Speiseröhrenkrebs

Speiseröhrenkrebs
Klassifikation nach ICD-10
C15 Bösartige Neubildung des Ösophagus
C15.0 Zervikaler Ösophagus
C15.1 Thorakaler Ösophagus
C15.2 Abdominaler Ösophagus
C15.3 Ösophagus, oberes Drittel
C15.4 Ösophagus, mittleres Drittel
C15.5 Ösophagus, unteres Drittel
C15.8 Ösophagus, mehrere Teilbereiche überlappend
C15.9 Ösophagus, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Der Speiseröhrenkrebs oder das Ösophaguskarzinom ist eine seltene maligne Neoplasie des Oesophagusepithels. Am häufigsten sind Männer über 55 Jahre betroffen. Die Aussicht auf vollständige Heilung von Speiseröhrenkrebs ist gewöhnlich klein, aber sie wird umso besser, je früher der Krebs erkannt wird. Generell unterscheidet man beim Ösophaguskarzinom zwischen dem Plattenepithelkarzinom (ca. 80 %) und dem Adenokarzinom (ca. 20 %, Tendenz steigend)

Inhaltsverzeichnis

Histopathologie: Adeno- und Plattenepithelkarzinom

Man unterscheidet grundsätzlich zwei verschiedene Formen des Speiseröhrenkrebses, das sogenannte Adenokarzinom und das Plattenepithelkarzinom. Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihres feingeweblichen Bildes (Histologie), ihrer Ursachen (Ätiologie), ihrer Lokalisation (obere, mittlere, untere Speiseröhre) und ihrer Genetik, etc. Die sog. Adenokarzinome, welche in der westlichen Welt an Häufigkeit zunehmen, entstehen in der unteren Speiseröhre, auf dem Boden einer Refluxerkrankung (saurer Rückfluss in die Speiseröhre). Als Vorstufe (Präkanzerose) wird der sogenannte Barrett-Ösophagus (früher Endobrachyösophagus) angesehen. Die Plattenepithelkarzinome entstehen in jeder Lokalisation der Speiseröhre (cervikal = am Hals; suprabifurkal = oberhalb der Gabelung der Luftröhre, infrabifurkal = unterhalb der Gabelung der Luftröhre). Als wesentliche Hauptursachen für das Plattenepithelkarzinom werden Alkohol und Rauchen angenommen.

Ursachen

Der genaue Grund für Speiseröhrenkrebs ist unbekannt. Er kommt häufiger im fernen Osten als in Europa vor, was wahrscheinlich an den Ess- und Trinkgewohnheiten liegt (In Asien wird beispielsweise viel heißer Tee konsumiert. Dabei ist weniger der Tee karzinogen, sondern die durch die Hitze entstehenden häufigen Verbrennungen). Fettreiche Nahrung erhöht das Risiko Speiseröhrenkrebs zu bekommen ebenso wie protein- und kalorienarme Kost. Auch Alkoholkonsum, Nitrosamineinfluss und Rauchen sind als Risikofaktoren für diese Art von Krebs gesichert. Hinzu kommen Faktoren, die Speiseröhrenkrebs wahrscheinlicher machen, einschließlich gastro-ösophagealer Refluxerkrankung (Sodbrennen), ausgelöst durch einen zu niedrigen Muskeltonus des unteren Oesophagussphinkters (verursacht durch Nikotin, Alkohol, Koffein, fettreiche Ernährung und diverse Medikamente). Eine fakultative (mögliche) Präkanzerose für das Öesophaguskarzinom stellt das Barrett-Syndrom dar.

Symptome

Die Symptome sind meist uncharakteristisch und treten erst spät auf. Das Kardinalsymptom ist die Dysphagie (Schluckbeschwerden - beim Essen kann es sich anfühlen, als ob der Bissen im Hals oder hinter den Rippen stecken bleiben würde). Patienten können Schwierigkeiten damit haben, feste Nahrung zu schlucken, später kann auch weiche Nahrung zum Problem werden und eventuell auch das Trinken.

Häufige Symptome sind ein brennendes Gefühl beim Schlucken von Essen, Herzrasen beim Trinken von heißen Getränken, andauernder Schmerz hinter den Rippen, Gewichtsverlust, Husten und Heiserkeit.

Eine Obstruktion (Verengung) der Speiseröhre tritt erst spät oder gar nicht ein, da der Tumor sich in die Längsrichtung ausbreitet. Späte Symptome schließen das Aussondern von Speichel, Ausspucken von unverdauter Nahrung und Gewichtsverlust ein. Lungenentzündungen, ausgelöst durch Flüssigkeit, die in die Luftröhre geraten ist, können auftreten (Aspiration). Heiserkeit und Husten können ebenfalls auftreten, wenn anderes Gewebe nahe der Speiseröhre von Krebs befallen wurde. Die Symptome des Krebsbefalls, der sich auf andere Bereiche ausgebreitet hat, hängen davon ab, wo der Krebs sich ausbreitet.

