Stefan Weber (Medienwissenschaftler)

Stefan Weber (Medienwissenschaftler)

Stefan Weber (* 14. Juni 1970 in Salzburg) ist ein österreichischer Medienwissenschaftler und Publizist. In den Medien wird er häufig als "Plagiatsjäger" bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Weber studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg und arbeitete anschließend dort als Lehrbeauftragter sowie als freier Journalist und in Projekten der Medienforschung. 2005 habilitierte er sich am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien.

Seit Weber im Jahr 2005 entdeckte, dass ein Tübinger Theologe 2004 knapp die Hälfte seiner Dissertation weitgehend wörtlich aus seiner eigenen Dissertation aus dem Jahr 1996 übernommen hatte, wandte er sich an die Medien, um auf das Plagiatsproblem an Universitäten aufmerksam zu machen. Dem Plagiator wurde im Juli 2005 der Doktorgrad aberkannt,[1] 2007 erfolgte zudem eine strafrechtliche Verurteilung.[2]

2011 gründete Weber mit Gerhard Fröhlich (Universität Linz) die Initiative Transparente Wissenschaft (auch "antiplagaustria"),[3] die auf Wikia einige Webseiten unterhält.[4] Dort sollen Verdachtsfälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens in Österreich kollaborativ bearbeitet werden. [5]

Öffentlich erhobene Plagiatsvorwürfe

Weber erhob Plagiatsvorwürfe gegen mehrere in der Öffentlichkeit stehende Personen. Mediales Aufsehen erregten die Vorwürfe gegen den damaligen österreichischen Wissenschaftsminister Johannes Hahn im Jahr 2007, er habe in seiner Dissertation „seitenweise unzitiert abgeschrieben“.[6] Die Universität Wien beauftragte Peter Schulthess (Universität Zürich) mit einem Gutachten, das Hahn bezüglich der kritisierten Stellen entlastete. [7] 2011 erhielt Weber von Peter Pilz den Auftrag,[8] die gesamte Doktorarbeit Hahns – mittlerweile EU-Kommissar – zu überprüfen. In seinem Gutachten erhebt Weber aufgrund weiterer Fundstellen erneut Plagiatsvorwürfe.[9] Hahn bezeichnete es als "politisch motivierte Auftragsarbeit, aufgrund des bekannten Aktionismus wenig überraschend und nicht maßgeblich".[10] Kurz nach Präsentation des Gutachtens durch die Grünen erhob Weber auch den Vorwurf, die Dissertation von Peter Pilz sei ein Selbstplagiat. Pilz habe eine gemeinsam mit einem Kollegen verfasste Studie als Dissertation eingereicht, ohne das korrekt ausgewiesen zu haben.[11] Pilz wies Webers Vorwurf zurück und nannte dessen Arbeitsweise "unseriös".[12]

Veröffentlichungen

Monographien:

  • Nachrichtenkonstruktion im Boulevardmedium. Die Wirklichkeit der „Kronen Zeitung“ (Passagen Verlag, Wien, 1995), ISBN 3-851-65163-4
  • Die Dualisierung des Erkennens. Zu Konstruktivismus, Neurophilosophie und Medientheorie (Passagen Verlag, Wien, 1996), ISBN 3-851-65245-2
  • Wie journalistische Wirklichkeiten entstehen (Schriftenreihe des Kuratoriums für Journalistenausbildung/Band 15, Salzburg, 1999)
  • Was steuert Journalismus? Ein System zwischen Selbstreferenz und Fremdsteuerung (UVK Medien Verlag, Konstanz, 2000), ISBN 3-896-69293-3
  • Medien - Systeme - Netze. Elemente einer Theorie der Cyber-Netzwerke (Transcript Verlag, Bielefeld, 2001), ISBN 3-933-12777-7
  • Non-dualistische Medientheorie. Eine philosophische Grundlegung (UVK Verlag, Konstanz, 2005), ISBN 3-896-69474-X
  • So arbeiten Österreichs Journalisten für Zeitungen und Zeitschriften[1] (Schriftenreihe des Kuratoriums für Journalistenausbildung/Band 18, Salzburg, 2006)
  • Das Google-Copy-Paste-Syndrom. Wie Netzplagiate Ausbildung und Wissen gefährden (Heise/Reihe "Telepolis" bei d.punkt Verlag, Hannover/Heidelberg, 2007; 2., überarbeitete Auflage 2009), ISBN 3-936-93137-2
  • Die Medialisierungsfalle. Kritik des digitalen Zeitgeists (Edition Va Bene/Reihe "Eine Analyse", Wien/Klosterneuburg, 2008), ISBN 3-851-67209-7

Herausgeberschaften:

  • Was konstruiert Kunst? Kunst an der Schnittstelle von Konstruktivismus, Systemtheorie und Distinktionstheorie (Passagen Verlag, Wien, 1999), ISBN 3-851-65357-2
  • Theorien der Medien. Von der Kulturkritik bis zum Konstruktivismus (UVK Verlag, Konstanz bei UTB, 2003; 2., überarbeitete Auflage 2010), ISBN 3-825-22424-4
  • The Non-dualizing Philosophy of Josef Mitterer [2] (Brüssel/Dresden, 2008, gemeinsam mit Alexander Riegler), ISSN 1782-348X
  • Die Dritte Philosophie. Kritische Beiträge zu Josef Mitterers Non-Dualismus (Velbrück Wissenschaft, Weilerswist, 2010, gemeinsam mit Alexander Riegler; 2., unveränderte Auflage 2011), ISBN 3-938-80888-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,382779,00.html
  2. http://science.orf.at/science/news/149043
  3. Plagiatsjäger machen mobil. In. Der Standard vom 8. März 2011.
  4. Initiative Transparente Wissenschaft
  5. http://philo.at/pipermail/register/2011-March/001137.html
  6. http://newsv1.orf.at/070524-12647/index.html
  7. http://images.derstandard.at/2011/03/11/Stellungnahme_UniversitaetZuerich_Hahn.pdf
  8. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,749961,00.html
  9. http://www.gruene.at/uploads/media/GutachtenWeber.pdf
  10. http://diepresse.com/home/bildung/universitaet/664587/Gruene_HahnDissertation-ist-Plagiat
  11. http://orf.at/#/stories/2062623/
  12. http://www.peterpilz.at/2011-06/peter-pilz-tagebuch.htm#t_10

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