Sprudelwasser

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„Stilles“ Mineralwasser

Als Mineralwasser werden im allgemeinen Sprachgebrauch natürliches Mineralwasser sowie oft auch andere zum Verzehr geeignete Wasserprodukte bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Produktbezeichnungen

Die offiziellen Produktbezeichnungen in Deutschland sowie in Österreich lauten:

  • Natürliches Mineralwasser: Es hat seinen Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen, wird an der Quelle abgefüllt und muss amtlich anerkannt werden. Natürliches Mineralwasser ist das einzige Lebensmittel, das in Deutschland amtlich zugelassen wird.
  • Quellwasser: Es stammt ebenfalls aus unterirdischen Vorkommen, darf aber Spuren von Verunreinigungen enthalten und bedarf keiner amtlichen Anerkennung.
  • Tafelwasser: Es besteht hauptsächlich aus Trinkwasser. Es gibt keine Anforderungen an den Mineralstoffgehalt oder die Behandlungsmethoden. Bei erhöhtem Kohlendioxid/Kohlensäure-Gehalt wird es in Österreich auch als Sodawasser bezeichnet.
  • Heilwasser: Wasser, das aufgrund des Nachweises einer heilenden, lindernden oder vorbeugenden Wirkung als Arzneimittel zugelassen wurde. Der Mineralstoff- und Spurenelementgehalt von Heilwässern liegt meistens in ähnlicher Größenordnung wie bei Natürlichen Mineralwassern.

Nicht abgepacktes Trinkwasser aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung wird meist als Leitungswasser bezeichnet. Kohlensäurehaltiges Mineralwasser wird auch als saurer Sprudel oder regional nach der gleichnamigen Marke als Selterswasser (kurz Selters) bezeichnet.

Rechtliches in Deutschland

Mineralwasserkrug der Quelle in Niederselters aus dem 19. Jahrhundert

Mineralwässer und Heilwässer benötigen als einzige Lebensmittel in Deutschland eine amtliche Anerkennung. Amtlich anerkannte Mineralwässer werden mit dem Namen der Quelle und dem Ort der Quellnutzung vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Bundesanzeiger bekanntgegeben.

Die verschiedenen Begriffe, zulässige Höchstwerte für Inhaltsstoffe, Behandlung etc. sind in der Mineral- und Tafelwasserverordnung[1] festgeschrieben.

Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln wird Mineralwasser nicht mit lediglich 7 % Umsatzsteuer besteuert, sondern mit 19 %, da es laut Liste der dem ermäßigten Steuersatz unterliegenden Gegenstände nicht in die Kategorie der Grundnahrungsmittel wie z. B. Kaffee oder Tee fällt. Diese Einordnung wurde vorgenommen, weil durch das Leitungswasser ein Substitut zum Mineralwasser vorhanden ist.

Ist Mineralwasser gesünder als Leitungswasser?

Diese Frage führt häufig zu heftigen Kontroversen. Der Mensch kann seinen Bedarf an Mineralstoffen vollständig aus der festen Nahrung decken, bei einem gesunden Menschen und bei normaler Ernährung macht es deshalb keinen Unterschied, ob man seinen Flüssigkeitsbedarf durch Mineralwasser oder Leitungswasser deckt. Allerdings kann das Trinken eines calciumreichen Mineralwassers sinnvoll sein, wenn eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt und deshalb die Calciumquellen Milch und Milchprodukte nicht verzehrt werden. In kalkhaltigen Regionen ist der Calcium-Gehalt des Trinkwassers allerdings höher als der eines durchschnittlichen Mineralwassers; so enthält Berliner Trinkwasser bis zu 150 mg Calcium pro Liter, manche Mineralwässer nur ein Zehntel davon.

