Späte Traubenkirsche

Späte Traubenkirsche
Späte Traubenkirsche
Späte Traubenkirsche (Prunus serotina)

Späte Traubenkirsche (Prunus serotina)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Prunus
Art: Späte Traubenkirsche
Wissenschaftlicher Name
Prunus serotina
Ehrh.

Die Späte Traubenkirsche (Prunus serotina), auch Spätblühende Traubenkirsche oder Amerikanische Traubenkirsche genannt, ist ein aus Nordamerika stammendes Gehölz aus der Gattung Prunus. In Europa zählt sie zu den problematischen Neophyten.

Neben der Späten Traubenkirsche gibt es auch eine Gewöhnliche Traubenkirsche, eine heimische Pflanze mit ähnlichen Eigenschaften.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Ursprünglich in Nordamerika beheimatet, hat sich die Späte Traubenkirsche in Europa stark selbständig ausgebreitet und kommt in lichten Wäldern, in Ufergebüschen sowie als Zierstrauch oder -baum in Gärten vor. Die Traubenkirsche eignet sich auch als Pionierbesiedler von Flächen, ist aber schlecht einzudämmen, wenn sie auf einen gut geeigneten Lebensraum trifft. Sie zählt zu den Bienennährgehölzen, der Nektarwert ist mäßig, der Pollenwert schlecht. Die Traubenkirsche liebt feuchte Sand- und Lehmböden (Boden-pH sauer bis schwach basisch) des Tieflands und kann auch mit gelegentlichen Überschwemmungen leben. Sie verträgt Sonne bis lichten Schatten, wächst gut im Stadtklima und ist windfest durch ihre herzförmige Wurzel. Gegenüber Winter- und Spätfrosten zeigt sie sich relativ unempfindlich.

Beschreibung

Die raschwüchsige Späte Traubenkirsche ist in Europa ein Strauch bis kleiner Baum, der maximal 20 m groß wird. In ihrer Heimat Nordamerika kommen Exemplare bis 35 m Höhe vor. Die Späte Traubenkirsche bildet eine längliche Krone und eine dichte Belaubung aus. Ihre relativ kurzen Äste sind waagrecht ausgerichtet und dunkelbraun berindet. Zwischen Mai und Juni entwickeln sich die weißen, duftenden Blüten, die an 3–6 mm langen Stielen in Trauben mit bis zu 30 Blüten hängen. Die Trauben stehen zunächst aufrecht, orientieren sich dann im weiteren Verlauf nach unten, bis sie schließlich zu Ende der Blühperiode überhängen. Die wechselständig angeordneten Blätter sind schmal eiförmig, spitz mit gesägtem Rand. Ihre Blattunterseite ist hellgrün gefärbt. Entlang der Mittelrippe stehen gelbliche Härchen. Die Blattoberseite zeigt eine glänzende dunkelgrüne Farbe. Im Herbst nehmen die Blätter lebhaft gelbe bis orange Farben an. Sie wachsen nicht nur an Zweigen und Ästen, sondern sind als kleine Blättchen auch an den Fruchttrauben zu finden. Die Früchte sind zuerst hellrote, dann violett-rote, bei der Reife schwarze Kirschen bis 1 cm Größe. Die Kirschen haben an der dem Stiel gegenüberliegenden Seite eine kleine, kreisförmig eingezogene Delle und am Stielansatz kleine Kelchblätter, ähnlich der Tollkirsche. Die Kirschkerne sind kleiner als normale Sauerkirschkerne und etwas länglicher. Die essbaren Kirschen reifen Ende Juli bis Ende August, sind aromatisch-süß, haben aber oft einen unangenehm bitteren Nachgeschmack. Sie können als Obst gegessen oder zu Säften oder Mus verarbeitet werden (ähnlich wie Schlehen), in skandinavischen Ländern werden Destillate aus den schwarzen Beeren hergestellt. In den U.S.A. finden die Früchte bei der Aromatisierung von Rum und Brandy Verwendung. Kerne, Blüten und Rinde enthalten Cyanogene Glykoside und sind für Mensch und Tier giftig, der Verzehr kann zu Vergiftungserscheinungen führen.

Die Späte Traubenkirsche gilt als Wirtspflanze für die Blattlaus Myzus persicae, die eine Viruserkrankung der Zuckerrübe überträgt.

Geschichte

Bereits 1623 wurde die Späte Traubenkirsche nach Europa gebracht. Erste Erwähnungen für Deutschland stammen aus dem Jahr 1685. Der Anbau erfolgte als Ziergehölz in Gärten und Parks. Da der Baum in seiner Heimat auf armen Böden gute Wuchsleistungen erbringt und wertvolles Holz liefert, erhoffte man ähnliche Eigenschaften beim Anbau in Deutschland. Im späten 19. Jahrhundert wurde im Rahmen sogenannter „Fremdländerversuchsanbauten“ die Eignung für die Forstwirtschaft getestet. Allerdings stellte sich heraus, dass die Pflanze unter hiesigen Verhältnissen in der Regel mehr oder weniger nur strauchförmig wächst. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts begann man in den Niederlanden mit großflächigen Anpflanzungen. Man erhoffte sich eine Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit in Nadelbaumkulturen, auf Heideflächen und auf windigen Standorten. Bis in die 50er Jahre wurde mit der Späten Traubenkirsche kräftig aufgeforstet. Unmittelbar danach begann die Bekämpfung als schädlicher Neophyt (in den Niederlanden seit 1963 als bospest [dt. Waldpest] bekämpft), da die Späte Traubenkirsche eine dichte Strauchschicht bildet, die viele forstwirtschaftlichen Arbeiten erschwert und andere Gehölze bei der Naturverjüngung hindert.

Die Bekämpfung zeigte zuerst beträchtliche Erfolge, da sich große Berge Gestrüpps ansammelten. Die Späte Traubenkirsche bildet aber aus versehentlich vergessenen Wurzelstücken sehr vitale Wurzelbrut, die schneller wachsen und dichtere Bestände bilden als Kernwüchse. Herbizide erwiesen sich als wenig brauchbar, da sie andere Gewächse ebenso sehr schädigten und sich nachteilig auf den Boden auswirkten. Erfolgreich war nur eine komplizierte Methode aus sorgfältigem Absägen der Stämme, gezieltem und nicht zu großflächigem Ausbringen von Herbiziden sowie die Abdeckung durch Folien, um den Stockausschlägen das Licht zu nehmen. Diese Art der Bekämpfung ist recht teuer. Einige Fachleute sind der Meinung, dass sich die Bestände der Späten Traubenkirsche von allein wieder lichten, wenn man die betroffenen Flächen einer ungestörten Sukzession überlässt.

Literatur

  • Uwe Starfinger: Die Einbürgerung der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina Ehrh.) in Mitteleuropa. Reihe „Landschaftsentwicklung und Umweltforschung“, Nr. 69. Technische Universität Berlin, Berlin 1990, ISBN 3-7983-1357-1
  • C. Haag, U. Wilhelm: Die Spätblühende Traubenkirsche: Arbeiten mit „unerwünschter“ Baumart oder Verschleppung einer Katastrophe? In: AFZ/DerWald, 53. Jahrgang, Heft 6/1998, S. 276-279, ISSN 1430-2713

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