Steinzeitmensch

Steinzeitmensch
Dreiperiodensystem
Holozän Historische Zeit
Eisenzeit
  Späte Bronzezeit  
  Mittlere Bronzezeit
  Frühe Bronzezeit
Bronzezeit
    Kupfersteinzeit    
  Jungsteinzeit
Mittelsteinzeit/Epipal.
Pleistozän     Jungpaläolithikum  
    Mittelpaläolithikum
    Altpaläolithikum
  Altsteinzeit
Steinzeit

Als Steinzeit bezeichnet man den längsten Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte, bevor die Herstellung und technische Nutzung von Metallen bekannt war.

Die Steinzeit ist die älteste Stufe des von dem dänischen Altertumsforscher Christian Jürgensen Thomsen und anderen seit 1830 propagierten Dreiperiodensystems, welches die Ur- oder Vorgeschichte in die Steinzeit, die Bronzezeit und die Eisenzeit unterteilt. Die Steinzeit selbst wird wiederum unterteilt in das Paläolithikum (Altsteinzeit), das Mesolithikum (Mittelsteinzeit) und das Neolithikum (Jungsteinzeit).

Die Dreiteilung nach dem verwendeten Werkstoff ist weitgehend auf Europa und Teile Westasiens und Nordafrikas beschränkt. Für die Urgeschichte des subsaharischen Afrika gibt es eine eigene Terminologie (Early, Middle und Late Stone Age), die der europäischen Einteilung chronologisch und inhaltlich nur zum Teil entspricht, und in der Erforschung der amerikanischen Urgeschichte hat sich die Idee einer Periodisierung nach dem Kriterium des Werkstoffs überhaupt nicht niedergeschlagen.

Die Unterteilung des langen Zeitraums erfolgt zwangsläufig nur nach den Werkzeugfunden und den wenigen Knochenfunden. Das bedeutet auch, dass sich die Stufen nicht oder zumindest nicht zwangsläufig mit verschiedenen Entwicklungsstufen des Menschen parallelisieren lassen. Der Wechsel zwischen verschiedenen Entwicklungsstufen ging meist von einzelnen Gebieten aus, Überschneidungen mit vorherigen oder nachfolgenden zeitlichen Entwicklungen sind ebenfalls zu beachten.

Inhaltsverzeichnis

Paläolithikum, Altsteinzeit oder Frühsteinzeit

Die Altsteinzeit dauerte in Europa etwa von vor 2.500.000 bis 8.000 v. Chr. und stellt damit den größten Teil der Menschheitsgeschichte dar.

Altpaläolithikum

Chopping Tool (Hackwerkzeug)
Faustkeil aus dem Acheuléen

Per Definition beginnt die Steinzeit mit dem erstmaligen Gebrauch von Werkzeugen aus dem Material Stein durch den Menschen. Werkzeuge können so definiert werden, dass das Grundmaterial in irgendeiner Form zum Zwecke des Gebrauches verändert wurde. Demnach sind die Gerölle des Oldowan, die durch einige wenige Abschläge scharfe Kanten erhielten, die ersten so zu bezeichnenden Werkzeuge. Ob diese Veränderungen anfangs bewusst herbeigeführt wurden oder aber durch Zufall entstanden, wird sich wohl nie restlos klären lassen. Mindestens aber erkannte der frühe Mensch den Nutzen und tradierte wohl auch bald die Werkzeuge und deren Herstellungsmethoden. Die ältesten Funde des Altpaläolithikums finden sich in Afrika (Äthiopien) und sind etwa 2,5 Millionen Jahre alt; die ältesten europäischen Funde stammen von den Dmanissi-Fossilien aus Georgien, die auf etwa 1,8 Millionen Jahre datiert wurden. Mit Gewissheit waren frühe Vertreter der Gattung Homo (Homo habilis, Homo erectus) die Erzeuger, möglicherweise stammen einige der frühesten Funde aber auch von Paranthropus robustus, einer Art aus dem Formenkreis der Australopithecina. Für viele Jahrtausende änderte sich am Inventar wenig.

