Spiel mir das Lied vom Tod

Spiel mir das Lied vom Tod
Filmdaten
Deutscher Titel Spiel mir das Lied vom Tod
Originaltitel C’era una volta il West
Produktionsland Italien, USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1968
Länge 165 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Sergio Leone
Drehbuch Dario Argento
Sergio Leone
Produktion Bino Cicogna
Musik Ennio Morricone
Kamera Tonino Delli Colli
Schnitt Nino Baragli
Besetzung

Spiel mir das Lied vom Tod (Originaltitel C’era una volta il West; engl. Once Upon a Time in the West) ist ein italienisch-US-amerikanischer Italowestern aus dem Jahr 1968, der von Sergio Leone inszeniert wurde. Während des Baus einer Eisenbahnlinie entfaltet sich eine epische Geschichte um Rache und Gier, in deren Zentrum vier Personen stehen. Dieser Italo-Western zählt zu den erfolgreichsten Filmen seines Genres.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Mundharmonikaspieler kommt mit dem Zug

Drei bedrohlich wirkende Männer in langen Staubmänteln betreten einen einsamen Bahnhof mitten in der amerikanischen Wüste. Nachdem sie den Bahnhofswärter in einer Kammer eingesperrt haben, warten sie auf den nächsten Zug. Dieser fährt in den Bahnhof ein, aber anscheinend steigt kein Passagier aus. Als der Zug den Bahnhof wieder verlässt, wollen die Männer gehen. Da hören sie plötzlich eine rätselhafte Melodie. Ein Mann ist auf der anderen Seite des Zuges ausgestiegen und spielt auf einer Mundharmonika. Es kommt zu einem kurzen Gespräch, der namenlose Fremde fragt nach einem Mann namens Frank. Die drei Revolvermänner versuchen, den Fremden zu erschießen, dieser zieht jedoch schneller seine Waffe und kann die drei Männer töten. Einem gelingt es jedoch noch, einen Schuss auf den Fremden abzufeuern. Getroffen sinkt der Mundharmonikaspieler zu Boden. (Im später veröffentlichten Directors Cut zeigt die Kamera die nun im Staub liegenden vier Männer. Langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht bewegt sich der Mundharmonikaspieler und setzt sich auf. Er ist angeschossen und verletzt worden, hat die Schießerei aber als einziger überlebt. In der späteren Szene innerhalb der Postkutschenstation entdeckt Cheyenne diese Wunde).

McBain und seine Kinder werden ermordet

Der verwitwete Farmer Brett McBain und seine Kinder, die sich auf ihrer Farm in der Wüste auf das Eintreffen seiner künftigen Frau vorbereiten, werden aus dem Hinterhalt umgebracht. Einige ebenfalls in lange Staubmäntel gekleidete Männer treten aus dem Hinterhalt. In diesem Moment läuft der einzig Überlebende der McBains, der kleine Timmy, aus dem Haus. Einer der Revolvermänner fragt Frank, den Anführer der Schar, ob sie den richtigen erwischt haben. Nachdem sein Name gefallen ist, tötet Frank sicherheitshalber auch den kleinen Timmy.

McBains Frau kommt am Bahnhof an

Inzwischen trifft McBains erwartete Frau Jill mit dem Zug ein. Da niemand sie vom Bahnhof abholt, organisiert sie sich eine Kutsche, die sie nach „Sweetwater“, McBains Ranch, bringen soll. Die beiden kreuzen die Gleise der Eisenbahn, die sich ihren Weg in den Westen bahnt, und machen eine kurze Pause an einer Art Raststation.

Cheyenne befreit sich

Plötzlich hört man von draußen das Getrappel von Pferden, dann Schüsse und die Schreie von getroffenen Männern. Daraufhin stürmt ein mit Handschellen gefesselter Mann durch die Tür – Cheyenne, ein Outlaw, der sich gerade von seinen Bewachern befreit hat. In der Postkutschenstation wird es totenstill, nur die rätselhafte Melodie des namenlosen Fremden zerreißt die Stille. Cheyenne und der Namenlose wechseln einige Worte. Cheyenne zwingt einen Mann, seine Fesseln mit dem Revolver zu zerschießen, als die Männer seiner Bande die Station betreten. Alle sind in lange Staubmäntel gekleidet. Der Fremde konfrontiert Cheyenne mit seiner Begegnung am Bahnhof, jedoch waren dies keine von Cheyennes Männern. Die Wege der Männer trennen sich wieder.

