St. Augustin (Coburg)

St. Augustin (Coburg)
St. Augustin Coburg
Chor
Sarg Ferdinands und Sarkophage seiner Eltern

St. Augustin (Coburg) ist die römisch-katholische Stadtpfarrkirche Coburgs.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1353 erbte Markgraf Friedrich III. von Meißen und somit das Haus Wettin von dem Henneberger Grafen Heinrich die Herrschaft Coburg (Pflege Coburg). Im späteren Land der Ernestiner wurde 1524 die Reformation durch den Pfarrer Balthasar Düring eingeführt und 1528 fand die letzte katholische Messe in der Siechenkapelle statt.

Katholiken zogen spätestens im 18. Jahrhundert wieder in die Stadt, die am 25. März 1802 den ersten Gottesdienst in einem Zimmer in der Ketschengasse 1 feierten. 1806 überließ Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha der kleinen römisch-katholischen Gemeinde die Nikolauskapelle zur Nutzung. Unter der Protektion des Prinzen August von Sachsen-Coburg-Koháry begann 1851 ein Komitee mit der Vorplanung einer eigenen Kirche für die auf rund 600 Mitglieder gewachsene Gemeinde. Im ersten Kostenvoranschlag wurde eine Bausumme von 31.678 Gulden ermittelt. 1854 begannen die Bauarbeiten, zuerst auf einem vom Herzog Ernst II. zur Verfügung gestellten Grundstück in der Allee 1. Dort erwies sich allerdings der Baugrund wegen des in geringer Tiefe anstehenden Grundwassers als ungeeignet, so dass nach längerer Suche ein für 2.333 Gulden erworbenes Grundstück am Fuß des Festungsberges als Bauort gewählt wurde. Am 13. September 1855 war Grundsteinlegung. Die veranschlagten Baukosten betrugen 34.330 Gulden. Zu Ehren des Prinzen August aus der katholischen Linie des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha, der den Bau finanziell unterstützte, wurde am Todestag des Schutzheiligen Augustinus von Hippo, dem 28. August 1860, St. Augustin vom Bamberger Erzbischof Michael von Deinlein geweiht. Die endgültigen Baukosten betrugen 83.791 Gulden. Prinz August und seine Familie hatten 34.500 Gulden gestiftet, über 15.000 Gulden kamen von dem Ludwigs-Missionsverein und über 10.000 Gulden steuerten europäische Fürstenhäuser bei.

1826 wurde die Pfarrei aus dem Bistum Würzburg in das Erzbistum Bamberg eingegliedert.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Zahl der Gemeindemitglieder wegen des Zuzugs vieler Flüchtlinge stark an, so dass unter anderem 1965 der Norden Coburg mit St. Marien eine eigene Pfarrei bekam. Im Jahr 2003 gab es im Gebiet der Pfarrei St. Augustin rund 8300 Katholiken. Heute gehören zur Pfarrgemeinde die Filialkirchen St. Josef in Coburg, St. Elisabeth in Creidlitz und Christkönig in Untersiemau. St. Augustin ist die Mutterkirche des Dekanats Coburg.

Architektur

Das Gotteshaus wurde auf Wunsch des Herzogs im neugotischen Stil von 1855 bis 1860 nach Plänen des herzoglichen Baurats Vincenz Fischer-Birnbaum stadtbildprägend im unteren Bereich des Festungsberges, in erhöhter Lage oberhalb der Allee, errichtet. Am Wandpfeilersaalbau mit leicht eingezogenem Chor befinden sich zwischen Chor und Langhaus doppelstöckige Anbauten für Oratorien und Sakristei. Die Kirche besitzt einen Dachreiter, eine neugotische Freitreppe sowie eine Krypta, die 1885 unter Leitung von Georg Rothbart erweitert wurde.

Die doppelläufige, geschwungene Freitreppe vor dem westlichen Giebel ist mit neugotischen Balustraden umrahmt. Über dem Kielbogenportal befinden sich eine Mauerwerksrose und der Dachreiter. Flankiert wird das Portal durch schmale, zweibahnige Lanzettfenster. Strebepfeiler mit Fialenaufsätzen schließen die Giebelfassade beidseitig ab. Die beiden Seitenportale sind gleichermaßen gegliedert.

