Stadtkirche Sternberg

Stadtkirche Sternberg
Die Stadtkirche St. Maria und St. Nikolaus in Sternberg

Die Stadtkirche St. Maria und St. Nikolaus wurde 1309–1322 im mecklenburgischen Sternberg errichtet. Sie ist seitdem die Hauptkirche Sternbergs, einer Kleinstadt zwischen Schwerin und Güstrow im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist die Kirche der Kirchgemeinde Sternberg, die zur Propstei Sternberg im Kirchenkreis Wismar der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs gehört.

Eine frühgotische Vorgängerkirche wurde im Jahr 1232 erstmals urkundlich erwähnt. Die heutige Stadtkirche verdankt ihre Größe - die für eine kleine Stadt wie Sternberg beachtlich ist - dem mecklenburgischen Fürsten Heinrich II.. Dieser begann nach einem Stadtbrand 1309 mit den systematischen Aufbau der Stadt und mit dem Bau der repräsentativen Kirche. Er wählte dann im Jahr 1310 Sternberg zu seiner Hauptresidenz.[1]

Das Backsteingebäude hat die Bauform einer fünfjochigen Hallenkirche. Durch einen großen Umbau 1895/1896 besitzt das Gebäude heute auch neogotische Elemente.

Inhaltsverzeichnis

Historische Bedeutung

Judenfeindlichkeit in der Weltchronik von Hartmann Schedel (1493)

In der Kirche wurden bis in das Jahr 1913 in zweijährigem Rhythmus (im Wechsel mit Malchin) die mecklenburgischen Landtage eröffnet. Im Jahr 1931 verlieh der Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Mecklenburg-Schwerin der Stadtkirche den Ehrennamen „Reformationsgedächtniskirche“ zum Gedenken an den außerordentlichen Landtag vom 20. Juni 1549 bei Sternberg, auf dem in Mecklenburg die Reformation eingeführt wurde.

Überregionale Bedeutung erlangte die Kirche als Wallfahrtskirche infolge eines Hostienfrevels im Jahr 1492, der hier angeblich stattgefunden hatte. Zeitgenössische Schriften berichten, der damalige Vikar am Allerheiligen-Altar Peter Däne[2] habe Schulden bei dem Juden Eleasar gehabt und habe ihm dafür zwei Hostien verschafft. Vikariate wurden im Mittelalter häufig von Privatpersonen gestiftet und konnten sich auf einen einzelnen der in der Regel dutzenden Altäre einer Stadtkirche beziehen, an welchem der so finanzierte Vikar „auf ewige Zeit“ Seelenmessen für den Stifter oder dessen Familie zu halten hatten. Die Hostien seien vom Juden und seinen Freunden mit Nadeln zerstochen worden, bis Blut aus ihnen geflossen sei. Eleasars Frau habe die Hostien in den Bach werfen wollen, was als Verheimlichungsversuch gedeutet wurde. Peter Däne habe die Hostien gefunden und auf dem Gelände des alten Fürstenhofs vergraben, wo heute das Heimatmuseum liegt. Von Gewissensbissen geplagt, öffnete er sich einem Schweriner Geistlichen. Dieser ließ ihn foltern, bis Peter Däne die Juden des Hostienfrevels bezichtigte. Nach Einholung eines entsprechenden Gutachtens der Universität Rostock wurden daraufhin allein in Sternberg 65 Juden verhaftet und gefoltert. 25 Männer und zwei Frauen wurden, nach unter Folter erpresstem Tatgeständnis, vor der Stadt auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Alle Juden wurden aus Mecklenburg vertrieben, so dass mancher Bürger seiner Schulden ledig wurde. Der Hinrichtungsort wurde seitdem Judenberg genannt. Der Vikar Peter Däne starb 1493 in Rostock bei einem Brand.[3] Die Ereignisse wurden sogleich von norddeutschen Chronisten wie Hinrich Boger bekannt gemacht und das Pogrom wurde bereits in der 1493 in Nürnberg gedruckten Weltchronik des Hartmann Schedel erwähnt.[4]

Die Kirche in Sternberg wurde auf Grund dieser Ereignisse Wallfahrtsort, woraus Stadt und Kirche bis zur Einführung der Reformation erhebliche Einnahmen erzielten.