Vor etwa 600.000 Jahren entwickelte sich dann die Werkzeugkultur weiter, das Acheuléen mit seinen Faustkeilindustrien begann, wiederum zuerst in Afrika. Auch in diesem Zeitalter änderte sich sehr lange nichts, das Acheuléen lässt sich bis vor etwa 100.000 Jahren finden.

Erstmals wird im Altpaläolithikum das Feuer genutzt – eine wichtige Voraussetzung, um auch kältere Regionen zu besiedeln und fleischliche Nahrung für die Verdauung des Menschen bekömmlicher zu machen.

Mittelpaläolithikum

Die Faustkeile des Acheuléen veränderten sich vor etwa 130.000–120.000 Jahren, wurden asymmetrisch (sogenannte Faustkeilmesser). Man spricht nun vom Mittelpaläolithikum und seiner ersten Stufe, dem Micoquien, gleichzeitig entwickelte sich eine ganz neue Form der Werkzeugbearbeitung: Abschläge vom Kernstein wurden erzeugt, die kleiner und leichter waren und flexibler gehandhabt werden konnten (Moustérien mit Levalloistechnik). Im Allgemeinen wird das Mittelpaläolithikum mit dem Neandertaler assoziiert, allerdings fanden sich seit etwa 90.000 im Nahen Osten auch anatomisch moderne Menschen. Die Menschen waren weiterhin Jäger und Sammler, besonders das eiszeitliche Großwild wurde gejagt, zusammengesetzte Waffen (Holz und Stein, verbunden durch einen Klebstoff aus Birkenpech) und Feuer waren bekannt. Erste Kunstwerke (Löwenmensch) und Musikinstrumente (Flöten vom Fundort Geißenklösterle) entstanden, die Menschen begruben ihre Toten und gaben ihnen wahrscheinlich auch schon Grabbeigaben mit in die Gräber, was eine religiöse Vorstellung über ein Leben nach dem Tod impliziert. Holz-, Knochen- und Geweihgeräte wurden wahrscheinlich intensiv genutzt, wovon sich aber fast nichts erhalten hat.

Jungpaläolithikum

Der Beginn des Jungpaläolithikum wird heute etwa 40.000 Jahre vor unserer Zeit angesetzt. Erstmals kann man regionale Unterschiede in der Entwicklung feststellen – die es eventuell auch vorher bereits gab, mangels Fundinventars aber nicht nachweisbar sind. Lange, schmale Klingen und Messer tauchen im Aurignacien in Mittel-, West- und Südeuropa auf, deren Träger nunmehr der moderne Mensch ist. Frühe Felsmalereien finden sich in Frankreich. Das älteste Beispiel einer aufwendigen Bestattung wurde in Sungir (Russland) mit den ca. 30.000 Jahre alten Gebeinen eines Mannes und zweier Kinder entdeckt. Auch Geräte aus organischer Substanz sind nunmehr weit häufiger überliefert. In Frankreich und Nordspanien findet man gleichzeitig das Châtelperronien (bis vor etwa 34.000 Jahren), dessen Inventar neben den jungpaläolithischen Elementen wie beim Aurignacien (bis vor etwa 28.000 Jahren) auch noch eine deutliche Tradition der Levalloistechnik aus dem Mittelpaläolithikum aufweist. Manche Forscher sehen im Unterschied dieser beiden Kulturen auch den Unterschied zwischen Neandertaler und Homo sapiens in dessen früher Form als Cro-Magnon-Mensch. In Ost- und Mitteleuropa kann man gleichzeitig die Kulturen des Bohunicien und des Szeletien unterscheiden. Ab etwa 28.000 bis vor 21.000 Jahren findet sich das Gravettien, Fruchtbarkeitssymbole oder möglicherweise auch Darstellungen von Göttinnen wie die Venus von Willendorf deuten auf religiöse Vorstellungen hin. In Frankreich, Spanien und Portugal dagegen verbreitet sich das Solutréen von etwa 22.000 bis 16.500 vor unserer Zeit, das sich durch Lamellen und flächenretuschierte Blatt- und Kerbspitzen auszeichnet. Felszeichnungen, gravierte Knochen und Figuren finden sich ebenso. Im Magdalénien, dem letzten Abschnitt der jüngeren Altsteinzeit, geht die letzte Eiszeit langsam zu Ende. Typisch sind Klingenvarianten mit ersten Anzeichen der im Mesolithikum weit verbreiteten Mikrolithisierung. Die bekanntesten Höhlenmalereien (Höhle von Lascaux) stammen aus dem Magdalénien, ebenso eine zunehmende Zahl an kleinen, beweglichen Kunstwerken. Überreste von Zeltbauten fanden sich ebenso wie Lampen mit Docht, verbesserte Jagdwaffen und Schmuck, der bereits weit gehandelt wurde. Der am besten erhaltene Fund in Deutschland aus dieser Zeit sind die 14.000 Jahre alten Skelette und Kulturbeigaben aus dem Doppelgrab von Oberkassel.