Jill McBain auf McBains Ranch

Jill reist nun weiter auf die Ranch und muss dort erfahren, dass ihr frisch angetrauter Mann und dessen gesamte Familie ermordet worden sind. Sie offenbart den anwesenden Hochzeitsgästen, dass die eigentliche Hochzeit bereits vor einem Monat in New Orleans stattgefunden hat und sie nun die Witwe McBains sei. An die Eingangstür war ein Stofffetzen der langen Staubmäntel genagelt, so dass sofort Cheyenne als Mörder verdächtigt wird. Eine Gruppe von Vigilanten macht sich sofort auf die Suche nach dem vermeintlichen Täter. Jill entscheidet sich, die Nacht auf der Ranch zu verbringen.

Der namenlose Fremde besucht in der Zwischenzeit den Besitzer der Wäscherei in der Stadt. Anscheinend ist er ein Verbindungsmann zu Frank. Er will unbedingt ein Treffen mit Frank.

Jill durchsucht das Haus nach Wertgegenständen. Das einzige, was sie findet, sind Modellhäuser einer Bahnstation und einer Stadt, denen sie aber keine Beachtung schenkt und die sie dem kleinen Timmy zuordnet. Plötzlich wird die Stille durch die Melodie des namenlosen Fremden unterbrochen. Jill schießt aus dem Fenster; danach ist Ruhe.

Am nächsten Morgen will Jill das Haus verlassen. Als sie die Tür öffnet, steht Cheyenne mit seinen Leuten vor der Tür. Er verlangt von Jill einen Kaffee. Während der Zubereitung gibt er ihr zu verstehen, dass er nicht hinter dem Mordanschlag auf ihre Familie steckt. Man versuche gezielt, ihm diese Taten in die Schuhe zu schieben. Cheyenne dagegen schieße aus Prinzip nicht auf Wehrlose und Kinder. Nachdem sich herausgestellt hat, dass es keine Wertsachen im Haus gibt, kann auch Cheyenne nicht nachvollziehen, warum die Familie ermordet wurde. Nachdem er seinen Kaffee getrunken hat, verlässt er die Ranch wieder.

Mr. Morton

In der Zwischenzeit wird Frank von Mr. Morton, dem Erbauer der Eisenbahnlinie, zur Rede gestellt: Franks Vorgehensweise bei der Landerschließung sei falsch. Anscheinend besteht großes Interesse an genau dem Stück Land, auf dem sich die Sweetwater-Ranch befindet. Morton, der an einer unheilbaren Krankheit leidet (Knochentuberkulose), kann nur noch mit Hilfe eines Stützkorsetts und Krücken gehen. Er verlässt seinen komfortablen, zu einem mobilen Büro umgebauten Salonwagen nicht mehr. Morton ist davon besessen, die Eisenbahnlinie bis zum Pazifik fertigzustellen – und möchte dies noch erleben.

Der Namenlose beschützt Jill vor Franks Killern

Als Jill ihre Sachen zur Kutsche bringt, um zurück nach New Orleans zu reisen, lauert ihr im Stall der namenlose Fremde auf. Er reißt Jill die Rüschen von ihrem stadtfeinen Reisekleid, damit sie „alltäglich“ gekleidet wirkt, was zunächst wie der Beginn einer Vergewaltigung aussieht, und schickt sie aus dem Stall mit dem Vorwand, sie solle ihm frisches Wasser vom Brunnen holen. Damit will er die von ihm längst entdeckten Männer Franks täuschen, die die Farm beobachten. Offenbar haben sie den Auftrag, Jill, die unerwartete Erbin der Farm, zu beseitigen. Jill geht zum Brunnen, und der Fremde folgt ihr. Während er trinkt, galoppieren die beiden Männer Franks auf die beiden am Brunnen zu. Der Namenlose hat unter seinem auf dem Brunnenrand abgelegten Hut einen Revolver versteckt, mit dem er die zwei Angreifer tötet. Cheyenne beobachtet die ganze Szene aus einem anderen Versteck. Auch er hatte die Gefahr erkannt und wollte Jill, die ihn beeindruckt hat, beistehen. Indem sie sich um Jill kümmern, werden Cheyenne und der Namenlose zu Verbündeten, der eine, um durch sie Frank zu finden, der andere, um sie vor diesem zu beschützen.

