Special Air Service

Special Air Service
Special Air Service
− SAS −
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Badge des SAS
Aufstellung 1. Juli 1941 – 8. Oktober 1945
sowie seit 1. Januar 1947
Land Vereinigtes Königreich
Streitkräfte Streitkräfte des Vereinigten Königreichs
United Kingdom Special Forces British Army
Typ Spezialeinheit
Grobgliederung 3 Regimenter (davon 2 Reserven)
Stärke ca. 500 (aktiv)
Stationierungsort Credenhill, nahe Hereford, Herefordshire, England
Spitzname Blades
Motto Who Dares Wins
Farben Blau (Pompadore blue)
Marsch Marche des Parachutistes Belges und Lili Marleen
Colonel-Commandant
Jetziger
Kommandeur
General Charles Guthrie, Baron Guthrie of Craigiebank
Wichtige
Kommandeure

Lieutenant Colonel David Stirling

Der Special Air Service (SAS) ist eine Spezialeinheit der British Army, die 1941 während des Zweiten Weltkriegs von dem schottischen Lieutenant Colonel David Stirling aufgestellt wurde. Der SAS operiert weltweit und ist bei dem Dorf Credenhill in der Nähe von Hereford stationiert. Er gilt als eine der erfahrensten und ältesten noch existierenden Spezialeinheiten der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Zu den Aufgaben des SAS zählen das Sammeln von Informationen über den Feind (Militärische Aufklärung), Sabotageoperationen hinter feindlichen Linien, das Markieren von Zielen für den Beschuss und die Befreiung von gefangenen Soldaten oder Zivilisten. Neben Kriegseinsätzen wird der SAS auch als Antiterroreinheit im Inland eingesetzt, vor allem zur Geiselbefreiung, aber auch zur gezielten Eliminierung von Staatsfeinden (zum Beispiel Mitgliedern der IRA oder anderen von der britischen Regierung als Terroristen eingestuften Personen oder Gruppierungen). Er bildet Spezialeinheiten befreundeter Länder aus und handelt bei Bedarf auch verdeckt, so dass eine Beteiligung der britischen Regierung nicht erkennbar ist. Bemerkenswerterweise übernimmt der zum Militär gehörende SAS auch Aufgaben einer polizeilichen Spezialeinheit, dazu gehört unter anderem der Schutz hoher britischer Würdenträger. Hier ist er noch am ehesten vergleichbar mit der israelischen Sayeret Matkal, mit dem der SAS immer wieder gemeinsame Übungen abhält.

Das Motto des SAS lautet: “Who dares wins” (deutsch: „Wer wagt, gewinnt“)

Organisation

Heute besteht der SAS aus drei Regimentern:

Die beiden Regimenter 21 und 23 dienen als Reserveeinheiten (TA SAS – Territorial Army). Im Kriegsfall übernehmen sie so genannte Long Range Reconnaissance Patrols (Fernspäher-Aufklärungseinsätze) hinter den feindlichen Linien und sollen Verluste des Regiments 22 ausgleichen. Jedes von ihnen besteht aus drei Squadrons.

Der aktive SAS besteht lediglich aus dem Regiment 22, aufgeteilt in 4 Schwadronen mit insgesamt etwa 500 Soldaten. Diese wieder bestehen aus je vier Troops. Jeder Trupp hat theoretisch 16 Mann, à vier Vier-Mann-Teams. Praktisch erreicht der SAS diese Einsatzstärke aber nicht, da er aufgrund der strengen Auswahl und des harten Dienstes, ähnlich wie andere Spezialeinheiten, Nachwuchsprobleme hat.

Die vier Squadrons tragen die Bezeichnung A, B, D und G (die C Squadron wurde 1980 aufgelöst). Jeder der dazu gehörenden vier Troops ist spezialisiert auf eine Fertigkeit der Fortbewegung, beziehungsweise des Eindringens in feindliches Gebiet. So gibt es in jeder Squadron einen Mountain Troop (Gebirgs- und Winterkampf), einen Mobility Troop (Landrover und Motorräder), einen Air Troop (Freifaller) und einen Boat Troop (maritime Einsatzkomponente).

Zum 22 SAS gehören außerdem noch eine Stabsgruppe, eine Planungs- und Nachrichtenabteilung, eine Abteilung zur Untersuchung von Einsätzen und ein Ausbildungszug.

Im Turnus von sechs bis neun Monaten ist jede dieser vier Squadrons als CRW-Wing (Counter Revolutionary Warfare – Guerillakampf), einer Unterabteilung, die auch verdeckte Militärberater-Funktionen erfüllt, an der Reihe. Der Wing steht in ständiger Bereitschaft und soll bei Bedarf in zwei Etappen innerhalb von 30 Minuten, beziehungsweise zwei Stunden, einsatzbereit sein. Unterteilt ist er in zwei Gruppen, die jeweils aus einer Sturmangriffs- und einer Scharfschützengruppe bestehen:

  • Rot (Luftlande- und Gebirgsjägergruppe)
  • Blau (Kampfschwimmer und Artillerie)

Neben den drei Regimentern, die eng zusammenarbeiten, existieren noch kleinere Einheiten für besondere Aufgaben:

  • die 63rd SAS Signal Squadron in South East England, sowie Eastern Wessex
  • und das L Detachment (früher R-Squadron), gebildet aus ehemaligen SAS-Mitgliedern. Letzteres untersteht dem TA SAS und dient als Reserve des Regiments 22 zum schnellen Ersetzen von Verlusten.

Die ursprünglichen Einheiten, das 1st Special Air Service Regiment und das 2nd Special Air Service Regiment, wurden 1945 aufgelöst.

Rekrutierung und Ausbildung

Seit 1952 werden die Soldaten des SAS in einem speziellen Verfahren ausgewählt, das der damalige Kommandeur Major John Woodhouse einführte. Bis dahin verdienten sich Interessenten die Aufnahme in ihren jeweiligen Einheiten durch besonderen Einsatz im Kampf.

