Speenhamland-Gesetz

Speenhamland-Gesetz
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Die Speenhamland-Gesetzgebung bezeichnet 1795 in mehreren englischen Countys nach einem gemeinsamen Vorbild beschlossene Sozialgesetze.

Mit diesen Gesetzen sollte das Problem der Armut der Landbevölkerung institutionell gelöst werden. Einen Arbeitsmarkt in unserem modernen Sinn gab es nicht, da die vorhergehenden Gesetze immer die Tarife festsetzten und gleichzeitig die Arbeiter in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkten. Die Arbeiter sollten dort arbeiten, wo sie wohnten, Vagabundentum wurde strikt verfolgt. Zugleich bekamen die Landarbeiter niedrige Löhne, mit denen sie ihre Familien nicht ernähren konnten. Um das Einkommen zu sichern und zugleich der Entstehung von Arbeitslosigkeit vorzubeugen, setzten diese Gesetze ein Existenzminimum fest, das sich am Brotpreis orientierte. Dies sollte durch Zuschlagzahlungen auf den Lohn aus der öffentlichen Hand erreicht werden. Ein Kombilohnmodell, das wie auch in der aktuellen Debatte angemerkt, einen Nebeneffekt hatte: die Kommunen subventionierten indirekt die Grundbesitzer mit der Folge, dass die Löhne noch weiter sanken. Zugleich wurde die Arbeitsmoral der Landarbeiter untergraben. Bis 1834 führte diese Praxis weite Teile der Landbevölkerung in die Abhängigkeit.

Die Ursache des Scheiterns war zur damaligen Zeit unklar. Für die Armut wurden zunächst unterschiedliche Ursachen verantwortlich gemacht, bis hin zum aufkommenden Teekonsum. Die Verelendung der arbeitenden Bevölkerung trotz des Kombilohnmodells, das durch das Speenhamland-System etabliert war, bedurfte einer plausiblen Erklärung. So merkt Karl Polanyi in "The Great Transformation" an, dass Thomas Robert Malthus, Edmund Burke und Jeremy Bentham das Fallen der Löhne zur Zeit des Gesetzes nicht mit der kommunalen Subvention, sondern als Beweis für das damals in diesen Kreisen gebräuchliche „iron law of wages“, dem Existenzminimumsgesetz, ansahen. Verknüpft mit mechanistischen und biologischen Analogien, wuchs dieses Konzept bei Thomas Malthus zu „einem göttlichen Gesetz, das den Menschen vor Faulheit schützt“ an.

Das Scheitern von Speenhamland führte zu einer radikalen Abkehr von der bisherigen Unterstützung der Armen; Arbeit wurde auf Märkten handelbar – nur die Suche nach dem individuellen Vorteil (Homo oeconomicus) blieb als utopische Lösung übrig. Der Schock über die Pauperisierung 1795 - 1834 wurde zum Anlass genommen, das Marktprinzip auf Basis moralisierend-naturgesetzlicher Vorstellungen zu überhöhen.

Siehe auch

Literatur

- Vanderborght/Parijs: "Ein Grundeinkommen für alle"?, S. 16 f., Campus-Verlag, 2005

- Karl Polanyi: The Great Transformation, 1944, (deutsch Suhrkamp Verlag 1978)

Weblinks

Ursprung, Geschichte u.Gegenwartsbezug zum Speenhamland-Gesetz


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