St. Oswald (Gemeinde Bad Kleinkirchheim)

St. Oswald (Gemeinde Bad Kleinkirchheim)
Kirche St. Oswald gegen Osten
Pfarrkirche Sankt Oswald gegen Norden
Leiter-Hof, die erste Hube von St. Oswald
Alte Säge mit Schmiede, Schmied- und Gföllkeusche vor 1950
Bodner-Haus, 17. Jahrhundert (Freilichtmuseum Maria Saal)

St. Oswald ist ein Kirchdorf und eine Katastralgemeinde mit 168 Einwohnern (Stand VZ 2001) in den Nockbergen (Gurktaler Alpen) in der Gemeinde Bad Kleinkirchheim im Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten, Österreich.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Beschreibung

Die Ortschaft in 1.319 m Seehöhe ist ausschließlich von Bad Kleinkirchheim aus erreichbar. Der idyllisch gelegene, heutige Fremdenverkehrsort galt schon in den 1920er Jahren als volkskundlich sehr interessant und ist entsprechend gut dokumentiert.

Das St. Oswalder Hochtal ist rund drei Kilometer lang und verläuft in nord-südlicher Richtung. Auf der östlichen Seite des nach Süden offenen Tals liegt die Totelitzen, der Falkert und Steinnock, auf der westlichen Seite der Priedröf, Wiesernock, Mallnock und Klomnock. Fast alle dieser Berge liegen bereits im Nationalpark Nockberge. Auf die Berge der westlichen Talseite (ca. 1.900 m) führen zwei Bergbahnen, die Nockalmbahn und die Nationalparkbahn Brunnach. Letztere wurde 2001 als 8-er Kabinenbahn neu errichtet und löste die 1962 nach Plänen von Ing. Pretterebner gebaute, damals modernste Einzel-Sesselliftanlagen in Kärnten, Brunnach I und II, ab.

Geschichte

Das Gebiet um das heutige St. Oswald war noch im 12. Jahrhundert unbewohnt. Um das Jahr 1000 ist es als Besitz der Kirche von Maria Pfarr, der Mutterkirche des Lungaus, nachweisbar. Im Jahr 1197 kam das dicht bewaldete Tal „apud Chirchem“, also über Kirchheim, durch einen Gütertausch mit dem Erzbistum Salzburg in den Besitz des Millstätter Klosters, was 1207 von Papst Innozenz bestätigt wurde.[1] Der Mönchskonvent ließ Teile des Waldes roden und schickte Siedler in das Tal, die es in Huben und Schwaighöfen bewirtschafteten. Das älteste erhaltene Millstätter Urbar registrierte im Jahr 1470 in Sankt Oswald 1 Hube und 26 Schwaigen.[2]

Eine dem heiligen Oswald geweihte Kapelle wird erstmals 1197 erwähnt, eine Kirche am 8. Juni 1267. Die heutige gotische Kirche stammt aus dem Jahre 1554. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts lebte die Bevölkerung fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Wie auch sonst im Umland von Radenthein wurde das 1908 errichtete Werk der Österreichisch-Amerikanischen Magnesit AG (heute RHI AG) die wichtigste Einnahmequelle der Bevölkerung.

Volkskundliche Forschung

Bereits ab 1924 machte der Volkskundler Dr. Oswin Moro (1895−1941) unzählige handschriftlich Aufzeichnungen speziell über die Arbeitstechniken der Bergbauern, fotografierte und fertigte Skizzen an und analysierte Bau und Funktion der Höfe, beobachte Sitte, Brauchtum und alle übrigen Äußerungen der Volksseele. Am 9. September 1950 wurde als Würdigung für seine volkskundliche Arbeit in St. Oswald im Rahmen der 5. Österreichischen Volkskundetagung eine Gedenktafel enthüllt. Er war an der Gründung der volkskundliche Abteilung des Landesmuseums für Kärnten in Klagenfurt maßgeblich beteiligt und initiierte den Transfer des Bodner-Hauses in das Freilichtmuseum Maria Saal. In den 1970er Jahren wurden die erhalten Höfe von Albrecht Wendel detailliert erfasst.[3] 1988 wurde zwischen der St. Kathrein-Kirche in Bach (Kleinkirchheim) und der Kirche in St. Oswald ein Kulturwanderweg angelegt, der entlang von neun volkskundlich interessante Gebäude führt. Neben den Kirchen ist das der Trattler-Brennofen, die Trattnig-Mühle, die Tscherner Säge-Mühle, die Bartlsepp-Sagler-Keusche, die Oswaldi-Kapelle, die Egarter-Mühle sowie die St. Oswalder Schmiede, Säge und Mühle.

