St. Ludwig (München)

St. Ludwig (München)
St. Ludwig in München, 2011
St. Ludwig vom Englischen Garten gesehen
Vogelperspektive auf das 2009 neu eingedeckte Mosaikdach.
Jüngstes Gericht von Peter von Cornelius, in der Ludwigskirche; zweitgrößtes Altarfresko weltweit.
Peter von Cornelius, „Die Vollstrecker der Strafe Gottes“, Fresko, München, St. Ludwig.

Die katholische Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig in München, genannt Ludwigskirche, ist der erste Monumentalkirchenbau im Rundbogenstil und besitzt das zweitgrößte Altarfresko der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

St. Ludwig (Ludwigstr. 20) befindet sich im nördlichen Teil der Ludwigstraße und bildet den städtebaulichen Auftakt der in Ost-West-Richtung verlaufenden Schellingstraße. Sie besitzt einen eigenen Aufgang des U-Bahnhofs Universität der U3/6.

Geschichte

Blick auf St. Ludwig aus der Schellingstraße
Golgotha

Das Schönfeld, das später in die Maxvorstadt aufgehen sollte, verlor seine Pfarrkirche durch den Um- und Neubau des Kgl. Kriegsministeriums (heute Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Ludwigstr. 14/Schönfeldstr. 3) durch Leo von Klenze, der einen Abriss der Maximilianskapelle erforderte. Diesen Umstand nutzte König Ludwig I., um in der Achse der Löwenstraße, der heutigen Schellingstraße, einen Monumentalbau für seine Prachtstraße zu errichten, für die schon früher Leo von Klenze erste Entwürfe einreichte. 1828 bot er einen Zuschuss in Höhe von 100.000 Gulden aus seiner Privatschatulle an, wenn Friedrich von Gärtner als Architekt ausgewählt und der Grundstein am Tage seines Namenspatron, Ludwig dem Heiligen, im nächsten Jahr, also am 25. August 1829 gelegt werden sollte. Der Magistrat der Kgl. Haupt- und Residenzstadt München verlangte eine Verlegung der Kirche nach Süden in Richtung Wohngebiete; selbst der 2. Bürgermeister Jakob Klar, der bisher jede Forderung des Königs unterstützt hatte, hielt eine Bebauung der Gegend um die Schellingstraße für einen Zeitraum bis 100 Jahre für unwahrscheinlich. Nachdem die Baukosten auf rund 1 Million Gulden geschätzt wurden, lehnte der Magistrat in seiner Sitzung vom 5. April 1828 den Antrag fast einstimmig ab.

Friedrich von Gärtner vermutete, dass die durch die Grunderwerbungen und Erschließungskosten gerade im Bereich Ludwigstraße hochverschuldete Kgl. Haupt- und Residenzstadt München nur Zeit gewinnen wollte und wandte sich direkt an Ludwig I. Der drohte mit Verlegung der Universität und des Residenzsitzes. Daraufhin gab der Magistrat nach, obwohl die anstehende Rückzahlung französischer Anleihen die Stadt an den Rand des finanziellen Ruins brachte.

So erfolgte am 25. August 1829 die Grundsteinlegung. 1832 mussten die Arbeiten wegen Kriegsgefahr, politischen Unruhen, Seuchen und der allgemeinen Teuerung eingestellt werden. Es wurde lediglich das Gewölbe geschlossen und durch ein Notdach die bereits vorhandenen Fresken geschützt. Nach dem Finanzausgleich von 1835 zwischen Stadt und Königreich wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Gärtner wurde persönlich für eine Fertigstellung bis 1842 verantwortlich gemacht. Dadurch hoffte die Kgl. Haupt- und Residenzstadt München, den saumseligen Peter von Cornelius zur Vollendung seiner Fresken zu bewegen.

Das Ergebnis der Fresken gefiel aber Ludwig I. nicht; er machte bei einer gemeinsamen Besichtigung der fertigen Kirche mit Peter von Cornelius seinem Ärger Luft. Das bewirkte dann einen Bruch zwischen Ludwig I. und Cornelius. Cornelius ging daraufhin nach Berlin. Am 8. September 1844 wurde St. Ludwig durch Erzbischof Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel eingeweiht und dann der Kgl. Haupt- und Residenzstadt München übergeben.

1903/04 wurde der Innenraum renoviert. Da die Fresken im Hauptschiff als zu wenig prunkvoll angesehen wurden, wurden sie entsprechend ergänzt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Ludwigskirche schwer beschädigt. Dennoch beschlagnahmte die US-amerikanische Besatzungsmacht die Kirche und erhob sie zur Garnisonkirche, die sie bis 1949 blieb. 1948 wurde das Dach abgedichtet. 1954 erfolgte der Wiederaufbau durch Erwin Schleich, der wegen der Rücknahme der Veränderungen von 1903/04 als vorbildlich gilt. Am 10. November 1957 erfolgte die Weihe des neuen Hochaltars.