Mesolithikum oder Mittelsteinzeit

Die Mittelsteinzeit ist nicht eindeutig und aus sich selbst heraus definiert. Man kann sie mit Ende der Altsteinzeit beginnen lassen (also etwa ab 8.000 v. Chr.) und als Endpunkt den Beginn der Jungsteinzeit ansetzen. Diese beginnt aber in verschiedenen Weltgegenden zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten. So findet man in der Levante nur eine sehr kurze Übergangszeit bis etwa 6.000 v. Chr., die hier auch nicht Mesolithikum, sondern Epipaläolithikum genannt wird. Im nacheiszeitlichen Mitteleuropa dagegen dauerte diese Phase bis etwa 4.500 v. Chr. Die Zeit ist vom Zurückweichen des Eises der letzten Eiszeit und der damit verbundenen Erwärmung des Klimas und einer entsprechenden Änderung der Flora und Fauna geprägt. Kennzeichnend für diese Epoche sind Kleingeräte aus Feuerstein (Mikrolithen), die als Teil komplexerer Werkzeuge (z. B. Sägen) verwendet wurden. Die Sesshaftigkeit nahm weiter zu. Anhand der wechselnden verschiedenen Mikrolithentypen können eine Reihe einzelner Kulturen und Gruppen definiert werden, die in der jüngeren Altsteinzeit einsetzende Differenzierung nimmt weiter zu. Eine frühe Nordeuropäische Kultur war die Maglemose-Kultur, eine andere bekannte Kultur war in der Spätphase z. B. die Ertebölle-Kultur. In der Übergangszeit finden sich erste Hinweise auf eine Neolithisierung: Intentioneller Anbau von Pflanzen, vereinzelte Tierhaltungen und erste Keramik.

Neolithikum, Jungsteinzeit oder Spätsteinzeit

Bandkeramische Gefäße aus Mitteldeutschland im Bestand der ur- und frühgeschichtliche Sammlung der Universität Jena, die Friedrich Klopfleisch 1882 zur Definition der bandkeramischen Kultur benutzte.

Der Beginn der Jungsteinzeit wird heute über den Übergang von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise (Neolithische Revolution) definiert, also dem Beginn von Viehhaltung und Ackerbau. Dieser Übergang erfolgte zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten, beginnend in Mesopotamien um 11.000 v. Chr., in Mitteleuropa um 5.500 v. Chr. Manche Bewohner entlegener Regionen befinden sich noch heute technologisch in der Jungsteinzeit.

Einheitlich zu definierende regionale und zeitliche Kulturräume lassen sich nunmehr weit häufiger aus den archäologischen Funden bestimmen, als das in den vorhergehenden Epochen der Fall ist.

In Mitteleuropa beginnt das Neolithikum mit der Bandkeramik zwischen etwa 5.600 und 4.900 v. Chr. Auf deutschem Boden folgt die Rössener Kultur, weiter östlich die Stichbandkeramik. In Südosteuropa und im danubischen Raum bilden sich aus den frühneolithischen neue eigenständige Kulturen (z. B. die Lengyel-Kultur und die Badener Kultur bis hin zu den endneolithischen Kulturen von Vinča im serbisch-rumänischen Raum und Tisza in Ungarn).