Der Wäschereibesitzer / Cheyenne befreit den Namenlosen

Jill geht in die Stadt zur Wäscherei und sagt dem Besitzer, sie wisse alles und wolle mit Frank darüber reden. Dieser stellt sich zwar unverständig, läuft aber nach der Unterhaltung geradewegs zu Frank und Morton in den permanent unter Dampf stehenden Zug. Frank wittert Gefahr und bemerkt am Schatten, dass sich jemand auf dem Dach des Zuges befindet. Es ist der namenlose Fremde, der mehr Informationen herausbekommen möchte. Frank lässt den Zug starten, der in die Wüste hinausfährt. Dort wird der Namenlose gestellt. Frank stößt den Wäschereibesitzer aus dem Zug und erschießt ihn, noch bevor dieser verraten kann, dass sich ein weiterer blinder Passagier, Cheyenne, unter dem Zug befindet. Der Namenlose wird zur Rede gestellt. Auf die Frage, wer er sei, gibt er Namen von Männern an, die Frank auf dem Gewissen hat. Frank verlässt die Szene und lässt den Namenlosen mit Bewachern zurück. Bei der Fahrt zurück in die Stadt gelingt es Cheyenne, den Namenlosen zu befreien. Nun wissen beide, dass sie für dieselbe Sache kämpfen.

Jill erkennt McBains Plan

In der Zwischenzeit erfährt Jill, dass ein großer Posten an Holz und Baumaterialien an McBain geliefert werden soll. Alles ist schon bezahlt. Lediglich eine Information fehlt noch, nämlich die Inschrift eines Schildes. Jill erinnert sich an die Modelle der Stadt und des Bahnhofsgebäudes – es sollte „Station“ – Bahnhof – auf das Schild geschrieben werden.

Morton besucht Frank in seinem Versteck und konfrontiert ihn mit seinem Versagen. Frank ändert nun seine Pläne und konfrontiert Morton mit dem Gedanken, dass er bald Besitzer der Ranch sein wird, er könne die Witwe McBain ja heiraten. In der einzigen Liebesszene im Film erkennt Frank, dass Jill die Männer mag und ihn sogar will, obwohl sie weiß, dass er ihre Familie auf dem Gewissen hat. Es ist allerdings unklar, ob Frank sie tatsächlich erregt oder Jill ihre sexuelle Freizügigkeit einfach als Waffe einsetzt, um ihr Leben zu retten. Frank lässt sich willig verführen, obwohl er über Telegraf erfahren hat, dass Jill in New Orleans als Prostituierte gearbeitet hat und demzufolge vermutlich eine Expertin im Vorspielen von Liebe und Leidenschaft sein muss.

Der Namenlose und Cheyenne beginnen mit dem Bau der Bahnstation

Auf der Sweetwater Ranch erläutert der Namenlose Cheyenne nun all seine Recherchen: McBain hat diese Ranch nicht ohne Grund gekauft. Es ist das einzige Stück Land im Umkreis von 50 Meilen, auf dem es eine ausreichend ergiebige Wasserquelle gibt. Eine Dampflokomotive benötigt Wasser – daher war es offensichtlich, dass die Bahnlinie hier vorbeikommen muss. So hatte McBain einen Vertrag – er darf sein Land behalten, wenn es ihm gelänge, einen Bahnhof zu errichten, noch bevor die Eisenbahnlinie fertiggestellt ist. Ein Bahnhof ist die Grundlage für eine Stadt und als Gründer wäre McBain steinreich geworden. Sofort beginnen Cheyennes Leute mit dem Bau eines Bahnhofs.

