Stempelkissen

Stempelkissen
Stempel
Stempelkarussell
Stempelkissen mit Stempelfarbe
Antiker Stempel; Nekropole von Medulin-Burle, Istrien, 1.–4. Jh. n. Chr.
Buchungsstempel
Paginierstempel
Konturstempel

Ein Stempel oder auch Stampiglie ist ein Werkzeug, das auf der einen Fläche mit erhabenen oder vertieften Figuren, Buchstaben und dergleichen versehen ist, um mittels Stempelkissen aufgetragener Farbe die Figur aufzudrucken oder sie in eine weichere Masse einzudrücken, wie beispielsweise die Prägestempel für Münzen und Medaillen. Auch das mit einem solchen Werkzeug aufgedrückte Zeichen, das als Merkmal der erprobten Güte einer Ware, ihres Ursprungs oder einer bezahlten Abgabe dient, wird als Stempel oder auch als Stempelabdruck bezeichnet.

Verwendung

Stempel haben zwei wesentliche Funktionen:

  1. Sie dienen der Vereinfachung der Schreibarbeit. In einem Arbeitsschritt lassen sich Texte zu Papier bringen, für die man handschriftlich wesentlich länger brauchen würde, beispielsweise die Adresse eines Unternehmens, das aktuelle Datum oder den Preis des zu bestempelnden Gegenstandes.
  2. Schwer zu fälschende, meist runde Stempel dienen der Beurkundung, ähnlich der Unterschrift oder dem Siegel.

Im Zahlungsverkehr wird der Stempel (eigentlich: die Stempelung) als Mittel benutzt, um bequem und kostengünstig eingezogene Entgelte, Gebühren und Steuern zu quittieren (Gebührenstempel, Steuerstempel). Solche Gebührenstempel sollen zuerst im verkehrsreichen Holland (seit 1624) in Gebrauch gekommen sein. Sie sind überall dort anwendbar, wo der Zahlungspflichtige ein Schriftstück über die Zahlungen überreicht oder empfängt. In diesen Fällen können sowohl Stempelbogen (gestempeltes Papier) als auch aufzuklebende Stempelmarken benutzt werden. In anderen Fällen bedient man sich auch gestempelter Umschläge (Banderolen, z. B. bei Tabakverpackungen), die vor Gebrauch zerrissen werden, während der Stempelbogen durch das Beschreiben, die Stempelmarke durch Durchstreichen oder Ausdrücken eines Zeichens für weitere Verwendungen unbrauchbar gemacht (nullifiziert, kassiert) wird. Außerdem kann auch ein Gegenstand (z. B. Edelmetall, Zeitung, Kartenspiel, Zigaretten und Zigarrenpackungen, Sektflasche, Schnapsflasche, geeichte Weinfässer etc.) unmittelbar durch Aufdrücken des Stempels gestempelt und damit der Beweis der Steuer- oder Gebührenzahlung geliefert werden. Ein Beispiel für eine Anwendung von Stempeln im Zahlungsverkehr ist das Entwerten von Stempelpapier ab 1608 und 1624, folgend Stempelmarken durch den Papieraufschlagsstempel, Steuerstempel, Gebührenstempel, Dimensionsstempel, Fixstempel, Steuerbanderole oder Briefmarken durch den Poststempel.

Eine weitere weit verbreitete Anwendung des Stempels ist die Kennzeichnung von Besuchern, die bei gebührenpflichtigen Veranstaltungen z.B. in Diskotheken ihren Eintritt bezahlt haben. Hierfür erhalten sie eine Stempelung auf die Hand, die auch aus lediglich unter UV-Licht sichtbarer Spezialfarbe bestehen kann. Dieser Stempel berechtigt im Regelfall zum wiederholten Betreten der Veranstaltung ohne erneute Zahlung des Eintrittsgeldes und wird vom Türsteher an der Kasse kontrolliert.

Stempelplatten werden in der Regel entweder aus flüssigem Fotopolymer oder Gummi mit unterschiedlichen Fertigungstechniken hergestellt.

Die jüngste Technologie auf dem Stempelmarkt ist die Lasergravur, bei der aus einem Gummirohling der Text mittels eines Laserstrahls an den nichtdruckenden Stellen der Stempel- oder Textplatte freigeschnitten wird. So bleiben die Buchstaben erhaben stehen, und nichtdruckende Bereiche werden weggebrannt oder verdampft. Anschließend wird die Stempelplatte mit einem doppelseitig klebenden Moosgummi unterfüttert, ausgeschnitten und dann auf das entsprechende Medium (Holzstempel oder selbstfärbender Stempel) aufgeklebt. Bei der Fertigung mit Fotopolymer wird das zähflüssige Polymer auf eine Trägerfolie aufgestrichen. Über einer transparenten Schutzfolie wird ein Negativfilm aufgelegt, bei dem die die später druckenden Bereiche durchsichtig sind. Durch eine jetzt folgende UV-Belichtung härten die belichteten Stellen im Polymer aus, die unbelichteten Bereiche bleiben jedoch flüssig. Diese nichtdruckenden Bereiche können anschließend ausgewaschen werden. Den Abschluss bildet eine Nachbelichtung und eine mechanische Weiterbearbeitung wie beim Gummistempel.

