Stanley Williams

Stanley Williams

Stanley „Tookie“ Williams III (* 29. Dezember 1953 in New Orleans; † 13. Dezember 2005 im San Quentin State Prison, Marin County) war ein wegen vierfachen Mordes rechtskräftig verurteilter US-amerikanischer Mitbegründer der Crips und Kinderbuchautor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tookie Williams wuchs in Kalifornien auf und gründete 1969 zusammen mit Raymond Washington die Crips in Los Angeles.

1981 wurde er wegen vier Morden, die er 1979 bei zwei Überfällen begangen hat, von einem US-amerikanischen Gericht zum Tode verurteilt. Seit seiner Verurteilung war er im San Quentin State Prison inhaftiert. Ursprünglich verweigerte Williams jegliche Zusammenarbeit mit den Behörden – insbesondere was die Crips anging – und war an mehreren Ausbruchversuchen und Übergriffen gegen Sicherheitsbeamte und andere Insassen beteiligt. Erst gegen 1993 änderte er sein Verhalten und brachte sich Lesen und Schreiben bei. Er begann mit dem Verfassen von Kinderbüchern, in denen er sich gegen Drogen, Gewalt und Rassismus aussprach. Williams bestritt bis zu seiner Hinrichtung vehement, die ihm vorgeworfenen Morde begangen zu haben, für die Gründung der Crips hat er sich öffentlich entschuldigt.

Laut Gerichtsurteil hat Williams während eines Überfalles auf einen Laden im Jahr 1979 den Angestellten Albert Owens getötet. Zeugenaussagen zufolge zwang er ihn, sich auf den Bauch zu legen, und schoss ihm dann in den Rücken. Zudem wurde ihm die Tötung des Ehepaares Yen-Yi Yang und Tsai-Shai Yang sowie deren Tochter Yee-Chen Lin zur Last gelegt, die im selben Jahr während eines Raubüberfalles auf ihr Motel in Los Angeles durch Schüsse aus einer Waffe starben, die Williams gehörte. Laut Zeugenaussagen brüstete sich Williams mehrfach mit diesen Morden. Im Falle Owens soll er behauptet haben, einen Zeugen des Überfalles beseitigt zu haben („didn’t want to leave any witnesses“). Zudem bezeichnete er die Opfer des zweiten Überfalles in Gesprächen mit Freunden angeblich als Buddha-heads.

Der United States Court of Appeals for the Ninth Circuit wies 1994 ein Rechtsmittel von Stanley Williams zurück, erklärte jedoch, dass sein Schuldspruch durch „Indizienbeweise und Aussagen von Zeugen zustande gekommen war, deren Hintergrund zweifelhaft war und die motiviert waren zu lügen, um so bei der Staatsanwaltschaft entweder im Hinblick auf den Schuldspruch oder das Strafmaß eine Reduzierung zu erwirken“. Das Verfahren gegen Stanley Williams fand in einem Gerichtsbezirk statt, in dem nur ein Prozent der zur Verfügung stehenden Geschworenen schwarzer Hautfarbe sind.

Williams’ Anwälte reichten beim kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger ein Gnadengesuch ein. Für eine Begnadigung, also eine Umwandlung der Todes- in eine lebenslange Haftstrafe, setzten sich auch Snoop Dogg, der selbst Mitglied der Crips ist, Jesse Jackson, Desmond Tutu, Laurence Fishburne, Danny Glover, Anjelica Huston, Tim Robbins, Susan Sarandon, Jamie Foxx und Faris Al-Sultan ein. Arnold Schwarzenegger lehnte das Gnadengesuch ab, nachdem er mit den Anwälten des Verurteilten ein Gespräch geführt hatte. Auch der Oberste Gerichtshof der USA sprach sich kurz danach gegen eine Begnadigung aus.

Williams wurde am 13. Dezember 2005 um 0:35 Uhr Ortszeit (9:35 MEZ) mit der Giftspritze hingerichtet. Als Henkersmahlzeit hatte er sich nur ein Glas Milch gewünscht.

Seinem letzten Wunsch entsprechend, wurde seine Asche durch seine Anwältin in einem Park in Soweto, Südafrika verstreut.

Reaktionen

Aufgrund der Hinrichtung entbrannte in Graz, Schwarzeneggers Heimatstadt, eine Diskussion. SPÖ, Grüne und KPÖ forderten die Umbenennung des damaligen Arnold-Schwarzenegger-Stadions. Dies war nicht die erste Diskussion wegen einer Umbenennung, dieser kam jedoch Schwarzenegger zuvor, indem er der Stadt das Recht, seinen Namen zu Werbezwecken für Graz zu verwenden, entzog. Somit musste Graz seinen Namen vom Stadion entfernen. Deswegen heißt das Grazer Fußballstadion seit dem 18. Februar 2006 UPC-Arena.

Film

Williams’ Leben wurde 2002 in dem Film Redemption – Früchte des Zorns (Original: Redemption: The Stan Tookie Williams Story) mit Jamie Foxx verfilmt.

Privates

Stanley Williams war Vater von zwei Söhnen, von denen einer ebenfalls eine Haftstrafe von 16 Jahren Dauer wegen Totschlags verbüßt.

Werke

  • Stanley Tookie Williams, Barbara Cottman Becnel: Life in Prison, SeaStar Books, 02/2001, ISBN 1-58717-094-9
  • Stanley Williams: Redemption: From Original Gangster to Nobel Prize Nominee - The Extraordinary Life Story of Stanley Tookie Williams, Milo Books, 30. November 2004, ISBN 1-903854-34-2
  • Stanley Tookie Williams, Barbara C. Becnel: Gangs and Weapons (Tookie Speaks Out Against Gang Violence), Powerkids Press, Januar 2003, ISBN 0-8239-2342-8
  • Stanley Tookie Williams, Barbara C. Becnel: Gangs and Drugs (Tookie Speaks Out Against Gang Violence), 1997, ISBN 1-56838-135-2
  • Stanley Tookie Williams, Barbara C. Becnel: Gangs and Self-Esteem (Tookie Speaks Out Against Gang Violence), 1999, ISBN 0-613-02690-X
  • Stanley Tookie Williams, Barbara C. Becnel: Gangs and the Abuse of Power (Tookie Speaks Out Against Gang Violence), 1997, ISBN 1-56838-130-1
  • Stanley Tookie Williams, Barbara C. Becnel: Gangs and Violence (Tookie Speaks Out Against Gangs.), 1997, ISBN 0-8239-2345-2
  • Stanley Tookie Williams, Barbara C. Becnel: Gangs and Wanting to Belong (Tookie Speaks Out Against Gang Violence.), 1997, ISBN 1-56838-131-X
  • Stanley Tookie Williams, Barbara C. Becnel: Gangs and Your Friends (Tookie Speaks Out Against Gangs.), 1997, ISBN 1-56838-136-0
  • Stanley Tookie Williams, Barbara C. Becnel: Gangs and Your Neighborhood (Tookie Speaks Out Against Gang Violence.), 1997, ISBN 1-56838-137-9
  • Stanley Tookie Williams: Blue Rage, Black Redemption: A Memoir, Damamli Pub Co, 30. März 2005, ISBN 0-9753584-0-5

Weblinks


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