Das Auswahlverfahren, die „Selection“, gilt als das anspruchsvollste der britischen Armee. Lediglich zwei bis zehn Prozent der Anwärter bestehen es. Es wird zwei Mal im Jahr in den Bergen von Wales abgehalten.

Bewerber müssen männlich sein und entweder seit mindestens drei Jahren Mitglied der britischen Streitkräfte oder seit 18 Monaten Angehöriger der beiden anderen Regimenter 21 und 23 (in beide können Zivilisten direkt eintreten). Außerdem akzeptiert der SAS Mitglieder der Armeen des Commonwealth als Anwärter. Besteht ein Kandidat eine der Prüfungen nicht, wird er sofort in seine ursprüngliche Einheit zurückversetzt. Ein zweiter Versuch ist möglich, weitere Anläufe jedoch nicht.

Einführung (2 Tage)

Ein Wochenende lang bekommen die Kandidaten Einblick in das Leben in einer britischen Spezialeinheit und werden über die Anforderungen der Einstellungstests informiert. Außerdem müssen sie ihre Fähigkeiten im Umgang mit Karte und Kompass belegen, eine Schwimmprüfung absolvieren, zudem noch einen Fitness- und Erste-Hilfe-Test.

Fitness und Orientierung (4 Wochen)

Blick vom 886 Meter hohen Pen y Fan in den Brecon Beacons, dem bevorzugten Terrain für die Geländeausbildung

Dieser Teil findet in den Brecon Beacons und im Elan-Tal in Wales statt. Zuerst ist der so genannte Battle Fitness Test (BFT) zu bestehen: 2,5 Kilometer müssen als Gruppe in unter 13 Minuten gelaufen werden, anschließend noch einmal allein in unter 11,5 Minuten. Überhaupt besteht die erste Woche vor allem aus Geländeläufen über die Berge mit leichtem Gepäck, außerdem aus Kartenlese- und Orientierungsaufgaben bei Tag oder Nacht. Im Laufe der Auswahl nimmt das Gewicht des Rucksacks zu, und die Soldaten müssen auch das Gewehr mitnehmen. Die dritte Woche ist bestimmt von Orientierungsübungen im Gelände mit steigendem Schwierigkeitsgrad. In der letzten Woche ist jeden Tag ein Geländelauf gegen die Uhr zu bewältigen. Die zu erreichende Zeit wird den Soldaten nicht mitgeteilt, sie haben bei jedem Lauf ihr Bestes zu geben. Das Überschreiten des Zeitlimits führt ebenso zum Ausscheiden wie Verletzungen. Den Abschluss bildet ein Marsch über eine Distanz von 65 Kilometern über insgesamt 7000 Höhenmeter mit einem 20 Kilogramm schweren Rucksack und Gewehr. Wer länger als 20 Stunden braucht, ist durchgefallen. Der Rekord liegt bei 14 Stunden. Immer wieder gibt es bei diesen Ausdauertests auch Todesfälle.

Aufbautraining (4 Wochen)

Hier finden die ausführliche und möglichst realistische Ausbildung an Handfeuerwaffen und Sprengstoffen sowie Übungen in Kleingruppentaktik statt. Wer bisher noch keine Fallschirmausbildung hat, erhält diese nun.

Dschungelausbildung (6 Wochen)

Die Ausbildung wird in kleinen Gruppen von je vier Mann absolviert, jede Gruppe wird überwacht von einem Ausbilder. Das Training umfasst die Orientierung und das Überleben im Dschungel, den Umgang mit Booten und den Aufbau von Lagerplätzen. Sämtliche Fähigkeiten müssen die Anwärter in einer Abschlussübung beweisen.

Kampfausbildung (4 Wochen)

In diesem Abschnitt werden in erster Linie das Überleben von Kampfsituationen (Combat Survival), das Überstehen von Gefangennahme und das Verbergen vor Feinden trainiert. Dazu gehört, dass die Soldaten sich nur von den Dingen ernähren, die sie in Wald und Feld finden und auch Verhöre und Folter (bis zu einem gewissen Grad) erleben. Die Ausbildung beendet eine Übung in E&E-Taktiken (Escape and Evasion – Fliehen und Ausweichen). Dazu bekommen die Soldaten unhandliche Übermäntel, um ihre Beweglichkeit einzuschränken und werden von anderen Einheiten, üblicherweise Fallschirmjägern oder Gurkhas, fünf Tage lang gejagt. Sie müssen unentdeckt bleiben, um zu bestehen. Anschließend wird jeder von ihnen 24 Stunden lang verhört und dabei erniedrigt, beschimpft, mit Lärm oder Schlafentzug gefoltert. Wer mehr als nur seinen Namen, seinen Rang, sein Geburtsdatum oder die Kennnummer preisgibt, fällt durch. Einzige erlaubte Antwort ist: „Es tut mir leid, ich kann diese Frage nicht beantworten.“

Jeder Fehler in einem dieser Abschnitte führt dazu, dass der Soldat sofort zu seiner Ursprungseinheit zurückversetzt wird. Besteht er sie, verliert er jeden bisherigen Dienstrang und wird einfaches Mitglied (Trooper) des SAS.

Die Ränge innerhalb des Regiments müssen von Unteroffizieren und Mannschaften neu erworben werden.

Sollte ein Soldat die Truppe verlassen, bekommt er seinen alten Dienstgrad zurück. Für Offiziere gilt ein abweichendes Verfahren: Sobald sie mindestens Captain (Hauptmann) sind, behalten sie ihren Rang, dürfen jedoch maximal drei Jahre im SAS dienen. Wenn sie anschließend den Test erneut bestehen, dürfen sie drei weitere Jahre dabei bleiben.

