Sparks (Band)

Sparks (Band)
Sparks in London, November 1972

Die Sparks sind eine heute noch aktive Rockband um die Brüder Ron und Russell Mael, die Ende der 60er Jahre in Los Angeles gegründet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Bandgeschichte

Anfänge

Ron Mael (Ronald David Mael, * 12. August 1945 in Culver City, Kalifornien) bekam schon als Kind Klavierunterricht. Als Sohn eines Grafikers und einer Bibliothekarin wuchs er in Pacific Palisades, Los Angeles auf. Ende der 60er war er Student an der UCLA. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Russell Mael (Russell Craig Mael, * 5. Oktober 1948 in Santa Monica, Kalifornien) spielte er in verschiedenen Bands, bevor sie mit Earle Mankey (Gitarre) 1969 die Gruppe Halfnelson gründeten, aus der später die Sparks wurden. Ron schrieb die Lieder und spielte Keyboards, Russell sang. Vervollständigt durch Mankeys Bruder Jim (Bass) und Harley A. Feinstein (Drums) veröffentlichten sie 1971 ihr gleichnamiges Debüt für Bearsville. Produziert wurde die Platte von Todd Rundgren. Musikalische Einflüsse waren vornehmlich englische Bands wie The Kinks, The Move und die frühen Pink Floyd mit Syd Barrett.

Dem Album war kein großer kommerzieller Erfolg beschieden, auch nicht, als es nach von der Plattenfirma vorgeschlagener Namensänderung in Sparks (in Anlehnung an die Marx-Brothers) wiederveröffentlicht wurde. Die Single Wonder Girl war ein lokaler Hit, brachte aber ebenso wenig wie die zweite LP A Woofer in Tweeter's Clothing (1972) den Durchbruch. Das herausragende Stück auf dieser Platte, Girl from Germany, handelt von der Schwierigkeit, den Eltern eine deutsche Freundin vorzustellen.

Island Records

Eine Europatournee, die sie 1972 durch England (wo sie im Marquee Club auftraten), Holland und die Schweiz geführt hatte, machte Island Records auf die Sparks aufmerksam. 1973 zogen Ron und Russell darum nach England, holten sich neue Musiker (Norman 'Dinky' Diamond, Adrian Fisher, Martin Gordon) und produzierten Anfang 1974 mit Muff Winwood die Platte, die viele noch heute für ihr Meisterwerk halten: Kimono My House. Das Album enthielt zwei ihrer bekanntesten und erfolgreichsten Titel, den Nummer-2-Hit ''This Town Ain't Big Enough for Both of Us'' und dessen Nachfolgesingle ''Amateur Hour''.

Das englische Musikmagazin Sounds schrieb: „Sparks got the musical extravagance of Wizzard, the sophisticated feel of Roxy and the menacing power of the Third Reich.“ Der NME sprach von „Instant Classic“. Die einzige Konstante in den Artikeln der Musikpresse war allerdings immer der unausweichliche Hinweis auf Rons „Hitler“-Schnurrbart. Diesen trug er aber nach eigenen Angaben nur nach dem Vorbild von Charlie Chaplin.

Noch im gleichen Jahr folgte Propaganda, eine dem vorangegangenen Album sehr ähnliche Produktion, die wieder einige Hit-Singles enthielt, darunter Something for the Girl with Everything und Never Turn Your Back on Mother Earth.

Zu dieser Zeit wurden die Sparks dem Glam-Rock zugerechnet, wie auch T. Rex, mit denen sie manchmal verglichen wurden.

Für Indiscreet (1975) bedienten sich die Sparks der Hilfe des David Bowie-Produzenten Tony Visconti. Dieses Album darf als das ausgereifteste der Island-Jahre gelten. Allerdings enthielt es keine vergleichbaren Hitsongs mehr und der Stilmix (u.a. Swing und Big Band) verstörte einige der frühen Fans.

Amerika

1976 kehrten die Maels nach Amerika zurück, wo sie, wiederum mit neuen Musikern, nun den Durchbruch zu erreichten suchten. Allerdings blieben sowohl das nächste Album Big Beat als auch das folgende, ironisch Introducing Sparks genannt, weit hinter den Erwartungen zurück. Auf ihrer Homepage wird diese Platte als „uneasy cross between“ The Beach Boys und Randy Newman bezeichnet. Allerdings sind gerade die fast als Beach-Boys-Parodien zu hörenden Stücke von sehr eigenem Reiz. In dem Katastrophenfilm Achterbahn (orig. Rollercoaster) aus dem Jahre 1976 sind sie als Liveband zur Eröffnung eines Themenparks zu sehen.

Der nächste Einschnitt erfolgte durch die Zusammenarbeit mit Giorgio Moroder, der gerade Donna Summer zu Erfolgen geführt hatte. Das Ergebnis war 1979 No 1 in Heaven, das einen völligen Stilwechsel bedeutete und ihnen besonders mit dem Titelsong und der Single Beat the Clock ein gänzlich neues Publikum bescherte. In den folgenden Jahren veröffentlichten sie eine Reihe von Alben, die hauptsächlich in Frankreich erfolgreich waren, wo sie 1980 mit When I'm With You einen ihrer größten Hits hatten.