Erste Versuche mit der Metallbearbeitung erfolgten im 8. Jahrtausend v. Chr., anfangs beschränkt auf gediegene Edelmetalle wie Gold, Silber und Kupfer und auf die Ausarbeitung von Schmuck. Für Werkzeuge oder Waffen waren diese weichen Metalle ohne Legierungen nicht geeignet.

Bekannte Funde von gut erhaltenen jungsteinzeitlichen Menschen sind u. a. der Kennewick-Mann und Ötzi.

Übergang zum Metallzeitalter

Am Ende der Steinzeit begann der Übergang zur Verwendung eines grundlegend anderen Materials, des Metalls. Neue, bessere Eigenschaften ermöglichten bisher unbekannte Nutzungsmöglichkeiten, erforderten aber auch eine weitaus komplexere Handhabung und Technologie sowie einen funktionierenden Fernhandel um an das begehrte Material zu kommen, das nicht überall vorhanden war. Diese Übergangsphase wird Kupferzeit, auch Chalcolithikum oder Äneolithikum genannt. Sie endet mit dem Beginn der Bronzezeit.

Viele Werkzeuge und Waffen wurden noch mit den bewährten Materialien hergestellt, zum Teil auch mit dem neuen Material, dennoch in der bewährten Formensprache, aber relativ schnell tauchten erste neue Formen auf. Grundlegende Metallbearbeitungstechniken wie der Metallguss wurden entwickelt. Durch den Guss war erstmals eine Serienfertigung gleichartig aussehender Werkzeuge möglich. Auch wurden erste Techniken der Prospektion und Gewinnung von Kupfererzen in offenen Gruben (Bergbau) entwickelt. Durch die Entwicklung der Verhüttung von Kupfer konnte der schnell entstehende Engpass an gediegenem Kupfer entschärft werden. Diese Technik wurde später auch zur Gewinnung von Zinn, Zink und Blei genutzt und legte die technologische Basis für die spätere Bronzezeit. Eine erste nachweisbare Hierarchisierung fand statt, Oberschichten begannen sich zu bilden, die den Abbau und die Verhüttung des Metalls kontrollierten und die nach ihrem Tod mit vielen wertvollen Grabbeigaben bestattet wurden.

Siedlungen in Mitteleuropa wurden tendenziell kleiner, dafür aber stärker befestigt. Sie lagen vor allem auf Anhöhen. Insbesondere im Mittelmeer-Raum führte die Entwicklung der Kupfertechnologie zu einem verstärkten Fernhandel. Ötzi hatte neben ansonsten jungsteinzeitlichem Gepäck auch bereits ein Kupferbeil bei sich.

Zeitliche Abgrenzungen

Die zeitliche Abgrenzung der einzelnen Epochen und Stufen der Steinzeit gestaltet sich schwierig. Das liegt vor allem an der Fundsituation, die abhängig ist von den geologischen Verhältnissen, der späteren Nutzung oder Überbauung des Geländes und anderem mehr. Die Stufengrenzen und Übergänge unterscheiden sich auch in verschiedenen Regionen. Manche Unterteilung tritt nur in bestimmten Gebieten auf. Eine Parallelisierung mit bestimmten Menschenarten ist oft nicht möglich. Trotz all dieser Schwierigkeiten hier der Versuch einer Übersicht:

    • Altpaläolithikum
      • Afrika: 2.500.000-1.000.000 vor heute
      • Europa: 1.200.000-600.000 vor heute
        • Protoacheuléen oder Abbevillien 1.500.000-600.000 vor heute
        • Altacheuléen 600.000-350.000 vor heute
        • Jungacheuléen 350.000-150.000 vor heute
        • Spätacheuléen 150.000-100.000 vor heute