Spezialausbildung

Anschließend beginnt die eigentliche Ausbildung, innerhalb derer sich jeder Soldat auf einem oder mehreren Gebieten zum Experten (Specialist) für bestimmte Bereiche fortbildet, diese sind:

Je nach Rang und Fähigkeiten verdienen die Soldaten 25.000 bis 80.000 Pfund im Jahr. Der Dienst ist so hart, dass viele der Männer mit Mitte 30 aussteigen. Neben Verletzungen im Einsatz sind auch Spätfolgen durch schlechte Ernährung, verseuchtes Wasser, Infektionen oder Gefangenschaft eine Gefahr. Für Heimkehrer können außerdem ihre Konditionierung und ihre Erlebnisse zur Belastung werden. Nur wenigen gelingt es, sich an ein normales Leben zu gewöhnen. Viele leiden unter psychischen Störungen wie dem posttraumatischen Stresssyndrom oder können ihre Aggressionen nicht kontrollieren. Immer wieder gibt es Berichte über Selbstmorde ehemaliger SAS-Mitglieder.

Durch den hohen psychologischen Druck, als auch Einsatzdauer und -turnus, wird ein geregeltes Familienleben zu einer Herausforderung für alle Angehörigen. Scheidungen sind in diesem Zusammenhang keine Seltenheit.

Nachwuchsprobleme

Aufgrund dieser Gefahren und der hohen Anforderungen bei der Auswahl hat der SAS schon länger Schwierigkeiten, seine Sollstärke zu halten. Die britische Zeitung „Daily Telegraph“ berichtete 2005, dass sich diese Probleme seit dem Krieg im Irak massiv verstärkt hätten. Immer mehr Soldaten würden den Dienst für lukrative Stellen bei privaten Sicherheitsdienstleistern quittieren. Dies habe das Regiment dazu veranlasst, sämtliche 300 Frontsoldaten des SAS per Brief darauf hinzuweisen, dass es im besten Sinne aller wäre, wenn sie blieben.

Der Anreiz aus der Wirtschaft ist hoch. Laut dem Bericht kann ein Unteroffizier des SAS als Berater eines privaten Sicherheitsunternehmens in Irak oder Afghanistan bis zu 14.000 Pfund im Monat verdienen.

Ausrüstung

Bewaffnung

Die Informationen über den SAS basieren eigentlich sämtlich auf Büchern ehemaliger Mitglieder oder auf Berichten von Journalisten. Ihre Genauigkeit und ihre Aktualität sind daher begrenzt. Es kann als gesichert gelten, dass der SAS ähnlich wie andere Spezialeinheiten Zugriff auf praktisch jede Waffe hat, und sie entsprechend den eigenen Bedürfnissen modifizieren und anpassen kann.

Standardbewaffnung für militärische Einsätze ist das amerikanische Sturmgewehr M16, das um den Granatwerfer M203 ergänzt werden kann. Als Unterstützungswaffen werden sowohl das Standard-MG der britischen Streitkräfte GPMG (= General Purpose Machine Gun, genannt „Gimpy“) im Kaliber 7,62 x 51 mm NATO als auch das FN Minimi im Kaliber 5,56 x 45 mm NATO eingesetzt.

Seit seinem Afghanistaneinsatz hat der SAS die Diemaco C8 SFW (Special Forces Weapon) und den Granatwerfer H&K AG-C UGL in sein Arsenal übernommen, die von nun an zur Standardausrüstung gehören.

MP5SD3 mit integriertem Schalldämpfer

Für Anti-Terror-Operationen werden die Maschinenpistolen Heckler & Koch MP5 und MP7 verwendet, ähnlich wie bei anderen Spezialeinheiten. Außerdem findet auch die HK 53 Verwendung, eine Maschinenpistole von Heckler & Koch im Kaliber 5,56 x 45 mm NATO.

Teil der Bewaffnung war jahrelang die halbautomatische Pistole Browning Hi-Power im Kaliber 9-Millimeter-Parabellum. Inzwischen verwendet die Einheit jedoch die SIG Sauer P228 [1], die die gleiche Munition verschießt wie die Browning Hi-Power und die HK MP5.

Die Scharfschützengewehre vom Typ Accuracy International L96 A1 im Kaliber.308 Winchester können bei Bedarf mit einem Schalldämpfer versehen werden. Daneben stehen vom gleichen Hersteller so genannte Anti-Material-Rifles im Kaliber.50 BMG zur Verfügung.

Je nach Ziel können außerdem verschiedene Infanteriewaffen wie schwere Maschinengewehre, Granatwerfer, Raketenwerfer oder Minen eingesetzt werden.

Als Kampfanzug dient ein feuerhemmender Overall, der entsprechend den Einsatzbedingungen verschieden getarnt ist. Ein netzartiger Schal wird als Halstuch getragen, aber auch zur Tarnung von Gesicht oder Ausrüstung eingesetzt. Je nach Auftrag kann eine schusshemmende Weste ebenso dazu gehören, wie eine Sturmhaube, ein Helm mit Gesichtsvisier, Nachtsichtgeräte oder ABC-Schutzmasken.

Als Luftunterstützung hat die britische Regierung laut Berichten der „Sunday Times“ sechs Flugzeuge des Typs Hercules AC-130 Spectre angeschafft. Diese sogenannten „Gunships“ sind fliegende Geschützplattformen, gepanzert und bestückt mit verschiedenen Schnellfeuerkanonen und Maschinengewehren. Ihre Existenz bedeutet eine Erweiterung der Einsatzgrundsätze des SAS: Kleine Teams, die sich unerkannt hinter den Linien bewegen, benötigen kaum so massive Feuerunterstützung. Für den geschlossenen Einsatz ganzer Squadrons jedoch kann diese sehr wohl wichtig sein.

Zurzeit werden laut „Jane’s“ in Credenhill Minidrohnen aus amerikanischer Produktion erprobt, sogenannte Backpack Unmanned Surveillance Targeting and Enhanced Reconnaissance (Buster). Diese sehen aus wie Modellflugzeuge, lassen sich im Rucksack transportieren und sammeln aus der Luft Informationen. Gesteuert werden sie ähnlich einem Modellflugzeug und können bis zu vier Stunden in der Luft bleiben.