Speiseröhrenkrebs breitet sich rapide aus und wird meist in späten Stadien diagnostiziert. Dies liegt vor allem daran, dass sich das Karzinom meist in Längsrichtung ausbreitet und so eine Obstruktion erst spät (meist zu spät) auftritt. Verbesserte Behandlungen haben geholfen, die Lebenserwartung und Lebensqualität von Menschen mit dieser Krankheit zu erhöhen.

Diagnose

Ein Karzinom, wie es sich in der Endoskopie darstellt

Die wichtigste Maßnahme zur Diagnosestellung ist eine Spiegelung (Endoskopie) der Speiseröhre. Diese wird meist im Rahmen einer kombinierten Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm) durchgeführt. Nachdem ein Betäubungsmittel verabreicht wurde, wird ein dünner, flexibler Schlauch in die Speiseröhre eingeführt. Von suspekten Bereichen werden dabei Biopsien entnommen und feingeweblich von einem Pathologen untersucht.

Eine Barium-Röntgenuntersuchung während des Schluckvorgangs erlaubt es, Flüssigkeit zu beobachten, die in der Speiseröhre nach unten transportiert wird. Dies kann helfen, Größe, Verfassung und Lage der Geschwulst zu beobachten.

Eine endoskopische Ultraschalluntersuchung kann die Tiefe des Geschwürs bestimmen und liefert weitere Informationen für die Behandlung. Bei der Endoskopie kann ebenfalls eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie) und im Labor untersucht werden.

Bluttests und andere Röntgenuntersuchungen können dazu dienen festzustellen, ob sich das Krebsgeschwür auch außerhalb der Speiseröhre ausgebreitet hat.

Eine Bronchoskopie wird normalerweise durchgeführt, um festzustellen, ob ein Befall der Luftröhre vorliegt. Andere Tests, die eine mögliche Ausbreitung (Metastasen) des Tumors nachweisen, sind z. B. die Computertomographie der Brust, des Abdomen und des Beckens und die Positronen-Emissions-Tomographie. Ein Knochenszintigramm kann aufgenommen werden, wenn der Verdacht besteht, dass Knochen befallen sind.

Therapie

Die Einlage eines Stents hat palliativen Charakter

Die Behandlung hängt von der Größe und dem Standort des Tumors ab, außerdem ob und wie weit er sich ausgebreitet hat, vom Alter und dem generellen Gesundheitszustand des Patienten.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind Operation, Bestrahlungstherapie, medikamentöse Anti-Krebs-Therapie oder eine Kombination all dieser Therapien. Bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Krankheit ist eine Operation ausgeschlossen, es kann dann nur noch palliativ behandelt werden.

Ziel der Behandlung ist es, dass der Patient sich besser fühlt, indem der Schmerz verringert und das Schlucken erleichtert wird. Mögliche Behandlungen sind eine Kombination aus Bestrahlung und medikamentöser Behandlung, photodynamische Therapie, bei der mit einem Laser Blockaden der Speiseröhre entfernt werden, eine Ausdehnungstherapie oder eine Überbrückungstherapie mittels spezieller Stents.

In den letzten Jahren hat sich für frühe Formen von Speiseröhrenkrebs (sowohl Adeno- als auch Plattenepithelkarzinom) die endoskopische Therapie etabliert. Allen Therapiemöglichkeiten voran ist hier die endoskopische Resektion (ER) oder endoskopische Mukosaresektion (EMR) zu nennen. Bei dieser Form der endoskopischen Therapie wird während einer Magenspiegelung der Tumor mit einer speziellen, auf das Endoskop angebrachten Vorrichtung eingesaugt und anschließend reseziert. Diese Therapie sollte dann angewendet werden, wenn die bösartige Veränderung nur auf die oberste Schleimhautschicht (die sogenannte Mukosa) beschränkt ist, da in diesem Falle das Metastasierungsrisiko sehr gering ist. Der Vorteil der ER/EMR ist die niedrige Komplikationsrate, während die Operation (die sogenannte radikale Ösophagusresektion) mit einer Komplikationsrate von 30-50 % und einer Sterblichkeitsrate von 5-20 % - je nach Erfahrung des chirurgischen Zentrums - einher geht. Auch die endoskopische Therapie sollte nur in Krankenhäusern mit großer Erfahrung in diesem Bereich durchgeführt werden.

Prophylaxe

Es gibt kein Mittel, um diese Art von Krebs zu vermeiden. Man kann das Risiko, ihn zu bekommen, verringern, indem man nicht raucht, wenig Alkohol trinkt und den Genuss sehr heißer Speisen und Getränke meidet. Ein schützender Effekt von frischem Obst und Gemüse wird beschrieben. Um Probleme frühzeitig zu erkennen, ist die regelmäßige Untersuchung und die aufmerksame Beobachtung von Veränderungen des eigenen Körpers sinnvoll.

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