Heute steht die Stadtkirche Sternberg unter Denkmalschutz und ist in die Denkmalliste des Amtes Sternberger Seenlandschaft eingetragen.[5]

Baugeschichte

Modell der Sternberger Kirche mit Winterkirche, Heiliger Blutskapelle und Turm im Vordergrund

Die Kirche ist eine frühgotische Backsteinkirche. Sie ist eine sogenannte westfälische fünfjochige Hallenkirche mit ideal quadratischem Grundriss ohne Chor mit drei Schiffen, die im Osten durch eine gerade Wand gleichmäßig abgeschlossen werden.

Der Bau der jetzigen Kirche begann im Jahr 1309 und endete mit der Fertigstellung 1322.[6]

Die beiden Seitenschiffe stammen noch aus dem Mittelalter. Das Gewölbe des Mittelschiffes wurde nach dem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1741 fünf Jahre später neu erbaut. Ebenfalls nach 1741 entstanden die Gesimse, das Mansarddach sowie Altar und Kanzel im Stil des Barock, die bis 1896 vorhanden waren.

Die doppelgeschossige Nordsakristei stammt aus dem 14. Jahrhundert. In den Jahren 1494–96 entstanden durch die gewachsene Bedeutung als Wallfahrtskirche die Winterkirche und die Kapelle des Heiligen Blutes.

Beim großen Umbau 1895/1896 unter Leitung von Gotthilf Ludwig Möckel wurde die Kirche, vor allem der Innenraum, neogotisch umgestaltet. Es entstand die Westempore und es wurden alle Fenster erneuert, das Gestühl, die Kanzel und der Altar ausgetauscht. Einige Portale wurden vermauert, und der Haupteingang wurde von der Vorhalle zur Turmhalle verlegt. Diese erhielt dabei ein Kreuzgewölbe und wurde mit Bildern ausgestattet. Zwischen Winterkirche und der Kapelle des Heiligen Blutes wurde eine Trennwand eingefügt.[7]

Seitdem kam es zu keinen größeren Umbauten mehr, weder in noch an der Kirche. Sie wurde aber beginnend in den 1990er Jahren abschnittweise renoviert. Dieser Prozess dauert noch an.

Bau

Hauptkirche

Grundriss der Kirche

Das Kirchengebäude ist ein rechteckiger Bau mit den Anbauten der Winterkirche, Sakristei und des Turmes. Das gesamte Kirchengebäude ist in der Ost-West-Achse 51 Meter lang und das Hauptgebäude 25 Meter breit. Es besitzt im Osten einen geraden Abschluss ohne Chornische. Es hat ein Mittelschiff und zwei gleich lange, nicht viel niedrigere Seitenschiffe. Die Kirchengewölbe werden von acht Pfeilern und vier Pilaster in zwei Reihen angeordnet gestützt. Die Pfeiler sind achteckig mit viereckigen Sockeln ausgeprägt. Sie haben Basen und Kapitäler und an den vier schmalen Seiten schlanke Halbsäulen. Die Säulen sind mit verschiedenen Mustern bunt bemalt. So beispielsweise mit schwarz, gelb und rot getreppten Sparren mit grüner Blattranke an den Rändern. Alle Säulen sind mit Wappen verziert.[8]

Alle drei Kirchenschiffe besitzen gebuste Kreuzgewölbe mit annähernd gleich hohen Schenkeln.[7]

Die gotischen Fenster der Kirche sind durch schmale steinerne Säulen dreifach geteilt. Das Fenster hinter dem Altar ist vierfach geteilt und neueren Ursprungs, da bei den beiden großen Bränden der Altargiebel einstürzte. Die beiden anderen Fenster in der Altarwand und die beiden unten abgekürzten Fenster über den beiden Hauptpforten auf der Südseite haben über ihren Wölbungen drei kleine runde Fenster oder Rosen.[8]

Altar mit Fenster

Die Fensterscheiben der Altarwand stellen die kirchlichen Feste Pfingsten, Ostern und Weihnachten dar. An der Südseite findet man das sogenannte Reformationsfenster. Er zeigt Martin Luther und die damaligen mecklenburgischen Landesherren Johann Albrecht I. und Heinrich V.. Alle vier Fensterscheiben stammen von 1895[6] und wurden unter Verwendung von privaten Spenden zu DDR-Zeiten restauriert.

