Stanislaw Wikentjewitsch Kossior

Stanislaw Wikentjewitsch Kossior
Stanislaw Wikentjewitsch Kossior

Stanislaw Wikentjewitsch Kossior (russ. Станислав Викентьевич Косиор; * 6. Novemberjul./ 18. November 1889greg. in Węgrów, im kongresspolnischen Gouvernement Siedlce des Russischen Reichs; † 26. Februar 1939) war ein sowjetischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Frühe Jahre

Kossior war der Sohn eines einfachen Wanderarbeiters ungarischer Abstammung, der in Węgrów eine Arbeit gefunden hatte. Er und seine beiden bekannten Brüder Vladislav Kossior (1891–1938) und Iosif Kossior (1893–1937) waren als Kommunisten in der UdSSR aktiv und sind den Stalinschen Säuberungen zum Opfer gefallen, nicht hingegen die weiteren Brüder Kazimierz und Michal. Die Familie siedelte arbeitssuchend in das Kohlerevier von Yuzovka (Donezk) wo er als Stahlarbeiter beschäftigt war. 1907 trat er der Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands bei und gehörte der sei 1903 entstehenden Fraktion der Bolschewiki an. Bald schon war er der Führer der lokalen Parteiorganisation. 1913 kam er nach Moskau und von dort wurde er nach Kiew und Charkow entsandt, als Führer der dortigen illegalen, sozialistischen Parteizellen. 1915 verhaftete ihn die zaristische Geheimpolizei, die Ochrana und deportierte ihn nach Sibirien.

Aufstieg während und nach der Revolution

Nach der Februarrevolution 1917 wirkte Kossior in Sankt Petersburg im Parteikomitee der Stadt Narva im heutigen Estland. Nach der Oktoberrevolution von 1917 und der Machtübernahme durch die russischen kommunistischen Bolschewiki verlagerte sich im Auftrag der Partei sein Einsatzgebiet in die von den Deutschen kontrollierten Gebieten der Ukraine. Er wirkte von 1919 bis 1920 als Nachfolger von Georgi Pjatakow als Erster Parteisekretär und Mitglied des Zentralkomitees der Parteiorganisation in der entstehenden Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik. Nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk war Kossior als Parteisekretär für die Partei in Russland tätig. 1922 wurde er Sekretär des sibirischen Büros des Zentralkomitees.

Im Zentrum der Macht

Von 1925 bis 1928 war er Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion – KPdSU. 1928 bis 1938 war er wieder als Nachfolger von Lazar Kaganowitsch Erster Sekretär der ukrainischen Partei. In diesem Amt folgte ihm 1938 Nikita Chruschtschow.

1930 gewinnt Stalin den Machtkampf gegen Bucharin und Tomski, die als Politbüromitglieder abgesetzt wurden und gegen Rykow, der sein Amt als Vorsitzender des Rats der Volkskommissare und als Mitglied des Politbüros verlor. Kossior wurde nunmehr als Anhänger Stalins von 1930 bis 1938 Vollmitglied im höchsten politischen Gremium der UdSSR dem Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. 1935 erhielt er den Leninorden, die höchste Auszeichnung der Sowjetunion.

Opfer Stalins

Briefmarke der Sowjetunion, Stanislaw Kossior, 1989 (Michel 6001, Scott 5812)

Im Rahmen der stalinistischen Säuberungsprozesse unter NKWD-Chef Jeschow wurde er zusammen mit den Politbüromitgliedern Rudsutak, Tschubar und den Kandidaten des Politbüros Postyschew und Eiche 1938 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Leiche wurde nicht den Angehörigen übergeben, sondern im damals einzigen Moskauer Krematorium auf dem Donskoi-Friedhof eingeäschert und die Asche dort in ein Massengrab geworfen. Auch seine beiden Brüder waren zuvor 1937/38 hingerichtet worden. Mit ihnen verschwand die überwiegende Mehrheit der Mitglieder und Kandidaten des Zentralkomitees. Obwohl er Anhänger Stalins war, nutzte dieser eine unrichtige Denunziation aus Kiew, um Kossior zu beseitigen. Der Mitwisser um das Versagen Stalins und der Partei und zugleich der Mitverantwortliche bei den Hungerkatastrophen Anfang der dreißiger Jahre in der Ukraine wurde ermordet. Kossior wurde nach Stalins Tod in der sogenannten Tauwetter-Periode 1956 durch Chruschtschow rehabilitiert.

Literatur

  • Leo Trotzki: Stalin – Eine Biographie; Pawlak-Verlag und Kiepenheuer & Witsch
  • Spuler: Regenten und Regierungen der Welt; Minister-Ploetz Bd. 4, 1964
  • Fainsod: Wie Russland regiert wird; Kiepenheuer & Witsch, 1965
  • Simon Sebag-Montefiore: Stalin – Am Hofe des roten Zaren; S. Fischer-Verlag, 2005

Weblinks


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