Die Versteigerung der Ranch

In der Zwischenzeit hat Frank seinen Plan geändert. Er schüchtert Jill ein und zwingt sie, die Ranch versteigern zu lassen. Dabei setzt er seine Männer ein, um Mitbieter einzuschüchtern und damit den Preis zu drücken. In letzter Minute wird dieses Vorhaben von dem namenlosen Fremden, der inzwischen den Spitznamen „Mundharmonika“ erhalten hat, durchkreuzt. Der Namenlose ersteigert die Farm mit Hilfe der 5.000 Dollar Kopfgeld, die auf Cheyenne ausgesetzt sind. Cheyenne soll mit der Eisenbahn ins Staatsgefängnis von Yuma eingeliefert werden.

Morton setzt Franks Männer auf Frank an

Morton besticht in der Zwischenzeit vier von Franks Männern, diesen zu beseitigen. Frank wird für Morton unberechenbar und somit zur Gefahr. Frank versucht unterdessen in einem Saloon, dem Namenlosen die Farm für 5.001 Dollar abzukaufen, was dieser aber ablehnt. Wieder nach seinem Namen gefragt, nennt er erneut Personen, die von Frank ermordet wurden. Frank verlässt den Saloon, der Namenlose geht zu Jill ins Zimmer, wo sie gerade badet. Dort stellt er sich ans Fenster und bemerkt die Heckenschützen, die Frank auflauern. Mundharmonika warnt Frank, und gemeinsam können sie die Widersacher ausschalten. Jill stellt ihn zur Rede. Er entgegnet, er habe nichts für Frank übrig, aber er wolle nicht, dass er so getötet wird. Frank macht sich wutentbrannt auf den Weg, um Morton zur Rede zu stellen. Doch alles, was er am Zug vorfindet, ist ein Haufen Leichen: bei einem Gefecht zwischen Cheyennes und Mortons Männern sind fast alle Angehörigen der beiden Banden ums Leben gekommen. Morton selbst liegt sterbend am Boden, wo Frank ihn krepieren lässt.

Bahngleise erreichen Sweetwater

In der Zwischenzeit erreichen die Schienen Sweetwater, und die Arbeiten an der neuen Stadt sind im Gange. Cheyenne, der sich erneut befreien konnte, kommt wieder auf einen Kaffee vorbei. Jill weiß nun, was die Pläne von McBain waren, und will dieses Vorhaben fortsetzen. Nur der namenlose Fremde sitzt am Zaun und scheint auf etwas zu warten.

Duell zwischen Mundharmonika und Frank

Frank trifft ein und gibt zu erkennen, dass er nur wegen des Mundharmonikaspielers gekommen sei, um nun endlich zu erfahren, wer er sei. Beide stellen sich zum Duell auf. Nun wird das Rätsel für den Zuschauer aufgelöst. In einer Rückblende in die Kindheit des Namenlosen erfährt man, dass Frank einst dessen Bruder auf sadistische Weise ermordet hat: Dieser wurde an einer Glocke, die in einem alten Torbogen hing, gehängt, auf den Schultern des Namenlosen stehend. Frank steckte dem Jungen, dessen Hände auf den Rücken gefesselt waren, eine Mundharmonika in den Mund, mit den Worten: „Spiel mir das Lied vom Tod.“ (Im Original lautet diese Zeile: „Keep your lovin’ brother happy“, wodurch überhaupt erst deutlich wird, dass der Mann auf den Schultern des Jungen sein Bruder und nicht etwa, wie oft vermutet, sein Vater ist). Der Junge sollte solange spielen, bis er unter der Last des anderen zusammenbrechen und dieser dadurch gehängt würde. Als der Bruder dies erkennt, stößt er den Jungen weg und erhängt sich dadurch selbst. Der Junge fällt mit dem Gesicht und der Mundharmonika in den Dreck.

Der Namenlose gewinnt das Duell. Tödlich getroffen sackt Frank zusammen, immer noch mit der Frage, wer der Fremde sei. Dieser steckt Frank die Mundharmonika in den Mund und konfrontiert ihn (aus dem Off und nur in der deutschen Fassung) mit seinen eigenen Worten: „Spiel mir das Lied vom Tod.“ Frank begreift, fällt genauso mit dem Gesicht in den Dreck wie damals der Junge und stirbt.

