Bahnstation Neuenkirchen Land

Bahnstation Neuenkirchen Land
Ehemaliger Bahnhof St. Arnold (ursprünglich Bahnstation Neuenkirchen Land)
Bahnhofsgebäude St. Arnold, Ansicht von der Emsdettener Straße

Die ehemalige Bahnstation Neuenkirchen Land lag an der Bahnstrecke Duisburg–Quakenbrück in der Gemeinde Neuenkirchen im Kreis Steinfurt. Am 15. Mai 1931 wurde die Bahnstation in Bahnhof St. Arnold umbenannt. Seit mehreren Jahren ist jetzt die Eisenbahnstrecke stillgelegt und das ehemalige Bahnhofsgebäude befindet sich in Privatbesitz.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Ansicht von Südwesten

Die Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete im Verlauf ihrer Nordseeverbindung von Duisburg Hbf nach Quakenbrück am 1. Juli 1879 die Bahnstrecke Duisburg–Quakenbrück für den Personenverkehr. Auf ihr durchquerten erstmals Züge das Gebiet von Neuenkirchen, einen Bahnanschluss gab es zu Beginn aber noch nicht.

Geschichte

Durch die Eröffnung der Bahnstation Neuenkirchen Land erhielt die Gemeinde 1890 zum ersten Mal direkten Anschluss an das Bahnnetz. Die Bahnstation lag allerdings etwa 4 km südlich des Hauptortes in einer einsamen Heide- und Ödlandschaft an der Emsdettener Straße, daher war die Haltestelle für die Gemeinde zunächst relativ unbedeutend.

Wachsende Bedeutung

Karte von 1895

Die Bahnstation liegt mitten auf dem Münsterländer Kiessandzug, der sich von Beckum, über Münster bis nach Neuenkirchen erstreckt und ein bedeutendes Grundwasservorkommen enthält. 1894 wurde hier, direkt westlich der Haltestelle, das erste Wasserwerk in Neuenkirchen gebaut. Die Stadt Rheine betreibt das Wasserwerk seither und nutzt es zur Versorgung ihrer Bevölkerung. Wie auf einer Karte von 1895 zu sehen ist, hatte das Wasserwerk zu dieser Zeit schon einen Bahnanschluss.

Zeichnung: Status 1919

Im Jahre 1915 errichtete die Militärverwaltung südöstlich der Bahnstation ein 31-36 ha großes Militärlager ebenfalls mit Bahnanschluss. Zunächst genutzt als Repressalien- und Gefangenenlager, ab 1916 als Munitionslager. Im Jahr 1917 wurde nordwestlich der Bahnstation zusätzlich ein 77-85 ha großes Munitionslager in Betrieb genommen, das einen Vollbahnanschluss mit zwei Zufahrtsgleisen und einem dreigleisigen Übergabebahnhof erhielt. Beide Lager wurden nach Beendigung des Ersten Weltkrieges bis Ende 1931 zur Munitionszerlegung benutzt. Im Jahre 1935 war jede Nutzung eingestellt und die Lager und Gleisanlagen größtenteils abgebaut.

St. Arnold

Bereits 1924 hatten die Steyler Missionare in der Nähe der Bahnstation Land für den Bau eines Missionshauses mit Internatsschule (heute:Arnold-Janssen-Gymnasium) erworben (direkt südlich des kleineren Militärlagers). Im September 1929 begann der Schulbetrieb im Missionshaus St. Arnold, benannt nach dem Namenspatron des Ordensgründers Arnold Janssen.

Der Name St. Arnold wurde immer bekannter und seit 1905 gab es auch im Ortskern von Neuenkirchen den Bahnhof Neuenkirchen an der Bahnstrecke Ochtrup–Rheine. Weil es immer wieder zu Verwechselungen kam, wurde die Umbenennung der Bahnstation „Neuenkirchen-Land“ beantragt. Nachdem diesem Antrag 1930 stattgegeben worden war, kam es am 15. Mai 1931 zur Namensänderung und die Bahnstation trug seitdem die Bezeichnung Bahnhof St. Arnold.

Den Nationalsozialisten missfiel der Name und sie beantragten am 26. April 1939 die Umbenennung in „Neuenkirchen-Clemenshafen“, aber mit Beginn des Zweiten Weltkrieg wurde dieser Antrag nicht weiter verfolgt. Auch 1949 gab es einen Antrag den Bahnhof wieder in „Neuenkirchen-Land“ umzubenennen. Dieser Antrag wurde aber vom Gemeinderat mit Mehrheit abgelehnt.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieg kamen viele Vertriebene und Flüchtlinge in die Gemeinde Neuenkirchen. Sie erhielten Wohnbauflächen nördlich des Bahnhof St. Arnold. Es entstand die Siedlung St. Arnold, die heute außerhalb des Hauptortes der größte Ortsteil der Gemeinde Neuenkirchen ist. Nordöstlich des Bahnhofs wurden Gewerbebetriebe angesiedelt, die Bahnanschlüsse erhielten.

Niedergang

Gleisanlagen am Bahnsteigende. Die über die Gleise gebogenen jungen Birken zeugen vom Münsterländer Schneechaos, das sich ein Jahr zuvor (2005) ereignete.

Auf den Abstellgleisen südöstlich des Bahnhofs standen in den 60er Jahren für lange Zeit alte ausgediente Dampflokomotiven, die aber heute verschrottet und restlos beseitigt sind.

Der Rückgang der Fahrgastzahlen führte 1984 dazu, dass am 28. September der Personenverkehr eingestellt wurde. Güterverkehr gab es noch bis zum Anfang der 90er Jahre, danach wurde die Bahnstrecke noch einige Jahre als Reservestrecke für eine mögliche Reaktivierung bereitgehalten. Seit einigen Jahren aber werden die Gleisanlagen nach und nach abgebaut und die Bahntrasse wird möglicherweise in Zukunft als Radweg zu nutzen sein.

Quellen

52.2080555555567.40257Koordinaten: 52° 12′ 29″ N, 7° 24′ 9″ O


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