Transport

Westland Lynx Mk.7, hier einer der Royal Marines, wie er auch beim SAS in Gebrauch ist.

Die Mobility-Troops verwenden vorwiegend die Militärversion des Land Rover Defender, den Wolf (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Geländewagen der Bundeswehr auf G-Klasse-Basis), sowohl mit kurzem (TUL), als auch mit langem Radstand (TUM). Außerdem den so genannten Pink Panther, einem auf dem Land Rover basierendes Patrouillenfahrzeug und das HMT Supacat Multi-Envirnoment Surveillance and Reconnaissance Vehicle, das seit Jahren bei den Royal Marines im Einsatz ist.

Für den Langstreckentransport stehen mehrere modifizierte Lockheed C-130 Hercules zur Verfügung, die mit zusätzlichen Aufklärungs- und Kommunikationssystemen, sowie Flares zum Selbstschutz ausgestattet sind. Seit 2002 wird gelegentlich auch die C-17 Globemaster für diesen Zweck verwendet. Der primäre Operationshubschrauber des SAS ist der Westland Lynx Mk.7, sowie der modernere Battlefield Lynx. Außerdem wurden in den 1990er Jahren laut Medienberichten acht Hubschrauber vom Typ Boeing Vertol CH-47 Chinook beschafft, die für den Transport einer ganzen Squadron samt leichter Fahrzeuge geeignet sind. Ferner verfügt der SAS über 4 Hubschrauber vom Typ Agusta A109.

Kooperationen

Der SAS wird seit 2005 nachrichtendienstlich vom Special Reconnaissance Regiment (SRR) unterstützt, das Überwachungs- und Aufklärungsaufgaben erfüllt, um SAS-Einsätze vorzubereiten und zu begleiten.

Neben Großbritannien verfügen als ehemalige Kolonien auch Australien und Neuseeland über einen eigenen SAS. Diese Einheiten stehen in enger Verbindung mit dem britischen SAS, sowohl im Training als auch bei weltweiten Einsätzen. Der britische SAS übernimmt zudem die komplette Ausbildung der Sultan’s Special Force in Oman.

Viele Spezialeinheiten weltweit haben sich den SAS zum Vorbild genommen. Zum Beispiel wurde der komplette Ausbildungsstab der amerikanischen Antiterroreinheit Delta Force 1977 durch ein Expertenteam des SAS über fast ein Jahr lang in den USA ausgebildet. Dieses Know-how bildete damit die Keimzelle für die Aufstellung aller anderen US-Antiterroreinheiten, wie dem 1980 gegründeten Seal Team 6 und dem 1983 aufgestellten Hostage Rescue Team des FBI. Auch das deutsche KSK, die kanadische JTF2 , das schweizerische AAD 10, die polnische GROM und die israelische Sayeret Matkal übernahmen die taktische Struktur und Einsatzdoktrin des SAS. Später entwickelte sich die Sayeret Matkal durch ihre in enormer Einsatzdichte erworbenen Erfahrungen ihrerseits zu einer wertvollen Hilfe für den SAS. Viele Einheiten trainieren regelmäßig mit Einheiten des SAS und nutzen dessen Trainingseinrichtungen beispielsweise in Belize oder Brunei.

Geheimhaltung

Die Existenz des Special Air Service war in Großbritannien bereits in den 1960er-Jahren allgemein bekannt, jedoch wurde sie lange Zeit von offiziellen Stellen dementiert. Auch nachdem ein Fernsehteam 1972 zufällig einen Anti-Terror-Einsatz an Bord des Kreuzfahrtschiffes Queen Elizabeth 2 dokumentierte, nahm das Verteidigungsministerium hierzu keine Stellung. Erst in den 1980er-Jahren wurde die Existenz des SAS offiziell bestätigt, nachdem dieser die Geiselnahme in der iranischen Botschaft in London vor versammelter Weltpresse erfolgreich beendet hatte.

Nach dem Eintritt ist es jedem Mitglied untersagt, anderen als engen Familienmitgliedern die Zugehörigkeit zum SAS zu enthüllen. Während der gesamten Dienstzeit sorgt das Verteidigungsministerium für Anonymität. In Veröffentlichungen über eventuell verliehene Orden steht hinter den Namen des Soldaten die ursprüngliche Einheit, nicht SAS. Sollte er im Kampf getötet werden, wird darüber keine öffentliche Mitteilung gemacht, sofern es sich vermeiden lässt. Ist sie unvermeidlich, wird der Soldat als Mitglied seiner ursprünglichen Einheit aufgeführt.

Diese Geheimhaltung ist bis heute Anlass für viele Spekulationen und lieferte etlichen Verschwörungstheoretikern Stoff für ihre Bücher. Die meisten Kenntnisse über den SAS stammen von ehemaligen Mitgliedern der Einheit, von denen angeblich einige wegen der Preisgabe von Informationen vor Militärgerichte gestellt wurden. Das Verteidigungsministerium versucht auch immer wieder per Gericht, die Bücher von Veteranen zu verbieten oder zensiert deren Lebenserinnerungen und Berichte. Daher ist bei jedem Bericht Skepsis angebracht. Erst Ende November 2001 gewann ein ehemaliger SAS-Soldat einen dreijährigen Prozess gegen das Ministerium; Anschließend durfte er sein Buch über einen katastrophalen Einsatz während des Golfkrieges veröffentlichen, jeden Gewinn aber musste er dem Staat abtreten. Ex-Mitglieder, die Berichte veröffentlichen, tun dies üblicherweise unter einem Pseudonym, wie zum Beispiel auch Andy McNab. Doch ist auch bei diesen Büchern die Höhe des Wahrheitsgehaltes unklar. Außerdem gibt es immer wieder Autoren, die behaupten, im SAS gedient zu haben, ohne dass es dafür Belege gibt.

