Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser in Russland

Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser in Russland

Die Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser in Russland waren eine Serie von Bombenanschlägen im Jahr 1999 in Russland, bei denen über 300 Menschen ums Leben kamen. Die Terroranschläge versetzten ganz Moskau und Russland in Angst und Schrecken. Gemäß der offiziellen russischen Ermittlungsergebnisse waren die Täter tschetschenische Terroristen. Dies wurde inner- und außerhalb Russlands von einigen Kremlkritikern angezweifelt, da einige Indizien angeblich auf eine Verstrickung des russischen Geheimdiensts FSB deuteten. Der Versuch einer unabhängigen parlamentarischen Untersuchung wurde von der russischen Regierung blockiert und verlief ergebnislos.

Inhaltsverzeichnis

31. August 1999 – Moskau

Die erste Bombenexplosion am 31. August 1999 in der russischen Hauptstadt betraf noch kein Wohngebäude. Sie explodierte in einer Einkaufspassage „Ochotny Rjad“ (russisch: Охотный ряд) am Manege-Platz und tötete eine Person und verletzte 40 weitere.

4. September 1999 – Buinaksk

Am 4. September 1999 (21:45 Uhr) explodierte eine Autobombe (2700 kg; LKW ГАЗ-52; Aluminium-Pulver mit Ammoniumnitrat) in der Stadt Buinaksk (Republik Dagestan im Nordkaukasus) vor einem sechsstöckigem Wohnhaus (Lewanewskogo Straße 3; russisch: улица Леваневского), das von russischen Militärangehörigen und ihren Familien bewohnt wurde. Dabei wurden 64 Personen getötet (darunter 23 Kinder) und 164 verwundet. Es wurden zwei Aufgänge des Hauses mit den dazugehörigen Wohnungen zerstört.

Ein zweiter LKW (ЗИЛ-130) vor einem Krankenhaus wurde von der Polizei unschädlich gemacht. Im Wagen wurden Papiere auf den Namen Isa Sainutdinow (russisch: Иса Зайнутдинов) gefunden. [1]

Von offizieller russischer Seite wurden Separatisten aus Tschetschenien für den Anschlag verantwortlich gemacht, die auch einige Wochen vorher (seit dem 2. August 1999) unter der Führung von Bassajew und Ibn al-Chattab in Dagestan einfielen (Dagestankrieg) und die unabhängige „Islamische Republik Dagestan“ ausriefen. In die Kämpfe waren ca. 1400 vor allem tschetschenische Kämpfer verwickelt. Es gab Hunderte von Todesopfern unter den Kämpfern und der Zivilbevölkerung.

8. September 1999 – Moskau

Gedenkkapelle in Petschatniki am Ort der Explosion

Am 8. September 1999 (23:58 Uhr) explodierte im Erdgeschoss eines Wohnhauses (Gurjanowa Str. 19, russisch: улица Гурьянова; 9 Stockwerke) im Südosten Moskaus (Stadtteil Petschatniki, russisch: район Печатники) eine 300–400 kg schwere Sprengstoffladung. Das neunstöckige Gebäude wurde sehr stark beschädigt (108 zerstörte Wohnungen), es starben 94 Menschen im Haus und 150 Personen wurden verletzt. Ein Anrufer bei einer russischen Nachrichtenagentur sagte, dass die Explosion eine Antwort auf die russischen Bomben auf Dörfer in Tschetschenien und Dagestan während des Dagestankrieges sei.

13. September 1999 – Moskau

Am 13. September 1999 war ein Trauertag für die Opfer des Bombenanschlages; an diesem Tag explodierte eine weitere Sprengladung (5:00 Uhr) in einer Wohnung an der Kaschirskoje-Schnellstraße (Каширское шоссе 6/3; 8 Etagen) im Süden von Moskau. Das 8-stöckige Gebäude wurde total zerstört. Die Explosion schleuderte einige Betonteile des Hauses hunderte Meter weit und bedeckte die ganze Straße mit Schutt. Es starben 118 Menschen und 200 wurden verletzt.