Es gibt eine Vielzahl verschiedenster Stempeltypen. Das Stempellexikon des Flexografen-Verbandes bezeichnet mehr als 300 verschiedene Stempelwaren und Stempelgeräte. Als Beispiele für die unterschiedlichsten Stempelvarianten seien einige Beispiele genannt:

Rollstempel - bei dem Rollstempel ist die Stempelplatte (mit Text oder Motiven) auf einer Rolle befestigt. Dadurch wiederholt sich der Text fortlaufend beim Abrollen des Stempels auf dem Druckmedium. Die Farbübertragung erfolgt durch eine getränkte Farbwalze, die die Stempelplatte selbsttätig einfärbt. Rollstempel gibt es in Ausführungen mit und ohne Rücklauf. Der Rollstempel kann mobil zum Bedrucken von Verpackungen mit Versandvermerken oder Firmenzeichen eingesetzt werden. Auf den verschiedensten saugenden Materialien wie Pappe, Holz oder Mineralstoff erhält man schnell randscharfe und deutliche Kennzeichnungen.

Bänderstempel - Bänderstempel bestehen aus einem Metall- oder Kunststoffgehäuse und den vulkanisierten Gummibändern. Kunststoffrollen transportieren die gestrafften Bänder über einen Steg. Bänderstempel kommen vor als Alphabet-, Datum-, Doppel-, Preisauszeichnungsstempel, Signier-, Uhrzeit-, Wortband-, und Ziffernstempel.

Brennstempel - Brennstempel dienen zur Markierung von Holz, in Form von Kisten, Paletten, Fässern etc., aber auch zur Markierung von Kunststoffen und Leder. Sie werden mit festen oder auswechselbaren Klischees aus Messing oder Bronze geliefert. Die Heizelemente wurden früher im offenen Feuer oder mit Propangas beheizt, heutzutage meist elektrisch mit Temperatur-Regelung.

Paginierstempel - Ein Paginierstempel ist ein Metallstempel mit automatisch schaltenden Zahlen zur Erzeugung fortlaufender Seitenzahlen bzw. für eine fortlaufende oder wiederholende Nummerierung, d.h. er zählt aufgrund seiner inneren Mechanik nach jedem Abstempeln die Zahl hoch. Das Stempelkissen ist integriert und wird nach jedem Stempelabdruck auf den Stempel gedrückt. Einige Modelle unterstützen weitere Zählweisen: Ein Schaltsystem stempelt die Ziffernkombination 1, 2, 3 und 4-mal wiederholend, ein anderes Internationales-Schaltsystem 1, 2, 3, 4, 6 und 12-mal wiederholend. Andere Paginierstempel bieten Optionen wie z.B. das Weglassen führender Nummern bzw. Nullen. Durch entsprechendes Ausschalten des Schaltmechanismus kann auch immerwährend die gleiche Zahl gedruckt werden. Paginierstempel können auch mit einem Klischee kombiniert werden.

Permastempel - Permastempel gehören zur Gruppe der vorgefärbten Stempel (Pre-Ink) und benötigen dementsprechend kein Stempelkissen. Daraus ergibt sich eine sehr hohe Konturenschärfe, da kein störendes Raster von der Stempelkissenoberfläche übertragen wird. Das Gehäuse des Permastempels bietet Einstellmöglichkeiten für die Abdruckstärke und dem vorgefärbten Klischee, welches ins Gehäuse eingeklebt ist. Das Klischee wird aus einer Mischung von Kunststoffplastizol und der gewünschten Stempeltinte zusammengesetzt. Durch die Erhitzung dieser Mischung entsteht ein festes mikroporöses Gel, in welchem die Tinte eingelagert wird. Durch Druckausübung auf das Gel tritt etwas Farbe aus, welche auf das Papier übertragen wird. Durch Montage verschiedenfarbiger Klischeeteile in einem Stempelgehäuse können auch mehrfarbige Abdrucke erzeugt werden. Permastempel beinhalten Tinte für etwa 20.000 Abdrucke und können durch Nutzung einer speziellen Regeneriertinte wieder verwendet werden.

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