Die beiden Hauptpforten sind schräge eingehend und mit Rippen oder Säulen mit kleinen Kapitälern geschmückt. An der südlichen Pforte unter dem Turm sind die Mauernischen mit spitzen Giebeln und schwarzglasierten Verzierungen ausgeführt. Sie ist der derzeitige Haupteingang der Kirche. Neben der Pforte befindet sich links ein eingemauerter Granitblock mit zwei Fußspuren. Einer Sage nach sind dies die Fußspuren von Eleasars Frau, welche in den Stein sank, als sie die Hostien im Bach versenken wollte. An den Fußspuren sind jedoch Meißelspuren zu erkennen, so dass die eigentliche Herkunft nicht bekannt ist. An der Westecke des südlichen Seitenschiffes wurde die Kapelle des Heiligen Blutes angebaut. Sie ragt über die Seitenwand der Kirche hinaus.

Am Altar liegt die ehemalige Altarplatte, mit den fünf Weihekreuzen gekennzeichnet. Sie trägt die (sekundäre) Inschrift Ein Divack war 1572 Burgemeister zu Sternberg.[8]

Kapelle des Heiligen Blutes

Kapelle des Heiligen Blutes
Plastik „Stigma“ des Crivitzer Bildhauer Wieland Schmiedel
Die Tischplatte als Relikt der „Sternberger Hostienschändung“

Die Kapelle des Heiligen Blutes, später auch Taufkapelle genannt, wurde für die Pilger gebaut, welche nach den Ereignissen des Hostienfrevels nach Sternberg kamen. Sie ist ein schlichter Backsteinbau mit Vorhalle und Seitengang. Die Kapelle befindet sich an der Südwestseite der Kirche. Vom Windfang des Südportals führt eine kleine Treppe in die Taufkapelle. Die Kapelle wurde beim Stadtbrand 1741 in Mitleidenschaft gezogen, der von den Herzögen Heinrich V. und Albrecht VII. in Auftrag gegebene Altar von Erhard Altdorfer aus dem Jahr 1516 wurde im Jahr 1741 beim Brand vernichtet. [9]. Der Sockelbereich der Kapelle ist bis zu einer Höhe von ungefähr einem Meter mit einem stilisierten Blumenteppich bemalt. In der Kapelle befindet sich eine Tischplatte, ein Relikt der „Sternberger Hostienschändung“. In der Mitte der Kapelle hängt derzeit ein Korpus mit kreuzförmigen Stempel über einem weißen Teppich mit Kreuzabdruck.

Es handelt sich um die Plastik „Stigma“ des Crivitzer Bildhauer Wieland Schmiedel. Es soll an das dunkle Kapitel der „Sternberger Hostienschändung“ erinnern [10].

In der Kapelle wurde vorher ein Relief mit der Darstellung der unschuldig Hingerichteten, vielleicht ein ehemaliger Altar, gezeigt. Des Weiteren befindet sich hier eine 1895 geschaffene neugotische Fünte des Hofbildhauers Rusch aus Wismar. Der Deckel stammt vom Doberaner Bildhauer Kasch. Ebenfalls hier zu sehen ist der Armenkasten. In diesem wurden die Spendengelder für die ärmeren Kinder Sternbergs gesammelt, um ihnen einen Schulbesuch zu ermöglichen. Diese Gegenstände befinden sich derzeit in der Hauptkirche. Über dem Übergang zur Winterkirche befindet sich in drei Metern Höhe ein Christusfresko. Die Kapelle ist außerdem mit einem schmalen gewölbten Gang an der Südseite mit der Winterkirche verbunden. Dieser wurde wohl für Prozessionen und Pilger angelegt.[7]

