Steinberger (Gitarren)

Steinberger (Gitarren)
Steinberger E-Bass-Modell L2 von 1980, ohne Kopfplatte und mit minimalistischem, rechteckigen Korpus

Steinberger ist ein US-amerikanischer Hersteller von E-Bässen und E-Gitarren. Das Unternehmen wurde 1979 durch das neuartige Design eines E-Bass-Modells bekannt, das erstmals keine Kopfplatte aufwies (Headless). Die Stimmmechaniken des Modells sind am Fuß des Instruments angeordnet. Das Modell hat außerdem einen auf ein Minimum reduzierten, annähernd rechteckig geformten Korpus. Dieser besteht ebenso wie der Hals des Instruments nicht aus dem traditionellen Werkstoff Holz, sondern ist aus einem Verbundwerkstoff – aus mittels Graphit verstärktem Epoxydharz – gegossen.

Unternehmensgeschichte

Gründer der Firma ist Ned Steinberger, Sohn des amerikanischen Physik-Nobelpreisträgers Jack Steinberger. Nach seiner Ausbildung zum Bildhauer am Maryland Institute College of Art begann Steinberger 1975 beim renommierten Möbelhersteller Thonet, ehe er bereits im darauf folgenden Jahr mit dem Spector NS Model seinen ersten E-Bass entwarf. Während seiner Zeit bei Spector begann Steinberger mit karbonfaserverstärktem Kunststoff zu experimentieren, dessen Resultat das sogenannte Steinberger-Blend-Material ist.

Mit dem L2-Bass gelang ihm 1979 der erste große Wurf. Ein auf die notwendigste Größe reduzierter rechteckiger Korpus und ein Hals ohne Kopfplatte mit am Korpusende angebrachten Stimmmechaniken sorgen bei der US-Musikmesse NAMM Show in Kalifornien für Aufsehen. Die ersten drei Prototypen wurden an John Entwistle (The Who), Tony Levin (King Crimson) und Andy West (Dixie Dregs) verkauft. 1980 wurde die Firma Steinberger Sound gegründet. Im folgenden Jahr wurde der L2-Bass als erstes Musikinstrument unter die fünf besten Designs der Industrial Designers Excellence Award der Industrial Designers Society of America (ISDA) gewählt. Ein Jahr darauf gewann Steinberger den Reinforced Plastics/Composite Award der Society of The Plastics Industry Inc. und brachte mit dem Modell GL sein erstes Gitarrenmodell heraus.

Eine von Steinbergers Entwicklungen ist das TransTrem: Dieses Vibratosystem erlaubt es, nicht nur die Saitenspannung (und somit auch die Tonhöhe) zu erhöhen beziehungsweise abzusenken, sondern es ermöglicht entgegen anderen Systemen auch, die gesamte Stimmung der Gitarre zu transponieren. Dies erleichtert nicht nur das Spielen in verschiedenen Stimmungen, sondern birgt auch die Möglichkeit, sogenannte Chord-Bendings auszuführen.

Steinberger-Instrumente zeichnen sich durch einen besonders klaren, höhenreichen „Hi-Fi“-Ton aus, der aus der Härte des verwendeten Werkstoffs Epoxydharz/Graphit in Kombination mit der aktiven Elektronik resultiert, und der nicht nur Zustimmung fand: Einige Kritiker bezeichneten den Klang als „charakterlos“. Auf Initiative von Mike Rutherford, dem Gitarristen von Genesis, wurde das E-Gitarrenmodell GM entwickelt. Bei diesem wurde der minimalistische Verbundwerkstoff-Korpus durch einen traditioneller geformten Holzkorpus mit Seitenflügeln ersetzt. Damit sollten besonders Gitarristen angesprochen werden, denen das radikale Design des GL-Modells nicht zugesagt hatte.

Um auch im mittleren Preissegment Instrumente anbieten zu können, wurde die P-Serie entwickelt. Ausgestattet mit einem Holzkorpus und einem verschraubten Hals aus dem Kompositmaterial, aber mit derselben Hardware wie die L-Instrumente, war es möglich, die Produktionskonsten und damit auch den Preis für den Endverbraucher gering zu halten. Die Korpusform war eine Mischung aus dem L-Design und dem Flying-V-Design von Gibson. Als Tonabnehmer wurden wiederum Pickups der Marke EMG verbaut, die aktiv sind, wenn das Logo am unteren Ende des Pickups erscheint und passiv wandeln, wenn das Logo in der Mitte des Pickups aufgedruckt ist. Die Serie genießt unter Fans einen guten Ruf, da es sich um authentische Steinberger-Instrumente handelt, die mit ihrem Holzkorpus aber vom Konzept des HiFi-Tons abweichen. Allerdings war die P-Serie – es gab auch E-Bässe – nicht sehr erfolgreich, weshalb diese Instrumente nicht lange produziert wurden und heute zu deutlich günstigeren Preisen als ihre L-Vorgänger am Gebrauchtmarkt erhältlich sind.

Ende der 1980er-Jahre wurde die Firma Steinberger von Gibson aufgekauft, was von Liebhabern der Steinberger-Instrumente nicht nur positiv aufgenommen wurde. Mitte der Neunziger wurde die Produktion komplett eingestellt. Inzwischen sind wieder verschiedene Instrumente der Marke Steinberger erhältlich.

Die beiden wichtigsten Produktlinien sind einerseits die günstigen Steinberger-Spirit-Instrumente (seit 1999), die komplett aus Holz gefertigt sind und daher den in den 1980ern recht beliebten Kopien des Musikinstrumentenherstellers Hohner sehr ähnlich sind, sowie die seit 2002 wieder eingeführte Steinberger USA Series, mit einer Neuauflage der GM- und GL-Modelle, die von der Internet-Plattform MusicYo, einer Tochterfirma Gibsons vertrieben werden. Bei den genannten USA-Modellen kommen, wie bei den Originalen, Instrumentenhälse aus Verbundwerkstoff zum Einsatz. Dennoch sind diese Instrumente nicht mit den bis Ende der 1980er-Jahre hergestellten Instrumenten zu vergleichen, da der Korpus bei allen heutigen Modellen aus Holz und nicht aus synthetischem Verbundwerkstoff gefertigt ist.

Ned Steinberger, der auch für das Design des Warwick-Streamer-Basses verantwortlich zeichnet, widmet sich inzwischen dem Design und der Produktion von sogenannten Electric-Upright-Bässen, Celli und Violinen.

Literatur

  • Tony Bacon: Gitarrenklassiker – alle Modelle und Hersteller. Premio Verlag 2007. ISBN 978-3-86706-050-9
  • Tony Bacon/Barry Moorhouse: The Bass Book – a complete illustrated history of bass guitars. Deutsche Ausgabe, Balafon Books, London 1996
  • Jim Roberts: American Basses – an illustrated history and player’s guide (englisch). Backbeat Books, San Francisco 2003. ISBN 0-87930-721-8

Weblinks

 Commons: Steinberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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