Stadtbad Oderberger Straße

Stadtbad Oderberger Straße
Kulturelle Nutzung im Stadtbad 2005

Das Stadtbad Oderberger Straße (auch Stadtbad Prenzlauer Berg genannt) ist eine bis Ende 1986 genutzte Badeanstalt in der Oderberger Straße im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg. In den letzten Jahren wurde sie vor allem als Veranstaltungsort genutzt, bevor sie nach Sanierungsarbeiten wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden soll.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachdem das Gebiet des Prenzlauer Bergs schon bis zum Beginn der Gründerzeit rasant bebaut wurde und dabei öffentliche Bauten vernachlässigt wurden, besann sich die Stadt Ende der 1870er und begann mit dem Bau öffentlicher Einrichtungen. Nachdem der „Central-Vieh- und Schlachthof“, eine Markthalle und ein Hospital in den 1870ern und 1880ern errichtet wurden, errichtete man Ende der 1890er eine „Volksbadeanstalt“.

Mit der Planung war der damalige Stadtbaurat Ludwig Hoffmann betraut. Er begann seine Planungen 1897, 1899 begannen die Bauarbeiten. Am 1. Februar 1902 konnte das Gebäude im Stil der deutschen Renaissance eröffnet werden. Sämtliche Verzierungen und Skulpturen wurden von Otto Lessing angefertigt.

1936 wurden geringfügige bauliche Maßnahmen durchgeführt: die von Hoffmann konzipierten Lichthöfe wurden nun aus Platzmangel überbaut. Den Krieg überstand das Gebäude ohne große Schäden und auch in der DDR wurde es weiterhin als Stadtbad genutzt. 1977 wurde eine Sauna eingebaut.

Nachdem 1985 ein neuer Betonschornstein errichtet wurde, musste das Bad zum 11. Dezember 1986 schließen, weil Risse im Beckenboden und in den Deckengewölben auftraten. Das Bad war bis zu diesem Zeitpunkt ein bedeutender sozialer Bezugspunkt für die Menschen in der Umgebung – viele hatten hier schwimmen gelernt und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren die öffentlichen Duschen auch für die Hygiene immens wichtig.

Die Wannen- und Duschbäder und die Sauna wurden noch einige Zeit weiterbetrieben, jedoch 1994 bzw. 1997 ebenfalls geschlossen.

Planungen nach der Schließung

Die Planungen der DDR für eine Sanierung waren nach der Wende Geschichte. 1990 gründete sich eine Bürgerinitiative, die die Sanierung und die erneute Nutzung als Badeanstalt forderte. 1991 nahm der Senat das Stadtbad in seine Sanierungsliste auf und plante 45 Millionen DM dafür ein. 1994 gab Berlin dieses Projekt auf. In den Folgejahren organisierte die Bürgerinitiative verstärkt kulturelle Veranstaltungen im Becken. Im Jahr 2000 ging aus der Bürgerinitiative die „Genossenschaft Stadtbad Oderberger Straße“ mit 20 Gründungsmitgliedern hervor. Ziel dieser Genossenschaft war der Erwerb und der Betrieb des Bades. Im Jahr 2002 konnte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude von den inzwischen 1000 Mitgliedern erworben werden.

Das Becken sollte in ein durchgängig gleich tiefes Becken mit einer Tiefe von 1,30 Meter umgewandelt werden. Im Obergeschoss sollte eine Saunalandschaft entstehen. Die Sanierungssumme wurde auf mindestens 16,5 Millionen Euro geschätzt. Während Bundestagswahlkampfzeiten im August 2005 wurde dem Projekt ein Zuschuss vom Berliner Senat in Höhe von 5,1 Millionen Euro in Aussicht gestellt, auch der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse engagierte sich. 6 Millionen Euro sollten über Kredite finanziert werden, das restliche Geld über einen geschlossenen Immobilienfonds. Im November 2005 wurde die Förderung jedoch nicht erteilt, da die Genossenschaft nicht rechtzeitig einen Finanzierungsplan erarbeiten konnte. Schon im August war die angesetzte Zeit von Seiten der Genossenschaft als zu kurz eingeschätzt worden.

Im Januar 2007 kaufte die Stiftung Denkmalschutz Berlin das Gebäude für 100.000 Euro. Das Gebäude sollte baulich saniert und anschließend an die Schweizer Firma Kannewischer übergeben werden, die das Bad betreiben und zu diesem Zweck in die Ausstattung investieren wollte. Die Gesamtkosten wurden auf 17 Millionen Euro geschätzt. Im Juni 2008 wurde bekannt, dass die Stadtentwicklungsverwaltung in Aussicht gestellte Fördermittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro nicht bereitstellen wird, wodurch sich die Sanierung weiter verzögert. Das Bad wird nun zunächst wieder für kulturelle Zwecke genutzt um die laufenden Kosten des Gebäudes zu decken.[1]

Im Juli 2008 wurde bekannt, dass eine angrenzende Sprachschule Interesse hat, das Gebäude zu übernehmen. Die Schwimmhalle sollte saniert und in den Freizeitbereich der Schule integriert werden, jedoch zeitweise auch öffentlich zugänglich sein.[2] Das gegenwärtige Konzept der Sprachschule sieht im Rest des Gebäudes Hotelzimmer vor.[3] Bei einer Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung im September 2011 sprachen sich die Verordneten für das Konzept der Sprachschule und gegen zwei konkurrierende Konzepte aus.[4] Die Stiftung Denkmalschutz Berlin hat zwar vor der Entscheidung angekündigt, dass sie der Empfehlung der Bezirksverordneten folgen will, eine Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen.[5]

Zustand vor der Sanierung

Literatur

Weblinks

 Commons: Stadtbad Oderberger Straße – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Berlin Online vom 17. Juni 2008: Sanierung von Stadtbad Oderberger Straße wieder ungewiss
  2. Berliner Morgenpost vom 22. Juli 2008: Sprachschule will Stadtbad Oderberger Straße kaufen
  3. GLS Sprachenzentrum: Konzept Oderberger Stadtbad
  4. Prenzlauer Berg Nachrichten: BVV-Ausschüsse: GLS soll das Stadtbad kriegen
  5. Prenzlberger Stimme: Stadtbad Oderberger: Ausschüsse stimmen für GLS-Schule
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