Cheyenne stirbt

Obwohl Jill dem Namenlosen ein verlockendes Angebot macht, in Sweetwater und damit bei ihr zu bleiben, reitet er gemeinsam mit Cheyenne in die Wüste hinaus. Doch Cheyenne stirbt: Er erliegt einer Verletzung, die er sich bei dem Gefecht in Mortons Zug zugezogen hatte - aufgrund seiner Skrupel, auf den „Krüppel“ zu schießen. Der Fremde reitet alleine mit der Leiche Cheyennes weg. Gleichzeitig kommt der erste Zug in Sweetwater an. Jill, der finanziell eine goldene Zukunft bevorsteht, folgt dem Rat Cheyennes und geht zu den Arbeitern, um ihnen Wasser zu bringen.

Hintergrund

Nachdem er mit Zwei glorreiche Halunken (1966) seine Dollar-Trilogie abgeschlossen hatte, wollte Sergio Leone keinen Italo-Western mehr drehen, sondern das Gangster-Epos Es war einmal in Amerika inszenieren. Da kein Geldgeber daran glaubte, dass das Publikum an Gangsterfilmen interessiert sein könnte, entschloss sich der italienische Regisseur, erneut einen Western zu drehen. Leone wollte wieder mit der United Artists zusammenarbeiten, da seine drei vorherigen Filme von ihr verliehen wurden. Da der Regisseur aber auf Charles Bronson als Besetzung für die Hauptrolle bestand, sprang United Artists ab. Leone fand jedoch mit der US-amerikanischen Paramount einen Partner, der ihm erstens den Besetzungswunsch erfüllte und zweitens ein im Vergleich zu den vorherigen Kinofilmen höheres Budget zur Verfügung stellte. Spiel mir das Lied vom Tod wurde die erste US-Produktion von Leone.

Leone entwickelte die opernhafte Geschichte des Films gemeinsam mit Dario Argento und Bernardo Bertolucci. Das endgültige Drehbuch schrieb er dann allerdings mit Sergio Donati. Dieses Drehbuch wurde von Mickey Knox ins Englische übersetzt. Man drängte Leone dazu, in der Hauptrolle des Mundharmonikaspielers einen großen US-Star zu besetzen. Der Regisseur bestand jedoch auf Charles Bronson, der zwar seit Jahrzehnten in Hollywood arbeitete, sich aber lediglich in Nebenrollen profiliert hatte (Das dreckige Dutzend, 1966). Leone wollte den verwitterten Bronson, weil „er ein Gesicht hat, mit dem man eine Lokomotive stoppen könnte“. Die Rolle des sadistischen Killers Frank bot Leone Henry Fonda an. Fonda wollte die Rolle zunächst nicht spielen, war dann aber davon begeistert, in dem Film einen kompletten Image-Wechsel zu vollziehen. Fonda erschien zu den Dreharbeiten mit seiner Meinung nach zu einem bad guy passenden braunen Kontaktlinsen und unrasiertem Gesicht, aber Leone überzeugte ihn, den Charakter mit den ihm ureigenen stahlblauen Augen zu spielen.

Als wesentliches Gestaltungsmerkmal des Films dient auch in diesem Film Leones die musikalische Untermalung. Ganze Passagen inszenierte Leone zum Rhythmus der Musik, die der Komponist Ennio Morricone zu diesem Zweck schon vor Beginn der Dreharbeiten fertiggestellt hatte. Verschiedene Melodien charakterisieren die Protagonisten. Die klagende Mundharmonika (gespielt von Franco de Gemini), die der Hauptfigur zum Spitznamen gereicht, ist der Schlüssel zum Verständnis der Handlung, der aber erst am Schluss des Films präsentiert wird. Ihr „Lied vom Tod“ zählt zu den bekanntesten Filmkompositionen überhaupt.