Comeback

1994 veröffentlichten die Sparks nach einer sechsjährigen Pause Gratuitous Sax & Senseless Violins (eine Wortspielerei: gratuitous sex & senseless violence = grundloser Sex und sinnlose Gewalt), das wiederum einen markanten Stilwechsel vollzog. Klare Melodien und Russells Stimme wurden wieder in den Vordergrund gerückt, teilweise unterlegt von Techno-Beats. In Deutschland wurde die Single When Do I Get to Sing 'My Way' dank MTV zum Überraschungshit. Nach diesem kurzen Erfolg veröffentlichten Sparks Plagiarism auf dem sie ihre größten Hits in teils völlig neuen Arrangements präsentierten. Auch beim Nachfolgealbum Balls blieb der Erfolg großteils aus. Erst mit der Veröffentlichung von Little Beethoven und anschließend Hello Young Lovers konnten sie erneut Erfolg bei Kritikern als auch beim Publikum feiern. Die erste veröffentlichte Single Metaphor des Albums Hello Young Lovers wurde im deutschen Rolling Stone als „Single des Jahres“ bezeichnet.

Anlässlich des 21. Studioalbums Exotic Creatures of the Deep führten die Sparks im Mai und Juni 2008 alle ihre Alben live in London auf.

Im August 2009 wurde im Schwedischen Rundfunk ein neues Radio-Musical der Sparks mit dem Titel "The Seduction of Ingmar Bergman" aufgeführt, das von dem fiktiven Aufenthalt des Regisseurs in Amerika erzählt.

Stil und Einfluss

Obwohl es andere Bands gibt, die seit ähnlich langer Zeit bestehen, dürften die Sparks ziemlich einzigartig in ihrem Bestreben sein, neue Stilrichtungen anzunehmen oder einzuführen. Dabei sind die Falsettstimme Russells sowie die ironischen, oftmals von Spott durchzogenen Texte („I bought the Mississippi river“, „I think I’m falling in love with myself again“, „Your call is very important to us, please hold“) und Melodien Rons für den Sparkssound bestimmend. Während andere Gruppen der 70er Jahre live kaum mehr als alte Hits abspielen, können es die Sparks verantworten, ein gesamtes neues Album live vorzustellen (so wie Anfang 2006 mit Hello Young Lovers geschehen). Seit "Lil' Beethoven" (2003) scheinen die Brüder ihren Stil gefunden zu haben. Man könnte es als Mischung aus teils mehrstimmigem Acapella, Synthie-Pop, Rock und Mittelalter-Kommentarismus mit bissig-ironischen Texten bezeichnen. Die Musik der frühen Jahre wird manchmal als Einfluss für Queen genannt. Nach eigenem Bekunden von der Musik der Sparks geprägt sind unter anderem Franz Ferdinand, Morrissey, Depeche Mode, Faith No More, Erasure, Devo, Siouxsie Sioux, Scissor Sisters und Mika. Man kann auch Klaus Nomi und Peter Gabriel zu den frühen Fans zählen. Der kommerzielle Erfolg scheint den Brüdern ähnlich egal zu sein wie den ähnlich gelagerten Yello. Wenn man sich die Musikhistorie ansieht, sind einzig die Pet Shop Boys auf ähnlichem, wenngleich wesentlich erfolgreicheren Terrain unterwegs. Man könnte durchaus behaupten, dass die Brüder Mael eine Avantgarde-Version der Pet Shop Boys darstellen.

Diskografie LPs

  • Halfnelson / Sparks - 1971
  • A Woofer in Tweeter's Clothing - 1972
  • Kimono My House - 1974
  • Propaganda - 1974
  • Indiscreet - 1975
  • Big Beat - 1976
  • Introducing Sparks - 1977
  • No 1 in Heaven - 1979
  • Terminal Jive - 1980
  • Whomp That Sucker - 1981
  • The History of Sparks - 1981, Underdog Records (Distribution Carrere)
  • Angst in My Pants - 1982
  • In Outer Space - 1983
  • Pulling Rabbits out of a Hat - 1984
  • Music That You Can Dance To - 1985
  • Interior Design - 1988
  • In the Swing (Compilation) - 1993
  • Gratuitous Sax & Senseless Violins - 1994
  • Plagiarism - 1997
  • Balls - 2000
  • Lil' Beethoven - 2002
  • Hello Young Lovers - 2006
  • Exotic Creatures of the Deep - 2008
  • The Seduction of Ingmar Bergman - 2009

Auszeichnungen

  • RSH-Gold
    • 1996: in der Kategorie „Comeback des Jahres“[1]

Einzelnachweise

  1. RSH-Gold Verleihung 1996

Weblinks


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