Die Menschen der Steinzeit

Rekonstruktion eines Australopithecus africanus

Als die ersten Vertreter der Hominini, die Werkzeuge nutzten, gelten Homo habilis und Homo rudolfensis, allerdings wurden auch Paranthropus robustus aus dem Formenkreis der Australopithecina Werkzeugfunde zugeschrieben. Der ihnen nachfolgende Homo erectus hat bereits Werkzeuge und Feuer genutzt; der erst 2003 entdeckte, kleinwüchsige Homo floresiensis, der noch vor rund 12.000 Jahren auf der indonesischen Insel Flores lebte, war möglicherweise ein direkter Nachfahre von Homo erectus. All diese Arten der Gattung Homo sind dem Altpaläolithikum und seinen Geröll- und Faustkeilkulturen zuzurechnen. Hochrechnungen gehen davon aus, dass zu dieser Zeit auf der Erde nur wenige zehntausende Individuen existierten. Als Menschentypus des Mittelpaläolithikums schlechthin wird von vielen Forschern der in Europa vor rund 200.000 Jahren aus Homo erectus / Homo heidelbergensis hervorgegangene Neandertaler angesehen. Zugleich existierten in Afrika bereits die Übergänge von Homo erectus zu Homo sapiens (also zum modernen Menschen; vergl. Archaischer Homo sapiens). Die ersten modernen Menschen in Europa waren dann – vor rund 35.000 Jahren – die Cro-Magnon-Menschen. Am Beginn des Jungpaläolithikum lebten Neandertaler und moderner Mensch einige Jahrtausende noch nebeneinander, manche Forscher sehen in den Kulturen des Aurignacien (Homo sapiens) und dem etwa gleichzeitigen Châtelperronien (Neandertaler) eine mögliche Unterscheidung auch in der materiellen Hinterlassenschaft, was allerdings umstritten ist. Vor etwa 30.000 Jahren starb der Neandertaler aus und überließ die Erde allein dem modernen Menschen, der Träger der weiteren Kulturen.

Die materielle Kultur der Steinzeit

Nahrung

Nahrungsquelle der Jäger und Sammler war lange Zeit alles, was sich im natürlichen direkten Umfeld der Menschen finden ließ: Pflanzen, Früchte, Samen, Wurzeln, Pilze genauso wie Honig, Eier, Fleisch, Fisch und Weichtiere. Milch und Milchprodukte waren vor der Domestizierung von Weidetieren ebenso wenig verfügbar wie die Zuchtformen von Obst, Gemüse und Getreide, die später zu Hauptnahrungsquellen wurden. Die Menschen lebten in kleinen Sippen, die mit ihrer Jagd-Beute im jahreszeitlichen Wechsel herumzogen. Moderne Untersuchungen haben ergeben, dass die steinzeitlichen Menschen etwa 2/3 ihrer Energie aus tierischer Nahrung bezogen und nur 1/3 aus pflanzlicher Quelle. Am Ende der letzten Eiszeit wandelte sich das Faunenbild komplett: Die bisher als Jagdbeute bevorzugten großen, kälteliebenden Tiere (wie Mammuts, Wollnashorn) starben aus und kleinere, flinke Säugetiere wanderten aus wärmeren Zonen ein. Bereits im Mesolithikum wurden die ersten dieser Tierarten bei den nun ortsfester werdenden Behausungen gehalten. Pflanzliche Nahrung nahm nach und nach einen immer größeren Stellenwert ein, da sich aufgrund des verbesserten Klimas mehr derartige Nahrung finden ließ. Eine der größten Erfindungen des Menschen und eine gewaltige Zäsur stellte die Neolithische Revolution dar – der bewusste und gesteuerte Anbau von Nahrungsmitteln (Ackerbau) und die Viehzucht. Dies ermöglichte erst die wirklich dauerhafte Sesshaftwerdung, den Anbau von zusätzlichen Nahrungsmitteln, die Bevorratung der Überschüsse oder den gezielten und weitreichenden Handel damit und nicht zuletzt eine Bevölkerungsexplosion, weil mehr Menschen satt werden konnten. Eine weitere Folge war die Ausbreitung des Menschen auch in bis dahin unbesiedelte Gebiete.