Die Inhaltsstoffe aus Mineralwässern weisen eine ähnliche Bioverfügbarbeit auf wie die aus anderen Lebensmitteln: Calcium aus Mineralwasser weist eine ähnliche Resorbierbarkeit auf wie Calcium aus Milch (ca. 37–49 %). Die Resorptionsrate von Magnesium liegt bei rund 50 %.[2]

Trinkwasser ist auf dem Weg zum Verbraucher mitunter Umwelteinflüssen ausgesetzt, während sich die Einflüsse beim Mineralwasser wenig bis gar nicht bemerkbar machen, sofern es in Glasflaschen transportiert und gelagert wird. In Deutschland ist allerdings selbst in langen Rohrleitungssystemen der Trinkwasserversorgung bis zur Entnahmestelle kaum eine Gefahr gegeben, dass Verunreinigungen, beispielsweise Bakterien, ins Wasser kommen, da die Leitungen unter hohem Druck stehen, was ein Eindringen effektiv verhindert. Gefahren für Verunreinigungen bietet neben den Rohrleitungssystemen auch der Auslass (Wasserhahn).

Die Bedeutung sowohl von Mineral- als auch von Trinkwasser als Mineralstoffquellen wird überschätzt.[3]

Mineralwasser in PET-Flaschen

Mineralwasser bietet den Vorteil gleichbleibender Wasserqualität. Allerdings kann es in Ausnahmefällen zu einer Verunreinigung beim Abfüllen, Transport und bei der Lagerung kommen, besonders wenn es in Plastikflaschen abgefüllt wird. Dann muss sichergestellt werden, dass nicht Stoffe aus dem Verpackungsmaterial, häufig Acetaldehyd, in das Wasser übertreten oder durch die Flaschenwandung diffundieren.

Mineral- und Tafelwasserverordnung

Die Mineral- und Tafelwasserverordnung schreibt strengere mikrobiologische Grenzwerte als beim Trinkwasser vor, die u. a. durch die Lebensmittelüberwachung kontrolliert werden. Sie gelten aber nur für den Ort der Abfüllung, nicht für den weiteren Weg bis zum Verbraucher, während die Anforderungen an Trinkwasser für den Ort der Entnahme gelten. Jede Quelle muss amtlich anerkannt sein, von denen es in Deutschland derzeit 800 gibt (Stand: 2008).

Während bei der Trinkwasseraufbereitung erheblich in das Produkt eingegriffen wird, darf Mineralwasser in seiner ursprünglichen Zusammensetzung nicht verändert werden - abgesehen von einer Entziehung des Eisens (Enteisenung), sofern sie für die Haltbarkeit des Produkts unerlässlich ist, sowie von der üblichen Versetzung mit Kohlenstoffdioxid (CO2), wodurch im Wasser Kohlensäure (H2CO3) gebildet wird. Auf beide Behandlungen ist auf dem Etikett hinzuweisen. Die meisten Mineralwässer weisen am Austrittsort einen nicht annähernd so hohen Kohlensäure-Gehalt auf wie nach der Flaschenfüllung. Das H2CO3 dient der Haltbarkeit, da es durch die Ansäuerung für ein stabil antimikrobielles Milieu sorgt. Das Verfallsdatum sehr kohlensäurearmer Wässer wird dementsprechend wesentlich schneller erreicht.

Belastung mit Radionukliden

Mineralwässer weisen häufig einen erhöhten Gehalt an den Radionukliden Radon-222 und Radium-226 auf und tragen damit zu einer größeren Strahlenexposition des Organismus bei. Eine gesundheitliche Gefährdung ist daraus allerdings vermutlich nur in Sonderfällen abzuleiten. Nach Angaben von Rolf Michel, Leiter des Zentrums für Strahlenschutz und Radioökologie der Universität Hannover, hat etwa ein Säugling, der jährlich 50 Liter des am stärksten belasteten Mineralwassers trinkt, eine zusätzliche Strahlenbelastung von 0,1 Millisievert pro Jahr, was etwa der Strahlenbelastung bei einem Langstreckenflug entspricht.

