, nur so könnte seine kleine Firma sich gegen die… …   Deutsch Wikipedia

  • Stoewer Repräsentant — Der Stoewer 8 Typ S 8 ist ein Pkw der oberen Mittelklasse, den die Automobilfirma Stoewer 1928 herausbrachte. Bernhard Stoewer wollte seinen Kunden etwas ganz Besonderes bieten, da er dachte, nur so könnte seine kleine Firma sich gegen die… …   Deutsch Wikipedia

  • Stoewer Greif V8 — Der Stoewer Greif V8 benannt nach dem Stadtwappen des Herstellungsortes Stettin ist ein Pkw der oberen Mittelklasse, den die Automobilfirma Stoewer 1934 als Nachfolger des Typs Marschall herausbrachte. Wie die kleineren Modelle der Marke hatte… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”