Unterkunft

In Gebieten, in denen aufgrund der geologischen Voraussetzungen Höhlen und Abris zu finden sind, wurden diese seit frühester Zeit als Unterschlupf genutzt. Ansonsten wurden für das Altpaläolithikum bisher nur künstliche Steinkreise gefunden, die als Reste von Behausungen gedeutet werden können. Dabei wurden wohl bereits vor zwei Millionen Jahren Äste oder kleine Stämme durch Steine befestigt und bildeten eine kurzzeitig bewohnte Unterkunft. Die älteste Hütte Europas ist etwa 600.000 Jahre alt und wurde in Przletice (bei Prag) gefunden, die in Terra Amata bei Nizza in Frankreich haben ein Alter von etwa 500.000 Jahren und in Bilzingsleben von etwa 370.000 Jahre.

Im Mittelpaläolithikum findet man Hütten von Mammutjägern aus Knochen und Stoßzähnen, vermutlich in Verbindung mit Stangen und Fellen, mit Feuerstellen im Inneren. In der Grotte du Lazaret in Frankreich ist ein Hüttengrundriss etwa 35 m² groß, besitzt zwei Feuerstellen und reichte als Unterkunft bereits für etwa zehn Personen.

Im Jungpaläolithikum tauchen Hüttengruben (Wohngruben) auf. Sie reichen von tief in den Erdboden eingegrabenen Gruben bis hin zu fast ebenerdigen Hütten. Sie enthalten meist Herdstellen und regelmäßig angeordnete Pfostenlöcher, die auf einen festen Oberbau hinweisen. Es wird angenommen, dass die Hütten zeltartige oder zelthüttenartige Formen aufwiesen.

Im Laufe des Neolithikums, mit den ersten Bauernkulturen um 10.500 v. Chr., gab es dann auch feste, dauerhaft besiedelte Wohnhäuser. Je nach Region bestehen sie aus Lehm, Stein oder Holz. Lehmbauten sind vom Orient bis nach Ungarn bekannt, Steinbauten seit über 10.000 Jahren im Orient, Holzbauten mit Wänden aus Brettern oder lehmverschmiertem Flechtwerk in den bewaldeten Gebieten. In Mitteleuropa ist der Pfostenbau die übliche Bauweise.

Keine Behausungen sondern Gräber und oder Kultstätten sind die besonders in Westeuropa zu findenden Megalithbauten und Dolmen.

Kunst und Kultur

Zeichnungen

Der Newspaper Rock in Utah

Petroglyphen sind auf das Trägermaterial Stein geritzte bildliche oder grafische Darstellungen. Eine wichtige kulturelle und religiöse Bedeutung für die Gesellschaften wird angenommen. Zu finden sind die Darstellungen auf allen Kontinenten. Die Bedeutung der Symbole ist noch weitgehend ungeklärt. Bekannte Fundstellen finden sich z. B. im Death-Valley-Nationalpark, dem Canyonlands-Nationalpark, Uluṟu (früher „Ayers Rock“) usw. Eine genaue Datierung ist oft schwierig, im Allgemeinen ordnet man die Petroglyphen aber der Jungsteinzeit und den Metallzeiten zu.

Nicht eingeritzt sondern mit Farbe aufgemalt sind Felsmalereien oder Höhlenmalereien. Die künstlerischen Ausgestaltungen erhielten sich witterungsbedingt zumeist nur in Höhlen und spiegeln vor allem die religiösen Vorstellungen ihrer Erzeuger wieder. Als Farben wurden vor allem Ocker, Holzkohle sowie diverse Gesteine und Erze verwendet, als Bindemittel Wasser, Pflanzenharz und -säfte. Erstaunlicherweise zeigen viele Malereien bereits perspektivische Zeichnungen, die Gesteinsunterlage wurde in den Aufbau der Darstellung mit einbezogen, Wisch- und Sprühtechniken fanden bereits Verwendung. Bekannte Fundorte finden sich auch hier weltweit, so etwa fast 15.000 Felsbilder im Hochplateau von Tassili n'Ajjer in Algerien, dem Uluṟu in Australien, der bekannten Höhle von Lascaux in Frankreich, oder der Höhle von Altamira in Spanien. Über die C-14-Methode lassen sich die ältesten derartigen Kunstwerke (über die Analyse der verwendeten Farben und Bindemittel) bis ins Aurignacien zurückverfolgen, also mehrere zehntausend Jahre vor heute.

