Stanisław Tilich

Stanisław Tilich
Stanislaw Tillich (2009)

Stanislaw Tillich (sorbisch Stanisław Tilich; * 10. April 1959 in Neudörfel (Nowa Wjeska)) ist ein deutscher Politiker (CDU) sorbischer Nationalität und seit Mai 2008 Ministerpräsident des Freistaats Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stanislaw Tillich entstammt einer sorbischen Familie katholischen Glaubens. Sein Vater war leitender SED-Funktionär in Panschwitz-Kuckau und als solcher auch im Dachverband der sorbischen Vereine und Vereinigungen tätig.[1] Nach seiner Schulausbildung und dem Abitur an der Sorbischen Oberschule in Bautzen 1977 leistete Tillich seinen Grundwehrdienst bei den Grenztruppen der DDR. Anschließend studierte er an der Technischen Universität Dresden und schloss als Diplomingenieur für Konstruktion und Getriebetechnik ab. 1984 begann er als Konstrukteur in einem Elektronikunternehmen in Kamenz.[2] Vom 1. Oktober 1987 bis zum 24. Mai 1989 war er Angestellter des Rates des Kreises Kamenz,[3] ab Mai 1989 Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates und zuständig für den Bereich Handel und Versorgung.[4] Von 1989 bis 1995 war er mittelständischer Unternehmer.

Stanislaw Tillich lebt in Panschwitz-Kuckau, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er spricht neben Deutsch und Obersorbisch auch Englisch, Französisch, Tschechisch und Polnisch.[5]

Politische Karriere

1987 trat Tillich nach eigenen Angaben „aus eigenem Entschluss in die CDU“ in der DDR ein, die als Blockpartei „letztendlich den Machtapparat der SED mitgestützt hat“. In Potsdam-Babelsberg hatte er vom 2. Januar bis zum 10. März 1989 an einem Lehrgang einer sogenannten SED-Kaderschmiede, der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft, teilgenommen, diesen jedoch als „einen der vielen M/L-Kurse betrachtet, der“ ihn „persönlich nicht innerlich überzeugt hat“.[6]

Ab 1989 war er Mitglied im Kreisvorstand, 1990 Mitglied der gesamtdeutschen CDU. Am 18. März 1990 wurde er Abgeordneter der ersten frei gewählten Volkskammer. Nach deren Auflösung im Zuge der deutschen Wiedervereinigung arbeitete er bis 1994 als Beobachter im Europäischen Parlament. Im 4. Europäischen Parlament (1994–1999) war er gewähltes Mitglied für Deutschland und fungierte als stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses und Generalberichterstatter für den Haushalt der Europäischen Union.[5][7][8] Von 1992 bis 1999 war er Mitglied des EVP-Vorstandes.

1999 berief ihn der damalige Ministerpräsident von Sachsen Kurt Biedenkopf in sein Kabinett, wo er bis 2002 Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten war.

Im Kabinett des 2002 zum Ministerpräsidenten gewählten Georg Milbradt arbeitete Tillich zunächst bis 2004 als Staatsminister und Chef der Staatskanzlei und seit 2004 als Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft. In dieser Zeit war er insbesondere zuständig für den Ausbau des Hochwasserschutzes der Elbe nach dem Hochwasser im August 2002.

Im Sächsischen Landtag vertritt er seit 2004 den Wahlkreis Kamenz 2.

2007 wurde er sächsischer Staatsminister der Finanzen und Nachfolger des wegen der Krise der sächsischen Landesbank zurückgetretenen Horst Metz und führte die Verhandlungen um die angeschlagene Sachsen LB an der Seite von Milbradt.[9]

Am 14. April 2008 schlug ihn Georg Milbradt in seiner Rücktrittserklärung als Nachfolger für das Ministerpräsidentenamt und den Landesparteivorsitz vor.[10]

Am 24. Mai 2008 wurde er auf einem Parteitag zum Landesvorsitzenden der sächsischen CDU gewählt[11], am 28. Mai folgte die Wahl zum Ministerpräsidenten des Freistaats Sachsen[12]. Am 30. Juni 2008 lud er nach einer Privataudienz Papst Benedikt XVI. für das Jahr 2009 offiziell zu einem Besuch in den Osten Deutschlands ein.[13]

Im November 2008 wurden Vorwürfe gegen Tillich laut, seine Biographie und insbesondere seine Rolle im Staatsapparat der DDR geschönt zu haben.[14][15][16][17][18][19]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Welt Online: Tillich bestätigt Stasi-Kontakte im Dienst. 23. November 2008.
  2. Financial Times Deutschland: Profil: Stanislaw Tillich. 14. April 2008.
  3. Lebenslauf von Stanislaw Tillich. In: www.sachsen.de. Abgerufen am 23. November 2008.
  4. de.news.yahoo.com: Tillichs DDR-Nische 22. November 2008.
  5. a b FAZ.net: Der Nachfolger. Stanislaw Tillich – ein Sorbe in Sachsen. 14. April 2008.
  6. Spiegel Online: Tillich gibt Seminar in Kaderschmiede zu vom 24. November 2008
  7. CDU-Fraktion des sächsischen Landtags
  8. Übersicht über Funktionen / Tätigkeiten im Europäischen Parlament
  9. Süddeutsche Zeitung: Stanislaw Tillich. Zurückhaltend, souverän, loyal. 14. April 2008.
  10. Spiegel Online: Milbradt stürzt über Landesbank-Affäre – Finanzminister wird Nachfolger. 14. April 2008.
  11. DDP: Tillich mit 97,7 Prozent zu Sachsens CDU-Chef gewählt. 24. Mai 2008.
  12. Spiegel: Tillich zum sächsischen Regierungschef gewählt. 28. Mai 2008.
  13. Radio Vatikan: Vatikan: Einladung aus Sachsen. 30. Juni 2008.
  14. Welt: DDR-Vergangenheit: Tillich bestätigt Stasi-Kontakte im Dienst 23. November 2008
  15. Süddeutsche Zeitung: Verdrängte Altlasten. 25. November 2008.
  16. Sächsische Zeitung: Sachsens CDU steckt in Blockflöten-Debatte. 25. November 2008.
  17. Spiegel: STANISLAW TILLICHS DDR-BIOGRAFIE - Stück für Stück kommt das Gedächtnis zurück25. November 2008.
  18. Spiegel: CHRISTDEMOKRATEN UND DIE DDR - CDU-Ministerpräsident Tillich in Erklärungsnot 29. November 2008.
  19. Rheinische Post: „Blockflöten“-Affäre: DDR-Lebenslauf bringt Stanislaw Tillich in Bedrängnis 30. November 2008.

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