Sprach

Sprach
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zu der Verwendung des Begriffes Sprache in der Mathematik und Informatik siehe formale Sprache und Programmiersprache, zur Zeitschrift siehe Die Sprache.

Sprache bezeichnet zwei eng miteinander verwandte Begriffsverwendungen: die Sprache (ohne Plural) als ein allgemeines Phänomen oder eine konkrete Sprache, beispielsweise die Deutsche Sprache. Der Artikel behandelt Sprache als allgemeines Phänomen.

Sprache kann unter zwei unterschiedlichen Gesichtspunkten beschrieben werden:

  1. Als Form der Verständigung zwischen Menschen: Sprache in diesem Sinne bezeichnet die aus Wörtern bestehende, also verbale Kommunikation und damit die erfolgreichste Kommunikationsform des Menschen, neben nonverbalen Kommunikationsformen wie der Körpersprache. Sie wird akustisch durch Schallwellen (Lautketten) oder visuell-räumlich durch Gebärden (vgl. Gebärdensprache) oder haptisch durch taktile Gebärden oder durch Lormen übertragen. Mit der Schrift (vgl. Schriftsprache) ist eine Kommunikation zu Personen möglich, die man nicht sieht. Sprache verfügt über einen Wortschatz, welcher semantische Informationen enthält und eine Grammatik, welche die Wörter in Beziehung zueinander setzt. Das kleinste Element einer Sprache ist das Wort, die Geste oder der Ausruf. Damit kann man nur dann erfolgreich kommunizieren, wenn man sich darauf verlassen kann, dass beim Hörer das gleiche (oder fast gleiche) Wissen wie beim Sprecher vorhanden ist. Insofern sind Wörter immer willkürlich gewählte Symbole für eine damit ebenso willkürlich verbundene Vorstellung. Exemplarisch ist die Definition von Edward Sapir (1921): „Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Instinkt wurzelnde Methode zur Übermittlung von Gedanken, Gefühlen und Wünschen mittels eines Systems von frei geschaffenen Symbolen“.[1]
  2. Als Medium des Denkens und der Weltauffassung schlechthin: Diese Definition, wie sie zuerst Wilhelm von Humboldt vorlegte, geht davon aus, dass Sprache für alle komplexeren Tätigkeiten und Denkvorgänge des Menschen unverzichtbar ist. Sprache ist damit nicht erst ein nachträgliches Mittel zur Verständigung zwischen Menschen, sondern jede Auffassung von Dingen und Sachverhalten in der Welt ist schon sprachlich strukturiert. Dinge und Sachverhalte werden durch die sprachliche Auffassung der Welt in Sinnzusammenhänge gebracht, ohne die dem Menschen keine Orientierung in der Welt möglich wäre. Der Mensch lebt demnach nicht zunächst wie das Tier in einer sinnlich aufgefassten Welt, über die er sich erst nachträglich und gelegentlich mittels Sprache verständigt, sondern er lebt in der Sprache. Es macht sein Menschsein aus, dass er die Dinge stets in einen sprachlichen Zusammenhang bringt. Dieser Ansatz richtet sich auch gegen die Auffassung der Sprache als eines Instruments der Kommunikation. (Martin Heidegger, Ernst Cassirer, Hans-Georg Gadamer).

Wichtig ist weiterhin eine an die Semiotik (Zeichenlehre) anknüpfende Definition der Sprache. Im Anschluss an diese Tradition hat Ferdinand de Saussure Sprache als Zeichensystem konzipiert und das Sprachzeichen als zwingende Verbindung von Lautbild (signifiant = das Bezeichnende) und Vorstellung (signifié = das Bezeichnete), also als etwas Mentales gefasst.