Zu dieser Zeit erklärte der russische Ministerpräsident Putin den Krieg gegen die „illegalen Kampfeinheiten“ in Tschetschenien. Obwohl es keine wirklichen Beweise für tschetschenische Täter gab, traf das russische Militär Vorbereitungen, wieder in Tschetschenien einzumarschieren und die tschetschenische Regierung abzusetzen.

16. September 1999 – Wolgodonsk

Der russische Entschluss für eine Intervention in Tschetschenien wurde durch eine weitere Explosion einer Autobombe am 16. September 1999 verstärkt. Diese Explosion fand vor einem 9-stöckigen Wohnhaus in der südrussischen Stadt Wolgodonsk (Donregion) statt, wobei 17 Personen getötet wurden.

Russland reagierte mit dem Einsatz seiner Luftstreitkräfte gegen Stellungen von tschetschenischen Rebellen/Aufständischen (je nach Standpunkt), Erdölraffinerien und andere Gebäude in Tschetschenien. Bis Ende September war klar, dass es sich nicht um einzelne Angriffe handelte, sondern ein Krieg in Tschetschenien entbrannt war – der zweite Tschetschenienkrieg. Im Oktober 1999 marschierten dann russische Truppen in Tschetschenien ein.

22. September 1999 – Vorfall in Rjasan

Am Abend des 22. Septembers 1999 bemerkte ein aufmerksamer Bewohner eines Wohnhauses in Rjasan einen Fremden, der schwere Säcke aus seinem Auto in den Keller schleppte. Die lokale Polizei (Miliz) wurde gerufen und die gesamten umliegenden Wohnungen wurden evakuiert. Der Inhalt der Säcke stellte sich beim ersten Test als Sprengstoff heraus. Alle Straßen, die aus der Stadt führten, wurden stark überwacht, aber es gab keine weiteren Spuren.

Der russische Geheimdienst (FSB) erklärte 48 Stunden später, dass dieser Vorfall ein Training gewesen sei und die Säcke Zucker enthalten hätten. Das Ergebnis der ersten Sprengstoffanalyse wurde widerrufen, da es wegen einer Verschmutzung des Analyseapparates durch vorangegangene Tests ungenau gewesen sei. Der öffentliche Untersuchungsausschuss konnte kein endgültiges Ergebnis zu diesem Ereignis vorlegen, da von verschiedenen Behörden der Russischen Föderation widersprüchliche Auskünfte erteilt wurden. Der Generalstaatsanwalt schloss die Untersuchung des Vorfalls in Rjasan im April 2000 ab.

Offizielle Untersuchung

Nach den Ergebnissen der offiziellen Untersuchung wurden die Bombenanschläge auf die Wohnhäuser von Ibn al-Chattab und Abu Umar, einem arabischem Kämpfer, der in Tschetschenien kämpfte, geplant und organisiert. Beide wurden später getötet. Die Planung wurde in al-Chattabs Guerillalagern „Kaukasus“ in Schatoj (Шато́й) und „Taliban“ in Avtury (auch: Aleroy, Алерой) in Tschetschenien durchgeführt. Am 4. Mai 2000 tötete ein russisches Spezialkommando bei einem Angriff aus dem Hinterhalt auf einen tschetschenischen Rebellen-Trupp (je nach Sichtweise) in der Nähe des Dorfes Avtury 19 Personen.