Unüblich für die Zeit und das Genre ist die Filmmusik sehr opernhaft und der Film über weite Strecken dem Rhythmus der Musik angepasst. Jeder Hauptcharakter hat ein eigenes Thema, das immer wieder aufgegriffen wird, wenn diese Person zu sehen ist. Der Film erhält dadurch einen pompösen, eposhaften Charakter. Im Gegensatz dazu wird in der Eröffnungsszene komplett auf extradiegetische Musik verzichtet, und stattdessen werden nur natürliche Geräusche verwendet. Zunächst wollte Leone diese ebenfalls mit einer Komposition von Morricone unterlegen. Aber der Komponist schlug nach einem Besuch eines Konzertes im Stil von John Cage vor, stattdessen eine Geräusch-Collage zu verwenden, die – immer weiter verdichtet – schließlich in der Mundharmonikamelodie kulminieren sollte. Die Verlassenheit des Bahnhofs wird durch die Stille und monotonen Geräusche eines Windrads untermalt, die von Anfang an hörbar sind, sich dem Zuschauer aber erst nach dreieinhalb Minuten erklären, wenn das Windrad erstmals ins Bild gerät. Die Geräusche sind das Mittel, um Spannung zu erzeugen, sie übernehmen komplett die Funktion des Soundtracks. Jeder der drei Banditen bekommt ein eigenes Geräusch, sozusagen ein musikalisches Thema. Wassertropfen, die auf den Hut prallen; das Knacken der Fingergelenke; die summende Fliege. Die Geräusche wachsen heran, die verschiedenen Themen werden vom Rauschen des Windes und dem Quietschen des Windrads begleitet. So verdichtet sich die Geräusch-Collage, die eine unerträgliche Spannung aufbaut. Der einfahrende Zug leitet den Höhepunkt der Klangpalette ein. Das Keuchen und Pusten des Kessels der haltenden Lokomotive erinnert an schweres Atmen. Mit dem Erscheinen Mundharmonikas startet auch die extradiegetische Musik. Die natürliche Klangpalette muss weichen, aber sie weicht nicht ohne Grund. Die drei Themen verstummen, da die Männer denen sie gehören, sterben. Diese Szene steht in starkem Kontrast zu dem praktisch nur von Musik untermalten Ende des Films.

Die Außenaufnahmen des Films entstanden überwiegend in Spanien[1], die Innenaufnahmen in den römischen Cinecittà-Studios. Gedreht wurde auch im Monument Valley in Arizona, wo Regisseur John Ford einst viele bedeutende US-Western inszeniert hatte.

Leone plante, die drei Killer in der Anfangssequenz von den Hauptdarstellern des Vorgängerfilms Zwei glorreiche Halunken darstellen zu lassen. Lee van Cleef und Eli Wallach waren einverstanden, doch Clint Eastwood stand nicht zur Verfügung, da er bereits in den Dreharbeiten zu Hängt ihn höher steckte. Der Schauspieler Al Mulock, der zu Beginn des Films als fingerknackender Killer zu sehen ist und auch schon in Zwei glorreichen Halunken auftrat, beging während der Dreharbeiten Suizid, indem er in seinem Kostüm aus dem Hotelfenster sprang.

Der Satz „Spiel mir das Lied vom Tod“ taucht in der englischen Originalfassung des Films nicht auf. Zynisch kommentiert dort Frank die Lynch-Szene, in der Mundharmonikas Bruder zu Tode kommt, mit den Worten: „Keep your loving brother happy.“ (etwa: „Halte deinen lieben Bruder bei Laune.“) Infolge dieser Änderung wird im deutschen Sprachraum oft angenommen, bei dem Ermordeten handele es sich um Mundharmonikas Vater. Der deutsche Titel um den Satz „Spiel mir das Lied vom Tod“ legt mehr Gewicht auf die Geschichte Mundharmonikas, während der englische Titel „Once upon a time in the west“ mehr Wert auf die Gesamthandlung und die sich durch die Modernisierung verändernde „time in the west“ legt. Nicht zu vergessen ist, dass „Once upon a time …“ die Anfangsfloskel vieler englischsprachiger Märchen ist, vergleichbar mit dem deutschen „Es war einmal …“ Hier wird die Rolle des Western als Mythos und Legende unterstrichen.

