St.-Norberti-Kirche und St.-Elisabeth-Stift (Calbe)

St.-Norberti-Kirche und St.-Elisabeth-Stift (Calbe)

Die St.-Norberti-Kirche stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist seit 1542 wieder das erste und einzige katholische Gotteshaus in Calbe (Saale). Gleich nebenan steht das ebenfalls in dieser Zeit erbaute St.-Elisabeth-Stift.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Seit den 1840er Jahren begann die katholische Kirche in Deutschland, besonders in Preußen, als Gegenbewegung zum erstarkenden politischen Protestantismus unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. soziale Vereine und Stiftungen sowie neue Gemeinden zu gründen. Das Widerspiel fand in Preußen seinen Höhepunkt im so genannten Kulturkampf zwischen Staat und katholischem Klerus.

Calbe war seit 1542 eine protestantische Hochburg, und Johann Heinrich Hävecker hatte hier den Pietismus, eine zeitgemäße Weiterentwicklung der lutherischen Lehren, mitbegründet.

Wiedereinzug katholischer Gemeinschaften

1863 wurden eine katholische „Missionsgemeinde“ („Pfarrei Calbe“), deren Ausdehnung im Wesentlichen mit den Umrissen des Kreises Calbe übereinstimmte, und 1867 eine katholische Privatschule in Calbe ins Leben gerufen, die für ihre erzieherischen und gottesdienstlichen Tätigkeiten zunächst noch in verschiedenen gemieteten Räumen unterkommen mussten.

In dem im Herbst 1867 fertiggestellten neuen Krankenhaus in der heutigen Hospitalstraße nahmen evangelische Diakonissen-Schwestern aus Bethanien (Berlin) ihre Tätigkeit auf, für die 1905 am Südende der Magdeburger Straße ein Schwestern-Heim (heute Wilhelm-Loewe-Apotheke) erbaut wurde. Im Gegenzug kamen 1868Graue Schwestern“ von der Breslauer Kongregation „St. Elisabeth“ hierher, um in der ambulanten Krankenpflege konfessionsübergreifend und bei der Betreuung verwaister und hilfsbedürftiger Kinder zu wirken. Die Schutzpatronin des Ordens, die „Heilige Elisabeth von Thüringen“, war ein Vorbild für die deutsche Beginenbewegung und selbst auch mit dieser verbunden gewesen. In Calbe hatten die Beginen im Heilig-Geist-Hospital gewirkt. In dieser Tradition waren die „Grauen Schwestern“ auch in der Pfarrei Calbe aktiv. Das Anwachsen der Bevölkerung, u. a. durch Zuwanderung, und die immer größere Zahl der polnischen und schlesischen Saisonarbeiter, die auf der Domäne Calbe arbeiteten, machten den Bau eines katholischen Gotteshauses erforderlich.

St. Norberti-Kirche

Katholische Kirche „St. Norberti“ in Calbe (Aufn. 2002)

Christi Himmelfahrt (26.5.) 1870 wurde am Nordende der ehemaligen „Alten Sorge“ an der Westseite der Magdeburg-Leipziger Chaussee der Grundstein zu einer katholischen Kirche gelegt. Die Baupläne stammten vom Paderborner Diözesan- und Dombaumeister Arnold Güldenpfennig. Der Bau kostete 12000 Taler. Die Weihe der neugotischen Backsteinkirche nahm am 9. Juli 1872 der für unser Gebiet zuständige Bischof von Paderborn, Konrad Martin vor, der als konservativer Gegner der preußischen Regierung 1874 in Festungshaft kam und 1875 seines Amtes enthoben wurde. Er weihte die Kirche dem Begründer des Prämonstratenserordens, dem Heiligen Norbert[us], auf dessen nachdrückliche Initiative hin das Prämonstratenser-Stift „Gottes Gnade“ („Gratia Dei“) bei Calbe gegründet worden war. Vor der Weihe hatte schon der erste Gottesdienst in der Kirche am Palmsonntag (2.4.) 1871 stattgefunden.

Im Querbau der kreuzförmig erbauten „St.-Norberti-Kirche“ wurde die katholische Schule vorerst untergebracht.

Während des Ersten Weltkrieges wurden die Gottesdienste von französischen und belgischen Kriegsgefangenen rege besucht.

Das Relief des heiligen Mauritius und das Wappen des Kardinals Albrecht aus der 1951 abgerissenen Schlossruine Calbe wurden an der Südwand der Kirche aufgestellt.

St.-Elisabeth-Stift

St.-Norberti-Kirche und St-Elisabeth-Stift (rechts) um 1900

1893, nachdem der preußische Staat mit dem katholischen Klerus „Frieden geschlossen“ hatte, legte der politisch gemäßigte Bischof von Paderborn, Hubert Theophil Simar, den Grundstein zu einem katholischen Heim für verwaiste und hilfsbedürftige Kinder, das 1894 unter dem Namen der Heiligen Elisabeth als seiner Schutzpatronin eröffnet wurde. Nun zog auch die katholische Privatschule dorthin, und die Grauen Schwestern bekamen ihre Wohnungen im Heimgebäude.

Das „St.-Elisabeth-Stift“, oder einfach: Elisabethstift, wie es allgemein genannt wurde, kommt bis heute seinen selbst auferlegten charitativen Verpflichtungen als „Kinderheim St. Elisabeth“ nach.

Literatur

  • Dietrich, Max: Unsere Heimat – Heimatkunde der Stadt Calbe, (Calbe) 1909.
  • Hertel, Gustav: Geschichte der Stadt Calbe an der Saale, Berlin/Leipzig 1904.
  • Rocke, Gotthelf Moritz: Geschichte und Beschreibung der Stadt Calbe an der Saale, 1874.
  • Steinmetz, Dieter H.: Auf historischer Spurensuche – Ein Stadtrundgang in Calbe an der Saale (s. Weblink).
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Weblinks


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