Die offizielle russische Untersuchung ergab, dass die Operation für Bombenanschläge auf die Wohnhäuser von Achemez Gotschijajew (aus dem Turkvolk der Karatschaier stammend) geführt wurde. Der Sprengstoff wurde in Urus-Martan (Tschetschenien; russisch: Уру́с-Марта́н) vorbereitet – in einer Düngemittelfabrik. Dazu wurden Hexogen, TNT, Aluminium-Pulver und Salpeter mit Zucker gemischt. Von dort wurde er an Nahrungsmittellager in Kislowodsk verfrachtet, das von Yusuf Krymschachalow – einem Onkel eines der mutmaßlichen Terroristen – geführt wurde. Ein weiterer Verschwörer (Ruslan Magajajew) hatte einen Lastkraftwagen der Marke KAMAZ gemietet, in dem die Säcke für zwei Monate gelagert wurden. Nachdem die Planungen abgeschlossen waren, wurden die Teilnehmer in verschiedene Gruppen aufgeteilt, um den Sprengstoff in verschiedene Städte zu bringen. Die meisten Beteiligten waren keine ethnischen Tschetschenen.

Nach der offiziellen russischen Version wurden die Terroranschläge ausgeführt, um die Aufmerksamkeit der russischen Streitkräfte von Dagestan abzulenken, wo zu dieser Zeit Kämpfe zwischen russischen Streitkräften und 1400 eingedrungenen separatistischen Kämpfern aus Tschetschenien (angeführt von Bassajew und Ibn al-Chattab) stattfanden.

Die folgende Personen lieferten demnach den Sprengstoff, lagerten ihn oder gewährten anderen Verdächtigen Zuflucht:

  • Moskauer Bombenanschläge – 8. und 13. September 1999
    • Achemez Gotschijajew (nicht verhaftet, wird vom FSB gesucht) [2]
    • Denis Saitakow (in Tschetschenien getötet)
    • Chakim Abajew (im Mai 2004 von Spezialtruppen des FSB getötet – in Inguschetien)
    • Rawil Achmjarow (in Tschetschenien getötet)
    • Jusuf Krymschachalow (in Georgien verhaftet und an Russland ausgeliefert, im Januar 2004 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt)
  • Bombenanschlag in Wolgodonsk – 16. September 1999
    • Timur Batschajew (bei einem Zusammenstoß mit der Polizei in Georgien getötet, wobei Krymschachalow verhaftet wurde – siehe oben)
    • Zaur Batschajew (in Tschetschenien getötet)
    • Adam Dekkuschew (in Georgien verhaftet – bei der Verhaftung warf er eine Handgranate auf die Polizisten, an Russland ausgeliefert, im Januar 2004 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt)
  • Bombenanschlag in Buinaksk – 4. September 1999
    • Isa Sainutdinow (im März 2001 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt)
    • Alisultan Salichow (im März 2001 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt)
    • Magomed Salichow (wurde im November 2004 in Aserbaidschan verhaftet und an Russland ausgeliefert; von dem Anklagepunkt wegen Terrorismus wurde er vor am 24. Januar 2006 freigesprochen; er wurde jedoch wegen Teilnahme an einer illegalen bewaffneten Gruppe und illegalem Grenzübertritt verurteilt [3]; das Oberste Gericht ordnete wegen Verfahrensfehlern eine Wiederaufnahme des Prozesses an; er wurde jedoch am 13. November 2006 erneut freigesprochen – dieses Mal von allen Anklagepunkten [4]
    • Sijawutdin Sijawutdinow (wurde in Kasachstan verhaftet und an Russland ausgeliefert, im April 2002 zu 24 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt)
    • Abdulkadyr Abdulkadyrow (im März 2001 zu 9 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt)
    • Magomed Magomedow (im März 2001 zu 9 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt)
    • Zainutdin Zainutdinow (im März 2001 zu 3 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und sofort begnadigt und freigelassen)
    • Machach Abdulsamedow (im März 2001 zu 3 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und sofort begnadigt und freigelassen)