Inhaltsverzeichnis

Menschliche Sprache

Linguistik

Die Allgemeine Linguistik untersucht die menschliche Sprache. In der Soziolinguistik geht es um die gesellschaftlichen Aspekte der Sprache, wie den Gebrauch von Dialekten und Soziolekten oder interkulturelle Kommunikation. Die Historiolinguistik befasst sich mit der genetischen Verwandtschaft von Sprachen, die in Sprachfamilien geordnet werden können. Im Gegensatz dazu untersucht die Sprachtypologie die strukturelle Verwandtschaft verschiedener Sprachen und versucht sogenannte Universalien, Eigenschaften, die alle oder sehr viele Sprachen aufweisen, zu formulieren. Die vergleichende Sprachwissenschaft erarbeitet Unterschiede und Gemeinsamkeiten zweier oder mehrerer Sprachen. Die meisten Sprachwissenschaftler behandeln Einzelsprachen oder Sprachfamilien; so befasst sich beispielsweise die Indogermanistik mit der indogermanischen Sprachfamilie. Annahmen über eine Ursprache der Menschheit sind vorwiegend spekulativ, hiermit befasst sich die Paläolinguistik.

Mit gesprochener Sprache beschäftigt sich intensiv die Gesprächsanalyse, die synonym auch Konversationsanalyse genannt wird. Die Pragmatik setzt sich mit Sprache als Handlung auseinander und beinhaltet als Kernstück die Sprechakttheorie.

Zu den Disziplinen, die sich besonders intensiv mit der Wirkung, kreativen Entfaltung und dem Sinn der Sprache auseinandersetzen, gehören auch die Rhetorik, die Literaturwissenschaft, die Sprachphilosophie und die Ethnologie.

Die Struktur und Verwendung von Sprachen wird in Grammatiken, der Wortschatz und Wortgebrauch in Wörterbüchern beschrieben. Die Etymologie ist eine Forschungsrichtung, die sich mit dem Ursprung und der Geschichte der Wörter und Namen befasst.

Formale Sprachen sind mit Mitteln von Logik und Mengenlehre beschreibbar (aufzählbare Menge der Basisausdrücke, Regeln der Komposition, wohlgeformte Ausdrücke). Die Beschreibungsprinzipien der formalen Logik werden auch auf die natürliche Sprache angewendet; Pionierarbeit hat dazu der amerikanische Logiker Richard Montague geleistet. Eine vollständige Rekonstruktion ist allerdings nicht möglich. Denn auch die Logik ist aus der natürlichen Sprache abgeleitet. Letztlich müssen wir alles in der natürlichen Sprache austragen (Wittgenstein).

Einzelsprache

Sprachen der Welt

Im speziellen Sinn bezeichnet Sprache eine bestimmte Einzelsprache wie Deutsch oder Japanisch. Die gesprochenen Sprachen der Menschheit werden in Sprachfamilien eingeteilt; anhand der Language Codes (nach den ISO 639 Teilnormen) können Sprachen international eindeutig identifiziert werden. Von den heute etwa 6500 auf der Welt gesprochenen Sprachen - laut National Geographic wurden 2005 weltweit 6912 Sprachen aktiv genutzt[2] - sind mehr als die Hälfte vom Aussterben bedroht, da sie kaum noch oder gar nicht mehr an Kinder weitergegeben werden. Von einigen Sprachen gibt es nur noch eine kleine Gruppe oft alter Muttersprachler. Dies wird höchstwahrscheinlich dazu führen, dass in den nächsten 100 Jahren Tausende von Sprachen verschwinden werden. Die Gesellschaft für bedrohte Sprachen unterstützt die Beschäftigung mit und die Dokumentation solcher Sprachen, die zum Erbe der Menschheit zählen und sich zum Teil durch ganz besondere Eigenschaften auszeichnen, die nur an ihnen zu studieren sind. Eine Sprache ist etwas Lebendiges, das entsteht, sich dauernd verändert und wieder vergeht – jedoch nicht im biologischen, sondern im übertragenen Sinne; Lebendigkeit steht hier für eine Vielfalt von Funktionen. Nicht mehr gebrauchte, auch tote Sprachen genannt, hinterlassen Spuren in Nachfolgesprachen; beispielsweise Latein in den romanischen Sprachen (Italienisch, Französisch, Rumänisch etc.), aber auch in der englischen und deutschen Sprache sowie den anderen germanischen Sprachen.

