St.-Nikolai-Kirche (Göttingen)

St.-Nikolai-Kirche (Göttingen)
St. Nikolai mit Westwerk von 1781 vor dem gotischen Kirchenschiff
Sakristei in der Südostecke zwischen Südschiff und Chor

Die St.-Nikolai-Kirche in der Göttinger Altstadt ist eine gotische Hallenkirche mit romanischen Ursprüngen. Seit 1822 ist sie als Universitätskirche Eigentum der Georg-August-Universität und untersteht dem jeweiligen Dekan der Theologischen Fakultät.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Die Kirche steht in dem nach ihr benannten Nikolaiviertel der Göttinger Altstadt, das städtebaulich etwas abgeschieden zwischen Groner Straße und dem südlichen Stadtwall schon im Mittelalter von aus Flandern kommenden Leinen- und Wollwebern besiedelt wurde. Die Nikolaikirche im Zentrum dieses historischen Stadtviertels geht auf romanische Ursprünge Ende des 12. Jahrhunderts zurück. Die heutige dreischiffige gotische Halle aus Werkstein (roter Wesersandstein) wurde Ende des 13. Jahrhunderts teilweise auf Fundamenten der Vorgängerbauten begonnen und um die Mitte des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Die bereits vorhandene romanische Doppelturmanlage wurde übernommen. An das Schiff schließt sich ein polygonaler Chor an, dem an der Südseite eine Sakristei vorgesetzt ist.

St. Nikolai erlitt im Dreißigjährigen Krieg Schäden, deren Beseitigung bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts andauerte und 1709 mit dem Ersatz der romanischen Türme durch spitze Kirchturmhelme ihren Abschluss fand. Durch die Explosion des Pulverturms bei der Albanikirche wurde auch St. Nikolai 1762 schwer beschädigt, so dass der südliche von beiden Türmen 1777 einstürzte. Es wurde daraufhin ein turmloses Westwerk neu vor die Kirchenschiffe gesetzt und 1781 eingeweiht. 1802 wurde St. Nikolai profaniert und vom Militär der Göttinger Garnison während der Franzosenzeit als Magazin genutzt.

Der jungen Göttinger Universität war die ursprüngliche Universitätskirche durch den Umbau der Paulinerkirche zur Universitätsbibliothek 1803 entzogen worden. Die Mitbenutzung der Johanniskirche durch die Universität führte zu Reibungen und die Studentenschaft verlangte 1819 in einer Petition die Nikolaikirche als neue Universitätskirche. Diese wurde dann von der Universität als Eigentum erworben, nach Plänen des Universitätsbaumeisters Justus Heinrich Müller ausgebaut und 1822 neu geweiht. Seither wird St. Nikolai als Universitätskirche genutzt. Sie wurde zuletzt zwischen 1983 und 1988 umfassend instand gesetzt.

Ausstattung

Die alte Ausstattung fiel weitgehend der Profanierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Opfer. Auf die Gotik verweisen allerdings noch die plastischen Schlusssteine der Jochgewölbe. Das Epitaph zur Erinnerung an den ersten Universitätskanzler Johann Lorenz von Mosheim wurde aus der Paulinerkirche hierher umgesetzt. Ansonsten wurde der Kirchenraum 1861 unter Leitung des hannoverschen Architekten Conrad Wilhelm Hase im Stile der damals in Mode gekommenen Neugotik einschließlich der Kanzel und der Empore um- und ausgestaltet. Die Orgel stammt von dem Orgelbauer Wilhelm Sauer aus dem Jahr 1888. Im Zuge der Sanierung 1988 erhielt die Kirche auch eine spätgotische Kreuzigungsgruppe aus dem sogenannten Dom Peter und Paul in Bardowieck.

Prediger

Erste Pfarrer der Kirche sind seit 1356 überliefert. Der Göttinger Reformator Johann Sutel wurde 1530 der erste evangelische Prediger an St. Nikolai und 1535 Superintendent in Göttingen.

Bekannte Universitätsprediger waren bis zum Zweiten Weltkrieg:

Nach dem Kriege folgten dann Wolfgang Trillhaas (1946), Martin Doerne, Götz Harbsmeier (1965), Manfred Josuttis (1978), Jörg Baur (1981) und Erik Aurelius. Derzeit sind Jan Hermelink und Florian Wilk Inhaber dieses Amtes.

Die Kirche wird sowohl von der Evangelischen Studierendengemeinde als auch seit 1949 von der Katholischen Hochschulgemeinde genutzt.

Literatur

  • Karlheinz Blaschke: St. Nikolai in Göttingen. Eine Kaufmannskirche des 12. Jahrhunderts. In: Peter Johanek (Hrsg.) unter Mitarbeit von Uwe John: Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze von Karlheinz Blaschke (= Städteforschung : Reihe A, Darstellungen Bd. 44). Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1997, S. 352-356. ISBN 3-412-06897-7 . 2., unveränderte Auflage ebd. 2001. ISBN 3-412-02601-8 .

Weblinks

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