Steinsalz

Steinsalz
Gering verunreinigtes Steinsalz aus Staßfurt
Steinsalz aus Kłodawa mit deutlich erkennbarer Eisenverunreinigung

Steinsalz, veraltet als Sal gemmae, gelegentlich irreführend auch als Salzstein bezeichnet, ist ein Evaporit- und Sedimentgestein (Salzgestein), welches natürlich durch chemische Sedimentation aus Meerwasser oder Verdunstung mineralreichen Grundwassers entsteht.

Steinsalz bildet sich in der Natur oft monomineralisch, was bedeutet, dass es bis auf geringe Beimengungen anderer Minerale wie Anhydrit, Sylvin, Gips und anderen, fast ausschließlich aus dem Mineral Halit (Natriumchlorid) besteht.

Steinsalz macht den größten Teil der Weltsalzproduktion aus, geschätzt 70 Prozent, beim Rest handelt es sich um Meersalz.

Inhaltsverzeichnis

Bildung

Ausbreitung des Zechsteinmeers vor 250 Millionen Jahren in Nordeuropa

Die Bildung sehr dicker Salzschichten wurde von Carl Ochsenius im Rahmen seiner Barrentheorie erklärt.[1] Durch Veränderungen des Meeresspiegels bei unterschiedlichem Klima und tektonische Verschiebungen wurden flache Meeresgebiete durch vorgelagerte Erhebungen ("Barren") von den Ozeanen getrennt. Es bildete sich vor 250 Millionen Jahren das Zechsteinmeer. Wenn der Zufluss von Süßwasser aus Flüssen in diese Gebiete geringer ausfiel als die Verdunstung, konzentrierten sich allmählich die im Meerwasser gelösten Mineralien. Ab einer vom Mineral abhängigen Konzentration ist die Lösung gesättigt. Weitere Verdunstung hat zur Folge, dass das Mineral ausfällt und als Feststoff zu Boden sinkt. Von den in größeren Mengen im Meereswasser gelösten Mineralien geschieht dies als erstes mit Calciumcarbonat, das sich als Kalk absetzt. Anschließend setzt sich Calciumsulfat ab und bildet eine Gipsschicht. Bei weiterer Verdunstung setzt sich Natriumchlorid als Salzschicht am Boden des Meeresgebiets ab. Wenn die Senke schließlich ganz trocken fällt, lagern sich am Boden durch Wind als Staub herangetragene Tonmineralien ab und bilden eine wasserundurchlässige Tonschicht.

Da die Abtrennung des Meeresgebiets ein langsamer Vorgang ist und der Meeresspiegel Schwankungen unterworfen ist, strömt wiederholt Wasser aus dem angrenzenden Ozean herein. Dadurch können die sich absetzenden Schichten mehr Mineralien enthalten, als bei der geringen Tiefe eines Flachwassermeeres zu erwarten wäre. Außerdem kam es vor, dass sich der gesamte Vorgang mehrfach wiederholte. Dadurch entstehen Schichtungen von Kalk, Gips, Salz und Ton. Im weiteren Verlauf der Erdgeschichte stieg der Meeresspiegel wieder so weit, dass die Gebiete wieder längere Zeit an die Ozeane angeschlossen waren. Am Boden dieser Flachwassermeere lagerten sich Sedimentschichten ab und bildeten Sedimentgestein. Diese Sedimentschichten können in Europa eine Dicke von Hunderten von Metern über den im Perm-Zeitalter gebildeten Salzschichten haben.[2] Da Salz eine deutlich höhere Plastizität und eine geringere Dichte als das Sedimentgestein aufweist, wurde es an einigen Orten durch den Druck der auf ihm liegenden Schichten in Salzdomen nach oben gedrückt. Dadurch ist hier der Abbau des Steinsalzes mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich.