Ein gewisser „Gotschijajew“ hat an russische Zeitungen geschrieben, dass er als unwissender Teilnehmer an einer Verschwörung des russischen Geheimagenten Ramasan Dyschekow vom FSB verwickelt war. Der ehemalige FSB-Offizier Litwinenko, der später im Londoner Exil vergiftet wurde, erklärte Gotschijajew in seinem Versteck getroffen und eine eidesstattliche Versicherung erhalten zu haben, wonach Gotschijajew gutgläubig für einen Freund (ein FSB-Agent) den Tatort angemietet habe.[5]

Versuche von nichtstaatlichen Untersuchungen

Die russische Duma hat zwei Anträge auf eine parlamentarische Untersuchungskommission zur Untersuchung des Zwischenfalls in Rjasan abgewiesen. [6] [7]

Eine unabhängige Untersuchungskommission (vier Dumaabgeordnete), unter Vorsitz des Dumaabgeordneten Sergej Kowaljow, zur Untersuchung der Explosionen erwies sich als ineffektiv, weil die Regierung es ablehnte, auf entsprechende Anfragen Auskünfte zu erteilen. [8] [9]

Zwei führende Mitglieder dieses Untersuchungsausschusses (Sergei Juschenkow und Juri Schekotschikin), beide Dumaabgeordnete, starben seitdem – augenscheinlich bei Mordanschlägen (April 2003 und Juli 2003). Sie hatten die These vertreten, dass der FSB in die Anschläge verwickelt war. [10]  [11]

Juri Schekotschikin wurde mit radioaktivem Thallium getötet. Beim späteren Mordattentat auf Alexander Litwinenko spekulierte man deshalb anfangs auf die gleiche Tötungsmethode. Juri Schekotschikin war Journalist bei der Nowaja Gaseta, wo er auch ein Interview mit Anna Politkowskaja führte. Sie wurde ebenfalls ermordet.

Der Anwalt der unabhängigen Untersuchungskommission, Michail Iwanowitsch Trepaschkin (russisch: Михаил Иванович Трепашкин), wurde im Oktober 2003 wegen illegalem Waffenbesitz verhaftet und war bis November 2007 in der Strafkolonie Nischni Tagil zur Verbüßung einer 4-jährigen Haftstrafe inhaftiert.

Ein weiteres Mitglied der Untersuchungskommission – Otto Lacis – wurde im November 2003 brutal zusammengeschlagen. [12]

Hinweise auf Verwicklungen des russischen Geheimdienstes

Der Vorfall in Rjasan am 22. September 1999 beflügelte anfängliche Spekulationen in der westlichen Presse, dass die Bombenanschläge in Moskau vom russischen Inlands-Geheimdienst FSB organisiert worden sein könnten. [13]  [14] (siehe auch Strategie der Spannung)

Putin, der vom 25. Juli 1998 bis August 1999 Direktor des FSB war, bekam in Russland den Spitznamen „Herr Hexogen“ [15]  [16]

Schließlich wurde der FSB in der Nacht des 22. September 1999 angeblich von Bürgern und der lokalen Miliz in Rjasan erwischt, wie er dabei war, Sprengstoff und einen Zünder im Keller des Hauses Novosyelov-Straße 14/16 zu deponieren. Sprengstoffexperten testeten den Stoff am Tatort positiv auf Hexogen, spätere Tests konnten das aber nicht bestätigen.

Am 24. September sagte der Chef des FSB, Nikolai Patrushev, dass die Sprengladung im Keller des Wohnhauses eine Attrappe gewesen sei, die nur Zucker enthielt, und dass der FSB einen Test durchgeführt hätte. Der FSB behauptete, dass das verwendete Gasanalysegerät eine Fehlfunktion gehabt hätte. [17] [18]

Der Sprengstoffexperte, der die Bombe entschärfte (Yuri Tkachenko) bestand jedoch weiter darauf, dass es eine echte Bombe war. Er sagte, dass die Sprengvorrichtung einen Timer, eine Energieversorgung und Zünder hatte, die ausschließlich Militärausrüstungen waren und offensichtlich von Profis vorbereitet waren. Das Gasanalysegerät testete die Dämpfe aus den Säcken unzweideutig als Hexogen. Nach Tkachenko stand es außer Frage, dass das Gasanalysegerät keine Fehlfunktion gehabt habe, da es regelmäßig gewartet wurde.