Gemäß ihrer Entstehung werden ethnische Sprachen und Plansprachen unterschieden. Eine ethnische oder Volkssprache bzw. Stammessprache ist z. B. das Aimara am Titicacasee, und eine Plansprache z. B. das Deutsche zum Zeitpunkt der Bibelübersetzung von Martin Luther, denn davor gab es nur eine große Mehrzahl ganz unterschiedlicher germanischer Stammessprachen, die auch und gerade im Wortschatz sehr differierten. Ein Beispiel einer Plansprache ist Esperanto, das zwar die heute verbreitetste Plansprache, aber dennoch weit von der Etablierung als Weltsprache entfernt ist.

Sprache im Kindesalter

Viele – irreführenderweise meist Sprachmängel genannten – Sprechschwierigkeiten von Kindern sind durch gezielte Übungen behebbar. Daher kann nicht früh genug mit Sprecherziehung begonnen werden. Neuere Untersuchungen aus den Bereichen Sprachpsychologie und Patholinguistik haben die Sicht auf Sprechübungsprozesse erheblich verändert. Kindgemäße Sprecherziehung setzt grundlegende Kenntnisse des Spracherwerbs voraus. Einige wichtige Gesichtspunkte sollen im Folgenden erläutert werden.

Der Funktionskreis Atmung

Die Atmungsart ist die Basis des sinntragenden und hörerbezogenen Verhaltens. In atemschulenden Übungen wird die Aufmerksamkeit auf den Atmungsprozess gelenkt, in dem eine Beziehung zu den verbalen und den nonverbalen Ausdrucksbewegungen hergestellt wird. In diesem Zusammenhang wird auf die gesamtpersonelle Beeinflussung der Atemregulation hingewiesen – wie dies z. B. von Muhar und Coblenzer konstatiert wird (siehe auch: Sprechtechnik).

Der Funktionskreis Stimme

Die Beeinflussung des Stimmverhaltens (nach medizinischer Abklärung von pathologischen Stimmstörungen) kann nur gesamtpersonell vorgenommen werden, da ja die Stimme als interpersonelles Ausdrucksmittel eingesetzt wird. So sind z. B. richtiger Stimmeinsatz und Gebrauch der Indifferenzlage der Sprechstimme Basis der Ausdrucksbewegung, welche wiederum durch richtige Artikulation und rhythmische Atmung getragen wird.

Der Funktionskreis Aussprache

Analog zur physiologischen Sprechentwicklung über vorsprachlich verbale Ausdrucksmöglichkeiten (wobei den Sprachakzenten eine besondere kommunikative Aussagekraft zugeordnet wird), ist eine Schulung der Artikulation, entsprechend dem individuellen Sprechzustandsbild vorzunehmen. Die korrekte Aussprache der Laute ist Voraussetzung einer störungsfreien Produktion in Beziehung auf Koartikulation und den von Sprachakzenten getragen Sprachäußerungen.

Ein Zusammenwirken dieser drei Funktionskreise als Einheit eines Bereiches der Ausdrucksbewegung ist Voraussetzung jeder Fördermaßnahme! Welche Bereiche sollten von Schulbeginn an besonders gefördert werden?

  • Spracherwerb soll auf Beobachtung der individuellen Besonderheiten des Kindes aufbauen.
  • Die Förderung soll sich weiters an der ontogenetischen Entwicklung der Ausdrucksmöglichkeit des Kindes und nicht allein an der Sprachentwicklung orientieren.
  • Sprecherziehung soll zu einem zielgerichteten verbalen, sprecherischen und körpersprachlichen Ausdrucksverhalten des Kindes führen und soll die Vielfalt des kindlichen Ausdrucksverhaltens fördern (Martinez, S. 22).

Sprache und Tiere

→ Hauptartikel: Tiersprache

In den ersten Lebensjahren wird beim menschlichen Säugling der Kehlkopf (Larynx) abgesenkt. Nur wenige Tiere können ähnliches und dann Lautfolgen wie Menschen bilden, ggf. also sprachliche Äußerungen von Menschen nachahmen (Papagei, Robbe, Delfin).