Vorkommen

In Europa gibt es nördlich der Mittelgebirge ein von Frankreich über Deutschland nach Polen reichendes Gebiet, in dem in großer Tiefe mächtige, im Perm gebildete Salzschichten lagern. An manchen Stellen stiegen Salzdome so hoch, dass sie Anschluss an das Grundwasser fanden und sich Salzquellen bildeten. Salzdome nahe der Oberfläche wurden bereits früh zur Salzgewinnung genutzt. In Polen befindet sich bei Wieliczka eines der ältesten Salzbergwerke Europas. Dort ist bereits 3500 v. Chr. der Salzabbau nachweisbar. Durch die Auffaltung gelangten dort ursprünglich tiefliegende Salzschichten nahe an die Oberfläche und bildeten die Lagerstätten von Hallstatt und Hallein in Österreich, das seit der Zeit der Kelten genutzt wird, sowie in Berchtesgaden und Bad Reichenhall in Deutschland.

Bevor es technische Möglichkeiten zur Kühlung gab, war Salz ein wichtiges Mittel zur Konservierung von Lebensmitteln und war daher ein wertvolles Wirtschaftsgut. Wo es mit wenig Aufwand gewonnen werden konnte, entstanden häufig Siedlungen und Städte. Ein Beispiel ist Lüneburg. Viele Ortsnamen weisen auf die Bedeutung der Salzgewinnung aus Steinsalz hin, wie Salzdetfurth, Salzgitter, Salzbrunn, Salzuflen und Salzburg, als auch Ortsnamen mit dem Wortstamm hall wie Halle, Bad Friedrichshall, Schwäbisch Hall, Hallstatt und Hallein.

Gewinnung

Trockener Abbau

Steinsalz mit geringen Verunreinigungen kann bergmännisch trocken abgebaut werden. Da die Lagerstätten wegen ihrer Wasserunbeständigkeit in der Regel in größeren Tiefen liegen, sind Tagebaue selten. Das Salz wird meistens im Bohr- und Sprengverfahren, zunehmend auch schneidend (mit Teilschnittmaschinen) gewonnen. In steil einfallenden Lagerstätten wird das Trichterbauverfahren, in flachen das Kammerbauverfahren, Letzteres sowohl im Firsten- als auch im Strossenbau angewendet. Bei Lagerstätten mit großer Mächtigkeit sind die Abbaukosten relativ gering. 2007 betrug in den USA der durchschnittliche Preis für Steinsalz 27 Dollar je Tonne.[3]

Nasser Abbau

Bohrturm des Aussolungsbetriebs in Dörnfeld an der Ilm, Thüringen

Salz aus stark verunreinigten Lagerstätten wird im nassen Verfahren durch so genannte Aussolung gewonnen, bei der das Salz in Wasser gelöst wird. Historisch wurde die Aussolung mit Sink- oder Spritzwerken unter Tage auch bergmännisch betrieben.

Modernes Verfahren des nassen Abbaus ist die Bohrlochsolung, die meist von über Tage betrieben wird. Hierbei wird durch eines von zwei konzentrischen Rohren in einer durch die Lagerstätte führenden Bohrung Süßwasser in das Salz gepumpt, wo sich eine sich langsam erweiternde Kaverne (Hohlraum) bildet. Durch das andere Rohr wird gesättigte Sole mit einem Salzgehalt von 26,5 Prozent vom Boden der Kaverne abgepumpt. Nach der Initialsolung, in der durch intermittierende Wässerung der Grundriss der Kaverne festgelegt wird, wächst diese so nur noch nach oben, wo das zugeführte Frischwasser die Decke auslaugt. In entsprechend mächtigen Lagerstätten können solche Bohrspülwerke Abmessungen von über hundert Metern in der Horizontalen und mehreren hundert Metern in der Höhe erreichen.

Salz in Sole ist deutlich billiger als Steinsalz, aus der Sole gewonnenes Siedesalz allerdings deutlich teurer. In den Vereinigten Staaten betrugen im Jahr 2007 die entsprechenden Preise 7 beziehungsweise 110 US-Dollar je Tonne.[3] Aussolung ist daher dann wirtschaftlich, wenn die Sole direkt vermarktet werden kann, oder zur Herstellung von Produkten, die ohnehin Siedesalzqualität erfordern.