Winterkirche

Die sogenannte Winterkirche entstand um 1500. Wie der Name schon sagt, diente sie als Gemeinderaum für den Winter, wenn der große Kirchenraum zu kalt geworden war. Sie befindet sich an der Südwestecke zwischen der Kapelle des Heiligen Blutes und dem Kirchturm. In der Winterkapelle wurden Altar und Kanzel der 1904 abgerissenen St. Jürgen-Kapelle aufgestellt. Der St. Georgsaltar aus der Zeit um 1500, ist ein geschnitztes Triptychon eines mecklenburgischen Meisters.

Der Altar zeigt den Heiligen Georg, wie er den Drachen tötet, aber auch zehn weitere Heilige. So wird Georg flankiert von einer Anna selbdritt-Gruppe und einer dritten Figur (vermutlich Elisabet). Im linken Altarflügel sind Jakobus der Ältere, Ursula, eine unbekannte Figur und Paulus dargestellt. Im rechten Altarflügel sind Katharina, Mauritius, Sebastian und Nikolaus zu sehen. Die Außenseiten zeigen die Verkündigung des Herrn durch den Erzengel Gabriel.

Die Kanzel zeigt die Evangelisten Markus, Lukas und Matthäus.

Seit der Umgestaltung der Kirche im Jahr 1895 befinden sich hier mehrere alte Grabsteine. So ist hier der Epitaph von Theodor von Plessen zu sehen. Er ist eine Arbeit des niederländischen Bildhauers Philipp Brandin.

Der Turm

Sternberg Stadtkirche 2009-03-04 002.jpg

Der quadratische zwölf mal zwölf Meter große Westturm in der Breite des Mittelschiffes wurde 1322 beendet. Der obere Teil des Turmes wurde nach den Stadtbränden von 1659 und 1741 neu gebaut. Das Fertigstellungsjahr 1750 ist am Turm weithin sichtbar angebracht. Die barocke Laterne wurde mit Helm im Jahr 1816 erneuert.[7] Bei einem Blitzschlag im Jahr 1894 brannte der Turm erneut und erhielt 1895 sein heutiges, neugotisches Aussehen. Der 66 Meter hohe Turm ist für Besucher zugänglich und bietet von einer Plattform unter der Laterne einen Rundblick über die Stadt Sternberg und deren Umgebung.

Fresko vom Landtag an der Sagsdorfer Brücke

Im unteren Teil des Turmes befindet sich die Turmhalle. Auffallend ist hier das historisierende Fresko über dem Durchgang zur Kirche. Es stellt die Einführung der Reformation in Mecklenburg und den damit verbundenen Landtag an der Sagsdorfer Brücke bei Sternberg dar. Hier trafen sich seit 1275 die Herrscher von Mecklenburg und die mecklenburgischen Landesstände. Am 20. Juni 1549 entschieden sie sich dort gegen das Augsburger Interim des römisch-deutschen Kaisers Karl V., welches dem Protestantismus Einhalt gebieten sollte. Das Bild wurde im Jahr 1896 von Fritz Greve gemalt.

Unterhalb des Freskos stehen zwei historische Grabsteine, der spätmittelalterliche Stein des Johannes Sommer und der Grabstein der 1583 verstorbenen Kathrina Fanter. An der Nordseite der Turmhalle befindet sich eine marmorne Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.

Ausstattung

Der gesamte Innenraum der Kirche wurde in den Jahren 1895/96 unter Leitung von Gotthilf Ludwig Möckel aus Doberan neogotisch umgestaltet. Neben der Freilegung der unter dem Kalkanstrich verborgenen Malereien aus dem 14. Jahrhundert wurden Altar, Kanzel und Chorgestühl neu gestaltet.