Die deutsche Synchronisation neigt in einigen wenigen Momenten zur leichten Veränderung bzw. Über-Ausformulierung. So sind einige Szenen auszumachen, in denen einer Figur, deren Lippenbewegungen auf Grund von Perspektive oder Montage gerade nicht zu sehen sind, Dialogzeilen in den Mund gelegt werden. Beispielsweise sagt Frank in der deutschen Fassung an einer Stelle „Der Pazifik, hm?“, als der schwer angeschossene Eisenbahnbaron Morton, der mit seiner Eisenbahn unbedingt den pazifischen Ozean erreichen wollte, mit dem Gesicht in einer schlammigen Pfütze stirbt. Teilweise kommt es sogar zu inhaltlichen Fehlern. So antwortet Cheyenne bei seinem ersten Zusammentreffen mit Harmonica in der Raststation auf die Frage nach den drei toten Männern am Bahnhof "Meine Männer begehen keine Massaker", obwohl keiner der Anwesenden bisher von der Ermordung der McBains erfahren hat (im Original: "My men don't get killed"). Auch gegen Ende des Films wird die eigentliche Intention der Originalfassung von der deutschen Synchronisation ins Gegenteil verkehrt. So versucht Jill mit Cheyenne zu flirten („You are sort of a handsome man“), worauf dieser sie mit der Bemerkung abblitzen lässt, er sei nicht der richtige Mann für sie – und Harmonica auch nicht. Später wird er sie mit den Worten „I ought to go, too“ verlassen (nachdem auch Harmonica zuvor kundgetan hat, es sei für sie beide an der Zeit zu gehen). In der deutschen Fassung wird ihr hingegen „Hey, Cheyenne und müde?“ in den Mund gelegt, und Cheyenne wird ihr mit „Ich bleibe hier, wenn Du es willst“ ein eindeutiges Angebot machen (obwohl er ja im Sterben liegt). Auch der letzte Dialog zwischen Cardinale und Bronson (deutsch: "Sweetwater wartet auf dich." - "Irgendeiner wartet immer.") wirkt im Original zwar banaler, gleichzeitig aber auch weniger endgültig (englisch: "I hope you come back some day." - "Some day".)

Der Film weist auch eine besondere Bildsprache mit langen Einstellungen und Weitwinkelaufnahmen etwa der Wüstenlandschaft des Monument Valley auf. Der extravagante Filmschnitt zeichnet sich bereits am Beginn ab, als in einem harten Schnitt eine Lokomotive pfeifend über die Kameraposition, d.h. über den Betrachter fährt und die Filmbetrachter „aufweckt“. In der Folge führen verschiedene Klammern von einer Szene zur nächsten.

Das Budget des Films Spiel mir das Lied vom Tod betrug 3 Millionen US-Dollar und war damit mehr als doppelt so hoch wie das des Vorgängerfilms Zwei glorreiche Halunken (1,3 Millionen Dollar).

Erfolg und filmgeschichtliche Bedeutung

Spiel mir das Lied vom Tod bezeichnet man als ersten Teil einer Trilogie, die noch aus den Filmen Todesmelodie (1971) und Es war einmal in Amerika (1984) besteht. Die Werke werden oft die Es war einmal- oder Amerika-Trilogie genannt, denn der Originaltitel des ersten Teils lautet C’era una volta il West (Es war einmal der Westen), und für Todesmelodie hatte Leone ursprünglich den Titel C’era una volta… la rivoluzione! (Es war einmal… die Revolution!) geplant; außerdem behandeln die Filme durchweg prägende Abschnitte der amerikanischen Geschichte, deshalb auch der Titel Amerika-Trilogie.

Als Spiel mir das Lied vom Tod in den USA gestartet wurde, fand er dort kein Publikum. Die Zuschauer, die von der harten und zynischen Dollar-Trilogie begeistert waren, konnten sich mit dem eher opernhaften Film nicht anfreunden. Spiel mir das Lied vom Tod war für den US-Start außerdem erheblich gekürzt worden, so dass sich den Zuschauern viele inhaltliche Zusammenhänge nicht erschließen konnten. Zwölf Jahre später, 1980, wurde mit Michael Ciminos Heaven’s Gate ein ähnlich episch angelegter Western nach ebenfalls starken Kürzungen zu einem der teuersten Flops der Filmgeschichte.

In Europa, wo der Film in verschieden langen Fassungen gezeigt wurde, entwickelte sich Spiel mir das Lied vom Tod nach einem eher schwachen Kinostart zu einem Kultfilm und großen Erfolg. Besonders in Frankreich und Deutschland wurde Leones epischer Western zu einem der populärsten und bekanntesten Kinofilme und jahrzehntelang regelmäßig aufgeführt. Charles Bronson gelang mit dem Film der Durchbruch zum Superstar – er variierte jahrelang mit großem Erfolg die Rolle des schweigsamen Rächers und Revolvermannes.