Skulpturen

Erste dreidimensionale Skulpturen zeigten meistens weibliche Figuren mit stark hervorgehobenen Geschlechtsmerkmalen wie großen Brüsten und breitem Becken (Venusfigurinen) oder aber Jagdtiere. Hergestellt wurden sie aus Stein und Ton, wahrscheinlich aber auch aus leichter vergänglichem Material wie Holz oder Knochen. Dabei wurden manche Details bei den weiblichen Statuetten nicht oder fast nicht ausgeführt, so etwa Gesichter, Arme und Beine. Die Forschung interpretiert die Darstellungen als Fruchtbarkeits-Göttin (Erdmutter), eventuell auch als Hinweis auf ein vorherrschendes Matriarchat, sicher aber sind es keine realen Portraits. Man kann davon ausgehen, dass die durchschnittliche normale Steinzeitfrau keine Chance hatte, derartige ausgreifende Formen anzunehmen.

Die gefundenen Tierfiguren dagegen weisen oft einen erstaunlichen Naturalismus auf, oft wurden sie etwa in Fluchthaltung oder im Augenblick des tödlichen Treffers dargestellt. Hier deuten die Forscher die Figuren als Objekte zur Beschwörung des Jagderfolges.

Eine der bekanntesten jungpaläolithischen Skulpturen ist die im heutigen Österreich gefundene und etwa 11 cm hohe Venus von Willendorf. Daneben finden sich auch gravierte Knochen, deren Deutung aber meist nicht gelingt. Darstellungen von Männern finden sich weitaus seltener, was wohl nicht nur auf die Erhaltungsbedingungen zurückzuführen ist. Diese Figuren weisen auch keine geschlechtsspezifischen Ausprägungen auf wie die weiblichen, Phallussymbole als Skulpturen treten erst in späteren Zeitaltern auf, sehr wohl fanden sich aber jungsteinzeitliche Felsmalereien zu diesem Themenkreis.

Religion

Bereits die Menschen des Mittelpaläolithikum begruben offensichtlich ihre Toten. Auffällige Ansammlungen von Pollen können als Beigaben von Blumen oder allgemeiner Pflanzen gedeutet werden, Ocker als wertvoller Rohstoff wurde beigegeben, auch benutzte oder neue Werkzeuge fanden sich. Über die Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod oder die religiösen Gefühle weiß man trotzdem so gut wie nichts, die Funde belegen aber gleichwohl derartige Vorstellungen. Moderne Schriftsteller haben mit der entsprechenden künstlerischen Freiheit diese Rituale und religiösen Vorstellungen ausgearbeitet. Rituale und religiöse Zeremonien – Fruchtbarkeitskulte, Regen- und Jagdzauber, Begräbnisriten, Heilungen usw. werden trotz der naturgemäß schwierigen Fundlage aber von der Forschung als sicher angenommen. Auch fanden sich bereits Musikinstrumente, Spuren deuten auf Tänze hin und Gesänge werden ebenfalls angenommen.

Tausch und Handel

Der Tausch von Nahrung, Material, Werkzeug im unmittelbaren Umfeld kann schon für die ersten Kulturen der Steinzeit angenommen werden. Wichtige Güter wurden bereits früh auch über weite Strecken gehandelt. Funde von Muscheln weit im Landesinneren werden als Teil von Schmuckstücken interpretiert, Feuerstein und andere zur Werkzeug- und Waffenherstellung geeignete Materialien als wichtigste Rohstoffe der Steinzeit überhaupt wurden sogar über richtige Handelsrouten gehandelt. Mit dem Entstehen von Hierarchien kann man von einem Handelsadel ausgehen, der mit den Gewinnen aus dem Handel in eine gehobene soziale Position aufstieg. Handel bedeutete auch – sogar in viel späteren Zeitaltern noch – den Handel mit Nachrichten, die Verbreitung von Innovationen und Moden.

