St. Alban-Teich

St. Alban-Teich
Birswasserfall und Kraftwerk, Neue Welt, in Münchenstein
Mühle-Teich beim Mühlemuseum Brüglingen


Der St. Alban-Teich, im Basler Dialekt Dalbedych genannt, ist ein 4,75 km langer und im Hochmittelalter angelegter Gewerbekanal zwischen Münchenstein (im Gebiet Birseck) (Kanton Basel-Landschaft) und Basel (Kanton Basel-Stadt) in der Schweiz.

Bis ins 19. Jahrhundert sicherte der Kanal „St. Alban-Teich“ aufgrund genutzter Wasserkraft einen Grossteil der Basler Energieversorgung, was auch noch heutzutage geschieht. Die kulturhistorische Bedeutung des Kanals ergibt sich aus seiner Verbindung mit der Papierproduktion und den Druckereien Basels, deren technische Reife die Stadt am Ende des 15. und am Anfang des 16. Jahrhunderts zu einem Zentrum des Humanismus machte.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Das Wasser des Kanals „St. Alban-Teich“ wurde ursprünglich bei St. Jakob an der Birs von einem um 1100 noch bestehenden Seitenarm der Birs abgeleitet. In den Jahren 1624/25 wurde der Kanal, durch die Brüglinger Ebene und dem Quartier „Neue Welt“, bis an der Birswasserfall nach Münchenstein flussaufwärts verlängert. Hier wird das Birswasser aus dem Fluss gezweigt.

Der „St. Alban-Teich“ fliesst nordwärts in zwei Armen durch Brüglingen („St. Alban-Teich“ und „Mühle-Teich“). Gleich wie der Kanal sind auch die beiden dort von ihm gespiesenen Weiher künstlich angelegt, aber wesentlich jüngeren Datums. Es handelt sich um den „St. Alban-See“ und den „Quellsee“, beide entstanden 1980 auf dem Areal der Schweizer Gartenbauausstellung Grün 80 (heute „Stiftung im Park“). Bei St. Jakob an der Birs vereinigen sich die zwei Arme wieder.

An der historischen Stadtgrenze am St. Alban-Tor teilt sich der „St. Alban-Teich“ erneut: „Hinterer Teich“ und „Vorderer Teich“ führen teils offen, teils überdeckt durch Basel-St. Alban (im Dialekt „Dalbeloch“ genannt). Beide münden schliesslich zwischen der Wettsteinbrücke im Westen und der Schwarzwaldbrücke im Osten nahe dem Ankerplatz „St. Alban-Tal“ in den Rhein.

Allgemeines

Der Kanal „St. Alban-Teich“ wurde im 12. Jahrhundert vom Basler Kloster St. Alban künstlich angelegt. Die 1336 gegründete „Korporation zur Nutzung des St. Alban-Teichs“ hat bis heute das alleinige Verfügungsrecht über alles Wasser; das Bauwerk selbst ist im öffentlichen Besitz der Einwohnergemeinde Basel (in der Rechtsnachfolge des durch die Reformation aufgelösten Klosters St. Alban). „Statut und Wasserordnung“ vom 12. Juni 1964 regeln die Rechtsverhältnisse am „St. Alban-Teich“. Die wichtigsten Mitglieder der Korporation sind der Kanton Basel-Stadt, die Einwohnergemeinde Basel und die Christoph Merian Stiftung. Seit 2004 sind entlang des Kanals Informationstafeln zu seiner Geschichte eingerichtet.

Nutzung

Der „St. Alban-Teich“ ist ein so genannter Gewerbekanal, da früher die entlang ihm gebauten über ein Dutzend Wassermühlen verschiedenen Gewerben und Industrien (vor allem Papierherstellung, Holz-, Metall- und Getreideverarbeitung) dienten (die nutzbare Wasserkraft wird mit über 800 kW berechnet); zudem flösste man auf ihm Baumstämme aus dem Jura nach Basel. Während des Basler Konzils (1431 – 1448) wurde für den intensiven Brief- und Schriftenverkehr mit zehn bereits vorhandenen Mühlen am „St. Alban-Teich“ eine hochqualitative Papierproduktion aufgebaut, die das spätestens ab 1468 in Basel belegte Buchdruckgewerbe weiternutzen konnte. Die Kombination von Papierproduktion und hervorragenden Druckereien (insbesondere Familie Amerbach und Johann Froben) führte dazu, dass viele bedeutende Publikationen des Humanismus (Narrenschiff, Lob der Torheit, Erasmus-Bibel) in Basel erschienen; auch die Basler Wohnsitznahme des Erasmus von Rotterdam ist durch diesen technologisch initiierten Umstand begründet.

Heute treibt die Wasserkraft zwar nur noch die Mühle des Schweizerischen Museums für Papier, Schrift und Druck im St. Albantal an, aber seit 1998 produziert auch ein neu erbautes Kleinwasserkraftwerk am Teicheinlauf in der „Neuenwelt“ genug Strom für den Jahresverbrauch von rund 1.000 Haushalten. Der Kanal diente zudem der kantonalen Fischereiaufsicht jahrelang als Aufzuchtgewässer für Junglachse. Entsprechend seiner gewerblichen Nutzung ist der „St. Alban-Teich“ aber nicht als Lebensraum angelegt. Er weist einen hohen Verbauungsgrad, fehlende Uferbereiche, monotone Strömungsverhältnisse und zahlreiche Eindolungen auf. Bezeichnenderweise kommen längst nicht alle in der Birs heimischen Tierarten auch im „St. Alban-Teich“ vor. Seit seiner Wiederinbetriebnahme im Jahr 2006 nutzt auch das Brunnwerk in St. Jakob an der Birs als historisches Anschauungsobjekt die Wasserkraft des „St. Alban-Teichs“ für seine Pumpanlage.

Literatur

  • Schweizer, Eduard: Die Lehen und Gewerbe am St. Albanteich. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 21 und 22 (1923 und 1924).
  • Golder, Eduard: St. Albanteich, die Geschichte eines Gewerbekanals. Basel 1986.

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