St. Johann Baptist (Mooshausen)

St. Johann Baptist (Mooshausen)
St. Johann Baptist (Mooshausen)

St. Johann Baptist (Mooshausen) ist die im Jahre 1771 erbaute Filialkirche in Mooshausen, einem Teilort von Aitrach im Landkreis Ravensburg. Die Kirchengemeinde gehört zur Seelsorgeeinheit Aitrachtal im Dekanat Allgäu-Oberschwaben der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche ist dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Im Jahre 1275 wird zum ersten Mal in den Archiven des Bistums Konstanz eine Kirche in Moosbruckhusen erwähnt. 1353 wurde der Ort eine eigene Pfarrei. Patronatsherr war der damalige Schlossherr von Marstetten das Adelshaus Waldburg-Zeil. Er verlieh der Pfarrei das dazugehörige Zehntrecht. Es umfasste 15 Malter Weizen und Hafer, 2 Pfund Heller und 30 Schillinge. Mooshausen zählte damals 24 Haushalte, dadurch kann man von einer Personenzahl von 150 Personen ausgehen. 1508 fiel die Kirche an die ehemalige Reichsabtei der Prämonstratenser in Rot an der Rot.

Not, Elend, Angst und Schrecken brachte der von 1618 bis 1648 dauernde Dreißigjährige Krieg. 1633 zogen plündernde schwedische Truppen und ihre Hilfstruppen der Reformation im Gefolge nach Wallenstein durch die Gegend der mittleren Iller. Ganz Mooshausen wurde mitsamt der Kirche und Feldern niedergebrannt. Danach brach die Pest aus. Die Hälfte der Bevölkerung starb, die Pfarrei wurde aufgelöst und mit Aitrach vereint. Gottesdienste wurden in provisorisch hergerichteten Kirchen gehalten, da die Aitracher Kirche auch vollkommen zerstört war.

Innenraum

Der barocke Hochaltar stammt aus dem Jahre 1740 von Mathias Ott aus Füssen im Ostallgäu. Bei einem Kirchenraub 1973 wurden die Figur des Heiligen Sebastian, eine Pietà und schmerzhafte Muttergottes gestohlen. Über dem Tabernakel hängt eine Kopie des Bildes der Muttergottes vom Guten Rat. Das Original stammt aus einer Kirche bei Skutari in Albanien. Dort wurde es 200 Jahre verehrt, geriet aber bei der griechischen Kirchentrennung in Vergessenheit und kam dann auf wundersame Weise im 17. Jahrhundert auf dem Seeweg nach Italien und dort in ein Kloster der Augustiner-Eremiten in der italienischen Stadt Genazano. Neben der Orgel ist ein sogenanntes Armakreuz mit Marterwerkzeugen angebracht.

Pfarrer Johann Michael König wurde in einer Gruft unter der Kirche begraben. Eine Bodenplatte mit der Aufschrift MK zeigt die Stelle der Gruft. Seit dem Tod von Pfarrer Weiger 1966 ist Mooshausen nur noch eine selbständige Kirchengemeinde, aber keine Pfarrgemeinde mehr.

Heutige Kirche

1698 wurde die Kirche wieder aufgebaut. Die alte Kirche soll eine gotische Anlage gewesen sein. 1734 wurde das Pfarrhaus mit Stallungen und Zehntscheuer erbaut und 1749 vollendet. Es zog Pfarrer Johann Michael König in das Pfarrhaus ein. Die Gemeinde wurde zum Wallfahrtsort. Die Wallfahrer kamen wegen einer Pietà aus dem Jahre 1480, die die Plünderungen aus der Reformationszeit überstanden hatte. Bald war die Kirche zu klein. 1760 starb Pfarrer König. Am 28. Mai 1771 wurde unter Pfarrer Franziskus Huber aus Konstanz der Grundstein zur heutigen Kirche gelegt. 1784 war der Bau vollendet. 1867 wurde die Kirche unter Pfarrer Merkle nochmals vergrößert. 1901 kam es zu weiteren Umbau- und Renovierungsarbeiten, wobei eine neue Turmuhr angeschafft wurde. Der Fußboden wurde mit Solnhofer Platten ausgelegt, die ein einzelner Mooshauser Bürger stiftete.

Romano Guardini in Mooshausen

Pfarrhof Mooshausen

Von 1943 bis 1945 hielt sich der von den Nationalsozialisten verfolgte katholische Religionsphilosoph und Theologe Romano Guardini in Mooshausen auf, wo sein Freund Josef Weiger Pfarrer war und sich schon seit 1917 ein Freundeskreis gebildet hatte. 1935 hatte er sich in seiner Schrift Der Heiland offen gegen die von den nationalsozialistischen Deutschen Christen propagierte Mythisierung der Person des Jesus gewandt und dagegen die enge Verbundenheit von Christentum und jüdischer Religion aus der existenziellen Historizität Jesu heraus begründet. 1939 zwang ihn das Regime zur Emeritierung von seinem Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Berliner Humboldt-Universität. In Mooshausen schrieb er das theologisch-politische Buch Der Heilsbringer, in dem er wie schon zu Beginn des Dritten Reichs Hitlers Versuch, sich als Heilsbringer zu stilisieren, als totalitaristisch brandmarkte.

Bekannte Zelebranten

Literatur

  • Hanna B. Gerl, Elisabeth Prégardier, Annette Wolf: Begegnungen in Mooshausen. Romano Guardini, Maria Knoepfler, Maria Elisabeth Stapp, Josef Weiger. ISBN 3874372928
  • Sepp Knittel: St Johann Baptist Mooshausen, Kirchenführung u.a. am Tag des offenen Denkmals
  • Romano Guardini: Berichte über mein Leben. Autobiographische Aufzeichnungen. Aus dem Nachlass herausgegeben von Franz Henrich. 1985, Patmos, ISBN 978-3491776258

Weblinks

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