Der Polizist, der als erster am Tatort eintraf und die Bombe entdeckte, bestand auch darauf, dass dieser Vorfall keine Übung gewesen sei und das schon dem Augenschein nach die Substanz in der Bombe kein Zucker war. [17] [18]

Der russische Oligarch Boris Beresowski unterstützte 2002 den Dokumentarfilm Der FSB sprengt Russland in die Luft. (Untertitel: Ein Angriff auf Russland?) durch eine 25%ige Finanzierung. [19] Der Film beschuldigt die russischen Geheimdienste, die Explosionen in Wolgodonsk und Moskau organisiert zu haben.

Nach Recherchen zweier französischer Journalisten (Jean-Charles Deniau und Charles Gazelle) wurden die Explosionen vom FSB durchgeführt, um eine Rechtfertigung für die Fortsetzung des Tschetschenienkrieges zu haben, der wiederum Putin half, die Kommunisten bei den Präsidentschaftswahlen am 26. März 2000 zu schlagen.

Es gibt einige Zweifel an Beresowskis Unabhängigkeit in diesem Fall, da er angeblich umfangreiche Geschäftsbeziehungen mit tschetschenischen Rebellen hatte. Trotzdem hielten 40 % der Russen eine Verwicklung des FSB in die Attentate für möglich. [20]

Der Dumaabgeordnete Sergei Juschenkow verwies im April 2002 während eines Besuches in Washington auf die mysteriöse Bemerkung des Dumasprechers Gennadi Selesnjow (russisch: Геннадий Николаевич Селезнёв), aus der hervorging, dass Selesnjow bereits drei Tage im Voraus von einer der Explosionen wusste. [21] [22]

Ein Dokumentarfilm [23] [24] des russischen Regisseurs Andrei Nekrassow (russisch: Андрей Львович Некрасов) über die Bombenattentate wurde 2004 auf dem Sundance Film Festival ausgezeichnet. Der Film zeigt chronologisch die Geschichte von Tatjana und Aljona Morosowa, zwei russisch-amerikanischen Schwestern, die ihre Mutter bei dem Bombenattentat verloren haben, und nun versuchten die Schuldigen zu finden [25]

Am 20. Mai 2004 beschrieb die Los Angeles Times in einem Artikel die Verurteilung des oben erwähnten Anwaltes in der unabhängigen Untersuchungskommission – Michail Trepaschkin – wegen Preisgabe von Staatsgeheimnissen. Trepaschkin wurde, kurz bevor er seine Ergebnisse publik machen konnte, verhaftet. In dem Artikel wird gesagt, dass der FSB-Agent Wladimir Romanowitsch von verschiedenen Zeugen als der Mann identifiziert wurde, der den Keller in einem der zerbombten Häuser angemietet hatte. „Folgerichtig“ starb Romanowitsch bei einem Autounfall auf Zypern. Trepaschkins Frau erklärte, dass seine Verurteilung durch die russische Justiz eine Bestrafung für die geplante Veröffentlichung von unbequemen Wahrheiten über die Bombenattentate gewesen sei.

Unter westlichen Fachleuten wird die Theorie, dass der FSB in die Bombenanschläge verwickelt ist, von David Satter, dem ehemaligen Korrespondenten der Financial Times in Moskau, vertreten. Diese Theorie vertritt er in seinem Buch Darkness at Dawn: the Rise of the Russian Criminal State (Die Dunkelheit der Dämmerung: Das Aufkommen des russischen Verbrecherstaates; Yale University Press).

