Sprengstoffanschlag auf die Rhein-Main Air Base

Sprengstoffanschlag auf die Rhein-Main Air Base

Der Sprengstoffanschlag auf die Rhein-Main Air Base fand am 8. August 1985 in Frankfurt am Main statt und wurde von Mitgliedern der Rote Armee Fraktion (RAF) und der Action Directe durchgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die Rhein-Main Airbase war eine der Drehscheiben für Einsätze der US-Luftwaffe rund um das Mittelmeer und im Nahen Osten. In einem Pamphlet vom 8. August 1985 begründeten RAF und Action Directe ihren Anschlag unter anderem damit, dass die USA ihren Kampf gegen den internationalen Terrorismus zur Durchsetzung imperialistischer Machtinteressen benutzen würden.

Der Anschlag

In der Nacht auf den 8. August 1985 befand sich der US-Soldat Edward Pimental in einer Wiesbadener Diskothek. Er wurde von Birgit Hogefeld oder Eva Haule mit der Aussicht auf ein Liebesabenteuer herausgelockt und schließlich in einem Waldstück mit einem Schuss in den Hinterkopf ermordet.[1] Die Täter eigneten sich seine Identification Card (US-Mil-ID) an.

Mit Hilfe dieses Ausweises gelang es den Tätern, einen mit zwischen 50 und 240 kg Sprengstoff präparierten VW-Passat durch die Kontrollen zu schleusen und auf einem Parkplatz auf dem Gelände des Flughafens abzustellen. Bei der Explosion um 7:19 Uhr wurden der Soldat Frank H. Scarton (20) und die Zivilangestellte Becky Jo Bristol (25) getötet. Elf Menschen wurden verletzt, davon eine deutsche Zivilangestellte und ein Soldat schwer. Der Sachschaden betrug etwa eine Million DM.

Nachfolgende Ereignisse

Am 9. August 1985 erhielten zwei Presseagenturen und die Frankfurter Rundschau Bekennerschreiben, in denen sich ein „Kommando George Jackson“ zu dem Anschlag bekannte. Die Schreiben trugen die Embleme der RAF und der Action Directe. Am 13. August 1985 erhielt die Nachrichtenagentur Reuters in Frankfurt am Main eine Durchschrift des Schreibens und den Ausweis Pimentals zugesandt. Am 27. August 1985 ging bei der Frankfurter Rundschau ein weiteres Bekennerschreiben ein, diesmal allein von der RAF verfasst. [2]

Das »Kommando George Jackson« 

Die RAF-Mitglieder Birgit Hogefeld und Eva Haule wurden als Tatbeteiligte identifiziert. Beide wurden deswegen vor Gericht gestellt und verurteilt.

Der Name des Kommandos geht auf George Jackson zurück, ein Mitglied der Black Panther Party, der im Gefängnis ums Leben kam.

Folgen für die RAF

Die so genannte Dritte Generation der RAF erkannte das Problem, zu wenig Rückhalt in jenen Gruppen zu haben, deren Ziele sie gewaltsam unterstützen wollten. Der Tod des „kleinen Mannes“ Edward Pimental ließ diesen Rückhalt – sofern überhaupt vorhanden – weiter schwinden. Der Mord wurde von der Linken stark kritisiert und als „Ausdruck fehlender revolutionärer Moral“ bezeichnet. In einer Erklärung vom 25. August 1985 versuchte die RAF noch, den Mord zu rechtfertigen:

Wir haben Edward Pimental erschossen, den Spezialisten für Flugabwehr, Freiwilliger bei der US-Army und seit drei Monaten in der BRD, der seinen früheren Job an den Nagel gehängt hat, weil er schneller und lockerer Kohle machen wollte, weil wir seine ID-Card gebraucht haben, um auf die Air-Base zu fahren. Für uns sind die US-Soldaten in der BRD nicht Täter und Opfer zugleich, wir haben nicht diesen verklärten, sozialarbeiterischen Blick auf sie. Nach Vietnam, Libanon, Grenada und der offiziellen Einführung der AIrLand-Battle-Doktrin, der Offensivstrategie für Blitzkriege in der 3. Welt und Angriffe gegen die sozialistischen Staaten im Osten, muß jeder GI begreifen, daß er dafür bezahlt wird, Krieg zu führen, d. h. alle müssen begreifen, daß Krieg ist - und sich entscheiden.[2]

Die Erklärung hatte nicht die erhoffte Wirkung, und offenbar gab es auch innerhalb der RAF einen Prozess des Umdenkens, denn fünf Monate später gaben die Täter zu, mit dieser Eskalation einen Fehler gemacht zu haben:

wir sagen heute, dass die erschießung des gi ein fehler war, der die wirkung des angriffs gegen die air-base und so die auseinandersetzungen um die politisch-militärische bestimmung der aktion, wie der offensive überhaupt, blockiert hat.[3]

Einzelnachweise

  1. Die Rheinzeitung zur Verurteilung von Birgit Hogefeld
  2. a b Erklärung der RAF vom 25. August 1985
  3. Rote Armee Fraktion - Texte und Materialien zur Geschichte der RAF. Id-Verlag (September 1997) ISBN 3894080655

Quellen

50.0298333333338.58345

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