Stephen John Hadley

Stephen John Hadley
Stephen Hadley und Condoleezza Rice

Stephen John Hadley (* 21. Februar 1947 in Toledo, Ohio) war der Berater für Nationale Sicherheit in der zweiten Amtszeit von US-Präsident George W. Bush. Sein offizieller Titel lautet Assistant to the President For National Security Affairs; im Deutschen liest man häufig – ungenau übersetzt – die Wendung Nationaler Sicherheitsberater für dieses Amt. Seit dem 22. Januar 2001 war er Stellvertreter seiner Vorgängerin Condoleezza Rice, die am 26. Januar 2005 offiziell zur Außenministerin der USA als Nachfolgerin von Colin Powell ernannt wurde.

Hadleys Stellvertreter war Elliott Abrams, Schwiegersohn von Norman Podhoretz.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

An der Cornell University war er Mitglied der Studentenverbindung Phi-Kappa-Psi.

Karriere

20. November 2004, Santiago de Chile: Wladimir Putin begrüßt Colin Powell beim APEC-Gipfel, rechts: Stephen Hadley, links: George W. Bush

Hadley diente Bush bereits als hochrangiger Berater für außen- und verteidigungspolitische Fragen des damaligen Gouverneurs von Texas während des Präsidentschaftswahlkampfes 2000 und wirkte danach bei der Neuordnung des Nationalen Sicherheitsrates der USA (National Security Council) mit.

Zuvor war er Partner der unterdessen mit Goodwin Procter LLP fusionierten Rechtsberatungsfirma Shea & Gardner in Washington D.C., zu deren Hauptkunden u. a. die Rüstungs-, Luft- und Raumfahrtskonzerne Lockheed Martin und Boeing zählten, sowie Chef der Unternehmensberatung Scowcroft Group, Inc.

Hadley war schon von 1989 bis 1993 als Fachmann der US-Regierung im Range eines Assistant Secretary of Defense (stellvertretenden Verteidigungsministers) mit Fragen der internationalen Sicherheit beschäftigt. In diesem Amt war er u. a. verantwortlich für die Verteidigungspolitik gegenüber der NATO und Westeuropa, für Abrüstung sowie für Nuklearwaffen und die Raketenabwehr. Hadley war auch mit Fragen der Exportkontrolle und der Nutzung des Weltraums befasst. Als der Vertreter des damaligen Verteidigungsministers und späteren US-Vizepräsidenten Dick Cheney war er an den Verhandlungen von US-Außenminister James Baker mit der Sowjetunion beteiligt, die zu den START-I- und START-II-Verträgen führten.

1986 bis 1987 war er Berater der so genannten Tower Commission, also der offiziell als Special Review Board von US-Präsident Ronald Reagan eingesetzten Kommission zur Untersuchung von Waffenverkäufen an den Iran (s. Iran-Contra-Affäre). Während der Präsidentschaft von Gerald Ford gehörte er auch schon einmal zum Stab des Nationalen Sicherheitsrats (von 1974 bis 1977). 1972 bis 1974 diente Hadley als Analyst des Rechnungsprüfers des Verteidigungsministeriums; Präsident war damals Richard Nixon.

Hadley war Mitglied des Defense Policy Board (des "Verteidigungsausschusses"), des Ausschusses zur Beratung des CIA-Direktors in Fragen der Nationalen Sicherheit sowie im Kuratorium von ANSER (Aufgabenstellung u. a.: "Wir verbessern die öffentliche Sicherheit, indem wir unserer Nation helfen, mit den Bedrohungen des 21. Jahrhunderts fertig zu werden.") Schwerpunkte seiner Berufspraxis in juristischen Feldern waren die Anliegen von in- und ausländischen Firmen besonders im internationalen Geschäft, deren Strategie und ihr Umgang mit Behörden. Beim U.S. Committee on NATO, einer Nichtregierungsorganisation, die sich unter anderem für die Osterweiterung des transatlantischen Bündnisses engagierte, ist er Gründungsmitglied und Schrift- bzw. Geschäftsführer.

Hardliner und Rüstungslobbyist

Hadley gilt als ausgewiesener Hardliner sowie als enger Vertrauter von Dick Cheney und wird dem Vulcan team in der US-amerikanischen Führung zugerechnet, als dessen wichtigste Protagonistin Condoleezza Rice gilt. Zudem wird ihm eine Nähe zum neokonservativen Lager nachgesagt.

Unter anderem unterstützt Hadley die unter George W. Bush neuerlich aufgegriffenen Pläne zum Aufbau einer strategischen Raketenabwehr ("Star Wars"): "Der Weltraum wird immer wichtiger. Es gibt da ein großes Potential für das Militär", wird er zitiert (s. dazu: Weltraumwaffe). Er arbeitete an der Studie des National Institute for Public Policy mit, in der die Entwicklung von "Mini-Atombomben" (mini-nukes) befürwortet wurde und die die Haltung der Bush-Regierung entscheidend beeinflusste. Unter anderem wird in dieser Studie ("Rationale and Requirements for U.S. Nuclear Forces and Arms Control") für den Einsatz z. B. bunkerbrechender Mini-Nuklearwaffen auch gegen Mächte plädiert, die selbst nicht über Atomwaffen verfügen, von der Bush-Regierung jedoch zu den "Schurkenstaaten" gerechnet werden: "Unter bestimmten Umständen können sehr ernste nukleare Drohungen erforderlich werden, um jedweden dieser potentiellen Feinde abzuschrecken."

Hadley spricht sich dezidiert dafür aus, die Rolle der nuklearen Abschreckungsmittel der USA auch auf Staaten auszudehnen, die sich beliebige Massenvernichtungswaffen (etwa biologische und chemische) beschaffen wollen oder sich an deren Weiterverbreitung beteiligen.

Hadley war Mitglied der Commission to Assess United States National Security Space Management and Organization (kurz: "Rumsfeld Space Commission"), also in der von Donald Rumsfeld eingesetzten Weltraum-Kommission.

Er wird von Oppositionellen in den USA u. a. bezichtigt, die zur Rechtfertigung des Irak-Kriegs ab Herbst 2002 ausgestreute Falschbehauptung, Saddam Hussein habe sich Nuklearmaterial im Niger beschaffen wollen, bis zuletzt verteidigt zu haben - selbst nach mehreren Warnungen der CIA, dass diese Unterstellung haltlos sei und nicht zu beweisen sein würde (s. dazu: Plame-Affäre). Er soll in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle bei den Bemühungen gespielt haben, die Wahrheit über die propagandistischen Machinationen zu unterschlagen.


Siehe auch: Bush-Doktrin

Literatur

  • Mann, James: Rise of the Vulcans. The History of Bush's War Cabinet. East Rutherford, NJ: Viking Books, 2004. - ISBN 0-670-03299-9

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