Stadtkirche St. Marien (Celle)

Stadtkirche St. Marien (Celle)
Stadtkirche St. Marien in Celle (Südost)
Alte Turmuhr von 1896
Chorraum und Altar

Die Stadtkirche St. Marien ist die evangelisch-lutherische Stadtkirche von Celle.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Der Bau der Stadtkirche St. Marien wurde vermutlich 1292 begonnen. Zu der Zeit, als Herzog Otto II. der Strenge Altencelle aufgab und vier Kilometer nordwestlich eine neue Siedlung, die spätere Stadt Celle, gründete. Die ursprünglich rein gotische, querschifflose, aus Backsteinen und Feldsteinen errichtete dreischiffige Hallenkirche wurde im Jahre 1308 „unserer lewen frowe“ – der Jungfrau Maria – geweiht.[1]

Erst 1516 erhielt die Kirche einen Turm. Dieser wurde aber bereits 1530 wieder abgerissen und durch einen Glockenstuhl ersetzt. Oberhalb dieses Glockenstuhls wurde 1532 ein Uhrenhaus eingebaut. In alten Unterlagen wird 1551 eine „Sanguhr“ (eine Uhr mit einem Glockenspiel) erwähnt. Der Glockenstuhl wurde 1576 durch einen Dachreiter ersetzt. Dieser Dachreiter muss 1717 dem noch heute erhaltenen Dachreiter weichen. 1896 wird eine neue Turmuhr in den Dachreiter eingebaut, die noch heute zu besichtigen, und bis auf das Zeigerwerk noch voll funktionsfähig ist. 1913 wird der 74 Meter hohe Kirchturm an die Westseite der Kirche angebaut. Ab ca. 1970 wurden die Uhren am Kirchturm durch eine elektromechanische Uhr gesteuert. Bei den heutigen Turmuhren wird seit 1999 die Zeit computerkontrolliert geregelt.

Ausstattung

Innenraum der Kirche

Über dem Chor befindet sich das älteste Bildwerk der Kirche, eine mittelalterliche Kreuzigungsgruppe, die um 1495 geschaffen wurde. Unter dem Kreuz stehen Maria, Jesu Mutter, und Johannes.

An den Pfeilern vor dem Chor, der mit seinen gotischen Rippenbogen nach oben führt, stehen Petrus und Paulus. Die Stuckaturen der Kirche sind mit Engeln und Pflanzen geschaffen.

Die Epitaphe im Chorraum sind Gedenksteine an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, die seit dem 15. Jahrhundert in Celle residierten. Sie, auch die Propheten auf den Bildern der zweiten Empore und die Evangelisten an der Kanzel, verkünden die Botschaft Gottes: Seine Liebe und Nähe.

Als Herzog Ernst der Bekenner mit seinem Generalsuperintendenten Urbanus Rhegius die Reformation im Lüneburger und Celler Land einführte, wurde die ursprüngliche Marienkirche eine evangelische Gemeindekirche, eine Predigtkirche.[2]

Für die schmuckreiche barocke Ausgestaltung sorgten später italienische Kunsthandwerker. Die Kanzel wurde von dänischen Kunsthandwerkern geschaffen.

Der Flügelaltar zeugt vom Kunstschaffen der Zeit von der Spätrenaissance zum Barock.

An der nördlichen Empore sind Bilder zum Neuen Testament, an der südlichen zum Alten Testament zu sehen, die wie eine Bilderbibel angeschaut werden können.

Das Kircheninnere wurde 1834/35 komplett erneuert.

Barockorgel

Barocker Orgelprospekt von 1687

Umgeben von Emporenbildern ragt der reichgeschnitzte, eindrucksvolle Orgelprospekt auf, hinter den 1999 ein neues Werk nach den ursprünglichen Plänen von 1687 eingebaut wurde.[2] Herzog Christian Ludwig spendete 1653 diese Barockorgel, deren Fassade bis heute erhalten ist. Sie wurde von Hermann Kröger und Berendt Hus erbaut und 1685–1687 erweitert. 1997–1999 wurde das gesamte Pfeifenwerk durch den Orgelbaumeister Rowan West in traditioneller Art rekonstruiert, das Orgelgehäuse wiederhergestellt und restauriert sowie ein zusätzliches Hinterwerk ergänzt. Heute verteilen sich die Register auf 4 Manuale und Pedal. [3]

I Rückpositiv C–f3
1. Principal 4’
2. Quintadena 8’
3. Gedackt 8’
4. Rohrflöte 4’
5. Octava 2’
6. Waldflöte 2’
7. Sesquialtera II
8. Scharff IV
9. Dulcian 16’
10. Krummhorn 8’
Tremulant
II Oberwerk C–f3
11. Principal 8’
12. Quintadena 16’
13. Gemshorn 8’
14. Rohfflöte 8’
15. Octava 4’
16. Coppelflöte 4’
17. Quinta 3’
18. Superoctava 2’
19. Mixtur V-VI
20. Trumeten 8’
21. Vox humana 8’
III Brustwerk C–f3
22. Gedact 8’
23. Blockflöte 4’
24. Oktava 2’
25. Tertia 13/5
26. Quintflöte 11/2
27. Trechterregal 8’
28. Schalmey 4’
IV Hinterwerk C–f3
29. Principal 8’
30. Traversflöte 8’
31. Viola da Gamba 8’
32. Octava 4’
33. Gedeckflöte 4’
34. Nasat 3’
35. Querflöte 2’
36. Tertia 13/5
37. Trumeten 16’
38. Hobo 8’
39. Mixtur IV 1’
Pedal C–f1
40. Principal 16’
41. Subbaß 16’
42. Octava 8’
43. Gedecktbaß 8’
44. Octava 4’
45. Mixtur VI
46. Posaune 16’
47. Trumeten 8’
48. Trumeten 4’
49. Cornet 2’

Fürstengruft

Bei einem Rundgang findet man Gedenktafeln und Bildnisse, Namen von Toten der Kriege.

In der Fürstengruft, die dem Welfenhaus gehört, ist auch Prinzessin Sophie Dorothea beigesetzt worden, die als Prinzessin von Ahlden bekannt ist. Als letzte wurde die verstoßene dänische Königin Caroline Mathilde beigesetzt.

Turm und Glocken

In der Zeit von April bis Ende Oktober können die Besucher den 74 Meter hohen Turm besteigen.

In ihm hängt ein großes Geläut aus vier Glocken, von denen die größte, 8,202 Kilogramm schwere Friedensglocke (Schlagton: ges0) 2008 die Glockengießerei Bachert in Karlsruhe goss und zum 1. Advent desselben Jahres eingeweiht wurde. Sie wurde anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadtkirche vom Rat der Stadt gestiftet. Zwei Uhrschlag-Glocken in den Schlagtönen b1 und des2 kommen aus demselben Guss. Im Zuge dessen wurden die drei vorhandenen Barockglocken aus den Jahren 1664 (b0), 1701 (des1) und 1723 (es1) restauriert. Diese hingen vor dem Turmbau im Gewölbe unter dem Kirchendach. Die Glocken hängen im Holzglockenstuhl an Holzjochen und verfügen über neue geschmiedete Klöppel.

Bilder der Glocken

Einzelnachweise

  1. Website der Stadtkirche St. Marien: Das Bauwerk
  2. a b Broschüre über die evangelisch-lutherische Stadtkirche St. Marien
  3. Zur Geschichte und Disposition der Orgel der Stadtkirche Celle, gesehen 7. November 2010.

Weblinks

 Commons: Stadtkirche St. Marien (Celle) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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