Stahlguss Gröditz

Stahlguss Gröditz
Stahlguss Gröditz GmbH
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Rechtsform GmbH
Gründung 1779
Sitz Gröditz
Mitarbeiter 75 (2008)
Umsatz 17,0 Mio. EUR (2008); 15,0 Mio. EUR (2009)
Branche Stahl
Website www.stahlguss-groeditz.de

Die Stahlguss Gröditz GmbH ist eine Gießerei im sächsischen Gröditz. Sie fertigt Stahlformgussteile mittels Handformgussverfahren für den Schiffbau, Energiemaschinenbau, Formenbau und den allgemeinen Maschinenbau mit einer Gussteilmasse bis etwa 52.000 kg in unlegierten und legierten entgasten Stahlwerkstoffqualitäten (VD/vacuum oxygen decarburisation(VOD)-Stahl). Dabei wird der Flüssigstahl vom benachbarten Elektrostahlwerk mittels Gießpfannen über einen Quergleisanschluss bezogen. Die Wärmebehandlung von Gussteilen aus Vergütungswerkstoffen mit Öl- oder Wasserhärtung wird in den Schmiedewerken Gröditz durchgeführt. Da der Hauptanteil des Gusses vorbearbeitet geliefert wird, nutzt die Gießerei den Maschinenpark der Mechanischen Werkstatt in der Schmiede.

Mit etwa 70 Mitarbeitern können Stahlgussteile mit maximalen Abmessungen von 6000 × 4500 × 2800 mm oder einem maximalen Durchmesser von 4000 mm und einer Höhe von 2800 mm produziert werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Stahlverarbeitung in Gröditz begann 1779/1780 mit der Gründung des Eisenwerkes Gröditz durch den Kabinettsminister Grafen Detlev Carl von Einsiedel. Am 5. September 1818 erfolgte die Grundsteinlegung zu einem Kupolofen. Die erste Schmelzung und der erste Guss aus dem neuerbauten Kupolofen im Beisein des Grafen Detlev Carl von Einsiedel fand am 19. Mai 1819 statt. 1830 wurde ein Flügel an die Hochofenhütte für die Lehmformerei angebaut und 1838 für die Gießerei eine Dekorateurwerkstatt eingerichtet; zudem wurde eine neue Kupolofenesse aufgeführt. 1843 erfolgte die Vergrößerung der Gießerei durch die Errichtung einer neuen Werkstatt.

1872 gingen die verschiedenen Gräflich Einsiedel'schen Werke und damit auch Gröditz in den Besitz einer Aktiengesellschaft (Lauchhammer) über. Für die Röhrengießerei I wurde ein neues Probier- und Asphaltiergebäude errichtet. Unter der Leitung des Hüttenmeisters und nachmaligen Professors für Hüttenkunde an der Bergakademie Freiberg, Adolf Ledebur, wurde mit dem Neubau der Röhrengießerei II begonnen.

Als neuer Fabrikationszweig wurde 1901 der Stahlformguss aufgenommen. Am 23. Januar 1902 wurde der erste gute Stahlguss aus der Bessemerbirne für Grubenwagenräder vergossen. Der erste Konverter fasste 300 kg Einsatz. 1905 erfolgte der Bau einer Werkstatt zum Bearbeiten des Bessemerstahlgusses. Die bisher für die Betriebe genutzte Dampfkraft wurde durch elektrische Anlagen ersetzt.

1906 erfolgte die Vergrößerung der Stahlgussbearbeitungswerkstatt durch den Anbau einer besonderen Stahlgussputzerei und 1915 wurde der Bau von Siemens-Martin-Öfen begonnen. Im Ersten Weltkrieg wurde die Waffenproduktion (Artilleriegeschosse und Geschützteile) massiv ausgebaut.

1922 wurde das Eisenwerk durch die Linke-Hoffman-Lauchhammer AG erworben und ging 1926 in den Besitz des Flick-Konzerns über. Ab 1939 wurden die Stahlwerke im Zweiten Weltkrieg zum Rüstungsbetrieb und waren Teil der Mitteldeutsche Stahlwerke AG von Flick[1]. In diesem Zusammenhang wurden auch Zwangsarbeiter im Unternehmen eingesetzt.

Nach der Besetzung von Gröditz erfolgt zwischen 1945 und 1947 die Demontage durch die sowjetische Besatzungsmacht. 1947 wurde die Politik der Demontage aufgegeben und mit dem Wiederaufbau begonnen. 1952 wurde der erste Elektroofen zur Stahlerschmelzung angefahren.

1948 wurde das Unternehmen unter dem Namen VEB Stahl- und Walzwerk Gröditz als VEB verstaatlicht. 1990 übernahm die Treuhandanstalt den VEB mit damals 5.300 Mitarbeitern. Aus dem VEB Stahl- und Walzwerk Gröditz wurde die Gröditzer Stahlwerke GmbH mit Schmiede, Ringwalzwerk, Stahlwerk und Gießerei. Mit einem Aufwand von 150 Millionen DM (nach heutiger Kaufkraft 115 Mio. Euro) erfolgte eine umfassende Modernisierung der veralteten Anlagen[2].

1997 wurde das Unternehmen durch die Georgsmarienhütte GmbH übernommen und 2002 als Geschäftsbereich in der Georgsmarienhütte Holding GmbH als Schmiedewerke Gröditz GmbH organisiert.

Seit dem 1. August 2004 wurde die Gießerei selbständig und firmiert seitdem unter dem Namen Stahlguss Gröditz GmbH innerhalb des Geschäftsbereiches Stahlguss Maschinenbau der Georgsmarienhütte Holding GmbH.

Literatur

  • Mathias Antusch: Zwangsarbeit im Stahlwerk Gröditz, Grin Verlag, München, 2004, ISBN 978-3-638-59402-8, (Zugleich: München, Univ. der Bundeswehr, Diplomarbeit, 2004), Inhalt (PDF; 60 KB).
  • Johannes Bähr: Der Flick-Konzern im Dritten Reich, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 978-3-486-58683-1, S. 137.
  • Oliver Driesen: Schwarz wie Schlacke, rot wie Glut. Die erstaunliche Geschichte der Georgsmarienhütte und ihrer Unternehmensgruppe. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, ISBN 3-455-50004-8.
  • Richard von Lippmann: Die Geschichte des Eisenwerkes Gröditz. Zweigwerk der Aktiengesellschaft Lauchhammer in Lauchhammer. 1779 bis 1915. Dem derzeitigen Leiter des Gröditzer Eisenwerkes, Herrn Direktor Richard Lippmann, anläßlich der fünfundzwanzigsten Wiederkehr des Jahrestages seines Eintritts in die Dienste der Aktiengesellschaft Lauchhammer von seinen Beamten zugeeignet. Gröditz 1915, (Auch Nachdruck: durch „Heimatverein zur Erforschung der Geschichte der sächsischen Stahlwerke-Unternehmen Gröditzer Stahlwerke GmbH e.V.“ 1992).
  • Zentrale Parteileitung im VEB Stahl- und Walzwerk Gröditz (Hrsg.): Betriebsgeschichte, VEB Stahl- und Walzwerk Gröditz im VEB Rohrkombinat. Abschnitt 1945 bis 1949. Gröditz 1988.

Weblinks

 Commons: VEB Stahl- und Walzwerk Gröditz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anteil an Rüstungsproduktion und Geschäftszahlen 1936 bis 1941 siehe Quelle: Der Flick-Konzern im Dritten Reich
  2. Infobroschüre von Gröditz, Seite 26

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