Der Altar wurde von dem Doberaner Bildhauer Kasch geschaffen. Er zeigt Reliefs von Melchisedech, Abel, Isaak und Aaron. Über ihnen ist der gekreuzigte Christus dargestellt. Zwischen Abel und Isaak sind Ähren und Trauben zu sehen. Sie erinnern an das Brot und den Wein des Abendmahls.[11]

Die Kanzel entstammt ebenfalls der Werkstatt des Meisters Kasch und zeigt als Schnitzwerk die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.[11].

Zur ehemaligen Ausstattung gehören ein barocker Altar, der heute in Eldena steht, und eine Kanzel, die in der Sakristei eingelagert ist. Beide stammen aus dem Jahr 1747.[6]

Bemalung

Die ursprünglich im 14. Jahrhundert farblich gestaltete Kirche wurde nach der Reformation weiß getüncht. Nach der Renovierung 1895 kam diese ursprüngliche Farbgebung wieder zum Vorschein. Alle Pfeiler sind mit Wappen, Weinranken und teppichartigen Mustern versehen. Die stilisierten rotbraunen Weinranken mit grünen Blättern und rotbraunen Trauben ziehen sich bis zum Kelchkapitell hinauf. Die teppichartigen Malereien gehen bis in halbe Höhe und werden mit den Wappen abgeschlossen [6]. Weitere Malereien finden sich auch im Gewölbe und in der Turmhalle.

An der Altarwand wurden während der Renovierungsarbeiten im Jahr 1895 zwei um 1350 geschaffene Fresken entdeckt. Das Fresko im Nordschiff zeigt Christus als Weltenrichter in der Mandorla vor einem sternenbesäten Hintergrund, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten und den Darstellungen von Maria und Johannes dem Täufer als Fürbitter der Menschen. Zu beiden Seiten befinden sich Bilder von je zwei Aposteln in Arkaden. Das südliche Fresko zeigt die Kreuzigung Jesu, mit den Assistenzfiguren Maria und Johannes, dem Lieblingsjünger Jesu.[12] Der Name des Künstlers ist nicht bekannt.

Gedenkfresko für die Einführung der Reformation in Mecklenburg

Im nördlichen Seitenschiff befindet sich über dem Eingang zur Sakristei ein Fresko, welches von Herzogin Elisabeth von Sachsen-Weimar-Eisenach, der Ehefrau Herzog Johann Albrechts zu Mecklenburg, im Jahr 1899 gestiftet wurde. Es zeigt Moses, David und Abraham und darüber Johannes den Täufer und erinnert an den 350-jährigen Gedenktag der Einführung der Reformation in Mecklenburg durch den Landtag zu Sternberg 1549. Auch hier findet sich kein Künstlername.

Die Wappen

Wappenanordung an den Säulen

In der Sternberger Kirche wurden an den Hauptsäulen 40 Wappendarstellungen angebracht, von denen 33 erhalten sind. Die Wappen wurden paarweise an den Säulen angebracht. Von den meisten wurde nur ein Paar gemalt, von f, g und o zwei und von i drei Paare. Sechs Wappen wurden durch den Bau der Orgelempore (die Wappen o, o, i und m), sowie der neuen Kanzel (die Wappen f und h) überdeckt. Ein Wappen f (Stelle †) verschwand durch Übermalung mit der Darstellung der „Maria Verkündigung“. Bei den Wappen 1-6 und † ist auf der Skizze nur eine vermutete Anordnung eingetragen, da die Wappen durch die oben genannten Umbauten nicht mehr vorhanden sind. Diese mittelalterlichen Bilder wurden bei der Renovierung der Kirche im 19. Jahrhundert freigelegt.