Alexander Litwinenko, ein ehemaliger russischer FSB-Agent, der in London im Exil lebte, behauptete ebenfalls in seinem Buch Blowing up Russia: Terror from Within (engl. Ausgabe); russisch ФСБ взрывает Россию (russ. Ausgabe) [26], dass der FSB hinter den Bombenanschlägen stecke. Er starb am 23. November 2006 in London – dreieinhalb Wochen nachdem ihm bei einem Anschlag die hoch radioaktive Substanz Polonium 210 verabreicht wurde.

Spekulationen

Beobachter, die die offizielle russische Version anzweifeln und eine Täterschaft des FSB für wahrscheinlich halten, gehen meist auch von einer Verwicklung Wladimir Putins aus. So sagte der oben erwähnte Duma-Abgeordnete Kowaljow:[27]

„Ich kann nicht beweisen, dass diese Anschläge in Moskau vom Kreml organisiert waren. Aber ich meine, diese Anschläge waren für die Macht sehr nützlich. Sie haben eine allgemeine Empörung ausgelöst. Die Entscheidung des damaligen Regierungschefs und künftigen Präsidenten, einen neuen Krieg zu beginnen, wurde mit Begeisterung begrüßt. Das alles hatte eine mächtige Grundlage für Wladimir Putin geschaffen. Wer ist Putin? Vor dem September 1999 konnte nicht einmal ein Politiker darauf antworten, geschweige ein Mensch auf der Straße. Niemand wusste was von ihm. Doch danach schoss sein Rating in die Höhe. Die Anschläge auf die Wohnhäuser spielten dabei eine äußerst wichtige Rolle.“

Einzelnachweise

  1. www.segodnya.ru/w3s.nsf/Archive/2000_212_news_text_vanin1.html (auf Russisch)
  2. www.fsb.ru/search/criminal/gochi.html (auf Russisch)
  3. lenta.ru/news/2006/01/24/notguilty1/ (auf Russisch)
  4. lenta.ru/news/2006/11/13/notguilty/ (auf Russisch)
  5. Moskauer Anschlagserie: Brisanter Zucker für Putins Wiederwahl Spiegel Online, 16. Januar 2004
  6. www.eng.terror99.ru/publications/049.htm (auf Englisch)
  7. www.eng.terror99.ru/publications/042.htm (auf Englisch)
  8. www.eng.terror99.ru/publications/107.htm (auf Englisch)
  9. www.eng.terror99.ru/publications/087.htm (auf Englisch)
  10. www.nupi.no/cgi-win/Russland/krono.exe?6200 (auf Englisch)
  11. www.eng.terror99.ru/publications/118.htm (auf Englisch)
  12. www.newsru.com/russia/11nov2003/otto.html (auf Russisch)
  13. www.guardian.co.uk/Archive/Article/0,4273,3973053,00.html (auf Englisch)
  14. www.tjetjenien.dk/baggrund/bombs.html#reynolds (auf Englisch)
  15. www.newsmax.com/archives/articles/2002/7/18/213136.shtml (auf Englisch)
  16. www.newsmax.com/archives/articles/2002/7/22/160751.shtml (auf Englisch)
  17. a b www.sais-jhu.edu/programs/res/papers/Satter_edited_final.pdf (auf Englisch)
  18. a b www.nationalreview.com/comment/comment-satter043002.asp (auf Englisch)
  19. www.chechnyafilmfestival.org/assass_r.htm
  20. www.tjetjenien.dk/baggrund/bombs.html#poll (auf Englisch)
  21. www.jamestown.org/publications_details.php?volume_id=13&issue_id=576&article_id=4218 (auf Englisch)
  22. www.cdi.org/russia/johnson/2006-25-32.cfm (auf Englisch)
  23. www.imdb.com/title/tt0389929/ (auf Englisch)
  24. Google Video
  25. context.themoscowtimes.com/stories/2004/09/03/101.html (auf Englisch)
  26. ФСБ взрывает Россию
  27. Karla Engelhard: Top Secret! Geheimdienste - Der FSB. WDR 5, 26. Oktober 2008

Weblinks


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