In den Jahren 2007-2009 wurde das Kirchendach in dem vom Architekten Friedrich von Gärtner ursprünglich geplanten Mosaikmuster neu gedeckt. Das alte Muster war durch die schwere Beschädigung des Daches und die darauf folgende Noteindeckung im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Als das Dach undicht geworden war und einer Renovierung bedurfte, entschied man sich dafür, die historische Eindeckung wiederherzustellen. Im Zuge der Dachsanierung wurden kurz vor Ostern 2008 in einem Deckenfresko über dem Hochaltar Putzblasen entdeckt. Um die Sicherheit der Gottesdienstbesucher zu gewährleisten, wurden daraufhin Netze unter der Decke des Haupt- und der Seitenschiffe angebracht. Der Bereich des Hochaltars wurde gesperrt.

Am 13. Juli 2009 wurde die Kirche vorübergehend geschlossen. Bei einer Untersuchung der Wandfresken wurde eine Asbest-Bitumen-Schicht unter dem Putz gefunden, die im 20. Jahrhundert angebracht wurde. Eine Luftmessung ergab keine erhöhte Belastung, da der Asbest ständig vom Putz versiegelt war. Während der Schließung der Kirche wird der Asbest entfernt. Die Gottesdienste wurden in den Pfarrsaal verlegt. Die Ludwigskirche ist seit 2010 wieder für Gottesdienste und Besucher geöffnet.[1]

in der Kirche befindet sich das Grab von Romano Guardini, der an dieser Kirche als Prediger wirkte.

Programm und Konzeption

St. Ludwig stellt einen direkten optischen Bezug zur Theatinerkirche her, die am Anfang des Gesamtensembles OdeonsplatzLudwigstraße auf der westlichen und damit gegenüberliegenden Seite steht. Somit ist auch hier eine Art Klammer zu beobachten, die allerdings nicht so durchdacht zu sein scheint wie die anderen Bezüge. Der Grundriss der Ludwigskirche hat als Vorbild den einer dreischiffigen byzantinischen Basilika mit der geometrischen Grundfigur eines Antoniuskreuzes. Damit nimmt der Rundbogenstil an St. Ludwig deutliche Rückbesinnung auf einen Stil, dessen Zeit von einem dynastischen und hierarchischen Kaiserhaus geprägt war.

Glocken

St. Ludwig besitzt sechs Glocken, die nach dem engsten Familienkreis Ludwigs I. benannt sind. Sie hängen in den beiden 71 Meter hohen Türmen. Im Südturm hängen die Ludwigs- und Theresienglocke (benannt nach dem Königspaar), im Nordturm sind die Maximilians-, Otto-, Luitpold- und Adalbertglocke (nach deren Kindern benannt). Die Schlagtonfolge ist: a0–c1–e1–g1–b1–c2. Die Glocken 1, 3, 4 und 5 wurden 1844 Johann Frühholz gegossen. Die große Ludwigsglocke wiegt 3.880 kg. Sie läutet jeden Freitag um 15 Uhr für etwa sieben Minuten zum Gedächtnis an die Sterbestunde Jesu.

Bedeutende Werke

  • Chorfresko Das jüngste Gericht (Peter von Cornelius, 1836–1840)
  • Kalksteinfiguren Vier Evangelisten mit Christus (Schwanthalerfiguren) (Entwurf Ludwig von Schwanthaler, durch ihn auch Ausführung der Figuren Christus und Lukas)
  • Medaillons der Bischöfe im Langhaus (Gebhard Fugel, 1904)
  • Skulptur "Golgotha" (Wilhelm Breitsameter, 2003)

Gemeinde

Pfarradministrator von St. Ludwig ist ab 1. September 2011 Dr. Richard Götz.

Literatur

  • Ulrich Babinsky (Hrsg.): Eine lebendige Pfarrgemeinde. Herbert Utz, München 2008, ISBN 978-3-8316-0839-3.
  • Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer).
  • Oswald Hederer: Die Ludwigskirche in München. Geschichte und Führung. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Schnell & Steiner, München, Zürich 1977, ISBN 3-7954-0509-2.
  • Helmut Hempfer, Peter Pfister (Hrsg.): St. Ludwig in München. 150 Jahre Pfarrei 1844-1994. Anton H. Konrad, Weißenhorn 1994, ISBN 3-87437-357-6.

Weblinks

 Commons: St. Ludwig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. POSAUNE 01/2010. Pfarrnachrichten St. Ludwig, S. 4
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