Bei den Wappendarstellungen handelt es sich um folgende Wappengruppen:

  • a: In Silber (Weiß) zwei quergelegte, abgewendete, vierzinkige schwarze Hirschstangen übereinander
  • b: Von Silber (Weiß) über Schwarz geteilt und belegt mit einer schräg rechts gelegten, gespannten roten Armbrust
  • c: Von Silber (Weiß) über Rot geteilt
  • d: Geviert; Feld 1 silbern (weiß), Feld 2 schwarz, Feld 3 rot, Feld 4 grün
  • e: In Silber (Weiß) ein abgestufter schwarzer Giebel
  • f: In Silber (Weiß) ein halber steigender roter Bock
  • g: In Rot über einer aufrechten blauen Pflugschar ein silberner (weißer) Zickzacksparren, oben begleitet von zwei einander zugeneigten blauen Pflugscharen
  • h: In einem roten Feld mit durchgehendem silbernem (weißem) Kreuz ein silbernes (weißes) Schrägkreuz; beide Kreuze belegt mit grünen Blattranken
  • i: In Schwarz ein siebenstrahliger silberner (weißer) Stern
  • k: In Silber (Weiß) über zwei aufgerichteten roten Schmiedezangen eine dritte schägrechts gestellt
  • l: In Schwarz ein silberner (weißer) Schrägbalken, belegt mit einer schwarzen Ranke
  • m: In Silber (Weiß) vier von der Mitte ausgehende schwarze Hahnenfederbüsche, schrägkreuzartig gestellt
  • n: Durch eine Weinranke schräg geteilt von Silber (Weiß) und Schwarz
  • o: In Silber (Weiß) ein aufgerichteter roter Greif, an der nördlichen Säule linksgewendet, an der südlichen rechtsgewendet, so dass sie in der paarförmigen Aufstellung als abgewendet erscheinen
  • p: In Rot ein silberner (weißer) halber Flug

Die genaue Bedeutung dieser Wappen ist unbekannt. Die wahrscheinlichste Variante dürfte sein, dass es sich hier um die Wappen der Sternberger Stiftungsfamilien handelt. Ähnliches gibt es auch in anderen Kirchen wie in der Stiftskirche Bützow und dem Schweriner Dom. [13]

Orgel

Empore mit Orgel

Bei der Orgel in der Sternberger Kirche handelt es sich um ein Exemplar der Firma Eberhard Friedrich Walcker aus Ludwigsburg. Sie wurde 1895 auf der neu errichten Empore aufgebaut. Die Orgel war eine der ersten drei Hochdruckstimmenorgeln der Firma und hat 21 Register. Man findet eine ähnliche Orgel der Firma in einer Kapelle des Petersdomes in Rom. Die Orgel war eine Stiftung des damals in Sternberg ansässigen Musikinstrumentenhändlers Julius Heinrich Zimmermann aus St. Petersburg. In den Jahren 1990/91 wurde die Orgel von der Orgelwerkstatt Christian Scheffler aus Frankfurt/Oder aufwändig restauriert, jedoch technisch nicht verändert. Am Pfingstsonntag den 19. Mai 1991 wurde die Orgel wiedereingeweiht.

Um den Klang der Orgel besser zur Geltung zu bringen, sind an allen Fenstern der Kirche Netze gespannt.[11].

Die heutige Orgel hat folgende Disposition:

Manual C–f3
Bordun 16′
Principal 8′
Flöte amabile 8′
Gamba 8′
Dulciana 8′
Octav 4′
Rohrflöte 4′
Octav 2′
Mixtur IV 2 2/3
Trompete 8′
II Manual
(schwellbar)
C–f3
Geigenprincipal 8′
Liebl. Gedeckt 8′
Salicional 8′
Aeoline 8′
Flöte 4′
Clarinette 8′
Pedal C–d1
Violonbass 16′
Subbass 16'
Octavbass 8′
Posaunenbass 16′
  • Koppeln: II/I, II/P, I/P, Superoctavkoppel für Stentorflöte.
  • Spielhilfen: Auslöser für Tutti und Coppeln, Kollektivtritte (Forte, Piano).

