Spanische Treppe

Spanische Treppe
Mai 2007
Piranesi Piazza di Spagna um 1748
Spanische Treppe mit Trinità dei Monti um 1900
Spanische Treppe um 2000
Fontana della Barcaccia
Blick von der spanischen Treppe hinunter auf den Piazza di Spagna

Die Spanische Treppe (italienisch Scalinata di Trinità dei Monti, der deutsche Name stammt von der unterhalb gelegenen Piazza di Spagna) in Rom ist eine der bekanntesten Freitreppen der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Die Spanische Treppe geht zurück auf die städtebaulichen Ambitionen des Papstes Innozenz XIII. Vor dem Bau der Treppe wurde der wild bewachsene Abhang, der von der Kirche Santa Trinità dei Monti zur Piazza di Spagna hinabführte, als unpassender Abschluss des inzwischen bebauten Stadtgebietes empfunden. Die Piazza Spagna bezog ihre Bedeutung vor allem von der spanischen Botschaft beim Vatikan, die hier ihren Sitz hat. Der Platz vor der spanischen Botschaft war spanisches Hoheitsgebiet, und jeder Ausländer, der sich dort ohne Genehmigung aufhielt, konnte zum Dienst in der spanischen Armee verpflichtet werden. Auch ein Asylrecht gegenüber dem Vatikan konnte hier gewährt werden.

Interessengegensatz zwischen Frankreich und dem Papst

Neben die Interessen des Papstes traten sehr früh die des französischen Königs. Mit einer Treppe sollte ein feierlicher Aufstieg zu der von König Ludwig XII. von Frankreich finanzierten Kirche Trinità dei Monti ermöglicht werden. Wie auf einer Inschrift auf dem unteren Absatz der Treppe zu lesen ist, hatte der französische Gesandte Etienne Gueffier bei seinem Tod im Jahre 1661 für den Bau einer Treppe einen beträchtlichen Geldbetrag hinterlassen. Es sollte allerdings bis zur Fertigstellung der Treppe bis 1725 dauern. In der genannten Inschrift wird verklausuliert von OPUS AUTEM VARIO RERUM INTERVENTU, also dem Dazwischenkommen verschiedener Dinge gesprochen. Dahinter steht ein Interessenkonflikt zwischen dem französischen König und dem Papst. Die Treppe sollte ein französisches Denkmal sein, was sich nicht mit dem Machtanspruch des Papstes verbinden ließ. Die Konkurrenz zwischen König und Papst lässt sich noch heute an den Lilien der Bourbonen auf den äußeren seitlichen Pfeilern und den Adlern als Wappen des Papstes Innozenz XIII. auf den inneren Pfeiler ablesen. Lilien und Adler wiederholen sich auch auf den vier Kugeln am Beginn der Treppe.

Der Sonnenkönig Ludwig XIV. wollte die Treppe ursprünglich mit einem - ihn verherrlichenden - Reiterstandbild abschließen. Diese Machtdemonstration der französischen Schutzmacht war für die Päpste jedoch unannehmbar. Der Gegensatz zwischen König und Papst führte zunächst einmal dazu, dass nichts geschah. Benedikt XIII. setzte dann 1721 durch, dass die Treppe im römischen Stil gebaut wurde. Ludwig XV. musste sich mit einer Gedenktafel zufriedengeben. Papst Clemens XII. wollte dann 1733 die Treppe mit einem Obelisken abschließen, der endgültig die Macht der Päpste auch gegenüber Frankreich demonstrieren sollte. Auf Grund französischer Proteste wurde auch aus diesem Plan zunächst einmal wieder nichts. Erst im Jahre 1789, als die Sorgen des französischen Königs andere waren als ein Obelisk in Rom, konnte der Obelisk aufgestellt werden.

Der Bau der Treppe

Der Entwurf zur Spanischen Treppe stammt von Francesco De Sanctis, der sich in einem von Papst Clemens XI., dem Vorgänger Innozenz XIII., ausgeschriebenen Wettbewerb gegen Alessandro Specchi durchsetzte. Dieser hatte mit dem später abgerissenen Ripetta-Hafen bereits einen ähnlichen Auftrag mit Erfolg durchgeführt. Die Probleme De Sanctis' waren beträchtlich: Am Beginn der Treppe treffen zwei Sichtachsen aufeinander. Zum einen der Blick nach Norden zur Via del Babuino, sowie nach Westen zur Via Condotti. Die Treppe beginnt mit einem zentralen Aufgang und zwei parallelen seitlichen Läufen. Alle drei treffen nach einem Drittel der Steigung auf einer ersten Terrasse zusammen, um sich dann wieder zu trennen und die zweite Terrassenmauer zu umfließen. Es folgt ein sich verengender zentraler Aufgang, der sich vor der letzten Terrassenmauer wieder teilt und endlich zur Kirche Trinità dei Monti führt. Mit dieser Dreiteilung der Treppe nahm De Sanctis auch Bezug auf die der Heiligen Dreifaltigkeit geweihten Kirche auf dem Hügel. Die Wirkung der Treppe wird noch dadurch verstärkt, dass einige Treppenstufen konvex, andere dagegen konkav verlaufen.

Fontana della Barcaccia

Auf der Piazza di Spagna vor der Treppe befindet sich die ältere, von Pietro Bernini, dem Vater Giovanni Lorenzo Berninis, in den Jahren 1628 und 1629 errichtete Fontana della Barcaccia. Angeblich wurde ein Kahn während einer Tiberüberschwemmung an den Weihnachtstagen des Jahres 1598 hierher getragen und blieb beim Zurückweichen der Flut liegen. Dieser hat Bernini inspiriert, den Brunnen in Kahnform anzulegen.

Die Spanische Treppe heute

Die Spanische Treppe ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Roms. Sie gilt als beliebter Treffpunkt für Touristen. Die Treppe hat insgesamt 138 Stufen.

Die Gegend um die Straße Via Condotti am Fuß der Treppe wurde zum luxuriösen Einkaufsbezirk mit Geschäften wie Gucci. Direkt neben der spanischen Treppe befinden sich rechts das Keats-Shelley-Museum und links Babington's Tea Room. Beides, die ehemalige Wohnung des englischen Schriftstellers Percy Bysshe Shelley, in der auch John Keats lebte und starb, wie auch der alte englische Tea Room sind Zeugen der internationalen Künstlergemeinschaft, die im 18. und 19. Jahrhundert rund um die Piazza di Spagna lebte.

Literatur

  • Klaus Bartels: Roms sprechende Steine. 2. Aufl. Zabern, Mainz 2001, ISBN 3-8053-2690-4.
  • Marrco Bussagli (Hrsg.): Rom – Kunst & Architektur. Könemann, Köln 1999, ISBN 3-8290-2258-1.
  • Roland Günter: Rom, spanische Treppe: Architektur, Erfahrungen, Lebensformen. Hamburg: VSA 1978, ISBN 3-87975-155-2.
  • Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 214–217.
  • Anton Henze: Kunstführer Rom. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 304–305.
  • Wolfgang Lotz: Die Spanische Treppe. Architektur als Mittel der Diplomatie. in: Römisches Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band 12, Tübingen 1969, S. 39-94, Veröffentlichungen der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut) in Rom herausgegeben von Wolfgang Lotz
  • Eckart Peterich: Rom. 2. Aufl. Prestel, München 1998, ISBN 3-7913-2043-2.
  • Reinhard Raffalt: Concerto Romano. Prestel, München 1955; 14. Ausg. 1999, ISBN 3-7913-2236-2.

Weblinks

 Commons: Spanische Treppe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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