St. Gotthardt (Brandenburg an der Havel)

St. Gotthardt (Brandenburg an der Havel)
St. Gotthardt vom Turm des Altstädtischen Rathauses aus
St. Gotthardt mit ältestem Schulbau (Fachwerkhaus vor dem Turm, am Baum im Hintergrund links der alte Bischofssitz)
St. Gotthardt vom Kirchplatz aus
Blick auf die Schuke-Orgel
Die beschädigte Kirche im Juni 1946

St. Gotthardt ist eine Kirche in der Stadt Brandenburg an der Havel. Sie ist neben St. Katharinen eine der beiden Hauptkirchen der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name leitet sich vom Heiligen Godehard, Bischof von Hildesheim, ab, der im Hildesheimer Dom begraben liegt.

Funktion

In ihrer Frühzeit diente die Pfarrkirche der Altstadt bis zum Umzug des Prämonstratenser-Konvents auf der Dominsel nach dem Jahr 1165 gleichzeitig als Bischofskirche und übernahm provisorisch die Aufgaben des späteren Doms zu Brandenburg.

Geschichte

Im Rahmen des politisch bestimmten Übertritts des Wendenfürsten Pribislav-Heinrich und seiner Frau Petrussa zum Christentum wurden neun Prämonstratenser-Chorherren aus Leitzkau nach Brandenburg gerufen, denen der Bischof von Brandenburg, Wigger, auf dem Siedlungskern der Altstadt Brandenburg, der Kaufmannsiedlung Parduin, eine Kirche errichten ließ. Das Bauwerk war ursprünglich zweitürmig im Stil der Prämonstratenser-Kirchen geplant, jedoch wurden diese Pläne im Laufe der Bauarbeiten aufgegeben.

Der Sakralbau war zum Anfang seines Bestehens für kurze Zeit Sitz des Bistums Brandenburg. Der Sockel des Westwerkes der St. Gotthardtkirche bildet mit dem Sockel der Westmauer der St. Petrikapelle am Brandenburger Dom das älteste erhaltene Mauerwerk der Mark Brandenburg, wenn man davon absieht, dass der Sockel des Westwerkes der Petrikapelle bei deren Neubau im 13. Jahrhundert möglicherweise beibehalten und die alte, zur Burg Brandenburg gehörende Kapelle nicht ortsversetzt komplett wiederaufgebaut wurde. Anderenfalls beansprucht die Petrikapelle das älteste Mauerwerk der Mark.

Nach einigen Umbaumaßnahmen vollendete Heinrich Reinstorp die Gotthardtkirche zwischen 1456 und 1475 als dreischiffige, gotische Hallenkirche. Im Jahr 1472 wurde die Taufkapelle errichtet. Die St. Gotthardtkirche beherbergte von der Zeit der Reformation bis 1923 die Franziskanerbibliothek des aufgelassenen Franziskanerklosters am Salzufer der Altstadt Brandenburg.

Nach einem 1996 gestarteten Spendenaufruf des in der St.-Gotthardt-Kirche am 30. Dezember 1923 getauften Vicco von Bülow (besser bekannt als Loriot), konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2,8 Millionen Euro für die Sicherung und Sanierung des Brandenburger Dom-Ensembles bereitstellen. Eine weitere Spende der Vicco-von-Bülow-Stiftung ermöglichte die Restaurierung des Chorgitters.

Zurzeit wird eine Sanierung der ehemaligen Taufkapelle angestrebt. Diese wurde durch jahrelang eindringendes Regenwasser schwer beschädigt.[1]

Am 19. September 2009 fand in von Bülows Beisein die feierliche Übergabe der restaurierten Nordkapelle (seiner Taufkapelle) in der St.-Gotthardt-Kirche statt. Die Stadt Brandenburg an der Havel hatte zu einer Spendenaktion aufgerufen, um ihm dieses Geschenk zu seinem 85. Geburtstag machen zu können.

Ausstattung

Zu den Schätzen der Gotthardtkirche zählen unter anderem ein bronzenes Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert in spätromanischer Ausführung, ein wertvolles gewebtes Altartuch mit christlich–mythologischen Szenen einer Einhornjagd, der sogenannte Trebaw’sche Epitaph, der eine Stadtansicht der Altstadt von Westen her mit noch intakter Marienkirche, St. Gotthardt selbst und dem heute noch existierenden Plauer Torturm in realistischer Perspektive zeigt, sowie der Epitaph des Bürgermeisters der Altstadt Brandenburg, Simon Roter.

Seit 1947 befindet sich in der zu Ehren von Loriot restaurierten Nordkapelle der ehemalige Hauptaltar der St. Gotthardtkirche, dessen Gemälde „Christus im Garten Gethsemane“ 1874 von Carl Gottfried Pfannschmidt gemalt wurde. Als Hauptaltar dient seitdem wieder der spätgotische Flügelaltar. Ebenfalls in dieser Kapelle befindet sich der Epitaph des Superintendenten Andreas Prätorius' aus dem Jahr 1675.

Das im Gehäuse der ehemaligen Wagner-Orgel befindliche Orgelwerk der Firma Sauer wurde 1972 bei einem Kirchenbrand zerstört und 1986 durch einen Neubau der Firma Schuke ersetzt. Das dreimanualige Instrument verfügt über 44 Register.

Kirchenumfeld

In der Nordostecke des Kirchenumfeldes befand sich der bischöfliche Hof, dessen an die Stadtmauer der Altstadt grenzendes Grundstück, das später in den Besitz der aus der Prignitz stammenden von Saldern überging, dem späteren renommierten Saldern-Gymnasium, der Saldria, zur Urheimat wurde.

Die Vorgängerschule der Saldria war eine Lateinschule, dem Westwerk St. Gotthardts gegenüber gelegen, deren um zwei Fachwerkjoche verkürzter Bau von 1551/52 noch heute steht und von der „Galerie Sonnensegel“, einer Projektgruppe für Kinder- und Jugendarbeit genutzt wird. Dieses Gebäude ist das älteste erhaltene Schulgebäude der Mark Brandenburg.

Sonstiges

Vom Kirchturm St. Gotthardts aus malte Zacharias Garcaeus die erste bekannte Stadtansicht Brandenburgs. Sie zeigt den Blick nach Westen über die Altstadt Brandenburg, hinüber zum Marienberg. Zwei der dargestellten Häuser (die alte Lateinschule und ein Haus in der Rathenower Straße), der Rathenower Torturm und der Stumpf des Wehrturmes im Pfarrgarten St. Gotthardt bezeugen noch heute die Authentizität der Darstellung aus der Hand Garcaeus’. Bemerkenswert ist die auf dem Bild ebenfalls dargestellte Marienkirche.

Literatur

Weblinks

 Commons: St. Gotthardt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Loriots Taufkirche St. Gotthard in monumente
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