Stephanos von Byzanz

Stephanos von Byzanz

Stephanos von Byzanz (griechisch Στέφανος Βυζάντιος) Stephanos Byzantios, auch als Stephanus Byzantinus bekannt, war ein spätantiker griechischer Grammatiker, der wohl in der Frühzeit von Kaiser Justinian I. an der Universität von Konstantinopel wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine genauen Lebensdaten sind nicht genau bekannt. Er war Verfasser eines umfassenden geographischen, aber nur in Auszügen erhaltenen Lexikons namens Ethnika (griechisch Ἐθνικά) in 50 bis 60 Büchern, durch das älteres Material über antike Geographie (Ortsnamen und ihre sprachwissenschaftliche Bestimmung), Orakel und Wundererzählungen erhalten sind. Das Werk ist, abgesehen von wenigen Fragmenten, nur noch in einer Epitome, einem Auszug, erhalten, die laut Suda ein ansonsten unbekannter Grammatiker Hermolaos angefertigt hatte.[1] Dieser Hermolaos widmete seine Epitome Justinian. Ob mit diesem Justinian I. oder Justinian II. gemeint ist, ist umstritten. Wahrscheinlich wirkte aber Stephanos im frühen 6. Jahrhundert.

Die Hauptfragmente des Originalwerkes sind bei Konstantinos Porphyrogennetos, De administrando imperio erhalten. Ein weiteres bedeutendes Fragment, vom Artikel Δύμη bis zum Ende von Δ, existiert als Manuskript in der Seguerischen Bibliothek. Konstantinos Porphyrogennetos war vermutlich der letzte, der das Gesamtwerk heranzog, Suda und Eustathios von Thessalonike nutzten schon die Epitome.

Die Qualität ist eher schwankend, dennoch stellen die Exzerpte eine nicht unwichtige Quelle dar, vor allem wegen ihrer Informationen zu Geographie, Mythologie und Religion des antiken Griechenland. Allerdings ging es Stephanos kaum um topographische oder geographische Genauigkeit, sondern er verfolgte eher philologische Interessen: Wichtiger als die Lage eines Ortes war ihm offenbar der genaue Name und dessen (vermeintliche) Etymologie. Der hauptsächliche Wert, den sein Werk für die moderne Forschung hat, besteht daher in den durch Stephanos bzw. Hermolaos überlieferten Zitaten aus heute ansonsten verlorenen älteren Werken.

Stephanos spielt im Artikel Gothoi (Gamma 104) auf ein weiteres von ihm verfasstes Werk an, offenbar eine geschichtliche Chronik. Diese ist jedoch vollständig verloren.

Ausgaben

  • Margarethe Billerbeck (Bearb.): Stephani Byzantii Ethnica (= Corpus Fontium Historiae Byzantinae). Bdf. 1ff. de Gruyter, Berlin 2006ff.
  • Augustus Meineke: Stephani Byzantii Ethnicorum quae supersunt. Berlin 1849.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Suda Stichwort Hermolaos (Ἑρμόλαος), Adler-Nummer: epsilon 3048, Suda-Online

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