Stadtamhof

Stadtamhof

Stadtamhof ist der Stadtbezirk 02 von Regensburg.

Blick über die Steinerne Brücke nach Stadtamhof

Mit einer Fläche von 0,66 km² ist Stadtamhof der kleinste der 18 Stadtbezirke Regensburgs. Die ehemals selbständige Stadt war Sitz des Bezirksamtes Stadtamhof. Sie wurde am 1. April 1924 in die Stadt Regensburg eingemeindet. Die ehemalige Gemeinde ist durch die Steinerne Brücke über die Donau direkt mit der Regensburger Altstadt verbunden. Seit 1970 verläuft nördlich des Ortes auf dem Gelände des ehemaligen Protzenweihers der zum Projekt Main-Donau-Kanal gehörende Regensburger Europakanal. Seit dem 13. Juli 2006 gehört die Regensburger Altstadt mit Stadtamhof zum UNESCO-Welterbe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein ursprünglicher Siedlungskern für die heute Stadtamhof genannte Ortschaft wird erstmals 1050 urkundlich erwähnt.[1] Es sind mehrere zeitgenössische Namensbezeichnungen überliefert, wie z.B. „Stat am Hoff bey Regensburg“ oder nur „Vorstadt“.[2] Im 12. Jahrhundert erhob Kaiser Konrad III. den Ort zur Marktgemeinde, um 1250 kam er unter die Oberhoheit der Wittelsbacher. Da Stat am Hoff am strategisch wichtigen nördlichen Ende der Steineren Brücke liegt, gab es seitens der Reichstadt Regenburg seit je her Versuche, den Vorort einzuverleiben. Von 1409 bis 1486 war der Markt an Regensburg verpfändet. 1496 erfolgte die Erhebung zur Stadt durch den Bayernherzog Albrecht IV. Das Wappen der Stadt stellte drei Schlüssel dar. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten Schwedische Truppen Stadtamhof und bauten es als Verteidigungsanlage aus. Im Zuge der Kampfhandlungen wurde ein Großteil der Stadt zerstört. Anfang des 18. Jahrhundert wütete die Pest in der Stadt, die damals etwa 1500 Einwohner hatte.[3] Seit dem frühen 19.Jahrhundert ist die jetzige Bezeichnung Stadtamhof geläufig.[4]

Das Jahr 1809

Stadtamhof wurde im Laufe des Französisch-Österreichischen-Krieges Schauplatz von Kampfhandlungen zwischen den damaligen Großmächten. Österreichische Truppen griffen am 10. April u.a. das Königreich Bayern an, das damals mit Napoleon verbündet war. Am 19. April erreichten die Angreifer Stadtamhof, wo französische Truppen unter anderem zur Verteidigung Regensburgs stationiert waren, und drangen in die Vorstadt ein. Nach schweren Häuserkämpfen musste sich das österreichische Korps Kolowrat am gleichen Tag wieder aus Stadtamhof zurückziehen. Tags darauf, als die Angreifer weitere Verstärkung bekamen, ergaben sich die französischen Truppen und Colonel Coutard übergab sowohl Stadtamhof als auch Regensburg an die Österreicher.[5] Nachdem die Truppen von Erzherzog Carl u.a. bei Eggmühl (22.April) schwere Verluste und eine entscheidende Niederlage hinnehmen mussten, zogen sie sich nach Regensburg zurück, wo am Tag darauf die sogenannte Schlacht von Regensburg stattfand. Im Laufe des 23. Aprils erstürmten und plünderten die französischen Truppen Regensburg und versuchten daraufhin das geschwächte österreichische Herr, das über die Donau und Stadtamhof flüchtete, zu stellen. Um dies zu verhindern, schossen die Österreicher mit Granaten und Pechkränzen Stadtamhof systematisch in Brand und zerstörten es dadurch fast vollständig.[6] In den darauf folgenden Jahren wurde Stadtamhof mit dem heutigen Erscheinungsbild wieder aufgebaut.

