Stein am Rhein

Stein am Rhein
Stein am Rhein
Wappen von Stein am Rhein
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Schaffhausen
Bezirk: Steinw
Gemeindenummer: 2964i1f3f4
Postleitzahl: 8260
Koordinaten: (706731 / 279711)47.65934938.8594694413Koordinaten: 47° 39′ 34″ N, 8° 51′ 34″ O; CH1903: (706731 / 279711)
Höhe: 413 m ü. M.
Fläche: 5.75 (ohne Seeanteil) km²
Einwohner: 3213 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.steinamrhein.ch
Stein am Rhein

Stein am Rhein

Karte
Karte von Stein am Rhein
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Stein am Rhein (zur Zeit der Zürcher Herrschaft auch Lithopolis) ist eine politische Gemeinde im so genannten oberen Kantonsteil des Kantons Schaffhausen in der Schweiz. Stein ist vor allem wegen des gut erhaltenen Altstadtkerns bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Städtchen liegt nördlich des Rheins auf etwa 413 m ü. M., wo der Rhein seinen Auslauf aus dem Bodensee nimmt. Es war Hauptort des gleichnamigen Bezirks. Als einzige Gemeinde des Kantons Schaffhausen verfügt Stein am Rhein über einen Zugang zum Bodensee und mit einem Brückenkopf über eine namhafte Fläche südlich des Rheins.

Geschichte

Stein am Rhein mit der Burg Hohenklingen auf einem Stich von Matthäus Merian, 1642. Im Vordergrund die Rheinbrücke und der Friedhof mit den Ruinen des römischen Kastells.

Archäologische Funde sowie eine fragmentarisch erhaltene Bauinschrift belegen, dass auf dem heutigen Stadtgebiet in der Spätantike eine römische Grenzfestung (etwa 90 x 90 Meter) namens Tasgetium lag, die eine Rheinbrücke kontrollierte. Eine gleichnamige Siedlung bestand bereits seit dem 1. Jahrhundert, die Festung wurde um 300 unter Kaiser Diokletian errichtet und lag links des Rheins; Überreste der südlichen Aussenmauer bilden heute die Begrenzung eines Friedhofs und sind gut sichtbar. Noch Anfang des 5. Jahrhunderts wurden weitere Arbeiten an dem Kastell ausgeführt. Rechts des Flusses lag ein kleinerer Brückenkopf, und bei Grabungen wurde um 1900 ein spätrömischer Friedhof entdeckt. Eine gewisse Siedlungskontinuität ins Mittelalter lässt sich nachweisen; so wurden mehrere mittelalterliche Gebäude auf den Fundamenten römischer Bauten errichtet. Der römische Name des Ortes geriet aber in Vergessenheit.

Stein am Rhein wird erst 1267 erstmalig als Stadt urkundlich erwähnt. Grund- und Marktherr der Stadt war damals das Kloster St. Georgen. Durch den Abt wurde zur Verwaltung der niederen Gerichtsbarkeit ein Schultheiss ernannt, zu dem sich ein Stadtrat entwickelte. Die Reichsvogtei, das heisst die hohe Gerichtsbarkeit und das Mannschaftsrecht, gehörte zuerst den Herzögen von Zähringen, dann den Kastvögten des Klosters St. Georgen, den Freiherren von Hohenklingen, schliesslich der Familie Klingenberg.

Das älteste Stadtrecht Steins stammt aus dem Jahr 1385. Am 22. Januar 1457 gelang es den Stadtbehörden, die Vogteirechte von den Klingenberg zu erwerben und so den Status der Reichsfreiheit zu erlangen. 1459 verbündete sich Stein mit Zürich und Schaffhausen, um sich vor Übergriffen der Habsburger zu schützen. 1468 gab sich die Stadtgemeinde eine Verfassung mit Bürgermeister, Räten, Reichsvogt (Hohes Gericht) und Schultheissen (Niederes Gericht). Die Zünfte hatten keine direkte politische Mitsprache. Stein erwarb bis ins 16. Jahrhundert im Umland ein kleines Untertanengebiet; bestehend aus Hemishofen, Ramsen mit Wiesholz, Wilen, Karolihof und Bibern, Wagenhausen mit Bleuelhausen und Reichlingen.

