St. Gangolf (Trier)

St. Gangolf (Trier)
Hauptmarkt Trier mit St. Gangolf
Mittelschiff
Seitenschiff
Barockes Eingangsportal (1731/32)
Von Häusern umgeben
Ostseite mit Souvenirläden, „Gädemcher“ genannt

St. Gangolf ist die Markt- und Stadtpfarrkirche von Trier und dem heiligen Gangolf geweiht. Nach dem Trierer Dom ist sie der älteste Kirchenbau der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dom, St. Gangolf und Liebfrauenkirche von der Mariensäule aus gesehen

Die 958 errichtete erste Marktkirche wurde zwischen 1284 und 1344 durch einen Neubau ersetzt. Das heutige spätgotische Bauwerk ging aus einer um 1500 begonnenen Erneuerung hervor. Barocke Elemente wurden 1731 und 1746 hinzugefügt. Die Glasfenster von Charles Crodel führten 1966 die Elemente der verschiedenen Epochen in einem Gesamtbild zusammen.

Die Kirche ist von jeher fast vollständig mit Häusern umbaut. Die Ostseite von St. Gangolf grenzt beinahe an eine Straße (Grabenstraße), doch selbst hier sind ebenerdig niedrige Geschäftsbuden, im Volksmund „Gädemcher“ genannt, vorgebaut.

Der Haupteingang zur Kirche befindet sich im Fuß des Kirchturms und ist, genauso wie der Eingang im Seitenschiff, über ein kleines Barocktor (1731/32 durch den Augustiner Josef Walter) vom Trierer Hauptmarkt aus zugänglich.

Orgel

Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte St. Gangolf eine einmanualige Orgel französisch-niederländischer Prägung, deren Erbauer unbekannt ist. 1829 wurde eine neue, zweimanualige Orgel im Barockstil eingeweiht, die von Franz Heinrich und Carl Stumm erbaut worden war. Diese Orgel wurde 1898 durch ein neues Instrument der Orgelbaufirma Breidenfeld ersetzt, das 1944 völlig zerstört wurde.

Die heutige Orgel auf der Westempore von St. Gangolf wurde 1972 durch die Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) erbaut. Das Instrument hat 35 Register (Schleifladen). Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[1]

I Rückpositiv C–g3

1. Holzgedackt 8’
2. Quintade 8’
3. Principal 4’
4. Spillflöte 4’
5. Flageolett 2’
6. Larigot 11/3
7. Scharff IV
8. Rankett 16’
9. Krummhorn 8’
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
10. Bordun 16’
11. Principal 8’
12. Gemshorn 8’
13. Oktav 4’
14. Nachthorn 4’
15. Nasard 22/3
16. Superoktav 2’
17. Terz 13/5
18. Sifflet 1’
19. Mixtur IV
20. Trompete 8’
21. Clairon 4’
III Schwellwerk C–g3
22. Rohrflöte 8’
23. Fernflöte 8’
24. Blockflöte 4’
25. Principal 2’
26. Cornett III (ab g0)
27. Vox humana 8’
Tremulant
Pedal C–f1
28. Principal 16’
29. Subbaß 16’
30. Oktav 8’
31. Koppelflöte 8’
32. Superoktav 4’
33. Rauschpfeife III
34. Posaune 16’
35. Holztrompete 8’

Turm

Anfang des 14. Jahrhunderts wurden die ersten vier Geschosse des Westturms erbaut. 1507 kamen dann noch die beiden oberen Stockwerke mit der Turmgalerie und den vier kleinen Ecktürmchen aufgrund einer Stiftung der Bürgermeisterwitwe Adelheit von Besslich hinzu. Da der Westturm mit seinen 62 Meter Höhe die Türme des Trierer Doms überragte, ließ Erzbischof Richard von Greiffenklau den Südturm des Doms aufstocken.[2]

Glocken

Unter den Glocken von St. Gangolf ist die so genannte Lumpenglocke am bekanntesten. 1475 von Nicolaus von Ene gegossen,[3] schlägt sie jeden Abend um 22:00 Uhr und erhielt wie auch andernorts ihren Namen, weil sie früher die abendliche Sperrstunde einläutete. Die Glocke gehört so sehr in die Trierer Lokalkultur, dass ihr Klang sogar in der ersten Radiosendung aus Trier am 16. Juni 1930 über den Äther des Frankfurter Senders gegangen ist.[4]

Außerdem beherbergt St. Gangolf die Glocke „Zündel“, eine aus dem Mittelalter stammende Feuerglocke. Die zwei Türmer der Stadt hatten im Brandfall die Aufgabe, tagsüber mit einer Fahne und nachts mit einer Laterne in Richtung des Feuers zu weisen. Der letzte Türmer arbeitete hier bis 1905.[5]. Dazu hängen im Turm noch vier weitere läutbare Glocken: die Marien-, die Josefs-, die St. Barbara- und die St. Paulinusglocke. Die Kirchturmuhr besitzt noch drei kleine, hellklingende Glocken, die zusammen einen Moll-Akkord ergeben.

Literatur

500 Jahre Kirchturm St. Gangolf in Trier, Pfarrei Liebfrauen/Hans Wilhelm Ehlen (Hg.), Trier 2007, ISBN 978-3-7902-0184-0

Weblinks

 Commons: St. Gangolf (Trier) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgelgeschichte
  2. Rathauszeitung Trier vom 8. Mai 2007, Seite 1
  3. marktplatz-region-trier.de: St. Gangolf (abgerufen 31. Januar 2007)
  4. Hermann Leist: Die Anfänge des Trierer Funklebens. Trierisches Jahrbuch 1956, Seite 63–69 (abgedruckt auf einer privaten Internetseite) (abgerufen am 31. Januar 2007)
  5. Rathauszeitung Trier 8. Mai 2007, Seite 1
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