Spanair-Flug 5022

Spanair-Flug 5022
40.530318-3.569731
Spanair-Flug 5022
Spanair MD82 EC-HFP.jpg

Die verunglückte EC-HFP im März 2008

Zusammenfassung
Datum 20. August 2008
Typ Startunfall
Ort Madrid
Getötete 154
Verletzte 18
Flugzeug
Flugzeugtyp McDonnell Douglas MD-82
Fluggesellschaft Spanair
Kennzeichen EC-HFP
Name Sunbreeze
Passagiere 162
Besatzung 6 im Dienst, 4 außer Dienst
Überlebende 18

Flug JK 5022 war ein Linienflug der spanischen Fluggesellschaft Spanair, auf dem am 20. August 2008 die eingesetzte McDonnell Douglas MD-82 beim Start auf dem Flughafen Madrid-Barajas nach einer Fehlfunktion der Auftriebshilfen verunglückte. 154 von 172 Menschen an Bord kamen ums Leben.

Der Flug, der nach Las Palmas de Gran Canaria führen sollte, wurde im Codesharing mit der Lufthansa durchgeführt und trug zusätzlich deren Flugnummer LH 2554.

Inhaltsverzeichnis

Fluggerät

Bei dem verunglückten Flugzeug handelte es sich um eine McDonnell Douglas MD-82. Die mit zwei Triebwerken vom Typ Pratt & Whitney JT8D-219 ausgestattete Maschine mit der Seriennummer 53148/2072 machte ihren Erstflug am 1. November 1993 und wurde am 18. November 1993 an Korean Air ausgeliefert. Spanair betrieb das Flugzeug seit dem 23. Juli 1999 mit der Luftfahrzeug-Kennung EC-HFP.[1]

Verlauf

Skizze der Unfallstelle

Das Unglück ereignete sich um 14:24 Uhr (MESZ) bei klaren Wetterverhältnissen. Unmittelbar nach dem Abheben brach das Flugzeug in geringer Höhe seitlich aus, schlug rechts von der Startbahn auf dem Gelände auf und brannte aus.

148 der 166 Passagiere sowie alle 6 Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben, die übrigen 18 Passagiere wurden teils schwer verletzt.[2] Unter den Toten befanden sich neben spanischen Staatsbürgern auch mindestens 14 Personen aus neun weiteren Nationen, darunter 5 Personen aus Deutschland, 2 aus Frankreich sowie jeweils 1 Person aus Bulgarien, Brasilien, Gambia, Indonesien, Italien, Mauretanien und der Türkei.[3][4]

Es war der erste große Flugzeugunfall in Spanien seit dem Absturz von Flug 610 der Iberia in Bilbao am 19. Februar 1985.[5]

Der Absturz der Maschine wurde durch eine auf die Startbahn gerichtete Überwachungskamera des Flughafens Madrid-Barajas aufgenommen.

Untersuchungen

Am 20. August 2008 gab die Ministerin für Infrastruktur Magdalena Álvarez eine erste Stellungnahme ab. Ihrem Ministerium untersteht auch die spanische zivile Luftfahrtbehörde Dirección General de Aviación Civil (DGAC). Dabei bestätigte sie, dass das Flugzeug kurz nach dem Starten nach rechts ausbrach und danach verunglückte.[6] Sie bestätigte ebenfalls, dass Unfallexperten die beiden Flugschreiber geborgen haben, wovon einer beschädigt sei, und dass es keinerlei Anzeichen für einen Terroranschlag gebe.

Die Auswertung der Flugschreiber ergab, dass die Auftriebshilfen des Flugzeuges beim Start nicht auf Startstellung ausgefahren waren. Der dafür vorgesehene Alarmton war während der gesamten CVR-Aufzeichnung nicht wahrnehmbar[7]. Die in Darstellungen diverser Medien genannten und von den Piloten während des Startlaufs angeblich ignorierten Alarme stammen vom nach Abheben aktiv werdenden Stall- bzw. Ground Proximity Warning System[7]. Eine Fehlfunktion der Triebwerke oder ein Triebwerksbrand war bei dieser Auswertung nicht zu erkennen. Die Ermittlungen zum endgültigen Unfallbericht dauerten bis 2010.[8][9]

Eine interne Untersuchung der Spanair hat ergeben, dass ein Computer in der Firmenzentrale mit einem Trojaner infiziert war. Dieser Computer war dafür zuständig, dass für den Fall, dass ein technisches Problem in ähnlicher Art und Weise drei mal hintereinander auftritt, der Pilot der Maschine eine Warnung erhält. Die Infektion mit dem Trojaner hat diese Warnung verhindert. Wenn der Pilot die Warnung erhalten hätte, wäre der Start der Maschine möglicherweise verhindert worden.[10]

Nach dem am 29. Juli 2011 veröffentlichten Abschlussbericht war die Unfallursache die, dass die Besatzung unmittelbar nach dem Start die Kontrolle über das Flugzeug verloren hat. Das Flugzeug war nicht richtig für den Start konfiguriert, da die flaps und slats nicht ausgefahren waren. [11]

Reaktion der europäischen Flugaufsichtsbehörde

Europäische Fluggesellschaften müssen künftig neue Sicherheitschecks vor dem Start durchführen. Betroffen sind rund 180 Maschinen des Herstellers McDonnell-Douglas und damit hauptsächlich Spanair, Alitalia und SAS Scandinavian Airlines als größte Betreiber.[12]

Einzelnachweise

  1. Spanair EC-HFP (McDonnell Douglas MD-80/90) (Ex HL7204 HL7548). Airfleets.net. Abgerufen am 21. August 2008.
  2. Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network abgerufen am 10. Mai 2010
  3. Passagierliste des Fluges JK5022. (Nicht mehr online verfügbar.) spanair.com, ehemals im Original, abgerufen am 21. August 2008 (deutsch).
  4. Pelo menos 14 mortos são estrangeiros, um deles brasileiro. sapo.pt, 21. August 2008, abgerufen am 28. November 2010 (portugiesisch).
  5. Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network
  6. http://www.reuters.com/article/topNews/idUSLK27234920080820?feedType=RSS&feedName=topNews (englisch)
  7. a b vorläufiger Untersuchungsbericht Seite 34
  8. Error With Flaps May Have Led To Spanair Crash Last Month. Wall Street Journal. Abgerufen am 3. September 2008.
  9. tagesschau.de: Technischer Defekt verursachte Spanair-Absturz (nicht mehr online verfügbar) vom 9. Oktober 2008
  10. Trojanerattacke: Flugzeugabsturz möglicherweise von Computerschädling mitverursacht. Spiegel Online, 22. August 2010, abgerufen am 22. August 2010.
  11. Crash: Spanair MD82 at Madrid on Aug 20th 2008, went off runway during takeoff. AVHerald. Abgerufen am 11. August 2011.
  12. Airlines müssen neue Sicherheitschecks einführen. Reaktion auf Spanair-Absturz. Spiegel Online, 29. Oktober 2008, abgerufen am 28. November 2010.

Weblinks

 Commons: Spanair-Flug 5022 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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