Tiere kennen festgelegte Signalsysteme wie beispielsweise Bienen, deren Schwänzeltanz oft Bienen- oder sogar Tanzsprache genannt wird; es ist allerdings fraglich, ob und ggf. wieweit in dem damit gemeinten, real instinktiv geregelten Signalverhalten eine Ähnlichkeit zur menschlichen Sprache besteht. Ob Vögel, Delfine oder Primaten eine der menschlichen Lautsprache ähnliche oder gar gleiche Sprache kennen und sogar mit ihrer Hilfe wechselseitig kommunizieren, wird diskutiert. Es handelt sich hier allem Anschein nach lediglich um einen eingliedrigen und einseitigen Signalgang zwischen Sender und Empfänger wie Tierhalter ihn sich bei der Dressur beispielsweise von Hunden zunutze machen.

Üblicherweise gemeinte Sprache von uns Menschen ist dagegen dreifach gegliedert: wir können aus bedeutungsunterscheidenden, selbst nichts bedeutenden Lauten (erste Gliederungsebene) bedeutungstragende Einheiten oder Morpheme bilden (zweite Gliederungsebene) sowie aus Wortformen dann Wortgruppen (Phrasen) und Sätze aufbauen (dritte Ebene). Wenn ein Tier zwanzig Laute bilden kann, so kann es stimmlich potentiell zwanzig unterschiedliche Signale bilden. Menschliche Sprache zeichnet sich dagegen durch eine hochdifferenzierte Variabilität stimmlicher Laute und Lautfolgen aus, für die es überdies unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten gibt, wie schon Wilhelm von Humboldt hervorhob, wobei hinzu kommt, dass Menschen auch noch verstehen oder äußern können, was sie zuvor nie gehört haben, also nicht einfach gelernt haben können und deswegen bloß imitieren.

Konstruierte und formale Sprachen

Auch in der Informatik wird von Sprachen gesprochen. Die dann Formale Sprachen genannten Systeme stellen mathematische Modelle von Sprachen dar, die besonders in der theoretischen Informatik, vor allem bei der Berechenbarkeitstheorie und dem Compilerbau Anwendung finden. Programmiersprachen wie ALGOL, Fortran, COBOL, BASIC, C, C++, Ada, LISP, Prolog, Java, Perl und viele weitere beruhen auf sowohl theoretischen wie pragmatischen Überlegungen.

Eine entfernt vergleichbare Bestrebung in der Philosophie war das Projekt des Orthosprachenprogramms des Logikers und Mathematikers Paul Lorenzen, das die Konstruktion einer eindeutigen und methodisch aufgebauten Wissenschaftssprache zum Ziel hatte, aber selbst „in der methodischen Philosophie höchst umstritten“ war.[3]

Sprache und Denken

Sprache als Medium des Denkens

Viele Medientheorien – vor allem die technischen – fassen Sprache nicht als Medium, sondern als Kommunikationsinstrument auf, d. h. als neutrale Ermöglichungsbedingung für die eigentlichen Medien. Sprache dient solchen Auffassungen nach lediglich der Repräsentation oder auch Übermittlung mentaler Entitäten (Konzepte, Begriffe), wobei letztere als unabhängig von der Sprache gedacht werden. Man spricht deshalb von Repräsentationsmitteln.

In Tradition von Wilhelm von Humboldts Sprachtheorie lässt sich allerdings auch eine Medienauffassung konstruieren, deren Kernaussage lautet, dass geistige Prozesse erst durch die Medialität ermöglicht werden. Das heißt die menschliche Mentalität wird in ihrem heutigen Umfang erst durch Zeichenhandlungsprozesse, die sowohl ein Welt- als auch Ich-Bewusstsein konstituieren, ermöglicht. Die Sprache nimmt hierbei eine rahmenbestimmende Rolle ein. Wird also Sprache als Medium begriffen, ist schon das menschliche Bewusststein medial geprägt. Es wäre daher stets von der Sprache her zu beurteilen, wie sich neue Medien auf den Menschen auswirken können. Die Leistungsfähigkeit und Einflusskraft neuer Medien wären also von der strukturellen Beschaffenheit des Sprachmediums abhängig.