Gedenkinschrift im Pylonentor

Inschrift im Pylonentor

Seit April 2009 befindet sich im denkmalgeschützten Pylonentor eine Inschrift mit folgendem Text:

„1809
SCHRECKENSTAGE
DURCH NAPOLEON
IM GEDENKEN
AN DIE OPFER
2009“

Der Wortlaut der Inschrift geht auf den Regensburger Kulturreferenten Klemens Unger zurück. Kritiker deuteten den Text als Ausdruck von Ungers „manischen Franzosenhass“.[7] Der Inschriftentext ist laut einer Vielzahl von Historikern, die sich in einer überregionalen Kritik zu Wort meldeten, sachlich falsch. So stellt etwa der Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Egon Greipl, fest, dass der sachlich falsche Inschriftentext der Geschichte nicht gerecht werde und für ein nationales, antifranzösisches Geschichtsbild des 19. Jahrhunderts stehe.[8]
Die Inschrift wurde anlässlich des 200sten Jahrestages der Zerstörung von Stadtamhof eingemeißelt, mehrere Aufforderungen, sie zu überarbeiten, wurden von der Stadtverwaltung bislang abgelehnt.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Rokokokirche und ehemalige Stiftskirche St. Mang dient heute als Pfarrkirche von Stadtamhof. In den 1803 säkularisierten Stiftsgebäuden ist heute die Hochschule für Kirchenmusik untergebracht.
  • Die nach der Stadtamhofer Ordensfrau Karoline Gerhardinger benannte Gerhardinger-Schule befindet sich seit 1814 in dem Gebäude der Augustiner Chorfrauen.
  • Der Andreasstadl ist ein 1600 errichteter zweigeschossiger Salzstadl. Er ist das älteste erhaltene Profangebäude Stadtamhofs und diente dem bayerischen Salzhandel, der in Konkurrenz zum reichsstädtischen Salzhandel stand. Heute beherbergt er Ateliers, ein Café und ein Filmkunstkino.
  • Das Gebäude des ehemaligen Rathauses befindet sich in der Stadtamhofer Hauptstraße Nr. 7.
  • Vor dem Europakanal steht eine Lokomotive des Walhalla-Bockerls, die noch bis 1960 nach Wörth an der Donau fuhr.
  • Am Ende der zentralen Markt- und Hauptstraße errichtete man anlässlich des Wiederaufbaus der 1809 zerstörten Stadt das nördliche Stadttor im klassizistischen Stil neu. Es trägt den Namen Pylonentor und erinnert an einen ägyptischen Torbau (Pylon). [9]
  • Von den ehemals 16 Brauereien ist noch die Mälzerei Hermann zu sehen.
  • Am Franziskanerplatz befand sich die 1911 abgerissene Franziskanerkirche.
  • Sankt Kassian
  • Herz-Jesu-Kloster der Augustinerchorfrauen
  • Das ehemalige Kloster St. Katharina wurde bereits 1316 aufgehoben, wohingegen das Katharinenspital mit der Spitalkirche und dem beliebten Biergarten noch heute existiert. Obwohl auf der Stadtamhofer Donauseite, gehörte das Spitalgelände zur Reichsstadt Regensburg.
  • Fischlsäule, eine historische Wegsäule

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Stadtamhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artur Dirmeier: Stat am Hoff pey Regensburg, Tobias Appl, Georg Köglmeier (Hg.): Regensburg, Bayern und das Reich, Schnell + Steiner Regensburg 2010, S. 120.
  2. Artur Dirmeier: Stat am Hoff pey Regensburg 2010, S. 141.
  3. Karl Bauer: Regensburg. Kunst,- Kultur,- und Alltagsgeschichte, MZ-Verlag Regensburg, 1997, S. 637. Alle o.g. Angaben stammen daraus.
  4. Artur Dirmeier: Stat am Hoff pey Regensburg 2010, S. 121.
  5. Marcus Junkelmann, DER KÜHNSTE FELDZUG, Bauer-Verlag Schierling, 2009, S.48.
  6. Karl Bauer: Regensburg. Kunst,- Kultur,- und Alltagsgeschichte, MZ-Verlag Regensburg, 1997, S. 640.
  7. Regensburg-Digital, Bericht vom 15.5.2009 (zuletzt aufgerufen am 1. November 2011).
  8. Egon Greipl: Napoleon und Bayern: Kann man über die Bewertung des Jahres 1809 streiten?, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 149, 2009, S. 189-203; hier 199 – 200.
  9. Anke Borgmeyer, Achim Hubel: Denkmäler in Bayern. Stadt Regensburg, MZ-Verlag Regensburg, 1997, S. 558. ISBN 3-927529-92-3

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