Sie besitzt eine Extralade C–f4, für Stentorflöte 8′ wahlweise vom I. und II. Manual spielbar.[14]

Glocken

Kirchuhrglocke auf der Aussichtsplattform

Auf halber Höhe des Kirchturmes befindet sich der Glockenraum. Hier hängen derzeit zwei Glocken. Nach dem großen Stadtbrand im Jahr 1741 wurden ursprünglich drei Glocken installiert. Diese wurden in den Jahren von 1750 bis 1767 gegossen. Von den vor dem Stadtbrand vorhandenen Glocken ist nichts bekannt. Zwei der Glocken aus den Jahren 1750–1767 erlitten das gleiche Schicksal, wie viele andere Glocken auch, sie wurden während des Ersten Weltkrieges demontiert und eingeschmolzen. Von Ihnen sind nur noch die Halterungen und die eisernen Klöppel vorhanden. Die noch vorhandene ältere Glocke trägt die Inschrift Soli deo Gloria. O. G. M. in Rostock Ao 1750. Sie wurde vom Glockengießer Otto Gerhard Meyer in Rostock gegossen. Die noch vorhandene größere Glocke stammt aus dem Jahr 1971 und trägt die Inschrift + ET IN TERRA PAX STERNBERG AD 1971. In der Ebene über den Glocken befindet sich die Turmuhr. Sie ist nicht frei sichtbar, sondern wurde zum Schutz vor Tauben eingehaust. Die Uhr wurde im Jahr 1984 installiert und ist über Achsen mit den drei Zifferblättern verbunden. Darüber hinaus bedient die Uhr zwei am Rand der Aussichtsplattform befindliche Glocken. Diese wurden im Jahr 1889 in Hildesheim gegossen. Die früher hier befindliche Totenglocke wurde ebenfalls während des Ersten Weltkrieges eingeschmolzen.

Heutige Nutzung

Das Kirche wird derzeit für Gottesdienste, aber auch für Konzerte und Besichtigungsbetrieb genutzt. Die Besichtigungen sind in den Wintermonaten vorher anzumelden. Die Pfarrstelle in Sternberg ist seit 1. August 2009 wieder besetzt. Die neue Pastorin in Sternberg heißt Eva Lagies.

Einzelnachweise

  1. Georg Christian Friedrich Lisch: Geschichte Hauptbegebenheiten in der ältern Geschichte der Stadt Sternberg (Aufsatz 9, Bd. 12), Schwerin 1847, S. 193
  2. Krause: Däne, Peter. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 726.
  3. Judenpogrom, Hostienfrevel, Stadtgeschichte Sternberg „Wie die Legende berichtet, erhielt der Jude Eleasar von einem Sternberger Messpriester geweihte Hostien. Diese wurden am 20. 7. 1492 von den Juden zerstochen und zerschnitten, wobei Blut aus ihnen floss, das ‚Heilige Blut‘ von Sternberg. Als Eleasars Frau versucht haben soll, die Hostien ins Wasser zu werfen, ist sie mit beiden Füßen in einen Stein eingesunken.“; Stadtgeschichte Sternberg; Torsten Bade, Hamburg, 3. April 2008, 15:05 Uhr
  4. [1]
  5. Denkmalliste Amt Sternberger Seenlandschaft, pdf-Datei
  6. a b c d Zerniner Beschäftigungsinitiative (ZEBI) e.V. und START e.V. (Hrsg.):Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Wismar-Schwerin, Edition Temmen, Bremen/Rostock 2001, ISBN 3-86108-753-7
  7. a b c d Georg Dehio:Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern, Deutscher Kunstverlag, Neubearbeitung, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6 S. 572f.
  8. a b c Georg Christian Friedrich Lisch: Geschichte der Stadt Sternberg (Aufsatz 9, Bd. 12), Schwerin 1870, S. 192
  9. Wilhelm Schmidt: Altdorfer, Erhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 358 f.
  10. http://www.links-lang.de/presse/6620.php www.links-lang.de
  11. a b c Infoblatt der Kirche Sternberg
  12. Commission zur Erhaltung der Denkmäler (Hrsg.): Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin Bd. IV, Schwerin i. M. 1901, S. 139-147
  13. Dr. Friedrich Crull: Die Wappen in der Kirche zu Sternberg (Aufsatz 9, Bd. 12), Schwerin 1870, S. 18-22.
  14. Die Orgeldisposition. Abgerufen am 25. Februar 2009.

Weblinks

 Commons: Stadtkirche Sternberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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