Im Jahre 2004 bekräftigte der damalige Verteidigungsminister Geoff Hoon die bis heute geltende Geheimhaltungspolitik gegenüber der Öffentlichkeit. Die Kritik von hohen Regierungsmitgliedern sowie seitens der Presse, dass sich diese Politik durch die zunehmende Einbindung von Spezialeinheiten in der Kriegsführung nicht aufrechterhalten lasse, kommentierte eine nicht genannte militärische Quelle damit, dass ungenaue und fehlerhafte Berichterstattung unter Umständen „nützlicher Desinformation“ gleichkomme.[2]

Geschichte

1941–1945

SAS-Angehörige nach einer Patrouille (Nordafrika, 1943)

Gegründet wurde „the Regiment“, wie der SAS auch genannt wird, im Juli 1941 während des Zweiten Weltkrieges von dem damaligen Lieutenant David Stirling. Ursprüngliches Ziel waren Sabotageakte weit hinter der Front des deutschen Afrikakorps, um Rommels Nachschublinien zu stören. Die nur 66 Mann große Truppe firmierte unter dem Namen „L Detachment, Special Air Service Brigade“. Die Bezeichnung Brigade, die eine viel größere Einheit vermuten ließ, trug sie nur als Tarnung und zur Täuschung der Deutschen, ebenso wie den Zusatz Air.

Stirlings Männer wurden im ägyptischen Kabrit nahe dem Sueskanal ausgebildet. Sie arbeiteten anfangs eng mit der so genannten Long Range Desert Group (LRDG), einer Aufklärungseinheit der Armee zusammen.

Während des Wüstenkrieges in Afrika unternahmen Stirlings Soldaten viele erfolgreiche Angriffe, vernichteten Treibstoffdepots und Flugplätze. Sie waren so gefürchtet, dass Adolf Hitler den so genannten Kommandobefehl erließ, der besagte, dass jedes gefasste Mitglied einer solchen Gruppe zu erschießen sei. Sie perfektionierten eine Taktik namens Hit and Run (Angreifen und Verschwinden), indem sie lediglich mit Geländefahrzeugen, die ein Maschinengewehr trugen, angriffen und anschließend wieder in der Wüste verschwanden.

Der allererste Einsatz allerdings war ein Desaster. Im November 1941 sprangen 62 Mann mit Fallschirmen hinter den feindlichen Linien ab, um einen Fliegerhorst zu zerstören. Jedoch nur 22 erreichten den ausgemachten Treffpunkt, die übrigen wurden gefangen oder getötet. Stirling warb anschließend in der Armeeführung darum, das Unternehmen wiederholen zu dürfen. Diesmal transportierte die LRDG die Soldaten per Fahrzeug zum Einsatzort. Ohne eigene Verluste wurde der Flugplatz zerstört. Die Gruppe erhielt im Oktober 1942 den Namen 1st SAS und damit auch den Status eines eigenständigen Regiments. Stirlings Bruder Bill begann mit dem Aufbau eines zweiten Regiments, namens 2nd SAS.

Im Januar 1943 wurde David Stirling bei einem Einsatz von Italienern gefasst und verbrachte den Rest des Krieges in einem Kriegsgefangenenlager. Das Kommando übernahmen sein Bruder Bill und Blair ‚Paddy‘ Mayne.

Nicht nur in Afrika war das Regiment aktiv, sondern auch bei der Invasion von Italien. Dabei nutzte man auch italienische Partisanen und geflohene sowjetische Kriegsgefangene. Sie dienten im „Allied SAS Battalion“ und störten unter anderem die Kommunikationslinien des deutschen Oberbefehlshabers der Front, Albert Kesselring. Zwischen 1943 und 1945 wurden insgesamt drei dieser Fremdenbataillone aufgestellt:

  • 3rd SAS bestehend aus französischen Soldaten,
  • 4th SAS bestehend aus französischen Soldaten,
  • 5th SAS bestehend aus belgischen Soldaten.

Am 1. April 1944 wurden alle bisherigen Einheiten unter dem Namen „Special Air Service Regiment“ zusammengefasst und in das Army Air Corps eingegliedert. Der SAS unterstützte gemeinsam mit dem amerikanischen OSS und dem französischen Maquis die alliierte Landung in der Normandie 1944 mit Anschlägen auf Nachschubeinrichtungen hinter der Front. Nach dem Ende des Krieges wurde der SAS zur Fahndung und Verhaftung ehemaliger SS- und Gestapo-Mitglieder eingesetzt. Zu dieser Zeit bestand die Einheit bereits aus fünf Regimentern, von denen zwei vor allem französische und eines belgische Mitglieder hatten.

1946–1979

Die beiden französischen Bataillone und das belgische wurden nach dem Krieg aufgelöst, die Soldaten kehrten in ihre Heimatländer zurück und wurden dort in die Armeen eingegliedert. Die französischstämmigen Einheiten bildeten das:

  • 2e Régiment de Chasseurs Parachutistes und das
  • 3e Régiment de Chasseurs Parachutistes.

Diese beiden Regimenter gingen später in dem 1er Régiment Parachutiste d'Infanterie de Marine (1er RPIMa) auf, dem französischen Pendant zum SAS, das sich noch heute in der Tradition des SAS sieht und regelmäßig gemeinsame Übungen mit ihm abhält.

In der belgischen Armee entstand aus den Heimkehrern das

Auch der Rest der Truppe existierte nicht in der bisherigen Form weiter. Der SAS wurde offiziell aus der Armee ausgegliedert und aufgelöst. Am 1. Juli 1947 jedoch wurde sie zumindest teilweise als Special Air Service Regiments im Army Air Corps neu aufgestellt. Es bestand aus einem Regiment der Reserve (Territorial Army – T.A.): dem 21st Battalion, Special Air Service Regiment (Artists Rifle). Im August 1949 wurde diese Einheit aus dem Army Air Corps ausgegliedert und als unabhängiges Korps geführt.