Durch die Empfehlung des Umweltbundesamtes werden hingegen die zu hohen Urangehalte in manchen Mineralwässern kritisiert. Das Bundesamt hat angegeben, dass maximal 10 μg Uran pro Liter für Erwachsene akzeptabel sind[4] (μg = Mikrogramm = 10-6 Gramm). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Bundesinstitut für Risikobewertung empfehlen einen Maximalgehalt von 15 μg Uran pro Liter für Erwachsene und 2 μg Uran je Liter bei Säuglingen und Kleinkindern.[4] Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung von 1.530 Mineralwasserproben aus deutschen Quellen zwischen den Jahren 2000 und 2004 ergab, dass eine Probe einen Urangehalt von 71 μg pro Liter enthielt[5], welches kurz darauf aber nicht mehr verkauft wurde. Allerdings lagen die Urangehalte von 97 % der Proben bei weniger als 15 μg Uran pro Liter und gelten damit als unbedenklich für Erwachsene.[5] Bei 44 % der Proben lag der Urangehalt unter der Nachweisgrenze von 0,2 μg pro Liter.[5] Mittlerweile (Juli 2006) wurde vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg sichergestellt, dass alle Mineralwässer aus Baden-Württemberg mit weniger als 15 μg Uran pro Liter abgefüllt werden.[6]

Durch Uran werden besonders die Nieren des menschlichen Körpers angegriffen und beschädigt[5]. Es gilt allerdings als weniger gefährlich als das ebenfalls enthaltene Radium[7].

Dennoch lässt es sich in der Realität nicht vermeiden, dass Menschen über ihre Nahrung Uran zu sich nehmen. Beispielsweise enthält Meerwasser etwa 3,3 μg Uran pro Liter, deutsche Flüsse und Seen etwa 1–3 μg pro Liter und das Grundwasser in Deutschland kann zwischen 0,4 und 2,4 μg pro Liter enthalten. Als aussagekräftigster Vergleich kann das deutsche Trinkwasser mit durchschnittlich 0,3 μg Uran pro Liter zum deutschen Mineralwasser mit durchschnittlich 2,8 μg pro Liter hergezogen werden[8].

Der Zusammenhang erhöhter Urangehalte in Mineral- und Trinkwässern mit der Geologie der Grundwaserspeichergesteine wurde jüngst erstmals bundesweit untersucht[9]. Dabei stellte sich heraus, dass erhöhte Urangehalte vorwiegend an Formationen wie Bundsandstein oder Keuper gebunden sind, die selbst geogen erhöhte Urangehalte aufweisen.

Geschmack

Sehr calciumreiche Mineralwässer schmecken oft bitter, vor allem wegen des hohen Calciumsulfat-Anteils.

Mineralwasserkonsum

In Deutschland

In Europa

Mittlerer jährlicher Konsum von abgefülltem Mineralwasser (2003).[10]

Land Liter/Person
Italien 203
Frankreich 149
Belgien 145
Deutschland 129
Spanien 126
Schweiz 110
Portugal 92
Griechenland 57
Ungarn 55
Polen 41
Großbritannien 34
Russland 10

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Mineral- und Tafelwasserverordnung
  2. Dipl. oec. troph. Birgit Becke für die Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM), Bonn: Die Bioverfügbarkeit der Mineralstoffe aus Mineral- und Heilwässern
  3. Helmut Heseker: Untersuchungen zur ernährungsphysiologischen Bedeutung von Trinkwasser in Deutschland. Auf: Forum Trinkwasser, abgerufen am 14. März 2009.
  4. a b Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, Seite 1 (Stand: Juli 2006)
  5. a b c d Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, Seite 5 (Stand Juli 2006)
  6. Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, Seite 7 (Stand: Juli 2006)
  7. Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, Seite 4 (Stand Juli 2006)
  8. Gesundheitsamt Bremen – Uran in Trink- und Mineralwasser, Seite 1 (2. Auflage 03.2006)
  9. [http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00027200 Dissertation Friedhart Knolle, TU Braunschweig 2009
  10. Nestlé-Waters

Weblinks


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