Am 29. September 1484 begab sich Stein aus finanziellen und politischen Gründen unter die Schutzherrschaft Zürichs und kam so zur Eidgenossenschaft. Es gelang der Stadt infolgedessen nicht, die Schirmherrschaft über das Kloster St. Georgen zu erwerben, da Zürich ihr zuvorkam. Nach der Aufhebung des Stifts in der Reformation baute Zürich als Rechtsnachfolger des Klosters schrittweise seine Landesherrschaft über Stein auf.

Die Zugehörigkeit zu Zürich endete in der Helvetik, als Stein im Mai 1798 an Schaffhausen angeschlossen wurde. Zwar versuchte Stein 1802 wieder zu Zürich zurückzukehren, musste aber schliesslich mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung 1803 seine Zugehörigkeit zu Schaffhausen akzeptieren.

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit kam Stein vor allem strategische Bedeutung zu, da es über eine der wenigen Brücken über den Rhein verfügte. Im Schwabenkrieg wurde Stein für die Eidgenossen zu einem Einfallstor in den Hegau. Im Dreissigjährigen Krieg erzwangen die Schweden den Rheinübergang bei Stein auf ihrem Weg nach Konstanz. Die spätmittelalterliche Rheinbrücke wurde bei Kämpfen zwischen Russen und Franzosen während der Franzosenzeit zerstört. Am 22. Februar 1945 wurden durch einen amerikanischen Bombenabwurf 9 Menschen getötet und mehrere Gebäude schwer beschädigt.[2]

Politik

Stadt

Stadtpräsident ist Franz Hostettmann (SVP, Stand 2010).

Wappen

Blasonierung

In rot nach links St. Georg zu Pferd mit gelbem Nimbus und Kreuzschild, den grünen Drachen tötend.

Der Heilige St. Georg ist der Schutzpatron von Stein am Rhein. Auf dem Wappen ist er im Kampf mit einem Drachen zu sehen. Die Kirche des Benediktinerklosters in Stein am Rhein ist dem heiligen Georg geweiht. 1295 findet man ihn das erste Mal auf dem Siegel des Kapitel, stehend in der rechte Hand die Kampfesfahne und die Linke auf den Kreuzschild gelegt. Das Siegel des Konvent zeigt in einem Siegel aus der gleichen Zeit den reitenden Georg als Drachentöter. Die Stadt übernahm dieses Bild für ihr Siegel, das sich bis 1327 zurückverfolgen lässt. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte blieb dieses Bild bestehen und machte nur leichte Veränderungen durch. Tötet Georg den Drachen in den ältesten Darstellungen mit dem Speer vom Pferd herab, so tut er dies zwischenzeitlich mit dem Schwert oder ohne Pferd. Da das Wappen nur geringfügigen Veränderungen unterworfen war, musste bei der Bereinigung 1951 nur die Tinktur abschliessend festgelegt werden. Als Vorlage für das Wappen diente die älteste überlieferte Darstellung des reitenden St. Georg, der den Lindwurm mit einem Speer durchstösst. [3]

Verkehr

Zwischen April und Oktober wird Stein am Rhein mehrmals täglich durch die Kursschiffe der URh Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein angefahren.

Der Bahnhof liegt auf linksrheinischem Gebiet und ist der einzige Bahnhof des Kantons Schaffhausen südlich des Rheins. Verbindungen gibt es nach Schaffhausen, Winterthur und entlang dem Bodensee über die Seelinie bis nach Romanshorn und weiter nach Rorschach und St. Gallen. Ausserdem bestehen Nachtverbindungen (Freitag/Samstag) von und nach Schaffhausen, Winterthur, Kreuzlingen und Romanshorn. Das Bahnstreckennetz wird von der Thurbo AG betrieben.