Erst 1950 baute Brigadier Mike Calvert den SAS als Kommandoeinheit neu auf. Grund war eine Krise in Malaysia, wo Rebellen versuchten, die Unabhängigkeit zu erkämpfen. Als Anti-Guerilla-Einheit wurde das so genannte Z Squadron gebildet, die unter dem Namen „Malayan Scouts“ in Malaysia kämpfte. Das Squadron bestand aus Ex-SAS-Männern, Rekruten anderer Einheiten, sowie aus Insassen von Armeegefängnissen. Zusätzlich wurde das noch existierende Regiment 21 in den Dschungel von Malaysia geschickt. Bis zum Ende des Jahres 1955 bestand die gesamte Truppe wieder aus fünf Schwadronen und blieb in Malaysia bis einschließlich 1958.

Im Jahr 1952 wurden die bestehenden Gruppen in zwei Einheiten neu organisiert:

  • 21st Special Air Service Regiment (Artists Rifle), (T.A.)
  • 22nd Special Air Service Regiment, in dem die „Malayan Scouts“ aufgingen.

1959 entstand dann in der Territorial Army eine zweite SAS-Einheit:

  • 23rd Special Air Service Regiment (T.A.).

Die letzte Umorganisation fand am 1. April 1967 statt. Im Hauptquartier in Hereford wurde zu diesem Zeitpunkt ein neues Squadron aufgestellt: Das R Squadron, Special Air Service Regiment (V), das sich aus ausgewählten Mitgliedern der Regimenter 21 und 23 zusammensetzte und dem 22nd SAS als schnelle Verstärkung angegliedert wurde. Später erhielt die Einheit nochmals eine neue Bezeichnung, den historischen Namen:

  • L Detachment

Dem Einsatz in Malaysia folgten weitere. So bekämpften SAS-Teams gegen den Sultan putschende Rebellen im heutigen Oman (1958–59) oder Guerilleros in Borneo, dem heutigen Brunei (1963–1966). Außerdem waren sie von 1964–1967 in Aden im Einsatz, bevor die Briten das Land verließen. Von 1970–1977 gab es erneut inoffizielle und streng geheime Einsätze im Oman. Überhaupt wandelte sich der SAS mehr und mehr von einer regulären Armeeeinheit hin zu einer geheim gehaltenen Spezialtruppe. Damit änderten sich auch die Aufgaben, zu denen inzwischen der Personenschutz und der Kampf gegen Terroristen gehörte. Als Tarnung wurden im Einsatz nun auch Zivilkleidung oder Uniformen anderer Armeeeinheiten getragen.

Nordirland

Ab 1969 setzte die britische Regierung den SAS auch in Nordirland ein, was schnell zu Kritik führte. Offiziell begann die britische Armee ihren Einsatz in der Provinz, um die lokale Polizei, die Royal Ulster Constabulary, zu unterstützen. Jedoch waren die Einsätze, bei denen „das Regiment“ involviert war, von vornherein Kampfeinsätze gegen die IRA. Mehrfach kamen dabei unbewaffnete Zivilisten ums Leben. Anfangs traten die Soldaten noch offen in ihren Uniformen und sandfarbenen Baretten auf, später operierten sie immer häufiger verdeckt.

Dabei arbeitete der SAS im Kampf gegen die IRA sehr eng mit der 1970 aufgestellten 14 Intelligence Company, einer Spezialeinheit der britischen Armee für nachrichtendienstliche Aufklärung und Überwachung, zusammen.

Der SAS wurde in den 70er Jahren zu einem der wichtigsten Instrumente bei der Suche nach Informationen gegen nordirische Terrorgruppen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, handelten die Kommandos immer offensiver, wobei bei Verfolgungen – obwohl es ihnen verboten war – SAS-Männer auch die Landesgrenze zur Republik Irland überschritten. So wurde unter anderem im März 1976 der IRA-Kommandant Seán MacKenna aus seinem Haus in der Republik Irland entführt und an eine Patrouille der britischen Armee übergeben.

Irische Nationalisten sind der Überzeugung, der SAS habe in den 1980er-Jahren IRA-Mitglieder sogar planmäßig exekutiert. So soll er 1984 in Dunloy in der Grafschaft Antrim zwei Männer erst verwundet und schließlich erschossen haben. In Loughall wurden 1987 acht IRA-Männer, die versuchten, eine Polizeistation zu sprengen, in einen Hinterhalt des SAS gelockt und getötet. 1988 wurden in der britischen Exklave Gibraltar drei unbewaffnete Mitglieder, die einen Bombenanschlag planten, von einem SAS-Team in der Operation Flavius auf offener Straße erschossen.

Zwar unterliegt der SAS bei dem Gebrauch von Waffen den gleichen rechtlichen Bestimmungen wie die britische Armee, allerdings wird bei SAS-Einsätzen grundsätzlich offiziell eine Kriegseinsatzsituation angenommen (also nach Kriegsrecht verfahren).

Aufgrund seiner aggressiven und kompromisslosen Kampfweise wurde der SAS gefürchtet und bekam einen geradezu mythischen Ruf. Beispielhaft dafür war die Balcombe Street Belagerung am 6. Dezember 1975. Auf der Flucht vor der Polizei hatten sich zwei IRA-Männer in einer Wohnung in der Balcombe Street in London verschanzt und zwei Bewohner als Geiseln genommen. Sechs Tage lang dauerten die Verhandlungen. Die Männer ergaben sich, als Medien berichteten, der SAS solle zur Befreiung der Geiseln eingesetzt werden.