Literatur

  • Manfred Baur, Gudrun Ziegler: Die Odyssee des Menschen. Ullstein, Berlin 2001. ISBN 3-550-07168-X
  • Marion Benz, Christian Maise: Archäologie. Theiss, Stuttgart 2006. ISBN 3-8062-1966-4
  • Johannes Bergemann: Orientierung Archäologie. Rowohlt, Reinbek 2000. ISBN 3-499-55612-X
  • Reinhard Bernbeck: Theorien in der Archäologie. UTB, Stuttgart 1997. ISBN 3-8252-1964-X
  • Almut Bick: Die Steinzeit. Theiss WissenKompakt, Stuttgart 2006. ISBN 3-8062-1996-6
  • Manfred K. H. Eggert: Prähistorische Archäologie. Konzepte und Methoden. UTB, Stuttgart 2005. ISBN 3-8252-2092-3
  • Uta von Freeden, Siegmar von Schnurbein: Spuren der Jahrtausende. Theiss, Stuttgart 2002. ISBN 3-8062-1337-2
  • Egon Gersbach: Ausgrabung heute. Theiss, Stuttgart 1998. ISBN 3-8062-1379-8
  • Winfried Henke, Hartmut Rothe: Menschwerdung. Fischer, Frankfurt 2003. ISBN 3-596-15554-1
  • Winfried Henke, Hartmut Rothe: Stammesgeschichte des Menschen. Springer, Berlin 1998. ISBN 3-540-64831-3
  • Donald C. Johanson, Edgar Blake, David Brill: Lucy und ihre Kinder. Spektrum Akademischer Verlag, Stuttgart 2000. ISBN 3-8274-1049-5
  • Richard E. Leakey: Die ersten Spuren. Goldmann, München 1999. ISBN 3-442-15031-0
  • Ina Mahlstedt: Die religiöse Welt der Jungsteinzeit. Theiss, Stuttgart 2004. ISBN 3-8062-1839-0
  • Hansjürgen Müller-Beck: Die Steinzeit. Beck, München 2004. ISBN 3-406-47719-4
  • Manfred Nawroth, Rüdiger von Schnurbein, Rainer-Maria Weiss: Menschen, Zeiten, Räume - Archäologie in Deutschland. Theiss, Stuttgart 2002. ISBN 3-8062-1752-1
  • Steve Olson: Herkunft und Geschichte des Menschen. Berlin Verlag, Berlin 2003. ISBN 3-8270-0500-0
  • Colin Renfrew, Paul Bahn: Archaeology - Theories, Methods and Practice. Thames & Hudson, London 1991, 5 2005. ISBN 0-500-28441-5
  • Ralf W. Schmitz, Jürgen Thissen: Neandertal. Spektrum Akademischer Verlag, Stuttgart 2002. ISBN 3-8274-1345-1
  • Friedemann Schrenk: Die Frühzeit des Menschen. Beck, München 2003. ISBN 3-406-48030-6
  • Friedemann Schrenk, Timothy G. Brommage: Adams Eltern. Expeditionen in die Welt der Frühmenschen. Beck, München 2002. ISBN 3-406-48615-0
  • Klaus-Dieter Linsmeier, Dieter Beste: Die Evolution des Menschen. Spektrum der Wissenschaft Dossiers. 2 Bde. Spektrum-der-Wiss.-Verl.-Ges., Heidelberg 2000, 2004. ISBN 3-936278-65-2, ISBN 3-936278-56-3
  • Spencer Wells: Die Wege der Menschheit. Fischer, Frankfurt 2003. ISBN 3-10-089430-8
  • Gerd-Christian Weniger: Projekt Menschwerdung. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2003. ISBN 3-8274-1425-3

Siehe auch

Portal
 Portal: Vor- und Frühgeschichte – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Vor- und Frühgeschichte

Weblinks


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