Ein Rippengewölbe überspannt pfeilerlos den Kirchenraum. Der nur leicht eingezogene Chor hat drei Fenster und beidseitige Oratorien, die aufwändig gestaltet sind. Der Künstler Hans Söller aus Schweinfurt schuf 1960 den Kruzifixus über dem Altar, die Muttergottes mit Kind und den Heiligen Augustinus. Die Empore ragt, auf zwei Steinpfeilern liegend, segmentbogig vor und nimmt den Orgelprospekt in einer dreiteiligen Spitzbogenarkade auf.

In der Krypta unter der Kirche, einem dreischiffigen Hallenraum mit einer zentral gelegenen Kapelle und beidseitigen Räumen, befindet sich die Grablege der katholischen Linie des Coburger Herzogshauses, die sogenannte Kohárygruft. Dort sind 15 Mitglieder des Hauses beigesetzt. In Sarkophagen ruhen in der rechten Krypta Prinz August und seine Frau Prinzessin Clementine d’Orleans und der Sohn Ferdinand, der erste bulgarische Zar. In der linken Krypta liegen der Sohn Ludwig August mit seiner Gattin Leopoldina sowie ihre Söhne Peter August, Joseph Ferdinand und August Leopold mit seinem Sohn August Clemens. Außerdem ruhen in der linken Gruft Ferdinand Philipp sowie dessen Sohn Leopold Clemens. Unter der linken Krypta ruhen Dorothea Marie, Ludwig Gaston mit Gattin Maria Anna und Maria Karolin, Tochter von August Leopold.[2]

Orgel

Die Orgel von St. Augustin wurde im Jahre 2007 von der Orgelbaufirma Johannes Rohlf (Neubulach/Calw) errichtet. Das rein mechanische Instrument hat 21 Register auf drei Manualen. Das Pedal verfügt über keine eigenen Register, sondern ist als reines Koppelwerk angelegt[3]

I Unterwerk C–g3

1. Koppelflöte 8’
2. Salicional 8’
3. Flöte 4’
4. Nasat 22/3
5. Hohlflöte 2’
6. Terz 13/5
7. Ripieno II 11/3
8. Krummhorn 8’
II Hauptwerk C–g3
9. Bordun 16’
10. Principal 8’
11. Rohrflöte 8’
12. Octave 4’
13. Holzflöte 4’
14. Octave 2’
15. Mixtur III 2’
16. Trompete 8’
III Baßwerk C–g3
17. Subbaß 16’
18. Flöte 8’
19. Octave 4’
20. Waldflöte 2’
21. Fagott 16’
  • Koppeln:
    • Manualkoppeln: I/II, III/II
    • Pedalkoppeln: I/P, II/P, III/P

Literatur

  • Peter Morsbach, Otto Titz: Stadt Coburg. Ensembles-Baudenkmäler-Archäologische Denkmäler. Denkmäler in Bayern. Band IV.48. Karl M. Lipp Verlag, München 2006, ISBN 3-87490-590-X
  • Lothar Hofmann: Denkmale Region Coburg - Neustadt - Sonneberg: Orte der Einkehr und des Gebets. Historische Sakralbauten. Ein Führer durch die Kirchen der Landkreise Coburg und Sonneberg. Verlag Gerätemuseum des Coburger Landes, Ahorn 2007, ISBN 3-930531-04-6

Einzelnachweise

  1. Katholische Kirchenstiftung St. Augustin:Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Augustin in Coburg
  2. Harald Sandner:Das Haus Sachsen-Coburg und Gotha 1826 bis 2001; Eine Dokumentation zum 175-jährigen Jubiläum des Stammhauses in Wort und Bild. Druck- und Verlagsanstalt Neue Presse, Coburg 2001, ISBN 3-00-008525-4, S.317–320
  3. Orgelbau Johannes Rohlf: Disposition der Rohlf-Orgel in Coburg / St. Augustin, op. 168 / Bj. 2007

Weblinks

 Commons: St. Augustin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
50.26041910.96877

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