1980–2001

In den 80er Jahren wurde „das Regiment“ mehr und mehr auch für die Öffentlichkeit sichtbar. Die neue Offenheit der Regierung im Umgang mit dem SAS begann im April 1980. An diesem Tag besetzten sechs irakische Terroristen die iranische Botschaft in London. Vergeblich verhandelte die Polizei sechs Tage lang mit den Besetzern, die zur Unterstützung ihrer Forderungen eine Geisel töteten. Am 5. Mai befahl Premierministerin Margaret Thatcher den Angriff. Um 19.26 Uhr stürmten mehr als 30 SAS-Männer das Gebäude und wurden dabei zum Teil live von der BBC gefilmt. Während des 17 Minuten andauernden Einsatzes erschossen die Terroristen eine Geisel. Sie selbst wurden bis auf einen getötet. Dieser Geiselnehmer überlebte nach Zeugenaussagen nur, weil er sich seiner Waffe sofort entledigte und sich zu Boden warf, so dass er von den Einsatzkräften für eine Geisel gehalten wurde.

Nach dem Einsatz führte das Vorgehen des SAS nach dem Motto safety-first zu einer öffentlichen Kontroverse in der britischen Presse. Aufgrund der kompromisslosen Vorgehensweise während der Aktion wurde vermutet, dass so etwas wie ein genereller Schießbefehl vorgelegen habe. Einer der beteiligten Soldaten, Robin Horsfall, sagte 20 Jahre später in einem Interview: „Wir wurden darauf gedrillt, zu töten. Wenn der SAS in Aktion tritt, muss man sich damit abfinden, dass es Tote gibt. Wir wollten die Terroristen töten. Wir hofften, dass sie sich nicht ergeben würden. Dafür lebten wir, dafür hatten wir trainiert.“ Der ursprüngliche Befehl hatte gelautet, auf beiden Seiten so wenig Menschen wie möglich zu töten.

Trotz der Kontroverse galt der Sturm als Erfolg. Zudem führte die Debatte neben der Medienpräsenz erstmals dazu, dass die Existenz der Einheit von offizieller Seite nicht mehr dementiert wurde.

Der nächste bekannt gewordene Einsatz kam während des Falklandkrieges 1982. Mehrere Teams des SAS kämpften zur Vorbereitung und während der Landung auf den Falklandinseln, oft in Zusammenarbeit mit Einheiten des Special Boat Service. Auch soll es zu Einsätzen auf dem argentinischen Festland gekommen sein, doch gibt es dafür keine Belege.

Die Einheit wurde jedoch nicht nur für Kriege und Terrorismusbekämpfung benötigt. 1987 befahl Premierministerin Thatcher einem SAS-Team, das Hochsicherheitsgefängnis in Peterhead in Schottland zu stürmen, um eine Revolte der Häftlinge niederzuschlagen. Die Soldaten setzten dabei lediglich Schlagstöcke, Blendgranaten und CS-Gas ein. Der Einsatz gelang, und ein gefangen gehaltener Wachmann konnte befreit werden.

Nachdem in Kambodscha das Regime der Roten Khmer durch den Einsatz vietnamesischer Streitkräfte gestürzt worden war, setzte die britische Regierung ab dem Jahr 1983 das SAS in einer verdeckten Operation ein, um Widerstandskämpfer im Umgang mit Minen und anderen Sprengkörpern zu schulen. Zu dieser Widerstandsbewegung gehörten auch die verbleibenden Roten Khmer, die erneut die Macht ergreifen wollten.[3] Die von den Guerillas verlegten Minen stellen noch Jahrzehnte später ein gravierendes Problem für die Bevölkerung dar. Etwa 15% der Kambodschaner sind durch Unfälle mit Landminen betroffen.[4]

Im Zweiten Golfkrieg 1991 übernahm der SAS ähnliche Aufgaben wie einst im Zweiten Weltkrieg: Sabotageeinsätze weit hinter den feindlichen Linien. Vorrangiges Ziel war die Zerstörung von Abschussrampen irakischer Scud-Raketen. Dabei erlitt die Truppe auch einen ihrer größten Fehlschläge: Zwei Mitglieder des Kommandos „Bravo Two Zero“ beschrieben diesen Einsatz später in Büchern. Ihr Acht-Mann-Team sollte tief in der irakischen Wüste Abschussstellungen unschädlich machen, es wurde jedoch schon beim Eindringen in den irakischen Luftraum gesichtet und verfolgt. Mehrere Tage lang zogen sich die Soldaten kämpfend zurück und töteten dabei schätzungsweise 250 Iraker. Nur einer der acht schaffte es, sich bis zur 190 Kilometer entfernten syrischen Grenze durchzuschlagen. Drei weitere wurden im Kampf getötet, die übrigen vier gefangen und während der Verhöre gefoltert.

Gegenwart

Neben den klassischen Aufgaben Sabotage, Geheimdienstarbeit und Geiselbefreiung ist für den SAS seit dem September 2001 eine weitere immer wichtiger geworden: der weltweite Kampf gegen terroristische Gruppen. Aufgrund der in Nordirland gemachten Erfahrungen gilt der SAS als eine der wichtigsten Waffen in diesem unerklärten Krieg. Groß angelegte Einsätze in Afghanistan und im Irak gehören ebenso dazu wie kleine Aktionen einzelner Teams.

Im Gegensatz zu ähnlichen Einheiten verbündeter Länder, wie der Delta Force oder dem KSK (Kommando Spezialkräfte), arbeitet der SAS (ähnlich wie die israelische Sajeret Matkal) dabei immer wieder auch eng mit der Polizei zusammen. So waren laut britischen Medienberichten SAS-Angehörige im Juli 2005 an der Überwachung von Jean Charles de Menezes beteiligt, der von der Londoner Metropolitan Police zu Unrecht als Terrorverdächtiger verfolgt und letztlich in der U-Bahn erschossen wurde. Auch sollen einige Mitglieder sowohl an der Fahndung nach den Drahtziehern der Bombenanschlägen auf das Londoner Verkehrsnetz im Juli 2005 beteiligt gewesen sein, als auch an der Erstürmung mehrerer Wohnungen von Hintermännern in West-London. Eine offizielle Bestätigung dieser Berichte gab es, wie üblich, nicht.

