Stabkirche Wang

Stabkirche Wang
Kirche Wang um 1900

Die Stabkirche Wang ist eine mittelalterliche norwegische Stabholzkirche aus Vang, die 1841 vom preußischen König erworben und in Brückenberg bei Krummhübel im Riesengebirge, (heute Teil der polnischen Stadt Karpacz), wieder aufgebaut wurde. Bei dem Bau der Kirche wurden keine eisernen Nägel benutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche wurde im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts in der südnorwegischen Ortschaft Vang am Vangsee, in der Region Valdres, errichtet. Sie besteht aus norwegischem Kiefernholz und ist reich mit Schnitzereien versehen, zum Beispiel mit Tierdarstellungen und Ornamenten. Ein separater Laufgang um das Kirchenschiff dient zu Meditationszwecken und schützt das Kircheninnere vor Kälte.

Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche in Vang zu klein und man entschied sich für einen Neubau. Da die Kirche ein wertvolles Denkmal der Wikinger-Architektur darstellt, konnte der norwegische Maler Johan Christian Clausen Dahl, der zu jener Zeit in Dresden lebte, erreichen, dass sie vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. für 427 Mark aufgekauft und von Dahls Schüler, dem Maler und Architekten Franz Wilhelm Schiertz, 1841 in Vang abgebaut und in Einzelteile zerlegt wurde. Das Bauwerk sollte auf der Pfaueninsel bei Berlin etwas verändert wieder aufgebaut werden. Dieses Vorhaben wurde allerdings nicht verwirklicht.

Friederike von Reden, Gedenktafel bei der Kirche Wang

Nach dem Transport nach Stettin und weiter zum königlichen Museum in Berlin wurde sie dann im Frühjahr 1842 auf Initiative der Gräfin Friederike von Reden nach Krummhübel (heute Karpacz) im Riesengebirge transportiert. Das Grundstück am Schwarzen Berg in Brückenberg schenkte Graf Christian Leopold von Schaffgotsch. Der Bauplatz liegt unterhalb der Schneekoppe.

Am 2. August 1842 legte Friedrich Wilhelm IV. den Grundstein und am 28. Juli 1844 fand die feierliche Eröffnung und Weihe in Anwesenheit des Königs statt. Neben der Holzkirche wurde ein neuer Granitturm, entworfen vom Architekten Friedrich August Stüler, mit zwei Glocken errichtet.

Im Jahre 1856 wurde zu Ehren der Gräfin Friederike von Reden nach ihrem Tod eine Gedenktafel mit einem Alabasterrelief ihres Bildnisses am Berghang bei der Kirche aufgestellt. Auch dieses entwarf der Architekt Stüler.

Neben der Kirche befinden sich ein Pfarrhaus mit Gemeinderaum sowie eine moderne Holzschnittskulptur des auferweckten Lazarus. Es gibt auch einen kleinen Souvenirladen.

Gemeinde

Die Kirche wurde bis zum Sommer 1946 von einer deutschen Gemeinde genutzt. Nach der Vertreibung der Deutschen bildete sich schon 1946 eine kleine polnische evangelisch-lutherische Gemeinde, die die Kirche für Gottesdienste, Trauungen, Taufen und Konzerte nutzt. Vor den polnischen Gottesdiensten finden von Mai bis September an allen Sonn- und Feiertagen um 9.00 Uhr Gottesdienste in deutscher Sprache statt.

Friedhof

Am 9. August 1844 wurde der Friedhof der Kirche Wang angelegt, der gut ein Jahrhundert von der Kirchengemeinde Brückenberg genutzt wurde. Dort liegen u. a. der langjährige Pfarrer Erich Gebhardt († 1919), der Bürgermeister Hermann Breiter und der letzte deutsche Pfarrer Ernst Passauer begraben. Letzterer wurde bei einem nächtlichen Raubüberfall auf das Pfarrhaus am 9. Februar 1946 erschossen. Ab 1946 wurde der Friedhof nicht mehr genutzt. Nur der Komponist und Dirigent Rudolf Jonas wurde 1949 dort beerdigt. Seit 2001 sind wieder Urnenbestattungen für Gemeindemitglieder gestattet. Zahlreiche deutsche Grabsteine sind noch auf dem Friedhof erhalten.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Roar Hauglid: Norwegische Stabkirchen. Dreyer Verlag, Oslo (Norwegen) 1977, ISBN 82-09-00938-9. (dt. Übers.; norwegischer Originaltitel: Norske stavkirker)
  • Erich Burger: Norwegische Stabkirchen. Geschichte, Bauweise, Schmuck. DuMont, Köln 1978 (= DuMont-Kunst-Taschenbücher, Band 69), ISBN 3-7701-1080-3.
  • Yasuo Sakuma und Ola Storsletten: Die Stabkirchen Norwegens. Meisterwerke nordischer Baukunst. Bechtermünz-Verlag, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-239-9. (dt. Übers.)
  • Anja Rösner: Kirche Wang – Reise einer Stabkirche von Norwegens Fjorden ins Riesengebirge. Grevenbroich 2006, ISBN: 978-3-937507-09-5
  • Arne Berg: Die Stabkirche von Vang und ihre lange Reise.- In: Claus Ahrens: Frühe Holzkirchen im nördlichen Europa, Veröffentlichung des Helms-Museums Nr. 39, Hamburg 1981, S. 481-498.

Weblinks

 Commons: Vang Stave Church – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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