Stein am Rhein ist Endstation der Buslinien Stein am Rhein - Frauenfeld, Stein am Rhein – Singen und Stein am Rhein – Radolfzell.

Tourismus

Weihnachts- und Mittelaltermarkt

Viele mittelalterliche Bauten prägen das Bild – die bemalten Häuserfassaden, Fachwerkhäuser, Erker und kleine Gassen sind das touristische Potential dieser Stadt. 1972 erhielt die Gemeinde für die beispielhafte Pflege des Ortsbilds den ersten Wakkerpreis.

Sehenswürdigkeiten

Unter-(Stadt)tor von Stein am Rhein

Türme und Tore begrenzen die alte Stadt. Der Hexenturm an der Schiffsländi ist seit 1548 nachweisbar. Das Untertor an der Westseite wurde 1367 erstmals erwähnt und bewachte die Strasse zum Hegau. Das Obertor wird 1363 bezeugt.

Des Weiteren sind die Inselgruppe Werd (althochdeutsch Werid; ein früher gewaltiger Gneisfelsen gab der Stadt ihren Namen, die Propstei Wagenhausen und die Burg Hohenklingen in der allernächsten Umgebung zu erwähnen.

Stadtteile

Es gibt zwei Stadtteile in Stein am Rhein: „Stein am Rhein“ und „Stein am Rhein vor der Brugg“. Nördlich des Rheins liegen die Altstadt, die Schule, Einkaufszentren, das Kloster, die Burg Hohenklingen sowie die Wohnquartiere Oberdörfli, im Boll, Niederfeld und Klingenried. Im südlich des Rheins gelegenen Teil „Stein am Rhein vor der Brugg“ liegen der Bahnhof, der grössere Teil des Industriegebiets sowie die Wohnquartiere Espi, Burg, Burgacker, Degerfeld, Köhlerweid und das Bahnhofsviertel inklusive Bahn- und Bushof. Als Kuriosum wirkt sich die Stadtteilzugehörigkeit auch auf den Steuertarif aus (reformierte Kirchensteuer).

Naturschutz

Am unteren Ende des Untersees von Mammern bis Stein am Rhein (inklusive der rechtsseitigen Schweizer Grenze) liegt das „Wasser- und Zugvogelreservat Untersee und Rhein“. Es ermöglicht unter anderem die Überwinterung von Schell-, Reiher- und Tafelenten. [4]


Panorama über dem Untersee bei Stein am Rhein
Panorama über dem Untersee bei Stein am Rhein
Ansicht vom linken Rheinufer
Ansicht vom linken Rheinufer

Literatur

  • Erwin Eugster, Michel Guisolan, Katja Hürlimann, Adrian Knoepfli, Dieter Füllemann: Stein am Rhein – Geschichte einer Kleinstadt. Schleitheim: Stamm, 2007. ISBN 3-9523132-1-1 (Achtung: Die ISBN ist doppelt vergeben!).
  • Christian Birchmeier: Die Feldmesskunst des 18. Jahrhunderts am Beispiel von Stein am Rhein. In: Cartographica Helvetica Heft 15 (1997) S. 11–21 Volltext

Weblinks

 Portal:Kanton Schaffhausen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Kanton Schaffhausen

 Commons: Stein am Rhein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. Karl Hirrlinger: Die Bombardierung von Stein am Rhein am 22. Februar 1945 und ihre Zusammenhänge. In: Heimatblätter des Historischen Vereins von Stein am Rhein, 6. Jahrgang, 1982, zitiert nach Walter Hess
  3. Bruckner-Herbstreit, Berty: Die Hoheitszeichen des Standes Schaffhausen und seiner Gemeinden, Reinach-Basel 1951, S.278-303
  4. Infotafel des Thurgauer Vogelschutzes am linksrheinischen Ufer von Stein am Rhein.

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