Am 19. September 2005 kam es im irakischen Basra zu einem Zwischenfall, der internationale Aufmerksamkeit erregte. Zwei SAS-Angehörige, deren Einheit gegen Waffenschmuggler aus dem Iran operierte,[5] waren, als Araber verkleidet, in einem Zivilfahrzeug unterwegs als sie in eine irakische Polizeikontrolle gerieten und offenbar nach einem Schusswechsel festgenommen wurden. Nachdem die Männer überwältigt worden waren, fand man in ihrem Fahrzeug diverse Waffen und Ausrüstungsgegenstände. Noch bevor ihre Identität oder ihre Absichten geklärt werden konnten, wurden die beiden Gefangenen aus ihrem irakischen Gefängnis von britischen Truppen gewaltsam befreit, mit der Begründung die örtliche Polizei hätte die Männer an terroristische Milizen übergeben und ihr Leben sei in Gefahr gewesen.[6] Nach Angaben aus dem britischen Verteidigungsministerium seien die Männer jedoch nach Verhandlungen freigelassen worden.[7][8]

Nach einem Einsatz im Irak 2006 verließ ein SAS-Mitglied die Einheit und die Armee aus „moralischen Gründen“. Der 28-jährige Ben Griffin schied laut „Sunday Telegraph“ auf eigenen Wunsch aus. Er habe im Irak in dutzenden Fällen „illegale“ Verhörmethoden beobachtet und erlebt, wie Iraker von US-Truppen als „Untermenschen“ behandelt würden. Nach dem Bericht ist Griffin der erste Soldat überhaupt, der den SAS aus moralischen Gründen verlässt.

Am 26. Februar 2011 unterstützten SAS-Soldaten während des Aufstands in Libyen die Evakuierung von 150 britischen Staatsbürgern mit zwei Transportflugzeugen vom Typ C-130 Hercules südlich von Bengasi.[9] Am 6. März 2011 wurde berichtet, dass bis zu acht SAS Soldaten in Libyen von Aufständischen festgehalten worden wären, als sie einen britischen Diplomat begleitet hätten.[10] Mitglieder der SAS beteiligen sich nach Angaben der Times und des Daily Telegraph an der Suche nach Muammar al-Gaddafi innerhalb Libyens.[11].

Einsätze (Auswahl)

Sonstiges

Gemäß dem British SAS Qualification Statement dürfen SAS-Angehörige keine Auszeichnung für ihre Dienstverrichtungen annehmen.

“I agree to carry out arduous duties with no recognition, no rewards, no promotions, and no medals”

„Ich werde beschwerliche Obliegenheiten ohne jede Anerkennungen, Belohnungen, Beförderungen und Orden ausführen.[13]

British SAS Qualification Statement

Siehe auch

Literatur

  • Ken Connor: Ghost Force. The Secret History of the SAS. London 1998, ISBN 0-297-84080-0.
  • Barry Davies: The Complete Encyclopedia of the SAS. ISBN 978-0-7535-0534-2.
  • General Sir Peter De La Billiere: Looking For Trouble - SAS To Gulf Command - The Autobiography. HarperCollins, London 1994, ISBN 0-00-637983-4.
  • Tony Geraghty: This is the SAS. Arco Publishing, New York 1983.
  • James D. Ladd: SAS Operations. 1999, ISBN 0-7090-6043-2.
  • Peter Macdonald: SAS im Einsatz – Die Geschichte der britischen Spezialeinheit. 1994, ISBN 3-613-01602-8.
  • Andy McNab: Die Männer von Bravo Two Zero. 1996, ISBN 3-423-20515-6.
  • Andy McNab: Seven Troop. Corgi, 2009, ISBN 978-0-552-15866-4.
  • Andy McNab: Immediate Action. Dell, 1996, ISBN 0-440-22245-1.
  • Kaj-Gunnar Sievert: Kommandounternehmen. Spezialeinheiten im weltweiten Einsatz. Mittler, ISBN 3-8132-0822-2.
  • Kaj-Gunnar Sievert: Kommandounternehmen: Verdeckter Zugriff - Special Forces im Einsatz. 1. Auflage. E.S. Mittler & Sohn, Hamburg/Berlin/Bonn 2010, ISBN 978-3-8132-0916-7.
  • Sören Sünkler: Elite- und Spezialeinheiten Europas. Motorbuch Verlag, 2008, ISBN 978-3-613-02853-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. P228 bei remtek.com (eingesehen am 29. Juli 2008)
  2. Richard Norton-Taylor: Hoon blocks move to openness on SAS. In: Guardian Online. 27. März 2009. Zugriff: 13. Mai 2009.
  3. John Pilger: How Thatcher gave Pol Pot a hand. In: New Statesman 17. April 2000 (englisch)
  4. Craig Guthrie: Trial and error in Cambodia. In: Asia Times Online. 19. Februar 2009 (englisch)
  5. SAS in secret war against Iranian agents. In:The Sunday Times. 25. September 2005.
  6. Iraq probe into soldier incident. auf: BBC news. 20. September 2005.
  7. Petrol bombs fly as 'tanks' free SAS men. In: Sydney Morning Herald. 20. September 2005.
  8. Troops free SAS men from jail. auf: telegraph.co.uk 20. September 2005.
  9. British SAS and Boat Service - Daring Rescue in the Desert. 26. Februar 2011.
  10. Libyen: Rebellen schnappen britische Elitesoldaten. auf: Spiegel online. 6. März 2011.
  11. Spiegel.de, abgerufen am 25. August 2001
  12. Bei Special Air Service (SAS) - Operation Barras - Sierra Leone. auf: eliteukforces.info. Zugriff am 14. August 2008
  13. www.sasspecialairservice.com The British Special Air Service .
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