Sprache und politische Macht

Es wurde wiederholt versucht, diese Hypothese im Kontext der Machtstrukturen von Sprache politisch einzusetzen. Das Einfordern „politisch korrekter“ Formulierungen wird manchmal damit begründet, dass wer beispielsweise eine sexistische Sprache verwende, auch zu sexistischem Denken tendiere. Ob durch Sprachreformen wie das Binnen-I anstelle des generischen Maskulinums tatsächlich Bewusstseinsänderungen oder gar aktuelle politische Ziele zu erreichen wären, ist aber umstritten. Wahrscheinlicher ist, dass Sprachreformen im Prozess eines allgemeineren Bewusstseinswandels eine signifizierende und bekräftigende Wirkung ausüben können. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass Sprache zur Einschüchterung und zum Erhalt bestimmter Machtstrukturen eingesetzt wird (z. B. Mobbing, Denunziation, Demütigung). Als Unterdrückungsmechanismen in der mündlichen Kommunikation stellte Berit Ås die fünf Herrschaftstechniken heraus. Der Verweis auf solche Wirkungen bestehender Sprachregelungen kann es erlauben, einen solchen Zusammenhang überhaupt erst thematisierbar zu machen.

Umstritten ist jedoch die These, dass die Wortwahl die Empfindungen beziehungsweise Auffassungen ändere. Der Psychologe Steven Pinker betrachtete zum Beispiel die so genannte „euphemism treadmill“ (Euphemismus-Tretmühle) – den Effekt, dass euphemistische Neologismen alle negativen Assoziationen der Wörter aufnahmen, die sie ersetzten. Ein deutsches Wort in diesem Zusammenhang ist das euphemistische Wort „Restrukturierung“, welches das Wort „Schließung von Betrieben und Einrichtungen“ ersetzen sollte und den negativen Charakter übernahm. Ebenso wird gesagt, dass die Assoziationen mit beispielsweise den Wörtern „Behinderter“ oder „Azubi“ sich bei vielen Menschen nicht von denen unterscheiden würden, die früher „Krüppel“ und „Lehrling“ hatten. Beispielsweise wäre das Wort „behindert“ schon bald nach seiner Einführung in den Alltag ebenso für viele Menschen zum Schimpfwort mutiert wie einst „bresthaft“.

Es ist in der historischen Linguistik auch festgestellt worden, dass Wörter aus dem Sexual- und Fäkalbereich (also aus Bereichen, die in praktisch allen Kulturen ein Tabu darstellen) in den meisten Sprachen nach jeweils nur wenigen Generationen durch andere ersetzt werden, denen dann bald wieder das gleiche Schicksal droht. Bei Schriftsprachen ist dies, genau wie der allgemeine Sprachwandel, etwas verlangsamt.

Ein bekanntes Beispiel aus der Literatur für den Versuch, durch Einfluss auf die Sprache Einfluss auf das Denken der Bevölkerung auszuüben, ist der 1949 veröffentlichte Roman 1984 von George Orwell. In diesem Werk wird ein fiktives diktatorisch herrschendes Regime beschrieben, das eine vorgeschriebene konstruierte Sprache namens „Neusprech“ einsetzt, um die Kommunikation und das Denken der Bevölkerung in enge, kontrollierte Bahnen zu lenken.

Ein anderes Literaturbeispiel, das explizit mit der Sapir-Whorf-Hypothese spielt, ist „Die Kriegssprachen von Pao“ von Jack Vance (ISBN 3-404-21184-7). Um einen besiegten Planeten kontrollieren zu können, werden dessen Völker in Händler, Bauern, Krieger und Wissenschaftler unterteilt, die jeweils nur die eigens für sie konstruierte Sprache lernen und sprechen dürfen.

