Steinkistengrab von Calden

Steinkistengrab von Calden
Datei:Steinkistengrab Calden.JPG
Steinkistengarb von Calden

Das Steinkistengrab von Calden ist ein Megalithbau des keramischen Neolithikums in Calden (Hessen). Die entdeckten Grabplatten des Steinkistengrabes wurden am südlichen Ortsrand von Calden nachträglich rekonstruiert.

Fundgeschichte

Nahe der Quellfassung der Calde meldete der Hauptlehrer J. Schüler dem hessischen Landesmuseum zunächst nur die Vermutung eines archäologischen Steinfundes. Daraufhin wurde ein serigraphischer Probeschnitt von Dr. H. Schönberger angelegt, der nunmehr auf eine kaiserzeitliche Siedlung traf. Nachdem im März 1948 der Steinfund gänzlich aus dem Acker geborgen wurde untersuchte der Pfleger Lehrer Boley, abermals veranlasst durch L. Schüler die Fundstelle des Steines. Man entdeckte jetzt Schädel und andere menschliche Knochen, die eine weitere archäologische und wissenschaftliche Untersuchung rechtfertigten. Nunmehr wurde das Amt für Bodenaltertümer in Marburg informiert, dessen Leiter Dr. U. Uenze unterstützt von Dr. H.-J. Hundt die gesamte Grabanlage ausgrub. Aus den Standspuren der Wandplatten konnte man bei der Grabanlage auf eine Länge von 12 m und eine Breite von 2 m. schließen, wenn man die kleine Vorkammer einrechnet. Eine Lücke zwischen den Wandplatten wurde durch Kalkstein-Trockenmauerwerk gefüllt. Die Grabsohle ist lehmtennenartig festgestampft. Das Grab ist in den Boden ein getieft. Der gesamte Erhaltungszustand war insgesamt sehr schlecht. Daher wurden die wenigen erhalten Quarzite, darunter auch zwei seltene Deckplatten gegenüber der Gesamtschule Calden aufgerichtet. Die raren Decksteine verdanken ihre Erhaltung dem Umstand, dass beide vermutlich schon im 3. Jahrhundert n. Chr. wesentlich tiefer eingegraben wurden, um so nicht weiter bei Ackerbau zu stören.

Funde

In dem Grab fand man Reste nach Uenze 1951 von 40 Toten während er 1956 von 80 Toten schrieb. Czarnetzki vermutet hingegen nur 30 Tote. Jeochn geht der anthropologischer Befund von anderen Aussagen aus. Die menschlichen Knochen lagen zerstreut durcheinander, doch auch noch im Verband. An einigen Fundstellen ließ sich nachvollziehen, dass die Bestatteten in mehreren nebeneinander liegenden Querreihen, mit dem Kopf nach dem Eingang zu liegend, bis zu vier Schichten übereinander, bestattet waren. Schädel und Körper waren vielfach voneinander getrennt. Die Schädel wurden an den Wänden aufgereiht. Czarnetzki geht davon aus, dass von den 26 näher bestimmbaren Schädeln zwei von Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren, 19 von Erwachsenen im Alter von 20 bis 40 Jahren und fünf von Erwachsenen im Alter von 40 bis 60 Jahren sind. Aufgrund von Knochenfunden lassen sich noch vier Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren nachweisen. Das durchschnittliche Sterbealter der in Calden freigelegten Bestatteten lag bei 30 Jahren. Die Körpergröße war anthropologisch betrachtet auffallend gering. Bei Männern lag sie nur bei 1,62 bis 1,65 m und bei den weiblichen Funden zwischen 1,50 und 1,59 m. Zudem fallen bei den Funden die bemerkenswerten lange Hirnschädellänge und die Nasenbreiten auf. Die Zähne sind stark abgenutzt. Jeder 9. Zahn ist kariös. Zahnerkrankungen der Wurze und Zahnstein sind zu belegen. Die übrigen Funde und Grabbeilagen sind sehr spärlich. Unter den wenigen Scherben fällt ein Bruchstück eines Bechers mit Innenösen auf. Vergleichbare Funde sind nur in der nordwestdeutschen Tiefstichkeramik nachweisbar. Das Grab aus dem Neolithikum stammt somit vermutlich aus der Zeit von 1500 bis 2000 v. Chr. Relativ zahlreich sind aus Feuerstein gefertigte Pfeilspitzen. Klingen und eine Spitze aus Feuerstein gehören ebenso zu den raren Beigaben wie ein Bruchstück aus Roteisenstein sowie eine axtförmige Bernsteinperle. Sehr auffallend sind weiterhin 12 Fuchsunterkieferhälften und über 40 durchbohrte Risszähne von Wölfen, von denen in einem Fall acht Stück zusammen liegend angetroffen wurden Vermutlich handelte es sich hierbei um rituelle Amulette. Die Funde werden im Hessischen Landesmuseum in Kassel aufbewahrt.

Literatur

  • Irene Kappel: Steinkammergräber und Menhire in Nordhessen. Staatliche Kunstsammlungen Kassel (Hrsg.) Heft 5, 1978, S. 35 - 39
  • Tafel am Steinkistengrab in Calden


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