Spiel mir das Lied vom Tod wird von einigen Zuschauern als langatmig empfunden, ist aber weithin als Meisterwerk anerkannt und Bestandteil der Popkultur geworden. Einige seiner Synchron-Dialoge („Irgendeiner wartet immer!“) besitzen längst Kultstatus, und viele Szenen (Anfangssequenz, Lynch-Szene) gehören unterdessen in das kollektive Gedächtnis der Kinogänger.

Der Film spielte weltweit knapp 60 Millionen Dollar ein (was damals ein gigantischer Erfolg war, wenn man die Kosten des Filmes mit dem Einspielergebnis vergleicht) und wurde so zum erfolgreichsten Western, bis ihn 1990 Kevin Costners Der mit dem Wolf tanzt mit 424,2 Millionen Dollar Einspielergebnis übertraf. Spiel mir das Lied vom Tod ist heute also nicht mehr der finanziell erfolgreichste Western aller Zeiten, aber weiterhin einer der mit Abstand bekanntesten.

Filmkritik

  • Hans-Christoph Blumenberg schrieb über den Film: „‚Once Upon a Time in the West‘ ist ein Bericht von einer Reise in ein fernes Land, das Amerika heißt und Atlantis bedeutet. Paradise Lost. Von seiner Reise hat Leone Bilder des Promised Land zurückgebracht, Bilder einer Sehnsucht und eines Traumes. Er hat diese Bilder mit den Mitteln einer populären mediterranen Kunstform, der Oper, verknüpft. […] Und indem Leone amerikanische Bilder einer europäischen Struktur verpflichtet, macht er ihre Schönheit erfahrbar als die eines Traumes. Paradise Regained: Das in jeder Einstellung schmerzlich präsente Bewusstsein von der Vergeblichkeit, den Traum ungebrochen zu reproduzieren, sichert dem Film die Authentizität des Unwirklichen.“ (zitiert nach Joe Hembus: Das Westernlexikon, 3. Auflage 1976, S. 610)
  • „Der Film verdient als einer der größten Western, die jemals entstanden sind, angesehen zu werden.“ – The Motion Picture Guide
  • Lexikon des Internationalen Films: „Sergio Leones barocke Pferdeoper ist Resümee, Höhepunkt und Apotheose des Italowesterns, wobei klassische Genrevorbilder einer eigenwilligen Neuinterpretation unterzogen werden. Der Stil des Films huldigt den Mythen der amerikanischen Geschichte und treibt sie zur pessimistischen, oft zynischen Auflösung. In Dramaturgie, Montage, Ausstattung und musikalischer Untermalung ein Musterbeispiel perfekter Kinounterhaltung.“[2]
  • Cinema schrieb über den Film: Das ganze gleicht einer modernen Oper, die ohne die überwältigende Musik von Ennio Morricone wohl nur die Hälfte wert wäre. Fazit: Ultimatives Spiel mit den Westernmythen[3]

Auszeichnungen

Literatur

  • Bruckner, Ulrich P.: Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis Heute, Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 2002.
  • Cumbow, Robert C.: Once upon a time: The Films of Sergio Leone, London: The Scarecrow Press 1987.
  • Frayling, Christopher: Sergio Leone. Something to do with death, London/New York: Faber and Faber 2000.
  • Rauscher, Andreas: Spiel mir das Lied vom Tod - C'era una volta il West in Filmgenres - Western / Hrsg. von B. Kiefer u. N. Grob unter Mitarbeit von M. Stiglegger. Reclam junior, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-018402-9; Ss. 297-301
  • Steinwender, Harald: Sergio Leone. Es war einmal in Europa, Berlin: Bertz + Fischer Verlag 2009, ISBN 978-3-86505-308-4
  • Uebbing, Sandra: AMERIKA (ER-)FINDEN: Tradition und Transformation von Mythen in Filmen von Sergio Leone, Baden-Baden: Nomos 2009, ISBN 978-3-83294-374-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stefan Höpel, taz, 1. April 2009: Warten auf "Harmonica", Wo das Lied der großen Western spielte
  2. Spiel mir das Lied vom Tod im Lexikon des Internationalen Films
  3. Cinema.de: Filmkritik
  4. http://www.loc.gov/today/pr/2009/09-250.html

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