Spätimpressionismus

Spätimpressionismus
Vincent van Gogh, Weizenfeld mit Zypressen, 1889

Post-Impressionismus (gelegentlich auch Nach-, Spät- oder Neoimpressionismus) ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Malstile, die zwischen etwa 1880 und 1905 dem Impressionismus folgten. Schwerpunkt der Entwicklung war Frankreich. Dieser Artikel nennt daher beispielhaft einige französische Maler jener Zeit.

Der Begriff geht zurück auf den englischen Maler und Kunstkritiker Roger Fry, der ihn 1910 anlässlich der von ihm organisierten Ausstellung „Manet And The Post Impressionists“ in London verwendet hatte. [1] Dort wurden Gemälde von Paul Cézanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh gezeigt. Zu den französischen Spätimpressionisten werden darüber hinaus Henri de Toulouse-Lautrec und Georges Seurat gezählt. Die Abgrenzung zum Impressionismus ist allerdings unscharf. Insbesondere Cézanne wird gelegentlich der einen oder der anderen Kategorie zugeordnet.

Mit den Impressionisten war in den 1870er Jahren eine gründlich veränderte Auffassung von Kunst sichtbar geworden, ein erster Schritt auf dem Weg zur Kunst der Moderne. Die Spätimpressionisten verfolgten diesen Weg weiter, entwickelten aber zur Spontaneität und Virtuosität ihrer Vorgänger neue Ordnungsvorstellungen. Die Tendenz ging zum Bild als selbstständiger Konstruktion, zu einem Gegenstand reiner Darbietung von Farbe und Form, die auf den ästhetischen Genuss zielte und auf die Übermittlung subjektiver Empfindungen des Künstlers. Die Bildfläche wurde aufgeteilt in ein durchdachtes Gerüst von Flächen und Linien, die sich vom gewohnten, überzeugenden Anschein der Körper und Gegenstände immer weiter entfernten. Die Farbflächen können Licht und Schatten bedeuten – es sind aber Punkte und reine Farben, die so in der Natur nicht zu finden sind. Die Bilder wenden sich also an einen Betrachter, der vor allem anderen die subjektiven, schöpferischen Fähigkeiten des Malers akzeptieren kann. Er muss bereit sein, die sinnliche Erfahrung von Farben und Linien höher zu bewerten als den natürlichen Anschein der Dinge, dem immer weniger Bedeutung beigemessen wurde.

Cézanne verwandelte seine Motive in ein System von großer Klarheit und Festigkeit. Seine analytisch wirkende Malerei untersucht die Volumen der Gegenstände und führt besonders bei Landschaftsbildern zu geradezu kristallinen Strukturen, sodass es gut möglich ist, darin eine Vorstufe des Kubismus zu sehen. Gauguin entwickelte einen neuen, dekorativen Stil mit starken Farben und vereinfachten Formen, den er selbst als Synthetismus bezeichnete, weil er aus der Verbindung verschiedener Anregungen hervorgegangen war: der kirchlichen Glasmalerei, der naiven Unmittelbarkeit der Volkskunst und dem japanischen Farbholzschnitt, der seit etwa 1850 in größeren Stückzahlen nach Europa gelangt war und schon die Impressionisten beeinflusst hatte. In anderer Bedeutung sollte das Wort den Versuch beschreiben, die äußere Erscheinung der Dinge, die Empfindungen des Künstlers dazu und ästhetische Gesichtspunkte in einer Synthese zusammenzufassen.

Auch Toulouse-Lautrec war von der japanischen Druckgraphik beeinflusst. Der deutlichste Beleg dafür sind seine FarblithographienPlakatentwürfe für die Vergnügungsstätten des Pariser Montmartre, die um 1890 zu einer frühen Blüte der Plakatkunst wesentlich beitrugen. Van Gogh malte in wenigen Jahren zwischen 1886 und 1890 eine Reihe von leidenschaftlich expressiven Bildern. In der Farbe sah er eine besondere Sprache, die unmittelbar auf die menschliche Seele einwirken könne. Sein Stil nahm Merkmale des Expressionismus vorweg.

Seurat stützte sich ebenfalls auf die Ausdruckskraft der Farbe, allerdings ohne den Überschwang van Goghs. Vielmehr schuf er auf der Grundlage wissenschaftlicher Theorien eine Maltechnik, bei der sich durch optische Mischung eine besonders intensive Wirkung ergeben sollte, wenn das ganze Bild in mosaikartig aneinandergereihte kleine Farbpunkte zerlegt wurde (Pointillismus oder Divisionismus).

Von unterschiedlichen Standpunkten aus haben die Post-Impressionisten die Kunst der Moderne vorbereitet. Ihre Gemeinsamkeit lag darin, dass sie den entscheidenden Wandel von der Nachahmung der Natur zur autonomen Existenz des Bildes weiter voranbrachten.

Maler des Post-Impressionismus

Literatur

  • John Rewald: Von van Gogh bis Gauguin. Die Geschichte des Nachimpressionismus. Du Mont, Köln 1986, ISBN 978-3-7701-2147-2
  • Werner Hofmann: Grundlagen der Modernen Kunst. Eine Einführung in ihre symbolischen Formen. Kröner, Stuttgart 2003, ISBN 978-3-520-35504-1
  • Sven Loevgren: The Genesis of Modernism. Seurat, Gauguin, van Gogh & French Symbolism in the 1880´s. Indiana University Press 1971, ISBN 978-0-253-32560-0
  • Belinda Thomson: postimpressionismus, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2002, ISBN 3-7757-1152-X

Quellen

  1. http://encyclopedia.farlex.com:80/post-Impressionists

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