Literatur

  • Ruth Berger: Warum der Mensch spricht: Eine Naturgeschichte der Sprache. Eichborn, Frankfurt 2008 ISBN 978-3-8218-5687-2.
  • Ludwig Börne: Bemerkungen über Sprache und Stil. (1826) In: Sämtliche Schriften. hrsgg. von Rippmann, Inge und Peter, Bd. II, Melzer, Düsseldorf 1964 und Melzer, Dreieich 1977 als TB-Ausgabe
  • Haig A. Bosmajian: The Language of Oppression. Univ. Press of America 1983 ISBN 0-8191-3186-5
  • Karl Bühler: Sprachtheorie. Fischer, Stuttgart 1934
  • David Crystal: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Campus, Frankfurt 1995 ISBN 3-88059-954-8
  • Johanna J. Danis, RHS: Reden, Hören, Sprechen, München 2002 ISBN 3-925350-77-2
  • Donald Davidson: Seeing Through Language. In: Truth, Language, and History. Oxford Univ. Press, Oxford 2005 ISBN 0-19-823756-1
  • Harald Haarmann: Kleines Lexikon der Sprachen. Von Albanisch bis Zulu. Beck, München ISBN 3-406-47558-2
  • Heinze, Martin et al. (Hrsg.): Sagbar – Unsagbar. Philosophische, psychoanalytische und psychiatrische Grenzreflexionen. Parodos, Berlin 2006 ISBN 3-938880-01-5
  • Wilhelm von Humboldt: Grundzüge des allgemeinen Sprachtypus. Philo, Berlin 2004 ISBN 3-8257-0068-2
  • Peter Janich: Logisch-pragmatische Propädeutik. Ein Grundkurs im philosophischen Reflektieren. Velbrück, Weilerswist 2001 ISBN 3-934730-37-X
  • Jürgens, Uwe: Die Evolution der Sprache. Biologie in unserer Zeit 36 (2006) 6, S. 362–368 ISSN 0045-205X
  • Friedrich Kambartel und Pirmin Stekeler-Weithofer: Sprachphilosophie. Probleme und Methoden. Reclam, Stuttgart 2005 ISBN 978-3-15-018380-9
  • Wilhelm Kamlah und Paul Lorenzen: Logische Propädeutik oder Vorschule des vernünftigen Redens. BI, Mannheim 1967 (BI-HTB 227/227a); 2., verb. u. erw. Aufl. 1973 u.d.T.: Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens. ISBN 3-411-05227-9 Nachdruck 1990, 1992; Metzler, Stuttgart 1996; engl.: Logical Propaedeutic. Pre-School of Reasonable Discourse. (Trans. H. Robinson) University Press of America, Lanham 1984
  • Volker Ladenthin (Hrsg.): Goethe. Über Sprache. gata, Eitorf 1999
  • Kuno Lorenz: Elemente der Sprachkritik. Eine Alternative zum Dogmatismus und Skeptizismus in der Analytischen Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt 1970 (Reihe Theorie)
  • John Lyons: Die Sprache. Beck, München 1992 (4. Auflage) ISBN 3-406-09400-7
  • Helmut Martinetz: Sprache und Sprechen, die Brückenbauer auf der Bühne des Alltags. Lassen Sie Ihre Stimme erklingen. Lit Verlag, Münster 2006 (Reihe: Studien zur Linguistik Bd. 13) ISBN 3-8258-9496-7.
  • Steven Roger Fischer: Eine kleine Geschichte der Sprache. 2., ungekürzte Ausgabe. 2004. München: DTV.
  • Colin McGinn: Bedeutung. Kap. 12 seines Buches Das innere Auge – Von der Macht der Vorstellungskraft. Primus, Darmstadt 2007 S. 163–179 (Zum konstituierenden Verhältnis von Vorstellen und Sprache)
  • Guenther Witzany: Natur der Sprache – Sprache der Natur. Sprachpragmatische Philosophie der Biologie. Königshausen & Neumann, Würzburg 1993 ISBN 3-88479-827-8
  • Steven Pinker: Words and Rules: The Ingredients of Language. 1999 (Worte und Regeln: Die Natur der Sprache. Spektrum, Heidelberg 2000 ISBN 978-3-8274-0297-4)

Weblinks

Portal
 Portal: Sprache – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Sprache

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach John Lyons, 4. Auflage, 1992, S. 13.
  2. National Geographic, Planet Erde 2008, Unsere Welt im Wandel: Zahlen, Daten, Fakten, S. 87
  3. so Peter Janich in seiner Logisch-pragmatischen Propädeutik von 2001 auf S. 13

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