Zusammensetzung Speisesalz

Aus Steinsalz gewonnenes Speisesalz hat folgende typische Zusammensetzung:

Chlorid 59,90 %, Natrium 38,85 %, Calcium 0,25 %, Phosphor 0,15 %, Magnesium 0,12 %, Schwefel 0,02 %, Kalium <0,01 %.

Nutzung zur Speicherung und Endlagerung

Aufgrund ihrer Dichtheit sind Steinsalzvorkommen sehr gut geeignet als Wirtsgesteine für Untergrundspeicher. Hier finden insbesondere Solungskavernen zur Speicherung von Erdgas, Erdöl, Wasserstoff, Kohlendioxid oder auch Luft für Druckluftspeicherkraftwerke Anwendung. Für die Endlagerung von Abfällen sind Steinsalzvorkommen aus demselben Grund geeignet, die Lagerung geschieht in Versatzbergwerken und Untertagedeponien, bei denen es sich ebenfalls meist um nicht mehr genutzte Salzbergwerke handelt. Die Eignung von Steinsalzvorkommen als Wirtsgestein für die Endlagerung radioaktiver Abfälle befindet sich dagegen noch in der Diskussion, entsprechende Anlagen befinden sich trotz teilweise langer Betriebszeiten immer noch im Versuchsstadium.

Verwendung

Siehe auch: Natriumchlorid

Steinsalz wird nach chemischer und physikalischer Reinigung, bei der auch andere Salze wie beispielsweise Kalisalz anfallen, zu Speisesalz verarbeitet, indem es gemahlen wird. Speisesalz-Kristalle sind zum Erhalt der Rieselfähigkeit mit Natriumcarbonat umhüllt, wohingegen das zur Regenerierung der Wasserenthärtung in Spülmaschinen eingesetzte Steinsalz rein ist. Der überwiegende Teil (etwa 85 %) wird jedoch in der Industrie verarbeitet. Hier dient es zur Gewinnung von Chlor (Chlorchemie) und Natrium - beides Ausgangsstoffe für weitere Produkte (zum Beispiel Natronlauge, Polyvinylchlorid).
Der Rest des gewonnenen Steinsalzes verteilt sich auf die Produktion von Speisesalz (etwa 3 %), Auftausalz (etwa 5 %) und Gewerbesalz (etwa 7 %). Als ungereinigtes Produkt pakistanischer Herkunft wird es auch als Himalayasalz in den Verkehr gebracht.

Weitere weniger bedeutende Anwendungen sind die Herstellung einkristalliner optischer Elemente (Prismen, Fenster und Linsen für das mittlere Infrarot) sowie einer Kältemischung.

Bei der traditionellen Keramik-Herstellung wird es für die Herstellung der Salzglasur benötigt.

Des Weiteren wurden früher selbsthergestellte Steinsalzlaborierungen auch als nichttödliche Munition für Schrotflinten verwendet (siehe Nicht-tödliche Waffe).

Literatur

  • Carl Ochsenius: Die Bildung der Steinsalzlager und ihrer Mutterlaugensalze unter specieller Berücksichtigung der Flötze von Douglashall in der egeln'schen Mulde. Pfeffer, Halle 1877.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. 7. Auflage. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3.

Weblinks

 Commons: Steinsalz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Barrentheorie. In: Planet Schule.
  2. Reinhard Baldschuhn u. a.: Geotektonischer Atlas von Nordwest-Deutschland und dem deutschen Nordsee-Sektor. Schweizerbart, Stuttgart 2001, ISBN 3-510-95881-0.
  3. a b Dennis S. Kostick: Salt. In: U.S. Geological Survey (Hrsg.): 2007 Minerals Yearbook.

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Synonyme:

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