Handwerk - Hinteregger Säge und Schmiede

Im Gemeindegebiet gab es in früherer Zeit viele Gewerbe- und Handwerksbetriebe. Die Säge und Schmiede in St. Oswald wurden am 15. Januar 1565 erstmals urkundlich erwähnt, als ein gewisser Oswald Gasser eine Säge und Grundstück zur Errichtung einer Schmiede an der ersten Oswalder Schmied Hans Hinteregger verkaufte. Das Recht zum Betreiben der Säge bestand damals schon, während das Recht zum Ausüben des Schmiedehandwerkes erst im Jahre 1566 offiziell verliehen wurde. Nachdem von den Siedlern in den Jahrhunderten zuvor das Land urbar gemacht wurde, war anfangs die Säge der wichtigere Betrieb, da viel Holz für die Errichtung der Häuser, Blochstadel und Ringhöfe erforderlich war. Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts kam der Schmiede größere Bedeutung zu als der Säge. In den vergangenen mehr als vier Jahrhunderten - die Schmiede besteht nun seit mehr als 440 Jahre und ist immer noch im Besitz derselben Familie - waren die Anforderungen sehr vielfältig. Anfangs lag der Schwerpunkt auf der Huf- und Wagenschmiede, aber auch Pflüge und Werkzeuge wurden für die Bauern und Handwerker der Umgebung hergestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg verlagerte sich das Geschäft mehr und mehr auf die Werkzeugschmiederei. Aus diesem Grund wurde die Schmiede mit einem Schwanzhammer und einer 830 kg schweren Schawotte ausgestattet. Die St. Oswalder Schmiede war als Zeug- und Bohrerschmiede weitum bekannt. Die derzeitige Säge wurde 1943 neu erbaut und mit einem Venezianer-Gatter ausgerüstet und mit einer selbstgebauten Druckturbine betrieben. Die Industrialisierung und die Konkurrenz durch die fabriksmäßige Produktion erforderte eine Umstellung auf das Kunstschmiede-Handwerk. Die alte Schmiede und Säge bleiben als Handwerksmuseum den nächsten Generationen erhalten.

Die Schmiedkeusche hat eine für St. Oswald atypische Bauform, da sie kein Ringhof ist, sondern als Einhofanlage angelegt wurde, wie sie im Katsch- und Liesertal verbreitet war. Rauchstubenwohnung mit Speicher, Hofraum, Viehställe, Scheune und Dreschtenne sind in dieser Keusche unter einem Dachfirst zusammengefasst.[4]

Höfe: Gföll-Keusche, Gatterer-Ringhof, Leiter-Hube

In der Gföll-Keusche oberhalb der Schmiede, die 1967 zur Gänze abbrannte, war die erste Schule in St. Oswald untergebracht.[5] Keuschen waren mit ihrem kleinen Grundbesitz allein nicht lebensfähig, und auf ein Nebeneinkommen durch die Ausübung verschiedener Gewerbe wie Weber, Schneider oder Schuster angewiesen. Auf der Gföll-Keusche bestand im 17. und 18. Jahrhundert das Schusterhandwerk. Unweit des Gebäudes befindet sich eine kleine Hauskapelle, die 1899 in Dankbarkeit für die Erlösung von schwerer Krankheit errichtet wurde. Auf der linken Seite über der Schmiede steht auf einem Hochplateau ein prototypischer Ringhof, der Gatterer-Hof. Der steile Abhang unter dem Hof hat den Namen „Haurain". Er wurde mit Hauen umgegraben, da das Pflügen nicht möglich war. Sowohl beim Gatterer-Hof als auch beim weiter oben liegenden Aufegger-Hof wurden Futterschneid- und Dreschmaschinen mit Wasserkraft angetrieben. Die dafür notwendigen Wasserräder befanden sich in einer Entfernung von bis zu 300 Meter Luftlinie am St. Oswalder Bach und waren über hölzerne Umlenkräder mit langen Stahlseilen mit den Maschinen verbunden.

Über dem Gatterer-Hof liegt eines der schönsten Oswalder Bauernhäuser, das schon teilweise verfallene Leiter-Haus mit einem Getreidekasten. Im Millstätter Urbar von 1470 wird ein „Jörig untter der Leitten" als erster Besitzer des Hofes erwähnt. Viele Jahre war der Hof im Besitze der Familie Staber, die ihn als Zuhube des Laggerhofs am Millstätter See bewirtschafteten. Dieser Hof war ursprünglich die einzige Hube in St. Oswald. Die anderen Höfe, wie Aufegger, Gatterer, Hinteregger, Egarter, Gasser, Hofer, Obkircher, Bodner (früher Franz), Schneeweiß (früher Moser) und Grubenbauer, die schon vor d1470 bestanden, waren sogenannte Schwaigen. Nur auf „Hüben" wurde neben der Viehzucht auch Ackerbau betrieben. Das Oswalder Tal wurde ursprünglich von oben beginnend gerodet. Aufgrund der sonnigen Lage konnte trotz einer Seehöhe von über 1400 Meter hier noch Getreide angebaut werden. In St. Oswald und Staudach wurden laut Urbar von 1470 über 26 bäuerliche Anwesen bewirtschaftet, heute sind es kaum noch zehn. Bis 1848 gehörte fast alle Besitzungen in dieser Gegend zum Kloster Millstatt.

Kultur

Wenn die Musi spielt

Alljährlich findet in St. Oswald das Sommer Open Air Wenn die Musi spielt statt.

Fußnoten

  1. Vgl. Armin Pertl, Markus Pertl: Kulturwanderweg von Bad Kleinkirchheim nach St. Oswald. Klagenfurt, 1990. Verlag Heyn. ISBN 3-85366-654-X.
  2. Matthias Maierbrugger: Bad Kleinkirchheim. Klagenfurt, 1998. S. 26
  3. Vgl. Albrecht Wendel: Probleme der bäuerlichen Architektur, 1982.
  4. Albrecht Wendel: Die Schmiedkeusche in St. Oswald ob Kleinkirchheim. In: Kärntner Landsmannschaft: Die Kärntner Landsmannschaft: KLM; Mitteilungsblatt der Heimatverbände Kärntens. Klagenfurt, 1979, Heft 2, S. 6-10.
  5. Armin Pertl: Die St. Oswalder Volksschule und ihre Lehrer. In: Bad Kleinkirchheimer Nachrichten, Jahrgang 27, Folge 69, Mai 2006, S. 21-25.

Literatur

  • Walther Fresacher, Oswin Moro: Kleinkirchheim und St. Oswald. Siedlungs- und Rechtsgeschichte, Hof und Arbeit. 1929.
  • Oswin Moro: St. Oswald ob Kleinkirchheim. Menschen / Sitte / Jahrlaufbrauchtum. Ein Buch vom Kärntner Bergbauerntum. 1951. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Geleitet von Dr. Gotbert Moro. Herausgegeben vom Geschichtsverein für Kärnten. 34. und 35. Band. Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten. Klagenfurt, 1951.
  • Oswin Moro: Volkskundliches aus dem Kärntner Nockgebiet. Volksmedizin, Volksglaube, Volksdichtung, Volkskunst, Hofwesen und Arbeitsleben. Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten. Klagenfurt, 1952.
  • Armin Pertl: Urgestein. Auf den Spuren von Oswin Moro in St. Oswald. Klagenfurt, 2007. Verlag Heyn. ISBN 978-3-7084-0244-4. [Bilddokumentation, 287 Seiten]
  • Armin Pertl, Markus Pertl: Kulturwanderweg von Bad Kleinkirchheim nach St. Oswald. Klagenfurt, 1990. Verlag Heyn. ISBN 3-85366-654-X. [Kurzfassung als Folder: Kulturwanderweg von St. Kathrein nach St. Oswald.]
  • Albrecht Wendel: Probleme der bäuerlichen Architektur am Beispiel der Katastralgemeinde St. Oswald in der Gemeinde Bad Kleinkirchheim in Kärnten. Diss., Wien 1982.

Weblinks

 Commons: St. Oswald- verschiedene Ansichten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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